Berlin im Jahr 1889
27. 01. Kaiser Wilhelm II. verleiht dem 3. westfälischen Infanterieregiment Nr. 16 den Namen »Infanterieregiment Freiherr v. Sparr« nach dem brandenburgisch-preußischen Generalfeldmarschall aus dem 17. Jahrhundert Otto Christof von Sparr, der in Berlin lebte.
14. 02. Der Gastwirt und Hotelbesitzer August Klein eröffnet im Stadttheater Köpenick (Kleins Hotel) in der Friedrichstraße 6 (Lüdersstraße) mit dem Lustspiel »Wie man sich eine Frau verschafft« den Köpenicker Theaterbetrieb.
15. 02. Der Mineraloge und Geologe Ernst Heinrich Carl von Dechen, von 1834 bis 1841 Professor für Bergbaukunde an der Universität Berlin, stirbt in Bonn.
21. 02. Die städtischen Körperschaften der Stadt Berlin beschließen, aufgrund der günstigen Finanzlage der Stadt die Mietsteuer zu senken.
27. 02. Der Hohenstaufenplatz (Kreuzberg) erhält seinen Namen.
28. 02. Auf dem 50. Stiftungsfest des Berliner Polytechnischen Vereins führt der Ingenieur Carl Frischen erstmals ein »lautsprechendes Telephon« vor.
08. 03. Zwischen dem Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und dem Vorstand des Vereins »Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei« zu Berlin wird ein Vertrag über den Bau und den Betrieb einer Lehr- und Versuchsanstalt für Brauerei geschlossen.
12. 03. Die Willibald-Alexis-Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
18. 03. Die Tradition der »Märzfeier« mit der Ehrung der Gefallenen der bürgerlich-demokratischen Revolution 1848/49 in Friedrichshain wird erneut aufgenommen.
31. 03. Prof. Hermann Settegast, Professor für Tierzucht und landwirtschaftliche Betriebslehre an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, deren Rektor er zweimal war (1883 - 1885 und 1887 - 1889), tritt in den Ruhestand.
01. 04. Durch einen Beschluß der Körperschaften der Stadt Berlin vom 21. Februar beträgt die Mietsteuer für Wohnungen bis zu 300 Mark pro Jahr 3 % und für Wohnungen bis zu 6 000 Mark pro Jahr 5 %.
01. 04. Prof. Hugo Werner übernimmt die Vorlesungen in den Fächern Betriebslehre, Buchführung und Rinderzucht an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin.
01. 04. Im »Nikolaus-Bürgerhospital« in der Großen Frankfurter Straße (Friedrichshain), 1839 nach einer Schenkung des russischen Zaren an die Berliner Armen mit 90 Plätzen gegründet, leben 89 Hospitaliten bei freier Wohnung, Heizung und medizinischer Betreuung.
01. 04. Der Berliner Zeitungsverleger Rudolf Mosse gründet die »Berliner Morgen-Zeitung«.
02. 04. Rudolf Hoecker wird in Buenos Aires geboren. Hoecker war von 1916 bis 1930 Mitarbeiter der Königlichen Bibliothek in Berlin und danach bis 1934 Direktor der Universitätsbibliothek Berlin.
08. 04. Per Gesetz wird eine Zweigbahn der Nordbahn, die Bahn Schönholz - Velten - Kremmen, genehmigt. Mit dem Bau wurde im Herbst 1891 begonnen.
10. 04. Otto Brahm, Samuel Fischer, Paul Schlenther, Theodor Wolff sowie die Gebrüder Julius und Heinrich Hart und andere gründen im Berliner Hotel Kempinski den Verein Freie Bühne. Aufgeführt wurden vor allem naturalistische und gesellschaftskritische Dramen.
14. 04. Im Großen Saal des Konzerthauses in der Leipziger Straße findet die erste proletarische Jugendweihe statt.
18. 04. Im Preußischen Geodätischen Institut in Potsdam erfolgt die erste als solche erkannte Registrierung eines Fernbebens. Dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde der Seismologie als geophysikalische Wissenschaft.
22. 04. Arnold Friedrich Vieth von Golßenau (Ludwig Renn) wird in Dresden geboren. Der Schriftsteller war Verfasser sehr erfolgreicher autobiographischer Romane und schrieb nach seiner Rückkehr aus der Emigration im Jahre 1947 in Ost-Berlin u.a. Jugendbücher.
23. 04. In Berlin beginnt die vierte »Allgemeine Versammlung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft«, die 1883 in Hamburg gegründet worden war.
11. 05. Die »Hüttenhaus-Aktiengesellschaft«, Rechtsträger des akademischen Vereins »Hütte« für den Bau des Vereinshauses, wird gegründet.
12. 05. Die »Spree-Havel-Dampfschiffahrt Gesellschaft Stern« (SHDG) mit dem Sitz Berlin nimmt ihren Betrieb auf.
18. 05. Die Niederschläge erreichen in Berlin innerhalb von 20 Minuten eine Höhe von 22,5 mm.
27. 05. An der am 1. April 1981 in Betrieb genommenen öffentlichen Stadtfernsprecheinrichtung sind genau 1 000 Sprechstellen angeschlossen. Ende 1981 waren aus den anfangs 48 Anschlüssen bereits 458 geworden.
01. 06. Die Urania bezieht ihr neues Gebäude in Moabit. Im dem Gebäude waren eine Sternwarte, ein Wissenschaftliches Theater und ein Laienexperimentiersaal untergebracht. Es mußte 1928 wieder geschlossen werden.
01. 07. Das erste Schaugebäude der Berliner Urania im Landesausstellungspark nahe dem Lehrter Bahnhof (Tiergarten), dessen Pläne unter Leitung des Geheimen Oberregierungsrats Spieker ausgearbeitet worden waren, wird vor geladenem Publikum eröffnet.
04. 07. Der Physiker August Kundt hält seine Antrittsrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
07. 07. Die Berliner Arbeiterschaft erweist dem beliebten sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten und Präsidenten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins Wilhelm Hasenclever die letzte Ehre. 15 000 Menschen zogen zum Friedhof der Freisinnigen Gemeinde.
12. 07. Hans Richter wird in Berlin geboren. Richter wurde vor allem durch Technik-Science-Fiction-Romane wie »Kanal«, »Turmstadt«, »Ozeania 3000 PS« bekannt.
18. 07. Hermann Kügler wird in der Gartenstraße im Berliner Norden geboren. Der Volkskundler und Berlinforscher war langjähriges Mitglied des »Vereins für die Geschichte Berlins«.
29. 07. Ernst Reuter wird in Apenrade (Dänemark) geboren. Reuter studierte Volkswirtschaft und trat 1912 der SPD, 1918 der KPD, 1921 wieder der SPD bei. Reuter wurde 1926 und 1946 Mitglied des Magistrats in Berlin und 1950 der erste Regierende Bürgermeister.
11. 08. Joachim Tiburtius wird in Liegnitz (Schlesien) geboren. Tiburtius war ab 1948 als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin tätig und wurde 1957 emeritiert. Er war Senator für Volksbildung in der Zeit von 1951 bis 1963.
13. 08. Anläßlich der Weddinger 600-Jahr-Feier steht die »Pankgrafschaft von 1381 zu Berlin bei Wedding an der Panke« an der Spitze des Festausschusses. Den »Hof Wedding« schenkte Markgraf Otto V. am 14. August 1289 den Berliner Bürgern.
14. 08. Willi (Wilhelm) Münzenberg wird in Erfurt geboren. Der Publizist war seit 1924 Mitglied des ZK der KPD und Reichstagabgeordneter (Kreis Frankfurt am Main/Hanau), gründete 1921 die »Arbeiter-Illustrierte-Zeitung« und betrieb ab 1929 »Berlin am Morgen«.
14. 08. Der evangelische Geistliche Carl Albert Ludwig Büchsel, ab 1846 Pfarrer an der St.-Matthäus-Kirche und bald darauf auch Superintendent der Landesdiözese Berlin-Cölln, stirbt im 86. Lebensjahr. Beigesetzt wurde er auf dem Matthäusfriedhof.
19. 08. Hermann Wilhelm Vogel eröffnet in Berlin die Internationale Photoschau, die aus Anlaß des 50. Jahrestages der Daguerreotypie veranstaltet wurde. Träger dieser Ausstellung war u.a. die »Deutsche Gesellschaft von Freunden der Photographie in Berlin«.
24. 08. R. A. C. von Schlieben erhält das Patent für einen Hutschirm.
01. 09. Eberhard Faden wird in Berlin geboren. Der promovierte Historiker war von 1939 bis 1945 Direktor des Berliner Stadtarchivs. Faden erwarb sich, u.a. durch zahlreiche Veröffentlichungen, große Verdienste um die Berliner Geschichtsforschung.
05. 09. An der Straße 1 a (seit 1902 Reisstraße und seit 1937 Lüdtgeweg) in Charlottenburg wird eine neuerbaute Feuerwache in Betrieb genommen.
15. 09. Auf Anregung des Berliner Trabervereins wird im noch unbebauten Westend eine zweite Trabrennbahn eröffnet. Die erste war in Weißensee in Betrieb genommen worden.
17. 09. Werner Dehn wird geboren. Der Ruderer der Berliner Ruder-Gesellschaft gewann bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille mit dem deutschen Achter. Deutscher Meister war er in dieser Bootsklasse 1912, im Vierer ohne Steuermann 1911.
18. 09. Das Wanderzirkusunternehmen Paul und Constanze Busch gibt erstmals in Berlin im Zirkus Krembser, dem sogenannten Wellblech-Zirkus, eine Vorstellung.
22. 09. In der Seestraße (Wedding) wird der Grundstein für die »Hochschul-Brauerei« (Versuchs- und Lehrbrauerei der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin) gelegt.
01. 10. Der Mathematiker Emil Lampe, Lehrer an einer Berliner Oberrealschule, wird an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen.
01. 10. Auf dem Gelände der Spandauer Heereswerkstätten wird die »Zentralstelle für Explosivstoffe« gegründet.
01. 10. Das neue Gebäude des Polizeipräsidiums am Alexanderplatz (Mitte) wird seiner Bestimmung übergeben.
01. 10. Der Bibliothekar an der Königlichen Bibliothek, Wilhelm Erman, der im September des Jahres zum Professor ernannt worden war, übernimmt die kommissarische Leitung der Universitätsbibliothek Berlin.
01. 10. In der Spandauer Straße 49 (Mitte) wird das dritte Kraftwerk mit einer Anfangsleistung von 1 680 kW, Gleichstrombetrieb, und einem Dreileitersystem mit 2 x 110 V in Betrieb genommen. Erstmals wurden stehende 1 200-PS-Tandem-Verbund-Maschinen eingesetzt.
03. 10. Carl von Ossietzky wird in Hamburg geboren. Der Publizist kam 1919 nach Berlin, wurde Redakteur der »Berliner Volkszeitung«, trat 1926 in die Redaktion der »Weltbühne« ein und wurde dort nach dem Tode Jacobsohns Chefredakteur. Er starb 1938 nach KZ-Haft.
11. 10. Der russische Zar Alexander III. stattet Berlin einen Besuch ab.
16. 10. Der Berliner Ingenieur Walter Reichel (Siemens & Halske) erhält das Patent DRP 53738 für den Bügelstromabnehmer für elektrische Bahnen. Dieser Stromabnehmer wurde erstmalig bei der Lichterfelder Straßenbahn eingesetzt.
20. 10. Der Theaterverein »Freie Bühne« bringt im Lessing-Theater am Friedrich-Karl-Ufer (Kapelleufer, Mitte) Gerhart Hauptmanns dramatisches Erstlingswerk »Vor Sonnenaufgang« zur Uraufführung. Die Vorstellung endete mit einem Theaterskandal.
26. 10. In Berlin konstituiert sich unter dem Namen »Freie photographische Vereinigung« ein Verein von Liebhabern der Photographie. Erster Vorsitzender war Prof. Gustav Fritsch.
27. 10. Aus Privatmitteln und u.a. auf Initiative von Rudolf Virchow wird in der Klosterstraße 36 (Mitte) das »Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes« errichtet.
27. 10. Rudolf Leonhard wird in Lissa (Lezno) geboren. Der Schriftsteller studierte in Berlin Philologie und Rechtswissenschaft, gründete mit Karl Heinz Martin das Theater »Die Tribüne«, war Mitarbeiter der »Weltbühne« und schrieb u.a. Bühnenwerke und Hörspiele.
31. 10. Zwischen der Kurfürstendamm AG und der Königlichen Regierung zu Potsdam wird ein Kaufvertrag über die Nutzung von 234 ha Grunewaldgelände zur Anlage einer Villenkolonie abgeschlossen.
31. 10. Der Reichsausschuß des Kreises Teltow erteilt die Genehmigung zum Anlegen der Villenkolonie Grunewald.
01. 11. Zum 350. Jahrestag der Reformation in Brandenburg wird vor der Nikolaikirche in Spandau ein Denkmal für Kurfürst Joachim II. Hektor eingeweiht.
03. 11. Die Köpenicker Gasanstalt wird eingeweiht.
16. 11. Hans Cürlis wird in Niederdorf-Straehlen (Geldern) geboren. Der Dokumentarfilmregisseur leitete seit 1919 das Institut für Kulturforschung in Berlin sowie das zugehörige Kulturfilminstitut. Er entwickelte einen Tricktisch und schuf etwa 350 Kulturfilme.
22. 11. Erwin Stresemann wird in Dresden geboren. Der Ornithologe Prof. Stresemann war Kustos am Zoologischen Museum der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitete an systematischen, tiergeographischen und entwicklungsgeschichtlichen Problemen.
06. 12. In der Sitzung der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin demonstriert August Kundt die Funktionsweise der Original-Luftpumpe von Otto von Guericke.
06. 12. Zum erstenmal spricht der Physiker Prof. Max Planck in einer Sitzung der Berliner Physikalischen Gesellschaft. Sein Thema war »Über Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung in verdünnten elektrolytischen Lösungen«.
21. 12. Der Techniker Carl Lorenz stirbt in Berlin. Lorenz war der Gründer der Firma »Telegraphenbauanstalt, Fabrik für elektrisches Licht, elektrische Eisenbahnen, Kunst und Industrie«, später C. Lorenz AG.
27. 12. In Berlin stirbt Ernst Christian Friedrich Schering. Schering hatte 1851 die »Grüne Apotheke« in der Chausseestraße (Mitte) erworben. Später gründete er in der Müllerstraße (Wedding) die chemische Fabrik E. Schering, aus der die Schering AG hervorging.
31. 12. Der 1880 gegründete »Dampfkesselrevisionsverein Berlin« hat jetzt 459 Mitglieder mit 1 174 Kesseln.

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