Berlin im Jahr 1851
01. 01. Der Botaniker und Mediziner Heinrich Friedrich Link, ab 1815 Professor für Botanik an der Universität und ab 1816 Mitglied der 1809 gegründeten »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin«, stirbt in Berlin.
08. 01. Theodor Weyl wird in Berlin geboren. Weyl studierte Medizin und Chemie. In Berlin gründete er ein eigenes wissenschaftliches Laboratorium. Sein besonderes Interesse galt der Hygiene und dem Umweltschutz.
16. 01. Der Organisationsplan des Polizeipräsidenten Carl Ludwig Friedrich von Hinckeldey für die königliche Feuerwehr tritt in Kraft. Die Anordnung sah die Einteilung des Stadtgebiets in fünf Brandinspektionen und die Errichtung von 18 Feuerwachen vor.
18. 01. Rudolf Dammeier (Maler) wird in Berlin geboren.
21. 01. Der Komponist und Dirigent Albert Lortzing stirbt in Berlin. Er wurde am 24. Januar auf dem Kirchhof II der Sophiengemeinde, Bergstraße 29 (Mitte), beigesetzt. Sein Grab wurde später vom Senat zum Ehrengrab erklärt.
24. 01. Albert Lortzing wird mit großem Trauergefolge der Berliner Musikwelt (u.a. Giacomo Meyerbeer) auf dem Friedhof der Sophien-Gemeinde in der Bergstraße (Mitte) beigesetzt. Die Grabrede hielt der »Achtundvierziger« Anton Ascher.
26. 01. Johann Karl Ludwig Herman Keller wird in Gießen geboren. Keller besuchte ab 1875 die Bauakademie in Berlin. Von 1902 bis 1916 leitete er die neu gegründete Preußische Landesanstalt für Gewässerkunde in Berlin.
27. 01. Felix Wahnschaffe wird in Kaltendorf bei Öbisfelde geboren. Der Geologe und Bodenkundler war seit 1875 Mitarbeiter an der Geologischen Landesanstalt in Berlin.
01. 02. Baumeister Malberg beendet seine Lehrtätigkeit am Gewerbeinstitut in der Klosterstraße (Mitte).
01. 02. Bauinspektor Ludwig Carl Scabell wird zum königlichen Branddirektor ernannt. Dieser Tag gilt als Gründungsdatum der Berliner Berufsfeuerwehr.
01. 02. Krolls Wintergarten am Königsplatz (Platz der Republik) wird bei einem Brand zerstört. Das Gebäude wurde durch Eduard Titz wieder aufgebaut. 1898 wurde es »Neues Königliches Opernhaus«, 1933 Tagungsort des Reichstages und 1951 als Kriegsruine abgerissen.
09. 02. Hermann Fischer wird in Magdeburg geboren. Er studierte in Berlin Germanistik, promovierte 1875 in Halle und bestand 1876 in Berlin das Staatsexamen. Am Luisenstädtischen Gymnasium war er von 1880 bis 1888 tätig. 1906 wurde er zum Stadtschulrat gewählt.
11. 02. Der Mathematiker Meyer Hirsch stirbt in Berlin. Bekannt wurden seine Beispielsammlungen der Algebra »Meyer Hirsch« sowie die Integraltafeln, die 1810 in Berlin erschienen.
13. 02. Gustav Heinzelmann wird in Binz geboren. Heinzelmann war seit 1879 Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
13. 02. Adolf Schmidtmann wird in Wasmuthshausen (Kurhessen) geboren. Der Mediziner war der Gründer der Königlichen Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung in Berlin und deren Leiter von 1901 bis 1910.
18. 02. Der Mathematiker, Astronom, Philologe und Musiker Carl Gustav Jacob Jacobi stirbt in Berlin an den Blattern.
05. 03. Der Physiologe Emil du Bois-Reymond wird als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestätigt.
10. 03. Das Sitzungsgebäude der 1. Kammer des Preußischen Landtages, Oberwallstraße 4 (Mitte), brennt bis auf die Grundmauern nieder.
13. 03. Karl Lachmann stirbt in Berlin. Er war ab 1825 Professor für klassische Philologie und Germanistik an der Universität und ab 1830 Mitglied der Akademie. Bestattet wurde er auf dem Kirchhof der Dreifaltigkeitsgemeinde, Bergmannstraße 39-41 (Kreuzberg).
01. 04. Der Reorganisationsplan zwischen der alten Revierpolizei und der Schutzmannschaft tritt in Kraft. Der Plan besagte, daß die Revierpolizei in die Schutzmannschaft eingegliedert wird. Das Nachtwächterkorps bestand noch bis 1893.
02. 04. Die Statuten der »Corporation der Apotheker Berlins«, vormals »Berliner Apothekerkonferenz«, werden genehmigt.
16. 04. Friedrich Wilhelm Langerhans, Berlins erster Stadtbaurat, stirbt.
01. 05. Der erste Schnellzug benötigt für die Strecke von Berlin nach Köln 16 Stunden Fahrzeit.
01. 05. In Berlin sind 127 Briefkästen angebracht.
06. 05. Der Mathematiker und Dozent der Berliner Universität Prof. Gustav Peter Lejeune-Dirichlet hält seine lateinische Pflichtvorlesung, um somit endlich »nostrifiziert« zu werden.
07. 05. Adolf von Harnack wird in Dorpat geboren. Der Theologe war 1888 vom Preußischen Staatsministerium nach Berlin berufen worden. Er wurde Direktor der Staatsbibliothek und war Mitbegründer und erster Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
30. 05. Johann Friedrich August Borsig wird durch königliches Patent aufgrund seiner für Preußen bedeutenden Leistungen, insbesondere aber für den Bau der Kuppel des Berliner Stadtschlosses, der Titel »Commerzien-Rath« verliehen.
31. 05. Der Bildhauer Christian Daniel Rauch wird Ehrenbürger der Stadt. Rauch, nach Schadow Hauptvertreter des Berliner Klassizismus, schuf u.a. das Reiterdenkmal Friedrich des Großen (1840-1851) und den Sarkophag der Königin Luise (1811-1815).
31. 05. Das Denkmal Friedrichs II., das nach einem Entwurf von Christian Daniel Rauch entstand, wird in der Straße Unter den Linden (Mitte) enthüllt.
01. 06. Es wird festgelegt, daß die städtische Straßenreinigung durch 360 Spritzenmänner der Feuerwehr vorgenommen wird. Diese Regelung blieb bis 1875 in Kraft.
02. 06. Der Botaniker Prof. Alexander Braun wird Direktor des Botanischen Gartens in der Potsdamer Straße (Schöneberg).
08. 06. Auf dem Burschentag tritt die Berliner burschenschaftliche Verbindung »Teutonia«, die 1847 gegründet worden war, in den »Eisenacher Burschenbund« ein.
09. 06. Leonhard Siegmund Ludwig Bergmann (Sigmund Bergmann) wird im thüringischen Tennstedt geboren. Dank der Freundchaft mit Edison erhielt er Aufträge zur Herstellung der von Edison erfundenen Geräte und wurde selbst Unternehmer.
14. 06. Der Tiermediziner Johann Dietrich Reckleben stirbt in Berlin. Reckleben war von 1790 bis 1842 Mitarbeiter an der Tierarzneischule in Berlin.
20. 06. Zwischen der Stadt Berlin und der Firma Siemens & Halske wird per Vertrag der Bau einer Feuermeldeanlage mit unterirdischen Kabelverbindungen und zunächst 37 Feuermeldern beschlossen.
27. 06. Vor dem Berliner Stadtgericht wird der Prozeß gegen Vorsitzende und Stellvertreter des Berliner Bezirkskomitees der Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbrüderung abgeschlossen. Die Vorsitzenden erhielten zehn Taler Geldstrafe, ersatzweise 14 Tage Gefängnis.
01. 07. Der Orientalist Dr. Richard Gosche wird zum Kustos der orientalischen Handschriften in der Königlichen Bibliothek in Berlin ernannt.
01. 07. Das Königstädtische Theater am Alexanderplatz (Mitte), das am 4. August 1824 eröffnet worden war, wird geschlossen.
14. 07. Für die Michaelkirche (Mitte) erfolgt in Anwesenheit des Königs die Grundsteinlegung.
24. 07. Friedrich Schottky wird in Breslau geboren. Der Mathematiker leistete grundlegende Arbeiten zur Funktionentheorie und zu Fragen der konformen Abbildung. Seine Verallgemeinerung der Lehrsätze von Picard und Landau wird als »Satz von Schottky« bezeichnet.
24. 07. Johannes Kahlbaum, Sohn des Chemiefabrikanten August Wilhelm Kahlbaum, wird in Berlin geboren.
26. 07. Der erste Nachtzug fährt auf der Berlin-Stettiner Eisenbahnstrecke.
31. 07. August Trinius wird in Schkeuditz geboren. Trinius wuchs in Berlin auf. Der Thüringer Heimatfreund und Wanderer war ein beliebter Reiseschriftsteller und Erzähler. Zuerst wurde er durch seine »Märkischen Streifzüge« bekannt.
07. 08. Der von Christine Erdmann eingerichtete erste Fröbelsche Kindergarten Berlins wird von der Regierung verboten.
07. 08. Der preußische Kultusminister Karl Otto von Raumer verbietet die von Friedrich Fröbel vor rund zehn Jahren gegründeten Kindergärten. Das Verbot sollte besonders die freien Gemeinden treffen, die die Fröbelsche Kindergartenpädagogik aufgriffen.
18. 08. Die Schauspielerin Anna Amalie Wolff, geborene Becker, stirbt in Berlin. Sie war von 1816 bis 1851 an verschiedenen Berliner Theatern tätig.
07. 09. In Berlin wird der Vertrag zwischen Preußen und Hannover über die Vereinigung des Zoll- und Steuervereins geschlossen.
15. 09. Das erste Teilstück der ebenerdigen Verbindungsbahn, Stettiner Bahnhof (Mitte) - Hamburger Bahnhof (Tiergarten) - Potsdamer Bahnhof (Tiergarten) - Anhalter Bahnhof (Kreuzberg), wird in Betrieb genommen.
28. 09. Wilhelm, Prinz von Preußen, Sohn von Friedrich Wilhelm II., zur Unterscheidung vom späteren Kaiser Wilhelm I. häufig Prinz Wilhelm Bruder genannt, stirbt in Berlin.
30. 09. Paul Riedel wird als Sohn des Apothekers und Chemiefabrikanten Johann Daniel Gustav Riedel in Berlin geboren. Riedel war Drogist und Mitarbeiter in der Chemischen Fabrik seines Vaters in Britz.
06. 10. Die Deutsch- bzw. Christkatholische Gemeinde Berlins gibt sich eine Verfassung.
11. 10. Paul Erman stirbt in Berlin. Seit 1810 war Erman Professor der Physik an der Universität zu Berlin. Seine Forschungen umfaßten die Gebiete des Magnetismus und der Elektronik sowie der Optik und Physiologie.
15. 10. Die Verlängerung der ebenerdigen Verbindungsbahn vom Anhalter Bahnhof (Kreuzberg) bis zur Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn (Friedrichshain) wird in Betrieb genommen (Hallesches Tor, Kottbusser Tor, Lausitzer Platz, Eisenbahnstraße, Brommybrücke).
07. 11. Siegmund Gabriel wird in Berlin geboren. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er als Unterrichtsassistent bei August Wilhelm Hofmann am Chemischen Institut der Berliner Universität. Gabriel arbeitete auf dem Gebiet der organischen Chemie.
10. 12. Max Froelich wird in Graudenz geboren. Der Apotheker war von 1877 bis 1908 Besitzer der Berliner Apotheke »Zum gekrönten Adler«.
15. 12. Werner Siemens und Johann Georg Halske kaufen ein ansehnliches Grundstück in der Markgrafenstraße 94 und verlegen etwas später ihre Firma aus der Schöneberger Straße 19 in das neue Gebäude. Das Gelände der Siemensstadt wurde erst ab 1899 bezogen.
17. 12. In 2. Instanz bestätigt das Berliner Kammergericht das Urteil vom 27. Juni 1851 im Prozeß gegen Vorsitzende und Stellvertreter des Bezirkskomitees der Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbrüderung, reduziert aber die Ersatzstrafe von 14 auf zehn Tage Haft.
21. 12. Der Komponist Karl Friedrich Rungenhagen, von 1833 bis 1851 Direktor der Singakademie, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Dorotheenstädtischen und der Friedrichswerderschen Gemeinde, Chausseestraße 126 (Mitte).

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