Berlin im Jahr 1842
05. 01. Polizei und Innenministerium genehmigen die Statuten der »Friedrich-Wilhelms-Anstalt für Arbeitsame«. Die Anstalt sollte als wohltätige Stiftung der russischen Zarin, Schwester des regierenden Königs Friedrich Wilhelm IV., Arbeitslose beschäftigen.
08. 01. Der im Dezember 1841 in Berlin gegründete »Verein für wissenschaftliche Vorträge« beginnt seine Arbeit mit einem Vortrag des Zoologen Martin Carl Hinrich Lichtenstein in der Singakademie (Mitte) über Südafrika und dessen Tierwelt.
08. 01. Karl Hermann Wichelhaus wird in Elberfeld geboren. Der Chemiker war Leiter des technologischen Instituts der Berliner Universität.
09. 01. Siegmund Radziejewski wird in Posen geboren. Radziejewski studierte an der Berliner Universität Medizin und arbeitete später in der chemischen Abteilung des pathologischen Instituts der Universität.
10. 01. Felix Mendelssohn Bartholdy dirigiert im Saal des Schauspielhauses sein Oratorium »Paulus«.
17. 01. Die Schauspielerin Sophie Friederike Krickeberg stirbt in Berlin. Sie hatte am 16. Februar 1787 ihr Debüt am Döbbelinschen Theater in Berlin gegeben. Zu ihrem 50. Bühnenjubiläum erhielt sie die preußische goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.
29. 01. Der Lohmühlen-Weg (Kreuzberg und Treptow) erhält seinen Namen. Im Bezirk Treptow wurde die Straße am 26. Juli 1897 offiziell in Lohmühlenstraße umbenannt.
04. 02. Paul Graeb (Hofmaler) wird in Berlin geboren.
07. 02. Prediger Johannes Evangelista Goßner stiftet den »Evangelischen Missionsverein zur Ausbreitung des Christenthums unter den Eingeborenen der Heidenländer«, zur Ausbildung und Missionsgründungen in Übersee.
19. 02. Minister Johann Albrecht Friedrich Eichhorn erteilt die staatliche Genehmigung für die Tätigkeit der »Evangelischen Pastoral- Hülfsgesellschaft« in Berlin.
23. 02. Carl Liebermann wird in Berlin geboren. Der Chemiker war Professor an der Technischen Hochschule zu Berlin.
26. 02. Georg Heinrich Pertz, der im November 1841 die formelle Berufung an die Königliche Bibliothek in Berlin erhalten hatte, wird offiziell zum Oberbibliothekar ernannt.
28. 02. Ein »Reglement über die Benutzung der Königlichen Bibliothek durch 'Auswärtige'« regelt die Bedingungen der Fernleihe. Die Ausleihfrist wurde dadurch von vier auf sechs Wochen verlängert.
28. 02. Zur weiteren Verfolgung der Pläne zum Aufbau eines zoologischen Gartens werden vier Kommissare benannt. Neben Martin Lichtenstein, dem Initiator, und Joseph Lenné wurden der Geheimen Oberregierungsrat Kortüm und der Geheime Regierungsrat Credé ernannt.
14. 03. Der Physiker Johann Christian Poggendorf hält in der Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse der Berliner Akademie einen Vortrag über »verbesserte Einrichtungen des Voltameters zur getrennten Auffangung beider Bestandteile des Wassers ...«.
17. 03. Der Chemiker Heinrich Rose hält in der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag über »die Einwirkung des Wassers auf die Schwefelverbindungen der alkalischen Erden«.
23. 03. Paul Parey wird in Berlin geboren. In seinem Verlag erschien ab 1892 die für die Geschichte Preußens grundlegende Quellenedition »Acta Borusica. Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert«.
29. 03. Dem Artillerieoffizier Werner Siemens wird für fünf Jahre ein preußisches Patent erteilt auf ein Verfahren »Gold behufs der Vergoldung auf nassem Wege vermittels des galvanischen Stromes aufzulösen«.
31. 03. Magnus Friedrich von Bassewitz wird anläßlich seines Rücktritts vom Amt des Oberpräsidenten von Brandenburg zum Ehrenbürger von Berlin ernannt.
05. 04. Eugen Sell wird in Bonn geboren. Sell war seit 1865 als Assistent am Berliner Chemischen Institut tätig. Er war auch Lehrer für analytische Chemie an der Berliner Gewerbeakademie. Sein spezielles Arbeitsgebiet war die Nahrungsmittelchemie.
06. 04. Adolf Hart wird in Pölitz (Pommern) geboren. Nach dem Philologiestudium promovierte er 1863 in Berlin und wurde nach Tätigkeiten am Gymnasium zum Grauen Kloster und an der Ritterakademie Brandenburg/Havel 1864 am Luisenstädtischen Gymnasium angestellt.
06. 04. Der Berliner Jurist Georg Wilhelm von Raumer wird Mitglied der »General-Ordenscommission«. 1839 hatte von Raumer an der Berliner Universität zum Dr. juris. promoviert.
09. 04. Im Königlichen Theater wird zum erstenmal die Tragödie »Monaldeschi oder Die Abenteurer« von Heinrich Laube aufgeführt.
10. 04. Eine große Hyazinthen-Ausstellung wird in der Fruchtstraße 4 (Friedrichshain) eröffnet. Ein Denkmal Friedrichs des Großen auf einer Fläche von 90 Fuß Höhe und 50 Fuß Breite ganz aus Hyazinthen zusammengestellt, bot dabei einen imposanten Anblick.
14. 04. Der Mathematiker Prof. Gustav Peter Lejeune-Dirichlet liest in der Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung unter dem Titel: »Verallgemeinerung eines Satzes aus der Lehre von den Kettenbrüchen nebst einigen Anwendungen auf die Theorie der Zahlen«.
16. 04. Der »Localverein Berlin-Spandau zur Besserung von Strafgefangenen« wird, nachdem er sich selbständig konstituiert hatte, per Kabinettsorder der Aufsicht des Direktoriums des gleichnamigen Hauptvereins unterstellt.
18. 04. Im Königstädtischen Theater, am Alexanderplatz (Mitte), wird zum erstenmal die italienische Oper »Mosè« von Gioacchino Rossini aufgeführt.
18. 04. Im Gebäude der Königlichen Akademie wird eine Ausstellung der vom Verein der Kunstfreunde erworbenen Kunstwerke eröffnet. Die Ausstellung ging über zwei Wochen.
18. 04. Georg Heinrich Pertz, der im Februar des Jahres zum Oberbibliothekar der Königlichen Bibliothek ernannt worden war, trifft mit seiner Familie in Berlin ein.
21. 04. Der Chemiker Heinrich Rose hält in der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag über »die Einwirkung des Wassers auf die alkalischen Schwefelmetalle und auf die Haloidsalze«.
26. 04. Der Buchhändler und Verleger Georg Andreas Reimer stirbt in Berlin. 1800 hatte Reimer die Berliner Realschulbuchhandlung übernommen und sie zu einer der angesehensten Verlagsbuchhandlungen entwickelt. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Baruther Straße.
26. 04. Im Königstädtischen Theater wird zum erstenmal das Lustspiel »Steffen Langer aus Glogau, oder: Der holländische Kamin« und das Vorspiel »Der Kaiser und der Seiler« von Charlotte Birch-Pfeiffer aufgeführt.
27. 04. Im Schauspielhaus wird das Lustspiel »Die Gebesserten« von Eduard von Bauernfeld uraufgeführt.
08. 05. Der Architekt Friedrich Ludwig Persius überreicht König Friedrich Wilhelm IV. die Entwürfe für das sogenannte Treibhaus bzw. den Wintergarten - den namengebenden Teil eines Cafés und Ausflugslokals, das der Gastwirt Joseph Kroll errichten wollte.
11. 05. In Berlin beginnen zahlreiche Hilfsaktionen zur Unterstützung der bei einem verheerenden Großbrand in Hamburg obdachlos gewordenen Menschen.
20. 05. In Berlin wird die Oper »Die Hugenotten« von Giacomo Meyerbeer erstmals aufgeführt.
20. 05. In einem Brief an den Geheimrat Johann Karl Hartwig Schulze schildert der Physiker und Meteorologe Heinrich Wilhelm Dove seine schwierige finanzielle Situation als Professor an der Berliner Universität.
21. 05. In Vertretung des mit der Planung des zoologischen Gartens beuaftragten Komitees wird Peter Joseph Lenné das Fasaneriegelände für den Aufbau des zoologischen Gartens übergeben.
23. 05. Im Königstädtischen Theater, am Alexanderplatz (Mitte), wird erstmals die italienische Oper »La Straniera« von Vincenzo Bellini aufgeführt.
28. 05. Der Innen- und Polizeiminister von Rochow läßt die Zensur für bildliche Darstellungen aufheben.
31. 05. König Friedrich Wilhelm IV. stiftet zum bestehenden Militärorden Pour le mérite die »Friedensklasse für Verdienste um Wissenschaften und Künste«.
01. 06. Gustav Kraemer wird in Halberstadt geboren. Kraemer erlernte den Apothekerberuf und studierte dann an der Bergakademie und der Berliner Universität, wo er bei August Wilhelm Hofmann 1870 promovierte. Später arbeitete er in chemischen Fabriken in Berlin.
02. 06. Der Geschäftsführer des Restaurantparks »Tivoli« am Kreuzberg preist in einem Inserat in der »Vossischen Zeitung« sein Unternehmen als Vergnügungsort an.
17. 06. Im Schauspielhaus wird zum erstenmal das Drama »Der Sohn der Wildnis« von Friedrich Halm aufgeführt.
18. 06. In der Turmstraße (Tiergarten) vor dem Unterbaumtor wird eine öffentliche Turnanstalt eröffnet.
19. 06. Der »Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten« versammelt sich zur Feier seines 20. Jahresfestes im Akademie-Gebäude Unter den Linden (Mitte). Der Verein war am 4. Juli 1822 gegründet worden.
21. 06. Die Königliche Hofschauspielerin Louise Schröck feiert ihr 50jähriges Bühnenjubiläum.
23. 06. Im Königstädtischen Theater wird zum erstenmal das Lustspiel »Von Sieben die Häßlichste« nach Franz Xaver Tolds Erzählung in der Regie von Louis Angely aufgeführt.
23. 06. Der Geo- und Paläontologe Heinrich E. Beyrich erhält von der Berghauptmannschaft in Berlin den Auftrag, »die Provinz Schlesien in geognostisch-petrefactologischer Hinsicht zu bereisen«. Es sollten Versteinerungen gesammelt werden.
28. 06. Per Kabinettsorder werden die Statuten des »Evangelischen Missionsvereins zur Ausbreitung des Christenthums unter den Eingeborenen der Heidenländer«, gegründet von dem Berliner Theologen Goßner, genehmigt.
29. 06. Im Schauspielhaus wird zum erstenmal das Lustspiel »Doktor Wespe« von Julius Roderich Benedix aufgeführt.
30. 06. Eduard Nietner wird in Sanssouci geboren. Nietner war nach dem Besuch der Königlichen Gärtnerlehranstalt von 1862 bis 1865 im Botanischen Garten und ab 1869 in den Königlichen Gärten zu Potsdam, Berlin und Charlottenburg als Königlicher Hofgärtner tätig.
05. 07. Das Hochgericht auf dem Gartenplatz (Wedding), auf dem lange Zeit die öffentlichen Hinrichtungen stattfanden, wird abgeschafft. Hinrichtungen erfolgten von nun an im Hofe des Zellengefängnisses zu Moabit.
18. 07. Alexander von Humboldt gibt in einem Vortrag in der Akademie der Wissenschaften die von ihm ermittelten mittleren Höhen der Kontinentalerhebungen über dem Meeresspiegel bekannt.
22. 07. Der Historiker Ernst Christian Wilhelm Wattenbach promoviert in Berlin. Nach bestandenem Oberlehrerexamen trat er als Probekandidat in das Joachimsthalsche Gymnasium ein. 1881 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
01. 08. Bei der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft geht die erste, 45 km lange Teilstrecke Berlin - Bernau - Neustadt-Eberswalde in Betrieb. Die Gesamtstrecke nach Stettin wurde erst im folgenden Jahr fertiggestellt.
02. 08. Der Tiermediziner Johann Dietrich Reckleben, Leiter des Hundespitals der Tierarzneischule in Berlin, wird pensioniert.
03. 08. Die Polizei erläßt eine verschärfte Verordnung über den Maulkorbzwang für Bulldoggen und Zughunde unter Androhung von Geldstrafen in Höhe von 20 bis 50 Talern.
22. 08. Max Hayduck wird in Stralsund geboren. Der Chemiker war seit 1879 Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
29. 08. Der Berliner private Theaterverein »URANIA« feiert sein 50jähriges Bestehen mit der Aufführung des Festspiels »Uranias Festmorgen«, zu dem Albert Lortzing die Bühnenmusik schrieb.
31. 08. Adolf Pinner wird in Wronke (Provinz Posen) geboren. Pinner habilitierte sich 1871 an der Berliner Universität und wurde 1875 als Lehrer für Chemie und Physik an die Tierarzneischule berufen.
19. 09. Minister Johann Albrecht Friedrich Eichhorn erteilt dem »Evangelischen Missionsverein zur Ausbreitung des Christenthums unter den Eingeborenen der Heidenländer« die Korporationsrechte und gewährt Porto- und Stempelfreiheit.
26. 09. Das Steglitzer »Eisenbahntheater« hat seine letzte Vorstellung. Fast 100 Jahre diente es dann als Restaurant und Hotel, bis es 1987 anläßlich der 750-Jahr-Feier Berlins sorgsam restauriert und zu Ausstellungs- und Seminarräumen umfunktioniert wurde.
01. 10. Der Ingenieur und spätere Industrielle Werner Siemens nimmt als Offizier in der Artilleriewerkstatt in Berlin seinen Dienst auf.
02. 10. Hermann Finzelberg wird in Luckenwalde geboren. Er lernte in der Scheringschen Apotheke in Berlin, studierte dann Pharmazie in Bonn, besaß dann eine Apotheke in Andernach. 1882 kehrte er nach Berlin zurück und trat in den Vorstand der Schering AG ein.
14. 10. König Friedrich Wilhelm IV. erläßt eine Kabinettsorder zur Pressepolitik, mit der die im Mai gelockerte Zensur wieder verstärkt wurde.
18. 10. Der »Verein der Wundärzte in Berlin« revidiert seine seit der Gründung vor zwei Jahren gültigen Statuten. Er diente nunmehr zur Förderung der Wissenschaft und Kunst und zur Wohltätigkeit.
23. 10. Die Fontänen-Anlage in Sanssouci wird mit fast zweimonatiger Verspätung eingeweiht. Die ausführende Firma Borsig mußte für die Verspätung eine Konventionalstrafe von 500 Talern in die Kasse des Bürger-Rettungs-Institutes zahlen.
23. 10. Die 80,95 km lange Eisenbahnstrecke Berlin - Frankfurt (Oder) über Köpenick und Fürstenwalde sowie der Frankfurter Bahnhof (Ostbahnhof, Friedrichshain) werden für den Personenverkehr eröffnet. Der Bahnhof war der erste Bahnhof innerhalb der Stadtmauer.
25. 10. Der langjährige Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster, Johann Joachim Bellermann, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem alten Nikolaifriedhof an der Prenzlauer Straße.
31. 10. Die Eisenbahnstrecke Berlin - Frankfurt (Oder) wird für den Güterverkehr eröffnet.
07. 11. Der Oberbibliothekar der Königlichen Bibliothek in Berlin, Georg Heinrich Pertz, führt die tägliche Ausleihe an dieser Bibliothek ein. Ihre gesetzliche Regelung erfolgte jedoch erst durch die Benutzungsordnung vom 15. März 1844.
10. 11. Martin Kirchner wird in Freiburg in Schlesien geboren. Kirchner wurde 1898 von der Stadtverordnetenversammlung für zwölf Jahre zum Oberbürgermeister gewählt, erhielt den Titel aber erst 1899. Die Stadt ernannte ihn 1912 zum Ehrenbürger.
11. 11. In Berlin wird der »Frauenverein zur christlichen Bildung des weiblichen Geschlechts im Morgenlande« gegründet. Er diente dem Zweck, junge Frauen für Einsätze in Ostindien und Syrien auszubilden. Vorsteherin war die Frau des Kultusministers Eichhorn.
15. 11. Karl Friedrich Ferdinand Freiherr von Müffling, preußischer Generalfeldmarschall und Gouverneur von Berlin, wird Ehrenbürger der Stadt.
16. 11. Als »Armen-Speisungsgesellschaft« erhalten die seit 1800 in der Kochstraße und Sophienkirchgasse betriebenen Suppenküchen einen neuen Status. Die Essenausgabe an Bedürftige wurde durch Ausgabe von Suppenmarken geregelt.
19. 11. Hermann von Boyen, der von 1814 bis 1819 preußischer Staats- und Kriegsminister war, wird zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
25. 11. Das zweite Teilstück der Eisenbahn nach Stettin von Neustadt-Eberswalde nach Angermünde über 25,5 km wird von der Berlin- Stettiner Eisenbahn-Aktiengesellschaft eröffnet.
26. 12. Gustav Jänisch wird in Bunzlau (Schlesien) geboren. Ab 1872 war er als Lehrer im Berliner Schuldienst tätig und langjähriges Mitglied des Berliner Lehrervereins, zu dessen Ehrenmitglied er im Januar 1927 ernannt wurde.
28. 12. Die »Leipziger Allgemeine Zeitung« wird für ganz Preußen, damit auch für Berlin, verboten.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de