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Berliner Biographien (O)

Öhlschläger, Otto Karl von
* 16. Mai 1831 in Heiligenwalde/ Ostpreußen
† 14. Januar 1904 in Charlottenburg
Jurist

Er trat 1853 in den Justizdienst und war im Verlauf seiner Laufbahn als Staatsanwalt in Marienwerder (1864) und ab 1870 am Stadt- und Kreisgericht in Königsberg tätig. 1874 wurde er als vortragender Rat in das Justizministerium nach Berlin berufen. Als Generalrichter der Armee (1879) erarbeitete er Vorschläge zur Änderung der Militärstrafrechtspflege. Innerhalb seiner Amtszeit als Präsident des Kammergerichts (1884 bis 1889) wurde er am 5. Mai 1888 von Kaiser Friedrich (1831–1888) in den Adelsstand erhoben. Ö. wurde 1889 Staatssekretär im Reichsjustizamt und amtierte von 1891 bis 1903 als Präsident des Reichsgerichts in Leipzig. Wegen eines Augenleidens mußte er unmittelbar nach seinem 50jährigen Dienstjubiläum 1903 die Entlassung nehmen.

Oertzen, Hans Ulrich von
* 6. März 1915 in Berlin
† 21. Juli 1944 in Berlin
Militär, Widerstandskämpfer

O. absolvierte bei der Wehrmacht eine stabsmäßige Ausbildung und kam im Range eines Majors 1943 zum Stab der Heeresgruppe Mitte. Sein militärischer Vorgesetzter war Generalmajor Henning von

Tresckow (1901–1944), der aktiv an der Vorbereitung des Attentats auf Hitler beteiligt war. Von Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg (1907–1944) und seinen Verbündeten wurde O. in die »Operation Walküre« eingeweiht, stand als Verbindungsoffizier für den Wehrkreis III zur Verfügung und löste am Tag des mißglückten Attentats die ersten vereinbarten Befehle aus. Er entzog sich dem Zugriff der Gestapo und beendete sein Leben mit der Zündung einer Sprenggranate.

Oestreich, Paul
* 30. März 1878 in Kolberg/ Pommern
† 28. Februar 1959 in Berlin
Lehrer, Schulreformer

O. begann seine pädagogische Laufbahn 1901 in Schöneberg und wirkte von 1905 bis zu seiner Verhaftung im Jahr 1933 als Studienrat. Er gehörte dem Kreis um Friedrich Naumann (1860–1919) an, wurde Mitbegründer des »Bundes entschiedener Schulreformer« (1919) und dessen Vorsitzender. Seine radikalen Reformpläne glaubte er am besten in einer »elastischen Einheits- und Produktionsschule« verwirklichen zu können. Das Erlebnis des Ersten Weltkrieges machte ihn zum aktiven Pazifisten und ließ ihn Mitglied der »Liga für Menschenrechte« werden. Als Hauptschulrat in Zehlendorf setzte er sich von 1945 bis 1949 für den demokratischen Neuaufbau des Schulwesens ein, wechselte nach Ost-Berlin und übernahm dort für ein Jahr die Aufsicht der Oberschulen. Eine Straße in Weißensee trägt seit 1967 seinen Namen.

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Oldenburg-Januschau, Elard (Kurt Maria Fürchtegott) von
* 20. März 1855 Beisleiden (Kr. Preuß.- Eylau)
† 16. August 1937 Marienwerder
Militär, Politiker

O. entstammte einem seit dem 18. Jahrhundert in Ostpreußen ansässigen Geschlecht aus bremischem Uradel. Er besuchte die Ritterakademie in Brandenburg, diente als Offizier bei den Garde- Ulanen und widmete sich dann intensiv der Verwaltung seines Rittergutes in Januschau sowie der politischen Interessenvertretung seines Standes. Er war einer der Führer der Deutschkonservativen und gehörte dem Preußischen Abgeordnetenhaus (1898 bis 1910) und dem Reichstag (1902 bis 1912) an. Der konservative Politiker galt bereits zu seiner Zeit als der Typ des reaktionären ostelbischen Agrariers und vertrat die Deutschnationalen von 1930 bis 1932 im Reichstag. Er hatte starken Einfluß auf den Reichspräsidenten von Hindenburg (1847–1934).

Olshausen, Robert Michael von
* 3. Juli 1835 in Kiel
† 1. Februar 1915 in Berlin
Arzt

Sein Vater war der Orientalist Justus Olshausen (1800–1882), Professor in Kiel und Königsberg, seit 1874 vortragender Rat im preußischen Kultusministerium. Der Sohn studierte Medizin und promovierte 1857 in Königsberg, 1864 wurde er zum ordentlichen Professor und Direktor der Universitätsfrauenklinik in Halle/ Saale ernannt.

Als Nachfolger von Karl Schröder (1838–1887) leitete er bis 1910 die Frauenklinik in Berlin, führte neue Operationsmethoden ein undentwickelte die Gynäkologie zu einem eigenständigen Fachgebiet. Er war langjähriges Mitglied der »Gesellschaft für Geburtshilfe und ynäkologie« und seit 1888 Mitherausgeber einer Fachzeitschrift. Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge über sein Fachgebiet. Der bedeutende akademische Lehrer fand seine letzte Ruhestätte auf dem St. Matthäus- Kirchhof (Ehrengrab).

Omankowsky, Meta
* 14. Mai 1902 in Stolzenhagen bei Stettin
† 23. Juni 1984 in Berlin
Kommunalpolitikerin

Nach einer kaufmännischen Ausbildung an der Handelsschule in Berlin war sie bis zu ihrer Eheschließung im Verlagswesen tätig. In Bildungseinrichtungen der Gewerkschaft und an der Volkshochschule verschaffte sie sich das Rüstzeug für ihr aktives politisches Handeln. 1928 wurde sie Mitglied der SPD und leitete von 1929 bis 1933 deren Frauen-AG. Sofort nach der Zulassung der demokratischen Parteien nach Ende des Zweiten Weltkrieges beteiligte sie sich an der Reorganisation der SPD und am Aufbau der Arbeiterwohlfahrt. Sie wurde am 20. Oktober 1946 in die Stadtverordnetenversammlung von Groß- Berlin gewählt. In Anerkennung ihrer langjährigen parlamentarischen Tätigkeit erhielt sie 1966 die Verdienstmedaille des Abgeordnetenhauses. Zum 70. Geburtstag wurde ihr 1972 die Würde einer Stadtältesten verliehen. Das Ehrengrab der engagierten Kommunalpolitikerin befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof Reinickendorf.

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Oppler, Ernst
* 19. September 1867 in Hannover
† 1. März 1929 in Berlin
Maler

Nach einer Ausbildung in München und langjährigen Aufenthalten in London und Holland lebte er seit 1905 in Berlin. In seinem künstlerischen Schaffen wurde er von Lovis Corinth (1858–1925), später von Max Liebermann (1847–1935) geprägt. O. gehörte 1898 zu den Mitbegründern der Berliner Sezession und trat als Porträt-, Stilleben- und Landschaftsmaler hervor. In seinen Radierungen und Zeichnungen wählte er Szenen aus dem Ballettmilieu. Mit besonderer Begeisterung malte er die russische Tänzerin Anna Pawlowa (1885–1931) vom Petersburger Marientheater, der er ein Epos von Bildern, Studien und Skizzen widmete. Während der Aufführungen der »Balletts russes« 1910 in der Kroll-Oper benutzte O. einen von ihm entwickelten »leuchtenden Bleistift«, der bald zum unentbehrlichen Hilfsmittel der Theater- und Pressezeichner geworden ist. Sein bekanntestes Bild »Lesende Kinder« befindet sich im Besitz der Nationalgalerie. Er wurde auf dem Landeseigenen Parkfriedhof Lichterfelde bestattet (Ehrengrab).

Osborn, Franz Joachim
* 11. Juli 1905 in Berlin
† 8. Juni 1955 in Basel
Musiker, Pianist

Der Sohn des Berliner Kunst- und Theaterkritikers Max O. (1870–1946) erhielt Klavierunterricht bei Leonid Kreutzer (1884–1953) und Artur Schnabel (1882–1951). Von 1922 bis 1926 studierte er Komposition beim

Direktor der Berliner Musikhochschule Franz Schreker (1878–1934). Er erweiterte seine musikalischen Kenntnisse beim Dirigenten Fritz Busch (1890–1951) in Stuttgart und unternahm danach Konzertreisen durch ganz Europa. Der Mendelssohn- und Blüthner- Preisträger emigrierte 1933 nach London und konnte hier seine Karriere als Mozart- und Beethoven- Interpret erfolgreich fortsetzen. Schon frühzeitig erkannte er die Bedeutung der zeitgenössischen Musik und führte Klavierwerke von Paul Hindemith (1895–1963), Igor Strawinsky (1882–1971) und Arnold Schönberg (1874–1951) auf.

Oschilewski, Walther G.
* 22. Juli 1904 in Berlin
† 1. Mai 1987 in Berlin
Publizist, Kulturhistoriker

Der Sohn eines Webermeisters wurde in der Nähe des Strausberger Platzes geboren. Er erlernte das Schriftsetzerhandwerk beim »Vorwärts« und studierte in Jena und Berlin Staatslehre und Geschichte. Als 20jähriger veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Seit 1922 schrieb O. für viele Tageszeitungen, Zeitschriften und Jahrbücher des In- und Auslandes. Er war Mitglied der SPD seit 1925 und überstand die Jahre von 1933 bis 1940 als Fachschriftsteller und Berater von Druckereien und Verlagen. Es folgte der Wehrdienst. Von 1946 bis 1950 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung an. Seit 1949 leitete er die Kulturredaktion des »Telegraf«, wurde darüber hinaus stellvertretender Chefredakteur des arani Verlages und gab ab 1952 das Jahrbuch »Der Bär von Berlin« heraus. O. veröffentlichte ein dreibändiges Werk über den SPD- Vorsitzenden Kurt Schumacher (1895–1952), die Anthologie »Berühmte Deutsche in Berlin« (1965), auch:

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»Große Sozialisten in Berlin«), »Zeitungen in Berlin« (1976) und 1979 eine »Heinrich- Zille- Bibliographie«. Der Senat verlieh ihm 1974 die Ernst- Reuter- Plakette in Silber und 1977 den Titel Professor ehrenhalber. Der Verein für die Geschichte Berlins ernannte O. ein Jahr später zum Ehrenmitglied.

Otto, Friedrich
* 4. September 1782 in Schneeberg/ Sachsen
† 7. September 1856 in Berlin
Gärtner, Botaniker

Er absolvierte eine Gärtnerlehre in Penig (Sachsen) und fand 1801 eine Anstellung als Gärtnergehilfe am Botanischen Garten. 1814 erfolgte die Ernennung zum Inspektor. Der Spezialist für den Gewächshausbau und die Kultur seltener Pflanzen wurde 1823 zum Königlichen Gartendirektor und gleichzeitig zum Direktor der neugegründeten Gärtnerlehranstalt in Schöneberg befördert. In Zusammenarbeit mit dem Direktor des Botanischen Gartens, Heinrich Friedrich Link (1767–1850), veröffentlichte er von 1820 bis 1828 in zehn Bänden »Icones plantarum selectarum horti regii bontanici Berolinensis«. O. war Gründungsmitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den Königlich Preußischen Staaten und Mitherausgeber der »Allgemeinen Gartenzeitung«.

Otto, Hans
* 10. August 1900 in Dresden
† 24. November 1933 in Berlin
Schauspieler

O. entstammte einer bürgerlichen Familie, war auf dem Dresdner Gymnasium Mitschüler von Erich Kästner (1899–1974) und trat nach der Schauspielschule zunächst in Frankfurt am Main, später in Gera und Hamburg auf. 1929 kam er nach Berlin an die Barnowsky- Bühnen. 1930 wechselte O. an das Preußische Staatstheater am Gendarmenmarkt und überzeugte als jugendlicher Held und Liebhaber. Zu seinen klassischen Hauptrollen gehörten der »Ferdinand« und »Egmont«. Am 27. Februar 1933 wurde dem Mitglied der KPD (seit 1924) gekündigt. Sein letzter Auftritt war der »Kaiser« in einer »Faust II«- Inszenierung. Die Partner waren Werner Krauss (1884–1959) als »Faust«, Gustav Gründgens (1899–1963) als »Mephisto« und Eleonore von Mendelssohn (1900–1951) als »Gretchen«. Trotz Angeboten von Max Reinhardt (1873–1943) aus Wien blieb er in Berlin und lebte im Untergrund. Am 13. November 1933 wurde er in einem Café am Victoriaplatz (Lichterfelde) von SA-Männern festgenommen und der Gestapo- Zentrale in der Prinz- Albrecht- Straße überstellt. In der SA-Kaserne Voßstraße wurde er daraufhin so grausam mißhandelt, daß er an den Folgen in einem Krankenhaus verstarb. O. wurde auf dem Friedhof von Stahnsdorf bei Berlin bestattet.

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