Berlin im Jahr 1912
01. 01. In Berlin sind zur Personenbeförderung 655 Krafträder und 4 958 Kraftwagen registriert.
01. 01. Erich Campe wird geboren. Der Boxer gewann bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 als Berliner Teilnehmer im deutschen Aufgebot die Silbermedaille im Weltergewicht. Campe Deutscher Meister 1932, 1934 und 1936.
12. 01. Bei den Reichstagswahlen erhält die Sozialdemokratie in den acht Großberliner Wahlkreisen über 75 Prozent der Stimmen und sieben der acht möglichen Mandate.
15. 01. Das Ambulatorium für Sprach- und Stimmstörungen, gegründet 1891 von dem Mediziner Hermann Carl Albert Gutzmann sen., wird an die Hals-Nasen-Klinik der Charité angegliedert.
18. 01. Fritz Messner wird geboren. Der Hockeyspieler gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille. Er bestritt 22 Länderspiele.
19. 01. Der Dozent für Bergbau- und Salinenkunde an der Berliner Bergakademie Georg Franke wird mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Direktors der Akademie beauftragt und zugleich mit dem Vorsitz in der Kommission für die Bergreferendar-Prüfung betraut.
27. 01. Per Kabinettsorder wird der »Kaiserpreis für den besten deutschen Flugzeugmotor« ausgeschrieben, für den 68 Motoren von 14 Herstellern gemeldet wurden. Die Auswertung wurde der Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof übertragen.
27. 01. Kaiser Wilhelm II. erteilt Rixdorf die Genehmigung, sich fortan Neukölln zu nennen.
28. 01. Der »Deutsche Wehrverein« wird in Berlin mit dem Ziel gegründet, weite Teile des Volkes »wehrhaft« zu machen und Kriegsbegeisterung zu wecken. Den Vorsitz übernahm A. Keim.
01. 02. Die »Sportpalast-Betriebs-Actien-Gesellschaft« verpachtet den Sportpalast an die »Hippodrom-Palast GmbH« (Geschäftsführer Emil Vogts) für zunächst drei Monate. Der neue Name des Sportpalastes, »Hippodrom-Palast«, verschwand sehr schnell wieder.
01. 02. Dr. Ernst Trendelenburg wird zum Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ernannt. Er trat die Nachfolge von Dr. Ernst von Simson an.
03. 02. Die Operette »Der liebe Augustin« von Leo Fall erlebt im Neuen Theater am Schiffbauerdamm 5 ihre Uraufführung.
03. 02. Ab 24.00 Uhr beginnt im Berliner Sportpalast (Schöneberg) das 4. Berliner Sechstagerennen. Am Start waren 15 Paare. Die Zuschauerresonanz ging gegenüber der Premiere vor einem Jahr merklich zurück.
04. 02. An der meteorologischen Station auf dem Gelände der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem werden -23,0°C gemessen. Das war das absolute Minimum der Lufttemperatur für den Zeitraum 1908 bis 1924.
07. 02. Kaiser Wilhelm II. eröffnet im Weißen Saal des Berliner Schlosses die neue Legislaturperiode des Deutschen Reichstages.
17. 02. Professor Heinrich Strack, Professor für Architektur an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, stirbt in Berlin.
18. 02. Der »Grade-Flieger Hermann Pentz startet zum ersten Postflug Deutschlands in Bork bei Berlin nach dem 8 km entfernten Brück. In Bork befanden sich die »Hans-Grade-Fliegerwerke«.
21. 02. Ferdinand Kurlbaum spricht »Über die technischen Revolutionen der letzten zwei Jahrzehnte« in der 627. Sitzung der Berliner Mittwochs-Gesellschaft für wissenschaftliche Unterhaltung.
23. 02. Kaiser Wilhelm II. nimmt um 11.00 Uhr in der Hofloge des Sportpalastes Platz und verfolgt das Preisreiten des Berlin-Potsdamer Reitervereins. In seinem Gefolge waren u.a. Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen (Louise Sophie) mit Tochter und Sohn.
09. 03. Zwischen dem Vorortbahnhof Grünau und der Gemeinde Schmöckwitz wird eine Benzolstraßenbahn, die entlang der Dahme fährt (Uferbahn«), in Betrieb genommen. Sie wurde im Herbst elektrifiziert.
12. 03. In Steglitz verstirbt im Alter von 74 Jahren der Geheime Medizinalrat Prof. Dr. Wilhelm Dönitz, einer der Hauptmitarbeiter Robert Kochs, Vorsteher im Institut für Infektionskrankheiten.
15. 03. Der Bahnhof Rixdorf wird in Neukölln umbenannt.
20. 03. Die Bürgermeister der Vorortgemeinden Friedrichshagen und Rahnsdorf und der Vertreter des an den Müggelsee grenzenden Forstreviers gründen nach einer Beratung die »Freibad-Müggelsee-G.m.b.H.«, die den Bau eines Freibades beschloß.
23. 03. Wernher Freiherr von Braun wird in Wirsitz (Bromberg) geboren. Der Raketentechniker besuchte in Berlin das Gymnasium und studierte an der Technischen Hochschule zu Berlin Physik. Bereits als Student arbeitete er an der Entwicklung von Raketenantrieben.
23. 03. Kronprinz Friedrich Wilhelm nimmt gegen 19.45 Uhr in der Hofloge des Berliner Sportpalastes (Schöneberg) Platz und wohnt bis 20.30 Uhr dem 5. Berliner Sechstagerennen bei. Er besuchte auch die beiden ersten Sechstagerennen im Sportpalast.
25. 03. In Berlin stirbt Paul Riedel, Drogist und Mitinhaber der Chemischen Fabrik J. D. Riedel in Britz.
27. 03. Die Spree bricht in den noch nicht fertiggestellten Tunnel der Untergrundbahn bei der Wallstraße (Mitte) ein. Die U-Bahn-Strecke wurde bis zum Potsdamer Platz überschwemmt.
30. 03. Der Deutsche Seglerbund wird im »Marinehaus« am Märkischen Ufer (Mitte) gegründet.
01. 04. Das Mainwasser-Untersuchungsamt in Wiesbaden wird der »Königlichen Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung« in Berlin unterstellt.
01. 04. Der Chemiker Prof. Ernst Otto Beckmann tritt sein Amt als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Chemie an.
01. 04. Mit Inkrafttreten des Zweckverband-Gesetzes vom 19. Juli 1911 beginnt auch die Vereinheitlichung des Straßenbahnnetzes in der Region. Bis 1920 wurden die Berliner Straßenbahngesellschaften und die der Vororte zur Berliner Straßenbahn zusammengefaßt.
01. 04. Das Gesetz über die Bildung des Zweckverbandes Groß-Berlin tritt in Kraft. Er führte Berlin mit sieben Städten sowie den Landkreisen Teltow und Niederbarnim zusammen. Aufgaben waren u.a. Erwerb von Freiflächen, Neuordnung des Bauens, Verkehrsfragen.
01. 04. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes über die Bildung des Zweckverbandes Groß-Berlin stellen alle Vororte Berlins, mit Ausnahme von Charlottenburg, Spandau und Neukölln, ihrem Namen die Bezeichnung Berlin voran. Aus Deutsch- wurde Berlin-Wilmersdorf.
03. 04. Nachdem die Gemeindevertretung von Pankow vor mehr als einem Jahr den Preußischen Landtag um Verleihung des Stadtrechts ersucht hatte, erhält sie eine abschlägige Antwort.
03. 04. Die »Wissenschaftliche Gesellschaft für Flugtechnik e.V.« wird in Berlin gegründet.
19. 04. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) beginnt das »I. Concours-hippique 1912«. An den dreitägigen Reit-, Spring- und Fahrwettbewerben wurden Ehren- und Geldpreise im Wert von 20 000 Mark verteilt.
20. 04. Der »Verein Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V.« mit Sitz in Berlin wird gegründet. Vorläufiger Präsident wurde Oberst Hugo Schmiedecke, Präsident ab Oktober 1912 Hermann Rieß von Scheurnschloß.
20. 04. Die O-Bus-Linie Bahnhof Steglitz - Knausplatz wird eröffnet.
21. 04. Prinz Heinrich von Preußen erläßt von Berlin aus einen Aufruf zur »National-Flugspende«, der ca. sieben Millionen Reichsmark einbrachte, von denen ein Teil zur Finanzierung der deutschen Luftfahrtforschung verwendet wurde.
01. 05. Der durchgehende Personenverkehr zwischen Bötzow und Bahnhof Spandau-West auf den Osthavelländischen Kreisbahnen wird aufgenommen.
04. 05. Im Berliner Sportpalast findet das »Internationale Marathon-Derby um die Weltmeisterschaft« mit den besten professionellen Langstreckenläufern der Welt statt. Marathon-Weltmeister wurde Hans Holmer (Dänemark) vor Paul Nettelbeck (Deutschland).
04. 05. Im Anschluß an den 2. Internationalen Hausbesitzerkongreß beginnt in Berlin die Ausstellung für Haus- und Wohnungsbau.
15. 05. Martin Kirschner erhält in Würdigung seiner Verdienste als Oberbürgermeister die Ehrenbürgerschaft. Die Friedrich-Wilhelms- Universität zu Berlin hatte ihm 1910 die Ehrendoktorwürde verliehen.
15. 05. Der Staatssekretär a. D. des Reichsschatzamtes, Adolf Wermuth, wird als neuer Oberbürgermeister Berlins gewählt.
19. 05. Das Berliner Polizeipräsidium erteilt dem Kommandeur der Heilsarmee in Deutschland, William John Mac Alonan, auf sein Ersuchen die Genehmigung zur Errichtung einer privaten Entbindungsanstalt in der Reinickendorfer Straße 55/Ecke Schulstraße (Wedding).
26. 05. Das Freibad am Müggelsee in Rahnsdorf wird der Öffentlichkeit übergeben. Bereits im Eröffnungsjahr wurden 177 365 Besucher gezählt.
01. 06. Die meteorologische Station auf dem Gelände der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem registriert mit einer Temperatur von -2,3°C ein bemerkenswertes Auftreten von Spätfrost.
01. 06. Eine zweite Grönlandexpedition, unter deren Teilnehmern sich der Geophysiker Alfred Wegener befindet, verläßt Kopenhagen in Richtung Grönland. Die Preußische Akademie der Wissenschaften hatte finanzielle Unterstützung gegeben.
02. 06. An der meteorologischen Station auf dem Gelände der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem wird mit einer Temperatur von -1°C ein bemerkenswertes Auftreten von Spätfrost registriert.
03. 06. Der »Verein Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V.« wird unter der Nr. 1457 in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Berlin-Mitte eingetragen.
14. 06. Der Physiker Max von Laue spricht in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, im Hörsaal des Helmholtz-Instituts, erstmalig über die Theorie der Röntgenstrahlen-Interferenzen.
26. 06. Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker wird in Kiel geboren. Der Physiker und Philosoph betrieb seine Forschungen am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin und in Leipzig.
27. 06. Die historische Humboldt-Mühle zu Tegel brennt zum größten Teil nieder.
28. 06. Die Versuchsanstalt für Luftfahrt schließt mit der »Terrain-AG am Flugplatz Johannisthal-Adlershof« einen bis 1929 gültigen Pachtvertrag über ein Gelände am Ostteil des Flugplatzes. Im Oktober wurden die ersten Gebäude bezogen.
28. 06. Der Ingenieur Friedrich Bendemann wird zum Direktor der Versuchsanstalt für Luftfahrt bestellt. Er blieb dies bis zum 31. Dezember 1919.
29. 06. Die Putlitzbrücke über den Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal (Tiergarten) wird dem Verkehr übergeben.
29. 06. Aus Breslau kommend, wird der Psychiater und Neurologe Karl Friedrich Bonhoeffer anstelle von Theodor Ziehen in den Vorstand des »Psychiatrischen Vereins zu Berlin« gewählt.
01. 07. Unter Beteiligung der vier Berliner Sportschützen von Bernstorff, Horst Goeldel-Bronikoven, Albert Preuß und von Zedlitz und Leipe gewinnt die deutsche Mannschaft die Brozemedaille im Wurftaubenschießen bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912.
01. 07. Hellmut Späth, der Urenkel des Firmengründers Christoph Späth, bekommt von seinem Vater Franz Späth den Gartenbaubetrieb zur selbständigen Leitung übertragen und wird alleiniger Besitzer der bekannten Berliner Firma.
02. 07. Der Berliner Sportschütze Alfred Goeldel-Bronikoven gewinnt bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Silbermedaille im Wurftaubenschießen-Einzel.
04. 07. Der Meteorologe Gustav Hellmann hält seine Antrittsrede als ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften.
05. 07. Heinrich Schomburgk, Tennisspieler des LTTC Rot-Weiß Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Goldmedaille im Rasentennis-Mixed. Schomburgk war zehnmal Deutscher Meister.
05. 07. Oscar Kreuzer, Tennisspieler des LTTC Rot-Weiß Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille im Einzel des Rasentennis-Turniers.
07. 07. Arthur Hobrecht, von 1872 bis 1878 Berliner Oberbürgermeister sowie Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Lichterfelde, Moltkestraße 42 (Steglitz).
09. 07. Richard Rau, Leichtathlet des SC Charlottenburg, läuft bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 mit der deutschen Staffel im Zwischenlauf über 4 x 100 m olympischen und Weltrekord. Rau war Deutscher Meister über 100 m 1909 bis 1912, 1919 und 1920.
09. 07. Der Berliner Wasserspringer Hans Luber gewinnt bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Silbermedaille im Kunstspringen. Luber war 1913 Deutscher Meister im Kunstspringen und 1926 und 1927 Europameister im Turmspringen.
09. 07. Der Techniker Alfred Lorenz überträgt erstmalig telephonisch eine Opernvorstellung aus dem Opernhaus Berlin (Mitte) in die Wohnung des Kronprinzenehepaares in Danzig.
10. 07. Der Berliner Schwimmer Kurt Malisch gewinnt bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille über 200 m Brust.
10. 07. Der Ingenieur E. Seppeler übernimmt die Leitung der Motorenabteilung der Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof.
13. 07. Der Techniker Robert Stock stirbt in Sophienwalde (Pommern). Stock erstellte 1896 für die Berliner Gewerbeausstellung das erste Messefernsprechamt und gründete 1899 die Deutschen Telephonwerke R. Stock & Co. (DeTeWe).
13. 07. Der Berliner Schwimmer Paul Kellner gewinnt bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille über 100 m Rücken.
14. 07. Der Physiker Max von Laue berichtet vor der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Berlin über die ersten Interferenzaufnahmen mit Röntgenstrahlen.
14. 07. Die Photographische Lehranstalt des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins beteiligt sich an der »allgemeinen deutschen photographischen Ausstellung« in Heidelberg. Sie erhielt den Ehrenpreis der dortigen Universität und eine goldene Plakette.
19. 07. Der deutsche Ruder-Achter mit Steuermann erringt mit den Berlinern F. Bartholomae, W. Bartholomae, Bröske, Dehn, Liebing, Matthiä, Reichelt, Runge und Vetter bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille.
21. 07. Willy Lautsch wird in Luckenwalde (Mark Brandenburg) geboren. Lautsch war ab 1950 Professor für Organische Chemie an der Freien Universität Berlin.
29. 07. Der Chemiker und Nobelpreisträger Prof. Emil Fischer begründet in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die Notwendigkeit der Einrichtung eines Institutes für Kohleforschung und formuliert deren Forschungsziele.
12. 08. Wilhelm Baumann wird geboren. Der Handballer des SC Charlottenburg Berlin errang bei den XI. Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Goldmedaille. Von 1936 bis 1938 bestritt er fünf Länderspiele.
17. 08. Fritz Kötter, seit August 1900 Professor an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, stirbt in Schopfheim (Baden).
18. 08. Hans Eller wird geboren. Der Ruderer des Berliner Ruder-Clubs gewann bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 die Goldmedaille im Vierer mit Steuermann.
23. 08. Die Grundstücke Potsdamer Straße 72 und 72 a (Schöneberg), die der Sportpalast- und Wintervelodrom-GmbH gehörten, gelangen zur zwangsweisen Versteigerung. Den Zuschlag erhielt die neugebildete Theater- und Konzerthaus-Aktiengesellschaft.
26. 08. Die Synagoge in der Pestalozzistraße 14-15 (Charlottenburg) wird eingeweiht. Es war das siebente jüdische Gotteshaus im Einzugsbereich der Reichshauptstadt.
26. 08. Die neuerbaute Synagoge in der Fasanenstraße (Charlottenburg) wird eingeweiht. Sie war die erste von den sieben Gemeindesynagogen, die nicht auf dem Gebiet von »Alt-Berlin« lag.
27. 08. Albrecht Wilke wird in Neukirchen/Saar geboren. Der Bergbauingenieur war seit 1967 Ordinarius und Direktor des Instituts für Lagerstättenforschung und Rohstoffkunde der Technischen Universität Berlin.
31. 08. Helmut Hamann wird geboren. Der Leichtathlet der SV Allianz Berlin gewann bei den XI. Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Bronzemedaille über 4 x 400 m. Hamann war über 4 x 400 m Europameister 1934, über 400 m Deutscher Meister 1935, 1936 und 1939.
06. 09. Auf Beschluß der Oberpostdirektion Berlin wird einem Rechtsanwalt der Telefonanschluß gesperrt, da er die Telefonistinnen wiederholt wegen schlechter Verbindungen beschimpft und auf Ermahnungen seitens der Post nicht reagiert hatte.
08. 09. Die Freiwillige Feuerwehr erhält in der Degenerstraße in Hohenschönhausen ein neues Feuerwehr-Depot. Dazu gehörten auch elf Wohnungen für Mitglieder und ihre Familien.
13. 09. Der langjährige Oberbürgermeister Martin Kirschner, Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Ehrwald in Tirol.
17. 09. Der Techniker Hermann F. Wiebe stirbt in New York. Wiebe arbeitete in der Kaiserlichen Normal-Eichungs-Kommission und in der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt auf den Gebieten Thermometrie bzw. Prüfungstechniken und war ab 1895 Professor.
18. 09. Der langjährige Oberbürgermeister Martin Kirschner, Ehrenbürger der Stadt, der am 12. September in Ehrwald (Tirol) verstorben war, wird auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde (Lichtenberg) beigesetzt.
19. 09. Kurt Sanderling wird in Orzysz (Woiwodschaft Suwalki, Polen) geboren. Der Dirigent leitete von 1960 bis 1977 das Städtische Sinfonie-Orchester in Berlin.
24. 09. Fritz Hinderer wird in Stuttgart geboren. Hinderer war Privatdozent für Astronomie, von 1951 bis 1957 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sternwarte Babelsberg der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und ab 1958 an der Freien Universität.
01. 10. Der Bahnhof Kaiser-Friedrich-Straße (Sonnenallee, Neukölln) wird eröffnet.
01. 10. Die Chemiker Richard Willstätter und Otto Hahn beginnen ihre Tätigkeit am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie.
01. 10. Die erste stabile Nachrichtenverbindung mit Schnelltelegraphen zwischen Berlin und Düsseldorf wird hergestellt.
01. 10. Dr. Lilly Hauff übernimmt als Direktorin die Leitung des 1866 in Berlin gegründeten »Vereins zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« (Lette-Verein).
01. 10. Der Physiker Hans Geiger beginnt seine Tätigkeit in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt als »Anwärter für die neu geschaffene Mitgliedstelle für Radiumforschung«.
05. 10. Das Vereinshaus der Berliner Rechtsanwaltschaft am Schöneberger Ufer 40 (Tiergarten) wird eingeweiht.
05. 10. Im Berliner Zirkus Schumann wird erstmals die Multimedia-Show des Künstlers Hanns Heinz Ewers »Der unsichtbare Mensch« mit allerlei technischen Tricks vor ausverkauftem Haus gezeigt.
16. 10. Mehr als 4 000 Eisenbahnarbeiter Berlins nehmen an einer Versammlung in den Concordiasälen in der Andreasstraße (Friedrichshain) teil, die zur allgemeinen Teuerung Stellung bezieht.
20. 10. Im Treptower Park findet eine Massenkundgebung gegen den Balkankrieg statt. 250 000 Berliner verlangten in einer Resolution, daß sich die Regierung aus allen Kriegswirren heraushalten sollte.
23. 10. Die beiden Kaiser-Wilhelm-Institute für Chemie unter Leitung von Prof. Ernst Otto Beckmann und für physikalische Chemie unter Leitung von Prof. Fritz Haber werden in Dahlem eingeweiht. Anschließend fand die erste Hauptversammlung der Gesellschaft statt.
23. 10. Im Maschinensaal des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Chemie in Berlin-Dahlem findet in Gegenwart von Kaiser Wilhelm II. die erste Hauptversammlung der Gesellschaft statt.
24. 10. Die »Berliner Volkszeitung« berichtet von Krawallen an der Markthalle, wo etwa 2 000 Frauen die Verkaufsstände stürmten, die Verkäufer hinausdrängten und die anrückende Polizei mit Fleisch und anderen Lebensmitteln bewarfen.
26. 10. Die neue Universitäts-Zahnklinik in der Invalidenstraße 87-89 (Mitte) wird eröffnet.
26. 10. Das Deutsche Entomologische Museum (Insektenkunde) wird in Berlin eröffnet. Später wurde in dem Gebäude in der Dahlemer Ehrenbergstraße 26-28 (Zehlendorf) das Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Freien Universität Berlin untergebracht.
31. 10. Kaiser Wilhelm II. besucht die am 26. August eingeweihte Synagoge in der Fasanenstraße (Charlottenburg) und bewundert besonders den Trausaal mit den von ihm gestifteten Kacheln.
02. 11. Die »Deutsche Gesellschaft für Beleuchtungstechnik« wird gegründet. Die erste Jahresversammlung des Vereins wurde 1913 in Berlin abgehalten. Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt wurde zum Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt.
03. 11. Die Zahl der Berliner U-Bahnhöfe wächst durch die Inbetriebnahme der Station »Gleisdreieck« auf 28 Bahnhöfe an.
04. 11. Der Königliche Tiergartendirektor zu Charlottenburg, Felix Freudemann, der seit 1884 im Tiergarten tätig gewesen war, 1906 dessen Direktor wurde und im Jahr 1909 den Rosengarten angelegt hatte, stirbt in Berlin.
07. 11. Prof. Ernst Otto Beckmann, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie, wird zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.
15. 11. Hans-Joachim Weise wird geboren. Der Segelsportler gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Goldmedaille in der Starboot-Klasse zusammen mit Peter Bischoff. Weise war 1936 und 1937 Europameister und 1938 Weltmeister.
15. 11. Der Germanist und Historiker Prof. Dr. Hermann Johannes Müller, der von 1884 bis 1908 als Direktor das Luisenstädtische Gymnasium in Berlin leitete, stirbt in Berlin. Von 1881 bis 1912 gab er die »Zeitschrift für Gymnasialwesen« heraus.
16. 11. In Oberspree wird eine 17 000-kW-Curtis-Turbine von AEG in Betrieb gesetzt. Die Drehstrom-Überland-Zentrale hatte in Oberschöneweide (Köpenick) am 1. September 1897 den Betrieb aufgenommen.
17. 11. In Berlin wird eine Zentralkommission für Sport- und Körperpflege gegründet.
18. 11. Der Oberverwaltungsgerichtsrat Theodor Hemptenmacher, Direktor der Commerz- und Disconto-Bank, stirbt in Berlin.
21. 11. Im Beisein der Gattin des damaligen Leiters der internationalen Heilsarmee, General Bramwell Booth, erfolgt anläßlich der traditionellen Bußtagsversammlungen die Feier zur Eröffnung ihrer Entbindungsanstalt in der Reinickendorfer Straße (Wedding).
21. 11. Der Ingenieur Rudolf Diesel hält in der Schiffbautechnischen Gesellschaft zu Berlin in der Technischen Hochschule zu Berlin (Charlottenburg) einen Vortrag über die Entstehung des Dieselmotors.
22. 11. Der Berliner Magistrat beschließt, die Städtische Technische Mittelschule ab 1. April 1913 in »Beuth-Schule/Höhere Technische Lehranstalt der Stadt Berlin« umzubenennen.
23. 11. In Berlin beginnt die zweitägige Gesamtsitzung des »Deutschen Ausschusses für den mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht« (DAMNU).
24. 11. In der Gerichtsstraße in Wedding wird das erste Krematorium Berlins in Betrieb genommen.
28. 11. Der Journalist und Dramaturg Otto Brahm stirbt bei der Premiere von Schnitzlers »Professor Bernhardi« im Lessing-Theater am Friedrich- Karl-Ufer. Er war Vorsitzender des Vereins »Freie Bühne«, ab 1894 Leiter des Deutschen und ab 1904 des Lessing-Theaters.
28. 11. Im Krematorium Wedding findet die erste Feuerbestattung in Berlin statt. Verbrannt wurde der Körper von Johanna Ahrend aus Schöneberg, laut Sterberegister jüdischen Glaubens.
05. 12. Der »Verein zur Förderung der Leibesübungen« wird gegründet.
07. 12. Das »Deutsche Opernhaus« in der Bismarckstraße (Charlottenburg) wird eingeweiht.
12. 12. Wegen des begehrten Tagesstempels - 12. 12. 1912 - herrscht auf dem Berliner Postamt 12, Zimmerstraße 26-28 (Kreuzberg), großer Andrang, vor allem von Briefmarkensammlern.
14. 12. Werner Stein wird in Berlin geboren. Stein war ab 1949 an der Freien Universität Berlin tätig, wo er - nach seiner Habilitation 1956 - als Professor für Physik und Biophysik Leiter der Abteilung Biophysik im Physikalischen Institut war.
19. 12. Das Görlitzer Ufer (Kreuzberg) wird in Taborstraße umbenannt.
23. 12. Die berühmte russische Tänzerin Anna Pawlowa gibt zu Beginn ihres Gastspiels im Neuen Königlichen Opernhaus (Krolloper) am Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten) eine Vorstellung vor geladenen Gästen.
23. 12. In der Regie von Max Reinhardt hat im Deutschen Theater, Schumannstraße (Mitte), Maurice Maeterlincks Stück »Der blaue Vogel« Premiere.
24. 12. Friedrich Mussehl stirbt. Mussehl war von 1891 bis 1912 Ortsvorsteher der Landgemeinde Tempelhof.
26. 12. Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm besucht mit seiner Familie eine Ballettvorstellung der russischen Tänzerin Anna Pawlowa im Neuen Königlichen Opernhaus (Krolloper) am Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten).
28. 12. Der jüdische Theologe Leo Baeck, ab 1912 nach Berlin als Gemeinderabbiner berufen, hält seine offizielle Antrittspredigt in der kurz zuvor erbauten Synagoge in der Fasanenstraße (Charlottenburg).
29. 12. Die Berliner Behörden geben bekannt, daß vom 1. April bis zum 27. Dezember in der Stadt 6 500 uneheliche Kinder geboren wurden.

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