Berlin im Jahr 1860
24. 01. Der Physiker und Meteorologe Wilhelm Heinrich Dove, Professor an der Berliner Universität und seit 1848 Direktor des Meteorologischen Instituts, erhält den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste.
27. 01. Hermann Hecht wird in Neuhof bei Stralsund geboren. Hecht, der nach seinem Chemiestudium an der Berliner Universität und der Technischen Hochschule bei August Wilhelm Hofmann promovierte, arbeitete auf dem Gebiet der Silikatchemie.
28. 01. Durch Kabinettsorder werden der Wedding, Gesundbrunnen, Moabit, Neu-Tempelhof und Neu-Schöneberg mit Berlin vereinigt.
04. 02. Die erste und zweite Klasse des Gewerbeinstituts in der Klosterstraße (Mitte) wird vom Direktorium aufgelöst.
15. 02. Martin Leo Arons wird in Berlin geboren. Der Physiker war Konstrukteur der »Arons'schen Schwingungsröhre«.
31. 03. Isidor Traube wird in Hildesheim geboren. Traube studierte und promovierte in Berlin und habilitierte sich 1891 an der Technischen Hochschule zu Berlin. Der Chemiker arbeitete auf dem Gebiet der Elektrochemie und der Kolloidchemie.
01. 04. Der Astronom Wilhelm Foerster wird erster Assistent der Berliner Königlichen Sternwarte. Im Jahre 1865 wurde er Direktor dieser Sternwarte.
01. 04. Der Chemiker Hermann Wilhelm Vogel, bisher Assistent für Physik, Chemie und Mineralogie am Gewerbeinstitut in der Klosterstraße (Mitte), tritt die Stelle als Kustos am Mineralogischen Museum der Berliner Universität an.
01. 04. Die Bauarbeiten zum Neubau des Berliner Rathauses (Mitte) beginnen mit dem Aushub der Baugrube.
09. 04. Philip Franck wird geboren. Der Maler wurde 1903 Ehrenmitglied des Vereins Berliner Künstler und 1915 Direktor der staatlichen Kunstschule in Berlin. Er war Mitglied des Senats der Akademie der Künste und gehörte zu den Gründern der Berliner Secession.
12. 05. Die burschenschaftliche Verbindung »Brandenburgia« gründet sich als »Die Berliner Burschenschaft« mit den Farben Schwarz-Rot-Gold und dem Wahlspruch »Freiheit, Ehre, Vaterland«.
16. 05. Prinzregent Wilhelm wohnt der Grundsteinlegung des Börsengebäudes an der Ecke Neue Friedrichstraße/Burgstraße (Mitte) bei.
20. 05. Eduard Buchner wird in München geboren. Der Chemiker wurde 1898 als Professor für Chemie an die Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin berufen.
31. 05. Die Niederschlagshöhe beträgt an diesem Tag in Berlin 76,3 mm.
01. 06. In seiner Vereidigungsurkunde wird Hermann Wilhelm Vogel, der im März 1860 seine Stellung als Kustos am Mineralogischen Museum der Berliner Universität angetreten hatte, untersagt, »eine Sammlung von Mineralien für sich anzulegen und zu besitzen«.
01. 06. Der Schriftsteller Theodor Fontane kommt dank der Vermittlung durch den Redakteur Georg Ludwig Hesekiel zur konservativen »Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung« und übernimmt die Redaktion des »englischen Artikels«.
06. 06. Ernst Friedrich Gabriel Ribbeck stirbt in Berlin. Ribbeck wurde 1809 Prediger am Charité-Krankenhaus und 1811 am Berliner Kadettenhaus. Ab 1840 war er Wirklicher Oberkonsistorialrat im Ministerium für geistliche Angelegenheiten.
01. 07. Zum Generalinspekteur des Ingenieurkorps und der Festungen wird Fürst Wilhelm Radziwill ernannt. Der erfahrene und auch rangälteste Offizier im Ingenieurkorps, General Moritz K. E. von Prittwitz, mußte sich mit der Stelle eines 2. Inspekteurs begnügen.
05. 07. Ernst Eduard Kummer hält in der Preußischen Akademie der Wissenschaften die Gedächtnisrede auf den Mathematiker Prof. Gustav Peter Lejeune-Dirichlet.
08. 07. Das »Communal-Blatt der Haupt- und Residenz-Stadt Berlin« meldet, daß im Marienbad in der Bendlerstraße (Stauffenbergstraße, Tiergarten) eine Molken-Trinkanstalt für Ziegenmolke der Gebrüder Mauser errichtet wurde, die sich wachsenden Zuspruchs erfreut.
10. 07. Hermann Lange wird in Ostinsel bei Stendal geboren. Der Chemiker war seit 1895 Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkeproduktion an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
17. 07. Otto Lummer wird in Gera geboren. Der Physiker arbeitete in Berlin auf den Gebieten Optik und Strahlungsforschung.
23. 07. Adolf Friedrich Karl Schmidt wird in Breslau geboren. Der Geophysiker war Mitglied des Berliner Zweigvereins der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft ab 1903 und Leiter des Meteorologisch-Magnetischen Observatoriums Potsdam.
25. 07. Der Berliner Mediziner Siegfried Johannes Reimer stirbt. Reimer war ab 1841 in Berlin u.a. am Elisabeth-Krankenhaus, als städtischer Armenarzt und Arzt an der Siechenanstalt Bethesda tätig.
30. 07. Ein ungewöhnlich starker »Landregen« beginnt. Er brachte in Berlin binnen 42 Stunden eine Niederschlagshöhe von 108,8 mm, das entspricht 108,8 Liter pro Quadratmeter.
30. 07. Eduard Heilfron wird in Thorn (Westpreußen) geboren. Heilfron wurde 1901 als Amtsrichter an das Amtsgericht Berlin-Mitte berufen. Er verfaßte mehrere Lehrbücher, die das gesamte Rechtsgebiet umfaßten.
11. 08. Ludwig Franz Friedrich Georg Heck wird als Sohn des Oberlehrers Georg Heck in Darmstadt geboren. Heck stand vom 1. Juni 1888 bis 31. Dezember 1931 dem Zoologischen Garten zu Berlin, der zur beliebtesten Erholungsstätte wurde, als Direktor vor.
15. 08. Die im Mai des Jahres gegründete »Berliner Burschenschaft« (Brandenburgia) tritt dem 1857 in Gießen entstandenen »Norddeutschen Kartell« der Burschenschaften auf dem Kartelltag in Breslau bei.
22. 08. Paul Julius Gottlieb Nipkow wird in Lauenburg (Pommern) geboren. Er studierte ab 1882 in Berlin Naturwissenschaften. Mit dem Patent für ein »Elektrisches Teleskop« (Nipkow-Scheibe, 6. Januar 1884) leitete er die Entwicklung des deutschen Fernsehens ein.
22. 08. Der jüdische Theologe und Prediger Samuel Holdheim stirbt in Berlin. Der Verfechter von Umgestaltungen im Judentum wurde 1847 von der jüdischen Reformgemeinde in Berlin zu deren Rabbiner und Prediger berufen.
01. 09. Die durch Kabinettsorder verfügten »Vorschriften für die Königliche Bergakademie« bestimmen den künftigen Hochschulcharakter der Lehranstalt. Damit wurde der frühere Name der zwischenzeitlich »Berginstitut« genannten Anstalt wieder eingeführt.
14. 09. Der Astronom Wilhelm Foerster entdeckt von der Berliner Sternwarte aus einen der vielen zwischen der Mars- und der Jupiterbahn wandernden Planetoiden und gibt ihm den Namen »Erato«.
01. 10. Ein im Juni des Jahres veröffentlichtes »Regulativ«, das die Studienbedingungen am Gewerbeinstitut in der Klosterstraße (Mitte) beinhaltet, tritt in Kraft.
01. 10. Adolf von Bayer wird als Lehrer für organische Chemie am Berliner Gewerbeinstitut angestellt.
15. 10. Eugen Brodhun wird in Berlin geboren. Der Techniker wurde durch die Entwicklung und den Bau von Meßinstrumenten und durch Versuche zur Wärmestrahlung bekannt.
15. 10. Auf der Basis einer Kabinettsorder vom 1. September wird die Bergakademie neu gegründet. Die Vorlesungen begannen zunächst in gemieteten Räumen. Im Herbst 1861 bezog die Bergakademie das ehemalige Börsengebäude Am Lustgarten 6 (Mitte).
15. 10. Anläßlich des 50jährigen Jubiläums der Berliner Universität hält Prof. Mittermaier aus Heidelberg im Namen der Abgeordneten der deutschen und schweizerischen Universitäten eine Rede, in der er sich anerkennend über die Berliner Universität äußert.
15. 10. Die Klempner-Innung teilt dem Magistrat in einem Bericht mit, daß im Jahre 1858 bereits 1 252 Lehrlinge die Sonntagsschule besucht und viele von ihnen auch Fortbildungsanstalten genutzt hätten, was als ein beachtlicher Erfolg zu werten sei.
20. 10. Der Mathematiker Ernst Eduard Kummer schlägt den Mathematiker Leopold Kronecker für die Aufnahme als ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften vor.
28. 10. Hugo Preuß wird in Berlin geboren. Der Staatsrechtler und Politiker war Verfasser des Entwurfs für die Weimarer Reichsverfassung.
07. 11. Der Berliner Philologe und Pädagoge Karl Friedrich Rudolf Passow stirbt.
20. 11. Der Stadtrat und spätere Bürgermeister Hermann Duncker beantragt beim Magistrat, ein selbständiges statistisches Büro zu bilden.
27. 11. Der Musikkritiker Heinrich Friedrich Ludwig Rellstab stirbt in Berlin. Rellstab war Zeit seines Lebens ein entschiedener Gegner der Kompositionen der »Neuromantiker« wie Schumann, Chopin, Mendelssohn und Rossini.
05. 12. Das Charlottenburger Rathaus in der Berliner Straße 73 wird eingeweiht.
08. 12. Wilhelm Windisch wird in Schmitten (Obertaunus) geboren. Seit 1885 war Windisch Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
19. 12. Mit einem Königlichen Statut wird die durch Sammlungen begründete »Humboldt-Stiftung für Naturforschung und Reisen« ins Leben gerufen.
26. 12. Karl Heinrich Siegfried Roedenbeck, der u.a. das fünfbändige Werk »Beiträge zur Bereicherung und Erläuterung der Lebensgeschichte Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen, Könige von Preußen«, herausgegeben hatte, stirbt in Berlin.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de