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Berliner Biographien (P)

Pagel, Julius Leopold
* 29. Mai 1851 in Pollnow/ Pommern
† 30. Januar 1912 in Berlin
Arzt

Nach Medizinstudium und Promotion in Berlin ließ sich P. 1876 im Norden der Stadt als praktischer Arzt nieder. Intensiv widmete er sich biographischen und medizinischen Studien. 1891 habilitierte er sich für Geschichte der Medizin und erhielt 1898 den Professorentitel und einen Lehrauftrag für Medizingeschichte an der Berliner Universität. P., der bereits mehrere Abhandlungen zur Geschichte der Medizin veröffentlichte, legte 1901 ein »Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des 19. Jahrhunderts« vor. Mit Neuburger führte er das von Theodor Puschmann begründete »Handbuch der Geschichte der Medizin« fort, die drei Bände erschienen zwischen 1901 und 1905, und er gab die »Deutsche Ärztezeitung« heraus. P. war Mitglied der Mittwochs- Gesellschaft und wurde 1902 zum außerordentlichen Professor berufen.

Parthey, Gustav
* 27. Oktober 1798 in Berlin
† 2. April 1872 in Rom
Altertumsforscher, Buchhändler

Sein Leitspruch lautete: »bene qui latuit bene vixit« (Wer im verborgenen gelebt hat, hat gut gelebt). Der Enkel des bedeutenden Berliner Buchhändlers und

Philosophen Christoph Friedrich Nicolai (1733–1811) beschreibt in seinen Jugenderinnerungen (1871) überzeugend und anschaulich das rege kulturelle Leben im Haus seines Großvaters in der Brüderstraße 13. Nach einem ungewöhnlich kurzen Studium von nur einem Jahr erwarb P. den Doktorgrad. Mit dem Tod des Vaters, Hofrat Friedrich Parthey (1745–1822), übernahm er die Verwaltung der Nicolaischen Buchhandlung, die bis 1866 in seinem Besitz blieb. Als Forscher reiste er nach Italien, Griechenland und Ägypten und veröffentlichte im Ergebnis zahlreiche archäologische Schriften. 1857 wurde P. Akademiemitglied – für einen Privatgelehrten eine große Anerkennung. Er starb auf einer Studienreise in Rom, wo er auch bestattet wurde.

Pfannschmidt, Karl Gottfried
* 15. September 1819 in Mühlhausen/ Thür.
† 5. Juli 1887 in Berlin
Maler

Nach dem Studium an der Berliner Kunstakademie (1835) und einem Aufenthalt in München 1841 kehrte P. nach Berlin zurück. Unter der Leitung des Historienmalers Peter von Cornelius (1783–1867) beteiligte er sich an der künstlerischen Ausgestaltung der Vorhalle des Alten Museums. Eine Studienreise führte ihn nach Italien. Ab 1847 restaurierte P. Wandgemälde in der Liebfrauenkirche zu Halberstadt. Er gilt als der letzte Vertreter der strengen religiösen Kunst und schuf u. a. Fresken für das Mausoleum in Charlottenburg (1850) und das Altargemälde »Abendmahl« in der Schloßkapelle (1851). Seit 1865 lehrte er an der Kunstakademie. Zum Ehrendoktor der Theologie (1883) ernannt, gab er gemeinsam mit H. Merz das »Christliche Kunstblatt« heraus. Er wurde auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof beigesetzt (Ehrengrab).

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Pfeiffer, Herbert
* 17. Januar 1903 in Köpenick
†13. April 1967 in Berlin
Theaterkritiker

P. blieb seiner Heimatstadt und dem Berliner Theater stets verbunden. Seit 1925 war er Kritiker am »12-Uhr-Blatt«; 1934 wurde er von den Nationalsozialisten aus dem Amt verdrängt. Nach 1945 erwies sich P. mit seinen Theaterkritiken für den »Tagesspiegel« als Kenner der Werke v. a. von Sartre, Camus, Brecht, Steinbeck, Faulkner und Tennessee Williams. Vom »Tagesspiegel« wechselte P. an die »Neue Zeitung«, später zur »Berliner Morgenpost«. Er veröffentlichte eine Monographie über den Schauspieler und Regisseur Paul Wegener (1874–1948). Weiter erschien von ihm »Berlin der zwanziger Jahre«. Einen geplanten Sammelband über »Zweihundert Jahre Berliner Theater« konnte er nicht vollenden. P. wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf begraben.

Pfitzner, Hans Erich
* 5. Mai 1869 in Moskau
† 22. Mai 1949 in Salzburg
Komponist

Nach seinem Musikstudium (Klavier, Musiktheorie) am Hochschen Konservatorium in Frankfurt am Main ging er zunächst als Lehrer ans Konservatorium in Koblenz, bevor er Kapellmeister am Mainzer Stadttheater wurde. 1897 kam er nach Berlin. Hier unterrichtete er bis 1907 Komposition und Dirigieren am Sternschen Konservatorium und war ab 1903 zugleich 1. Kapellmeister am Theater des Westens. 1908 übernahm er die Leitung des Konservatoriums und später (1910) der Oper in Straßburg. Nach seiner

Rückkehr nach Deutschland erhielt P. 1920 eine Professur an der Akademie der Künste in Berlin und leitete eine Meisterklasse. Seit 1929 war er an der Akademie für Tonkunst in München tätig. Sein Wirken als Bayrischer Generalmusikdirektor und Reichskultursenator (1935) in München ist umstritten. Zu seinen musikalischen Werken gehören: »Der arme Heinrich« (1895), »Die Rose vom Liebesgarten« (1901), »Palestrina« (1917), »Das Herz« (1931, Staatsoper Berlin), drei Sinfonien, Orchester- und Kammermusikwerke.

Pinsk, Johannes
* 4. Februar 1891 in Stettin
† 21. Mai 1957 in Berlin
katholischer Theologe

Nach dem Studium und der Priesterweihe (1915) arbeitete P. zunächst als Kaplan, wurde dann Geheimsekretär des Breslauer Bischofs Kardinal Johann Adolf Betram (1859–?). 1928 kam er als Nachfolger von Carl Sonnenschein (1876–1929) nach Berlin und übernahm die Akademiker- und Studentenseelsorge. Er wurde zu einer der führenden Persönlichkeiten der liturgischen Erneuerung, die er in seinem Buch über die Sakramentale Welt theologisch begründete. 1939 übernahm P. das Pfarramt Mater dolorosa in Lankwitz. Ab 1954 übernahm er einen Lehrauftrag an der Freien Universität, die ihn kurz vor seinem Tod mit der Ernennung zum Honorarprofessor ehrte. Der Geistliche starb bei der Ausübung des Sakraments der Ehe an den Stufen des Altars in der St.-Bernhard-Kirche in Dahlem und wurde auf dem St. Matthias-Friedhof (Mariendorf) beigesetzt.

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Plessen, Hans Georg Hermann von
* 26. November 1841 in Spandau
† 28. Januar 1929 in Potsdam
Militär, Generaloberst

Als Sohn eines Generals wählte er die militärische Laufbahn und war zunächst Angehöriger des 2. Garderegiments zu Fuß und Teilnehmer an den Kriegen von 1866 und 1870/71. Er vermählte sich 1874 mit Elisabeth von Langenbeck, einer Tochter des Gründers der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Bernhard Rudolf Konrad von L. . Bereits als Major trat er in den Dienst des Hofes und stieg 1879 zum Flügeladjutanten des Kaisers Wilhelm I. (1797–1888) und 1893 zum Generaladjutanten des Kaisers Wilhelm II. (1859–1941) auf. Dieser beförderte ihn 1899 zum General der Infanterie und 1908 zum Generaloberst mit dem Rang eines Feldmarschalls. Von 1892 bis zur Novemberrevolution 1918 führte P. das Kommando des kaiserlichen Hauptquartiers. Der Inhaber des Schwarzen Adlerordens und weiterer Orden und Ehrenzeichen wurde auf dem Alten Friedhof in Potsdam bestattet.

Pohl, Gerhart (Pseud. Silesius alter)
* 9. Juli 1902 in Trachenberg/ Schlesien
† 15. August 1966 in Berlin
Schriftsteller und Dramatiker

Er studierte Germanistik in Breslau und München. Sein Studium schloß er mit der Dissertation »Der Strophenbau im deutschen Volkslied« (1921) ab. P. ging nach Berlin und war von 1922 bis 1930 Lektor und Herausgeber der linksgerichteten literarischen Zeitschrift »Die neue Bücherschau«. 1939 erhielt er Publikationsverbot; während der NS-Zeit lebte er im Riesengebirge, kehrte aber 1946 nach Berlin zurück.

Seine Romane und Erzählungen sind meist in seiner schlesischen Heimat angesiedelt: z. B. »Die Brüder Wagemann« (1936) und »Die Fluchtburg« (1955). Er gehörte zum engsten Kreis um Gerhart Hauptmann (1862–1946) und beschrieb dessen letzte Tage in dem Buch »Bin ich noch in meinem Haus?« (1953). Bis 1950 arbeitete er als Lektor im Aufbau-Verlag und zog dann nach West-Berlin. P. war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, der Berliner Akademie der Künste, des PEN-Zentrums und ab 1959 Präsident der Vereinigung der Deutschen Schriftstellerverbände. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Waldfriedhof Zehlendorf.

Porten, Henny
* 7. Januar 1890 in Magdeburg
† 15. Oktober 1960 in Berlin
Schauspielerin

Der Filmpionier Oskar Meßter (1866–?) ermöglichte der 20jährigen eine steile Stummfilmkarriere. Nach zunächst belanglosen Streifen bewies die P. in Filmen wie »Liebesglück einer Blinden« (1910), »Des Pfarrers Töchterlein« und in »Rose Bernd« (1919) ihr künstlerisches Können. Ihr gelang nahtlos der Übergang zum Tonfilm. 1921 gründete sie eine eigene Filmgesellschaft, aus der 1924 die Porten-Froehlich- Filmgesellschaft hervorging. Anfang der 30er Jahre spielte sie zahllose Hauptrollen in modernen Gesellschaftsdramen. Durch ihre zweite Ehe mit dem jüdischen Arzt Wilhelm von Kaufmann geriet sie in zunehmende Konflikte mit den Nationalsozialisten, die ihre Karriere behinderten. Deren Drängen, sich von ihrem Ehemann zu trennen, gab sie nicht nach. Dennoch feierte die Künstlerin am 5. September 1935 im neuen Scala-Programm ein begeistertes Wiedersehen mit ihrem Publikum. Nach 1945 spielte

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sie am Theater und knüpfte in den DEFA-Filmen »Carola Lamberti – eine vom Zirkus« (1954) und »Das Fräulein von Scuderi« (1954) an ihre Vorkriegserfolge an. Sie wurde auf dem Kirchhof der Kaiser-Wilhelm- Gedächtnis- Kirchengemeinde bestattet (Ehrengrab).

Potonié, Henry
* 16. November 1857 in Berlin
† 28. November 1913 in Berlin
Botaniker

P. war der Sohn des Pariser Schriftstellers Edmond P. und der Tochter Marie des Königlichen Preußischen Hofmalers Johannes Sievers. Seine botanischen Studien begann er an der Berliner Universität, die er mit der Dissertation »Über die Zusammensetzung der Gefäßbündel bei den Gefäßkryptogamen« abschloß. Die wissenschaftliche Laufbahn führte ihn zunächst (1880) zum Botanischen Garten und Museum, später zur Geologischen Landesanstalt und zur Bergakademie. Hier und an der Berliner Universität lehrte er Paläobotanik und Kohlengeologie. Seit 1885 arbeitete er in der einst berühmten paläobotanischen Sammlung und wurde bald zum profunden Kenner der Flora der Vorzeit (Lehrbuch der Pflanzenpaläontologie).

Preuß, Hugo
* 28. Oktober 1860 in Berlin
† 9. Oktober 1925 in Berlin
Jurist, Reichsinnenminister

Der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Berlin, wo er sich 1889 habilitierte und bis zu seinem Tod als Privatdozent lehrte.

Wegen seiner jüdischen Herkunft erhielt er jedoch erst 1906 eine Professur an der neuen Berliner Handelshochschule. Im gleichen Jahr erschien der erste Band seines Hauptwerkes »Die Entwicklung des deutschen Städtewesens«. P. war Stadtverordneter (1895) und unbesoldeter Stadtrat in Charlottenburg (1910 bis 1918). Im November 1918 berief ihn Friedrich Ebert (1871–1925) zum Staatssekretär des Innern und beauftragte ihn mit der Ausarbeitung der Reichsverfassung, die dann mit wesentlichen Veränderungen an seinem Entwurf am 31. Juli 1919 durch die Nationalversammlung angenommen wurde. P. war von Februar bis Juni 1919 im Kabinett von Reichskanzler Philipp Scheidemann (1865–1939) Reichsinnenminister. Der Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gehörte seit 1919 der Preußischen Landesversammlung bzw. dem Preußischen Landtag an. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Urnenfriedhof Wedding.

Puchelt, Gerhard Hermann August
* 18. Februar 1913 in Stettin
† 17. August 1987 in Berlin
Musiker, Pianist

Er studierte von 1931 bis 1935 an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin und profilierte sich zunächst als Klavierbegleiter, bevor er die Solistenlaufbahn einschlug. Mit großem Erfolg gab er Konzerte in Mittel- und Nordeuropa sowie in Südamerika. Von 1949 bis 1978 lehrte er als Professor für Klavier an der Hochschule für Musik in Berlin und widmete sich in seinem musikalischen Schaffen besonders Werken der Romantik. Ihm ist die Gesamteinspielung aller Klaviervariationen von Mozart zu danken. Er vertrat Berlin als Jurymitglied in musikalischen Wettbewerben. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem St. Annen- Kirchhof in Dahlem.

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