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Berliner Biographien (L)

Landolt, Hans
* 5. Dezember 1831 in Zürich
† 15. März 1910 in Berlin
Chemiker

Er war seinem Lehrer Carl Jakob Löwig (1803–1890) von Zürich nach Breslau gefolgt, wo er 1853 promovierte. Über Heidelberg, Bonn und Aachen gelangte L. 1881 nach Berlin, wurde Mitglied der Akademie und Professor für Chemie an der Landwirtschaftlichen Hochschule. Von 1891 bis 1905 leitete er das II. Chemische Institut der Berliner Universität. Mit einer Präzisionswaage hat der Gelehrte täglich mehrere Stunden lang Wägungen vollzogen und dabei eine Genauigkeit erreicht, die sich auf ein Hundertmillionstel der Masse erstreckte. Er konnte nachweisen, daß bei chemischen Reaktionen keine Gewichtsveränderung der Masse eintritt. Seit 1883 gab er mit Richard Börnstein (1852–1913) die ersten Physikalisch-Chemischen Tabellen heraus.

Lassar, Oskar
* 11. Januar 1849 in Hamburg
† 21. Dezember 1907 in Berlin
Arzt

L. studierte in Heidelberg, Göttingen, Straßburg und Berlin. Nach der Promotion 1872 und einer Assistententätigkeit an der Charité eröffnete er eine Klinik für Hauterkrankungen.

Er führte bei seinen Patienten neue Therapien (z. B. Röntgenstrahlen) ein. Auf der Grundlage von Zinkoxyd entwickelte er die »Lassarsche Paste«, die noch heute von Dermatologen bei der Behandlung von Ekzemen angewandt wird. Der 1902 zum außerordentlichen Professor ernannte L. beförderte die Errichtung städtischer Desinfektionsanstalten und gründete 1899 die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder mit Sitz in Berlin.

Lasson, Georg
* 13. Juli 1862 in Berlin
† 2. Dezember 1932 in Berlin
Theologe und Philosoph

Sein Vater war der Philosoph und Universitätsprofessor Adolf L. (1832–1917), der mit dem Werk »System der Rechtsphilosophie« (1882) Aufmerksamkeit erregte. L. studierte in Berlin und Tübingen und trat nach der Ordination 1888 seine erste Pfarrstelle in Friedersdorf bei Storkow an. Er forschte auf dem Gebiet der Geschichts- und Religionsphilosophie und veröffentlichte neben theologischen Schriften (»Zur Theorie des christlichen Dogmas«) die erste kritische Gesamtausgabe der Werke Hegels in 18 Bänden (1905–1930). Von 1902 bis 1927 war er Pfarrer und Seelsorger an der Bartholomäuskirche am Königstor. Unter großer Anteilnahme wurde L. am 6. Dezember 1932 auf demGeorgenfriedhof bestattet.

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Lauenburg, Heinrich Christian Johann
* 27. August 1832 in Bützow/ Mecklenburg
† 15. Januar 1890 in Berlin
Architekt

L. arbeitete ab 1849 als Maurer beim Eisenbahnbau in Mecklenburg und nahm 1853 ein Studium an der Bauakademie in Berlin auf. Bereits ein Jahr vor der Anerkennung als Privatbaumeister wurde er 1859 mit dem Schinkelpreis (Entwurf für ein preußisches Parlamentsgebäude) ausgezeichnet. Ab 1869 war er Inhaber einer Baufirma, die vorwiegend Staatsaufträge ausführte. Zu seinen Bauten gehören: das Handwerkervereinshaus Sophienstraße 15, gemeinsam mit Bernhard Kolscher (1836–1868), der Provisorische Reichstag, Leipziger Straße 4 (1871), und das Restaurant F. Beyer, Große Friedrichstraße 231.

Lebede, Hans Erich
* 2. März 1883 in Berlin
† 2. Mai 1945 in Berlin
Lehrer, Intendant

Nach dem Studium der Germanistik und Anglistik in Würzburg und Berlin promovierte er 1906 zum Dr. phil. und unterrichtete am Kaiser-Wilhelm- Realgymnasium und an der Oberrealschule in Steglitz. Von 1920 bis 1922 vom Schuldienst beurlaubt, erhielt er den Auftrag zum Aufbau des Schloßpark-Theaters.

Unter seiner Leitung wurden der ehemalige Pferdestall und die Wagenremise des Herrenhauses in der Schloßstraße 46 (Steglitz) zum Theater umgestaltet und am 12. Mai 1921 eröffnet. Seit 1922 war er Mitarbeiter des Künstlerischen Prüfungsamtes, Abteilung Musik, ab 1925 Leiter des Seminars für Sprachkunde. Als Herausgeber von Werken zur Geschichte des Deutschen Theaters und zum musikalischen Schaffen von Richard Wagner (1813–1883) hat er sich einen Namen gemacht.

Lederer, Franz
* 26. August 1882 in Berlin
† 16. Oktober 1945 in Berlin
Mundartdichter

Er studierte in seiner Heimatstadt, promovierte zum Dr. phil. und beschäftigte sich neben seinem Lehramt als Studienrat an der Körner-Oberrealschule mit der Erforschung der Berliner Mundart. Seit 1924 veröffentlichte L. in regelmäßigen Abständen humorvolle Bücher. Er besaß ein eigenes, echt berlinisches Sprachempfinden, fügte Erlauschtes und Erlebtes hinzu und hatte ein Vorliebe für Anekdoten. Zu seinem Gesamtwerk gehören u. a.: »Uns kann keener« (1924), »Berlin und Umgebung« (1925), »Berliner Merkwürdigkeiten« (1926), »Ick lach' ma 'n Ast« (1929), »Jottlieb, drach 'n Jarten 'raus« (1934); »Hier lacht Berlin!« (1943).

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Lehmann, Lilli
* 24. November 1848 in Würzburg
† 16. Mai 1929 in Berlin
Sängerin

L. erhielt von ihrer Mutter, der Sängerin und Harfenvirtuosin Marie L.-Löw (1809–1885), Gesangsunterricht. Sie debütierte in Prag und kam 1868 als Koloratursängerin nach Danzig und Leipzig. Als sie am 31. August 1869 in Berlin gastierte, nahm sie ein Engagement an der Hofoper an. 1876 erhielt sie den Titel einer Königlichen Kammersängerin und wurde auf Lebenszeit verpflichtet. Bei einem Gastspiel in New York (1886) brach sie diesen Vertrag und blieb in Amerika. Sie heiratete den Tenor Paul Kalisch (1855–1946) und kehrte erst 1892 nach Berlin zurück. Auf der Bühne und im Konzertsaal feierte die Mozart- und Wagnerinterpretin Triumphe und bestätigte in Paris und Wien ihren internationalen Ruf. Sie wurde auf dem Landeseigenen Friedhof Dahlem beigesetzt (Ehrengrab).

Lehmann-Filhès, Rudolf
* 12. April 1854 in Berlin
† 30. Mai 1914 in Berlin
Mathematiker und Astronom

Er besuchte die Bauakademie und schloß 1878 sein Studium an der Berliner Universität mit der Dissertation »Zur Theorie der Sternschnuppen« erfolgreich ab. Seit 1891 lehrte er als Professor für Mathematik und Astronomie an der Universität und der Kriegsakademie. L. entwickelte Methoden zur Bestimmung von Meteorbahnen, beschäftigte sich mit der Himmelsmechanik und der Fehlertheorie.

Lenz, Max
* 13. Juni 1850 in Greifswald
† 6. April 1932 in Berlin
Historiker

L. studierte in Bonn, Greifswald und Berlin, habilitierte sich in Marburg (1876), wo er 1881 zum Professor ernannt wurde. 1888 folgte er einem Ruf nach Breslau und 1890 nach Berlin. Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte er in zahlreichen Publikationen: »Martin Luther« (1883), »Zur Kritik der Gedanken und Erinnerungen des Fürsten Bismarck« (1899), »Die Großen Mächte« (1900), »Geschichte Bismarcks« (1900) und in vier Bänden »Geschichte der Friedrich-Wilhelms- Universität« (1910–1918). Er war Mitglied der Akademie und 1911/1912 Rektor der Universität. Seit 1914 in Hamburg, kehrte er 1922 nach Berlin zurück und beendete 1925 sein Werk »Deutschland im Kreis der Großmächte 1871–1914«. Er wohnte in der Helmstedter Straße 25 in Wilmersdorf.

Lissa, Eva
* 9. Oktober 1914 in Wien
† 28. September 1988 in Berlin
Schauspielerin

Sie debütierte in Zürich, stand in Berlin, München und Wien auf der Bühne, bevor sie von Boleslaw Barlog (1906–1999) 1952 an das Schiller-Theater geholt wurde. Ihre erste Rolle spielte sie in Nestroys »Die beiden Nachtwandler«. Außerdem überzeugte L. in den Inszenierungen »Dantons Tod«, »Die Wände« und »Hamlet«. Mit Unterbrechungen blieb sie Berlin treu und seit 1983 den Staatlichen Schau-

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spielbühnen verbunden. Ein Jahr vor ihrem Tod beeindruckte L. in »Das große Welttheater« von Calderón (1600–1681) und in dem Film »Francesca«.

Loebell, Friedrich Wilhelm von
* 17. September 1855 in Lehnin
† 21. November 1931 in Brandenburg
Politiker, preußischer Innenminister

L. studierte nach dem Besuch der Ritterakademie in Straßburg und Leipzig und schlug 1883 die Beamtenlaufbahn ein, die ihn 1904 bis an die Verwaltungsspitze der Reichskanzlei führte. Er vertrat die Konservativen im Deutschen Reichstag und im Preußischen Abgeordnetenhaus. Von 1914 bis 1917 war er preußischer Innenminister, ab 1920 Präsident des Reichsbürgerrates. Als dieser aufgelöst wurde, sammelte er die konservativen Kräfte und initiierte 1925 im »Loebell-Ausschuß« die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten.

Löhe, Heinrich
* 26. August 1877 in Ahaus/ Westfalen
† 9. Mai 1961 in Berlin
Arzt

L. beendete 1905 sein Studium in Berlin und war zunächst als Assistent am Pathologischen Institut, danach an der Hautklinik der Charité tätig. Im Ersten Weltkrieg leitete er die deutsche Sanitätsmission in Bulgarien. Als Oberarzt (seit 1925 dirigierender Arzt) wirkte er über drei Jahrzehnte am Rudolf-Virchow-Krankenhaus. 1945 übernahm L. den Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der

Charité, den er bis zu seiner Emeritierung 1951 innehatte. Zu seinem 75. Geburtstag (1952) erhielt L. für sein Lebenswerk das Große Bundesverdienstkreuz.

Lorenz, Carl
* 30. November 1913 in Chemnitz
† 28. November 1993 in Berlin
Radsportler, Trainer

Der »Wahlberliner« L. hatte sich intensiv auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Er war Deutscher Meister im Sprint und im »Zweisitzerfahren«. Am 8. August 1936 besiegte der »Sachsenpfeil«, Ernst Ibbe und Carl Lorenz (Charly), in zwei Entscheidungsläufen die Holländer Bernhardus Leene und Hendrik Ooms und errang im 2-Kilometer- Tandemfahren die Goldmedaille. Als Trainer hatte L. großen Anteil an den Erfolgen Ostberliner Sportler auf der Winterbahn in der Seelenbinderhalle. 1960 betreute er in Rom das Tandem Lothar Stäber und Jürgen Simon sowie den Vierer mit Siegfried Köhler, Bernd Barleben, Manfred Klieme und Peter Gröning, die jeweils die Silbermedaille errangen L. starb kurz vor seinem 80. Geburtstag und wurde in Chemnitz begraben.

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