Berlin im Jahr 1881
01. 01. Hermann Settegast wird an die Landwirtschaftliche Hochschule zu Berlin berufen, wo er Vorlesungen über Betriebslehre und Tierzucht hält.
08. 01. Fritz Jäger wird in Offenbach am Main geboren. Jäger hatte 1911 den neu gegründeten Lehrstuhl für koloniale Geographie am geographischen Institut der Berliner Universität übernommen.
12. 01. Im Haus des Haupttelegrafenamtes in der Französischen Straße 33 c (Mitte) wird versuchsweise die erste Fernsprechvermittlungsstelle mit acht Anschlüssen in Betrieb genommen.
15. 01. Der Tiergarten, der Zoologische Garten und der Schloßbezirk Bellevue werden eingemeindet. Damit wurde die Lücke zwischen den Stadtteilen Moabit und Schöneberger Vorstadt geschlossen.
20. 01. Der Erweiterungsbau der Freimaurer-Loge »Royal York« in der Dorotheenstraße 21 (Mitte) wird seiner Bestimmung übergeben.
21. 01. Karl Koebe wird in Luckenwalde (Brandenburg) geboren. Koebe studierte u.a. in Berlin neuere Sprachen und promovierte 1906 in Greifswald. 1907 bestand er das höhere Lehrerexamen. Am Luisenstädtischen Gymnasium Berlin wurde er 1910 als Lehrer angestellt.
27. 01. Der von Bismarck berufene Preußische Volkswirtschaftsrat tritt zum erstenmal in Berlin zusammen.
28. 01. In Berlin stirbt der Fabrikbesitzer Christian August Beringer. Beringer hatte 1852 eine Farbenfabrik in Charlottenburg gegründet. Bekannt wurde die Firma durch das für Luxuspapiere wichtige »Blanc fixe«.
06. 02. Karl Julius Ploetz, Lehrer am Französischen Gymnasium in Berlin und Autor erfolgreicher Schulbücher für den Geschichts- und Sprachunterricht, stirbt in Görlitz.
14. 02. Die »Königliche Landwirtschaftliche Hochschule« wird in Berlin gegründet. Sie ging aus dem »Vereinigten Landwirtschaftlichen Lehrinstitut und Museum zu Berlin« hervor und hatte ihren Sitz in der Invalidenstraße 42 (Mitte).
26. 02. Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg wird als Braut des Prinzen Wilhelm, ab 14. Juni 1888 bis 1918 Kaiser Wilhelm II., feierlich in Berlin eingeholt.
27. 02. Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II., vermählt sich mit Prinzessin Auguste Victoria von Schleswig- Holstein in der Kapelle des Schlosses zu Berlin.
28. 02. Die Meierei Bolle beginnt mit drei Wagen den Milchverkauf in der Stadt.
01. 03. Der Zentralvieh- und Schlachthof, auf dem 1876 von der Gemeinde Lichtenberg erworbenen Teil der Lichtenberger Feldmark (ab 1. April 1938 zu Prenzlauer Berg), nimmt die Produktion auf. Er war mit 48 Hektar der größte städtische Versorgungsbetrieb.
13. 03. Die Technische Hochschule zu Berlin begeht den 100. Geburtstag von Karl Friedrich Schinkel. Vormittags fand eine Feier vor dem Denkmal am Schinkelplatz statt, am Nachmittag ein Festakt im Rathaussaal.
21. 03. Karl Fischer wird als Sohn eines Magistratsbeamten in Berlin geboren. Fischer gründete 1901 die Organisation »Wandervogel« und 1904 die Organisation »Altwandervogel«, die er 1906 im Streit verließ.
26. 03. Friedrich Carl Hermann Wiebe, Baumeister und Direktor der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt in Berlin.
01. 04. Leo Zuntz wird als Professor für Tierphysiologie an die Landwirtschaftliche Hochschule zu Berlin berufen.
01. 04. Berlin scheidet aus der Verwaltungshoheit der Provinz Brandenburg aus, bleibt aber deren Oberpräsidenten unterstellt.
01. 04. Der im Januar im Haus des Haupttelegraphenamtes in der Französischen Straße 33 c (Mitte) aufgenommene versuchsweise Betrieb der ersten Fernsprechvermittlungsstelle wird als öffentliche Stadtfernsprecheinrichtung mit 48 Anschlüssen in Betrieb genommen.
01. 04. Der Zoologe Alfred Nehring wird als Professor für Zoologie an die Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin berufen.
14. 04. Von einer im Torhäuschen am Potsdamer Platz errichteten Telefonzelle können die Berliner erstmals kommunizieren. Mit »Hier Amt, was beliebt?« meldete sich von 8.00 bis 21.00 Uhr die Stimme aus der Zentrale in der Mauerstraße. Es gab 48 Anschlüsse.
15. 04. Die erste elektrische Straßenbahn beginnt in Groß-Lichterfelde bei Berlin den Probebetrieb. Sie war von der Firma Siemens & Halske gebaut worden.
20. 04. Kaiser Wilhelm I. sichert der von Otto Fürst von Bismarck bereits 1873 entworfenen Konzeption zum Ausbau des Kurfürstendamms nochmals seine Unterstützung zu.
01. 05. Der Botaniker Albert Bernhard Frank wird als Professor für Pflanzenphysiologie und Pathologie an die Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin berufen.
02. 05. Leopold Ullstein erwirbt das Grundstück Kochstraße 23 (Kreuzberg) und baut dort sein erstes eigenes Verlagshaus.
04. 05. Der Bahnhof Zentralviehhof wird eröffnet.
05. 05. Der Sprachwissenschaftler Franz Felix Adalbert Kuhn stirbt in Berlin. Seit seiner Promotion 1837 war er am Köllnischen Gymnasiums in Berlin tätig, dem er bis zum Lebensende als Direktor vorstand. Ab 1872 war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
05. 05. Der Bahnhof Plötzensee wird eröffnet.
05. 05. Emil Winkler wird zum Rektor der Technischen Hochschule zu Berlin gewählt.
06. 05. Bernhard von Gaza wird geboren. Der Ruderer gewann bei den Olympischen Spielen in London 1908 als Berliner Teilnehmer im deutschen Aufgebot die Bronzemedaille im Einer. Er war Deutscher Meister im Einer 1907 und 1911, im Doppelzweier 1907, 1908 und 1913.
10. 05. Der Direktor des Statistischen Amtes Berlin, Richard Böckh, beginnt mit Vorlesungen über Theorie und Praxis der Statistik seine Tätigkeit als außerordentlicher Professor an der Berliner Universität.
12. 05. Für die erste elektrische Straßenbahn der Welt finden in Lichterfelde Probefahrten statt. Werner Siemens schrieb, daß die Zuschauer besonders überrascht waren, als der Wagen sich sofort mit einer Geschwindigkeit von ca. 30 km/h in Bewegung setzte.
13. 05. Johannes Schultze wird in Groß Krausnigk, Kreis Luckau, geboren. Der Staatsarchivrat und Professor für historische Hilfswissenschaften und Landesgeschichte war ab 1949 an der Freien Universität Berlin tätig.
15. 05. Der Bahnhof Kanne an der Berlin-Görlitzer Eisenbahn wird eröffnet.
16. 05. Die erste elektrische Straßenbahn der Welt aus der Firma Siemens & Halske nimmt offiziell den Betrieb auf. Die Stromzuführung erfolgte anfangs durch die Schiene. Die erste Strecke führte von Groß-Lichterfelde (Anhalter Bahnhof) zur Haupt-Kadettenanstalt.
21. 05. Der Friedrichsfelder Friedhof wird als »Armen-Gemeindefriedhof der Stadt Berlin« und als erster kommunaler Friedhof vor den Toren der Stadt eingeweiht. Erster hier Bestatteter war ein verunglückter Zimmermann namens Gustav Siebert.
23. 05. In Berlin werden die Handelsverträge des Deutschen Reiches mit Österreich-Ungarn und mit der Schweiz abgeschlossen.
27. 05. Der Physiko-Chemiker Prof. Hans Heinrich Landolt wird zum ersten Direktor der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin gewählt.
27. 05. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Dr. Freiherr von Lucius, führt das provisorische Statut und die provisorische Geschäftsordnung der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin ein.
04. 06. Die Große Berliner Pferde-Eisenbahn eröffnet die Linie Tegeler Chaussee (Scharnweberstraße, Reinickendorf) - Tegel.
15. 06. Kurt Malisch wird geboren. Der Schwimmer gewann bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 als Berliner Teilnehmer in der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille über 200 m Brust.
20. 06. Es beginnt die Überführung der Sammlungen des Kunstgewerbemuseums in das neue Haus in der Prinz-Albrecht-Straße (Kreuzberg).
22. 06. In der »Deutschen Landwirtschaftlichen Presse« Nr. 50 wird die Wiedereröffnung des landwirtschaftlichen Museums in Verbindung mit einer Dauerausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte in der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin angezeigt.
26. 06. Generalpostmeister Heinrich Stephan meldet dem deutschen Kaiser telegraphisch von Aachen aus nach Berlin die Vollendung des ersten Reichstelegraphen-Untergrundkabelnetzes mit einer Länge von 5 460 km.
27. 06. Testamentarisch verfügt der Buchhändler Johann Georg Kampffmeyer, daß nach seinem Tode 300 Mark der Armendirektion übergeben und deren Zinsen jährlich zum Geburtstage des Erblassers einer würdigen armen Person übergeben werden sollen.
30. 06. Im Berliner Zoo gibt es zwischen einem Nashornbullen und seiner Gattin einen heftigen Kampf. Der Maler Paul Meyerheim hielt das Ereignis in der Zeichnung »Rhinoceroskampf« fest, die in der Illustrierten Zeitung (1881) veröffentlicht wurde.
01. 07. Der Mediziner und Philosoph Rudolf Hermann Lotze stirbt in Berlin.
01. 07. Die Firma Stilke eröffnet in Berlin die erste Bahnhofsbuchhandlung.
07. 07. Der Altertumsforscher Heinrich Schliemann wird Ehrenbürger der Stadt. Die Ernennung erfolgte durch Unterstützung von Rudolf Virchow, der auch bei der Auszeichnung die Laudatio hielt. Schliemann hatte der Stadt 1881 die Troja-Sammlung geschenkt.
14. 07. Das erste »Verzeichnis der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten« erscheint. Es wies 150 Teilnehmer aus. An erster Stelle, mit der Telefonnummer 95, war das »Abgeordnetenhaus, Büreau desselben« verzeichnet.
19. 07. Der Tiermediziner Karl Heinrich Hertwig stirbt in Berlin. Hertwig war von 1926 bis 1881 Mitarbeiter an der Tierarzneischule in Berlin.
21. 07. Carl Kempkes wird in Rees am Rhein geboren. Kempkes besuchte von 1907 bis 1909 die Höhere Gärtnerlehranstalt in Dahlem. Er war Mitglied des Kuratoriums dieser Lehranstalt und Vorsitzender der »Vereinigung ehemaliger Wildpark-Dahlemer«.
01. 08. Bei der Omnibus AG wird erstmals ein Teilstreckentarif (halbe Touren) eingeführt.
03. 08. Anläßlich der Gedächtnisfeier für den Stifter der Friedrich-Wilhelms-Universität hält August Wilhelm Hofmann in der Aula der Universität die Festrede »Ein Jahrhundert chemischer Forschung unter dem Schirme der Hohenzollern«.
06. 08. Ludwig Spangenberg, seit 1870 Lehrer der Ingenieurwissenschaften an der Königlichen Gewerbeakademie, stirbt in Berlin.
15. 08. Der Physiko-Chemiker Hans Landolt, seit 1880 Professor für Chemie an der Landwirtschaftlichen Hochschule und später an der Berliner Universität, wird als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestätigt.
16. 08. Jean D'Ans wird in Fiume geboren. D'Ans war seit 1919 in der Berliner Industrie beschäftigt. Nach 1945 war er an der Technischen Hochschule (seit dem 9. April 1946 Technische Universität) tätig und deren Rektor 1947/48.
18. 08. Die Königliche Eisenbahn-Direktion zu Berlin übernimmt Verwaltung und Betrieb der Berliner Stadteisenbahn.
01. 09. Der Bahnhof Zepernick wird eröffnet.
01. 09. In Berlin erscheint die erste Nummer der Zeitung »Tägliche Rundschau«.
09. 09. Der Dichter Christian Friedrich Scherenberg, ein Freund Theodor Fontanes, stirbt in Berlin.
18. 09. Das Kriminalgericht in der Straße Alt-Moabit/Rathenower Straße (Tiergarten) wird eingeweiht.
21. 09. Der »Berliner Regatta-Verein«, der Segler und Ruderer vereinte, wird gegründet.
01. 10. Die letzten Stücke der Sammlungen des Kunstgewerbemuseums werden in das neue Haus in der Prinz-Albrecht-Straße (Kreuzberg) überführt.
03. 10. In der Berliner Innenstadt tritt der früheste Schneefall seit Beginn der Beobachtungen ein. Das mittlere Eintrittsdatum für Schneefälle war im Zeitraum von 1848 bis 1887 der 13. November.
11. 10. Der Architekt Georg Friedrich Heinrich Hitzig, seit 1855 Mitglied und ab 1875 Präsident der Akademie der Künste, stirbt in Berlin. Bestattet wurde er auf dem Kirchhof der Dorotheenstädtischen und der Friedrichswerderschen Gemeinde (Mitte).
15. 10. Die Südring-Spitzkehre von der Ringbahn zum Potsdamer Bahnhof sowie der Bahnhof Schöneberg (später Kolonnenstraße) gehen in Betrieb. Damit war die erste Direktverbindung von der Ringbahn ins Berliner Stadtzentrum geschaffen.
27. 10. In Berlin finden Reichstagswahlen statt. In allen sechs Berliner Wahlkreisen gewann die linksliberale Fortschrittspartei. Sie erhielt 90 000 Stimmen, die konservativ-antisemitische Bewegung 46 000 Stimmen und die Sozialdemokratie 30 000 Stimmen.
10. 11. Friedrich Hermann Sonnenschmidt stirbt in Berlin. Sonnenschmidt machte sich um die praktische und theoretische Rechtspflege verdient. In Berlin wurde er zum Obertribunalsrat ernannt.
12. 11. Erich Regener wird in Bromberg geboren. Der Physiker war bis 1938 Professor in Berlin und auf den Gebieten Radioaktivität und Physik der Stratosphäre tätig.
15. 11. Der Ingenieur Emil Moritz Rathenau erwirbt das Ausnutzungsrecht der Edison-Patente für Deutschland. Auf der elektrotechnischen Ausstellung in Paris wurde die Glühlampe und eine vollkommen durchgebildete elektrische Lichtversorgung gezeigt.
20. 11. In der Nationalgalerie wird die erste Ausstellung des Gesamtwerkes des 1840 verstorbenen Malers Karl Blechen eröffnet.
21. 11. Kronprinz Friedrich Wilhelm (der spätere Kaiser Friedrich III.) und Kronprinzessin Victoria eröffnen das mit seiner Hauptfront an der Prinz-Albrecht-Straße (ab 10. Mai 1951 Niederkirchnerstraße, Kreuzberg) gelegene Kunstgewerbemuseum.
22. 11. Heinrich von Ficker wird in München geboren. Der Physiker und Meteorologe war von 1923 bis 1934 Direktor des Preußischen Meteorologischen Instituts in Berlin.
28. 11. Rund drei Jahre nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes am 21. Oktober 1878 wird über Berlin wegen angeblicher Umtriebe der »Kleine Belagerungszustand« verhängt. Zahlreiche Sozialdemokraten wurden aus der Stadt ausgewiesen.
05. 12. Max Langer wird in Berlin geboren. Der Techniker wurde durch die Konstruktion von Fernsprechautomaten mit Gebührenerfassung (Einteilung nach Zeit und Zonen) bekannt.
13. 12. Der Reichstag genehmigt den Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Erben des Palais Raczynski am Königsplatz (Platz der Republik), wo das neue Reichstagsgebäude entstehen soll. Dem Vertrag folgte der zweite Wettbewerb für das Reichstagsgebäude.
29. 12. Die Berliner Stadtbahn unternimmt ihre erste Probefahrt.
31. 12. Der 1880 gegründete »Dampfkesselrevisionsverein Berlin« hat zu diesem Zeitpunkt 98 Mitglieder mit 255 Kesseln.

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