Dr. Maximilian (Max) Franz August von Forckenbeck

* 23. 10. 1821 in Münster
+ 26. 05. 1892 in Berlin
Bildnis Maximilian (Max) Franz August von Forckenbeck
Oberbürgermeister
vom 21. 11. 1878 bis 26. 5. 1892

Max von Forckenbeck gehörte zweifellos zu den bedeutendsten Oberbürgermeistern Berlins. Durch seine Verwaltung, die er mit Umsicht, Sparsamkeit, Geschick und Autorität leitete, wurde Wichtiges und Bleibendes für die Entwicklung der Stadt geleistet.

Max von Forckenbeck stammte aus einer alten münsterländischen Familie und studierte von 1838 bis 1842 Jura in Gießen und Berlin. Seit 1842 war er Auskultator (Referendar) und ab 1847 Assessor am Stadtgericht in Glogau (heute Glogow). Wegen seines Wirkens als Präsident des gemäßigt liberalen Glogauer Konstitutionellen Vereins im Revolutionsjahr 1848 wurde er vom preußischen Justizministerium von 1849 bis 1859 nur für das abgelegene Mohrungen (heute Morag) im ehemaligen Ostpreußen als Rechtsanwalt zugelassen und wirkte dort zugleich als Stadtverordneter sowie später als Vertreter der Stadt beim Kreistag.

1859 erfolgte seine Wahl ins preußische Abgeordnetenhaus als Mitglied der altliberalen Fraktion. Von Anfang an drängte er die liberalen Vertreter, sich auf der Grundlage eines festen Programms als Partei zu konstituieren. Aus der "Fraktion Forckenbeck", die sich am 13. Januar 1861 von der "Fraktion Vincke" trennte, entwickelte sich die Deutsche Fortschrittspartei mit einem gemäßigt liberalen Programm.

1861 kam Max von Forckenbeck in den Ausschuß des Deutschen Nationalvereins, dem er bereits 1859 beigetreten war. Im preußischen Verfassungskonflikt 1862 bis 1866 war er einer der führenden Mitglieder der oppositionellen Fortschrittspartei, versuchte aber gleichzeitig in seiner Funktion als Referent der Budgetkommission den offenen Konflikt mit Bismarck zu vermeiden. Das in seinem Wesen liegende Bemühen um Ausgleich machte ihn zum idealen Präsidenten des preußischen Abgeordnetenhauses (1866 - 1873) und des Reichstages (1874 - 1879).

1866 zählte Max von Forckenbeck zu den Mitbegründern der Nationalliberalen Partei. Am 8. Juli 1872 wurde er von den Breslauer Stadtverordneten zu ihrem Oberbürgermeister gewählt. Diese Funktion war für Forckenbeck der große Einstieg in die Kommunalverwaltung, auch wenn er weiterhin aktiv in der Politik tätig war. Die Lösung der kommunalen Aufgaben erblickte er vor allem in der Kraft der Selbstverwaltung. Er übernahm selbst den Vorsitz der Armendirektion, der Schuldeputation sowie anderer Verwaltungszweige. Seine guten Beziehungen zu den leitenden Männern der Berliner Zentralbehörde nutzte er, um auftauchende Probleme rasch zu lösen und Breslau (heute Wroclaw) von den Provinzialbehörden unabhängiger zu machen.

Seit 1873 gehörte Max von Forckenbeck dem preußischen Herrenhaus an. Als 1878 Arthur Hobrecht das Finanzministerium des gestürzten Camphausen übernahm, machte das die Neuwahl des Berliner Oberbürgermeisters erforderlich. Mit überwältigender Mehrheit wurde am 26. September 1878 Maximilian von Forckenbeck für dieses Amt gewählt. Im Mai 1979 legte er das Reichstagspräsidium nieder und widmete sich nun ganz den großen kommunalen Aufgaben. Seine Breslauer Erfahrungen kamen ihm ganz sicher zugute, wenngleich die Probleme Berlins wesentlich komplizierter waren.

Die Stadt befand sich im Übergang zu einer modernen Großstadt. Diesen Prozeß förderte Forckenbeck tatkräftig, auch wenn es schwierig ist, seinen ganz persönlichen Anteil festzustellen, da er häufig fremde Initiativen aufgriff und mit seiner Persönlichkeit unterstützte. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Schulwesen. Gemeinsam mit dem Stadtrat Borchardt und dem Stadtschulrat Bertram arbeitete er an einer Reform der städtischen Schuleinrichtungen, durch die unter anderem zahlreiche Schulneubauten entstanden. Darüber hinaus war es sein Verdienst, daß an den Schulen neben dem evangelisch-protestantischen nicht nur der katholische, sondern auch der jüdische Religionsunterricht eingeführt wurde. Unter seiner Leitung und Mitwirkung wurde die von seinem Vorgänger begonnene Kanalisation fertiggestellt, die Stadtreinigung organisiert und das Verkehrswesen durch den Ausbau des Straßennetzes entwickelt. Maßgeblich förderte er das private Pferdebahnwesen, welches die Grundlage für das später entstehende Straßenbahnnetz bildete. Die Regulierung der Spree und der Umbau einiger zu flacher Brücken hatte eine Zunahme des Schiffsverkehrs in Berlin zur Folge. Da durch das sprunghafte Wachstum der Bevölkerung auch der Trinkwasserbedarf enorm anstieg, wurden 1888 die städtischen Wasserwerke am Müggelsee errichtet. Der Bau von Markthallen und städtischen Schlachthöfen sowie die Einschränkung der unter freiem Himmel stattfindenden Straßenverkäufe trugen wesentlich zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse in der Stadt und zum Rückgang von Epidemien und Seuchen bei. In Forckenbecks Amtszeit wurden viele Straßen und Plätze mit Bäumen bepflanzt, zahlreiche alte Marktplätze in Grünanlagen umgewandelt und gerade in den ärmeren Vierteln durch die Anlage von Parks weiträumige Erholungsmöglichkeiten geschaffen. So entstand zwischen 1888 und 1891 unter anderem der Kreuzberger Viktoriapark mit seinem Wasserfall.

Forckenbeck zog das private Unternehmen mit starker städtischer Gewinnbeteiligung dem kommunalen Betrieb vor. Die elektrische Straßenbeleuchtung beispielsweise übernahm er nicht in städtische Regie, sondern überließ sie weitgehend der sich entwickelnden Elektroindustrie. In zähen Verhandlungen mit der Deutschen Edisongesellschaft, deren Nachfolger die Berliner Elektrizitätswerke wurden, mußten diese Unternehmungen für die Benutzung der Straßen zur Kabelverlegung 10 Prozent von der Bruttoeinnahme und bei höherem Reingewinn nochmals eine Zulage zahlen. Nur die wichtigsten Straßenzüge wurden von der Stadt selbst beleuchtet.

Die kommunalpolitischen Verdienste Max von Forckenbecks waren allgemein anerkannt und wurden 1890 durch seine Wiederwahl gewürdigt. Die Amtsbestätigung durch den Kaiser erfolgte jedoch erst acht Monate später, was Ausdruck seines gestörten Verhältnisses zum liberalen Oberbürgermeister war. Trotz mancher Reibereien zwischen Magistrat und Stadtverordneten einerseits und staatlichen Behörden, insbesondere dem Polizeipräsidium, andererseits gelang ihm in seinen letzten Amtsjahren eine gewisse Bereinigung des komplizierten Verhältnisses zwischen staatlicher und städtischer Verwaltung. Die beabsichtigte Eingemeindung der Berliner Vororte erreichte er nicht mehr, da er deren Sonderinteressen nicht so schnell überwinden konnte. Erst seine Amtsnachfolger kamen hier auf dem Kompromißweg und durch die Gestattung von Sonderechten weiter.

Im Verlaufe der Verhandlungen erkrankte er und konnte auch durch einen Kuraufenthalt nicht wieder genesen. Am 26. Mai 1892 verstarb Maximilian von Forckenbeck an einer Lungenentzündung in Berlin. Er ist auf dem evangelischen Nicolaikirchhof begraben. Nach ihm wurde ein Park im Stadtbezirk Friedrichshain benannt.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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