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Harro Strehlow/ Susanne Salinger
Die Menagerie auf der Pfaueninsel

»Pfaueninsel! Wie ein Märchen steigt ein Bild aus meinen Kindertagen vor mir auf: ein Schloß, Palmen und Känguruhs; Papageien kreischen; Pfauen sitzen auf hoher Stange oder schlagen ein Rad, Volieren, Springbrunnen, überschattete Wiesen; Schlängelpfade, die überallhin führen und nirgends; ein rätselvolles Eiland, eine Oase, ein Blumenteppich inmitten der Mark.«1)
     Die neuere Geschichte der Pfaueninsel begann, als Friedrich Wilhelm II. (1744–1797, König ab 1786) die Insel Kaninchenwerder 1793 kaufte. Damit begann auch die Umgestaltung der damals noch urwüchsigen Insel in eine Gartenlandschaft. Bereits 1794 wurde das Lustschloß errichtet, im Sommer 1795 war die Meierei fertiggestellt und 1796 der Jagdschirm. Als Friedrich Wilhelm II. starb, behielt sein Sohn, Friedrich Wilhelm III. (1770–1840, König ab 1797), nach Fontane »in allem gegensätzlich gegen seinen Vorgänger und diesen Gegensatz betonend«, dessen Liebe zur Pfaueninsel bei.2) 1795 wurden Pfauen vom Besitzer des Landgutes Sakrow erworben. 1801 erhielt der König als

Geburtstagsgabe sechs schlesische Schafe, acht ungarische Schafe und zwei Büffel. 1802 begann der Baumeister Bredel mit der Anlage einer Büffelbucht und der Errichtung eines Geheges für »bengalische Hirsche« (eine alte Bezeichnung für Axishirsche). Die Hirsche kamen 1802 zusammen mit chinesischen Schweinen als Geschenk des Grafen von Lindenau.3)
     Seitdem nahm die Zahl exotischer Tiere auf der Insel zu. Im Gebiet um das Schloß herum entstanden Käfige und Volieren für die dem König geschenkten oder von ihm erworbenen Tiere. Die Betreuung der Insel lag ab 1804 in den Händen des Hofgärtners Joachim Anton Ferdinand Fintelmann (1784–1863), den später eine enge Freundschaft mit Peter Joseph Lenné (1789–1866) verband. Fintelmann gestaltete die Insel in eine »ornamental farm« nach englischem Muster um, was aus einem bereits 1810 gezeichneten Plan hervorgeht.
     1816 beschloß Friedrich Wilhelm III., die Pfaueninsel zu seinem Sommerwohnsitz zu machen. Die weitere Umgestaltung der Insel legte er in die Hände Lennés, der in enger Zusammenarbeit mit Fintelmann Pläne entwickelte und die Umgestaltung vornahm. Eine enorme Bereicherung erhielt die Menagerie 1819 durch den Ankauf von Teilen der großherzoglichen Menagerie zu Karlsruhe. So erwarb Legationsrat Varnhagen von Ense (1771–1833) im Auftrag des Königs drei Mungos, einen Waschbären und zwei Graue
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Riesenkänguruhs. Das waren, soweit bekannt, die ersten Känguruhs auf der Pfaueninsel. 1821 kamen sieben Affen, ein Nasenbär und ein »brasilianisches Schwein«, was ein Pekari gewesen sein könnte, auf die Pfaueninsel.

Besucherverkehr

Es war somit schon ein beträchtlicher und vielfältiger Tierbestand vorhanden, als das Hofmarschallamt in Berlin am 4. Mai 1821 bekanntgab: »Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, dass jetzt die Königliche Pfaueninsel nur an drei Tagen in der Woche und zwar am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag besucht werden kann. Speisen und Getränke können dort weder für Geld gefordert noch mitgebracht und verzehrt werden.«4) Die Pfaueninsel entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel der Potsdamer und Berliner. Neben der Menagerie waren das Palmenhaus, der berühmte Rosengarten, eine Rutschbahn und andere Attraktionen zu besichtigen. Von der Ahé schreibt: »Die Berliner kamen meistens mit Fuhrwerken zur Pfauen-

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   30   Probleme/Projekte/Prozesse Menagerie auf der Pfaueninsel  Vorige SeiteNächste Seite
insel; an manchen Tagen sollen diese bis 6 000 Personen besucht haben. Herrschaftliche Wagen und Postkutschen, Hofequipagen und Lastwagen, vor allem aber Kremser bewegten sich die Chaussee entlang, manchmal bildeten sie eine fast ununterbrochene Reihe von Berlin bis zur Insel ... Die Potsdamer kamen mit Gondeln und Kähnen, aber auch mit Wagen und zu Fuß. Zur Rosenzeit war der Besuch besonders stark.«5)
     Später kamen die Besucher mit Dampfern. Als die Eisenbahnlinie zwischen Berlin und Potsdam in Betrieb genommen wurde, verlagerte sich ein Teil des Besucherverkehrs auf die Eisenbahn. An den Besuchstagen wurden Sonderzüge eingesetzt. Der Andrang war so groß, daß bis zu sechs Gendarmen an den Landungsbrücken zur Pfaueninsel die Ordnung aufrecht zu erhalten versuchten.

Der Ausbau der Menagerie

Friedrich Wilhelm III., der bei einem Paris-Besuch die Menagerie im Jardin des Plantes kennengelernt hatte, wollte eine entsprechende Gestaltung auch auf der Pfaueninsel. Am 26. Januar 1823 waren Lennés Pläne soweit gediehen, daß er dem König einen Vorschlag unterbreitete. Danach sollten die Gebäude der Menagerie sich auf einen Bereich im mittleren südlichen Abschnitt der Pfaueninsel konzentrieren. Für die Gestaltung

Haus für Wasservögel
gab er an: »Zur Menagerie auf der Pfaueninsel sind nachfolgende Gebäude und Thier-Wohnungen erforderlich. Da die Insel und die daselbst vorfindlichen Gebäude im ländlichen Charakter angelegt sind, so würden die zu errichtenden Menagerie-Gebäude in demselben rustikalen Stil zu entwerfen sein.« Es folgt dann eine Aufzählung der gewünschten Bauten mit genauen Einzelheiten, z. B.: »A. Ein hölzerner Behälter in
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   31   Probleme/Projekte/Prozesse Menagerie auf der Pfaueninsel  Vorige SeiteNächste Seite
7 Abtheilungen mit Drahtgitter für die verschiedenen Adler. Jede Abtheilung 8 Fuß breit und 10 Fuß tief.«6)" Neben dem Adlerhaus nannte Lenné noch ein Affenhaus, einen Stall für Känguruhs, einen für Ziegen, ein Haus für Wölfe und Füchse, einen Stall für Schweine, ein Haus für Vögel, ein Wasservogelhaus, ein Maschinenhaus, die Verlagerung der Fasanerie. Am 6. März 1824, also rund 14 Monate später, legte der Hofmarschall von Maltzahn die Pläne und Kostenvoranschläge dem König zur Entscheidung vor. Hinzugekommen ist noch ein »Cavalier Haus«. Insgesamt sollte der Ausbau der Menagerie mit dem Wohnhaus und dem Maschinenhaus 43 285 Taler, 6 Groschen und 7 Pfennige kosten. Am 18. Mai 1824 stimmte der König dem Projekt zu, mit der Einschränkung, daß statt eines neuen Wohnhauses das bestehende erweitert und mit der aus Danzig gekommenen Fassade versehen wird. Mit dem Bau des Wasserdruckwerkes und Kavalierhauses sollte begonnen werden. Für die erste Phase stellte der König 25 000 Taler bereit.
     Die im Wolfshaus untergebrachten Bären hatten es mehrfach geschafft, ihre Behausung zu verlassen. Eine sichere Unterkunft wurde durch die Anlage der in den Boden eingelassenen Bärengrube mit einem Kletterbaum in der Mitte geschaffen. 1828 wurden neue Hirschbuchten angelegt. Insgesamt


Lamahaus
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Känguruhhaus

dreizehn mit Lattenzäunen versehene Gehege entstanden. Nur eine als Aha ausgebildete Beobachtungsstelle bot freien Blick auf die Tiere. Bei einem Aha ist die Umzäunung so in einem Graben versenkt, daß ein unbeschränkter Blick auf die Tiere den Eindruck erweckt, sie stünden ohne Trennung dem Beobachter gegenüber. Die letzten Menageriebauten entstanden 1834, eine Biberburg und ein Büffelstall.
     Einen Teil der Gebäude erhielt zusammen mit vielen Tieren der 1844 eröffnete Zoologische Garten bei Berlin, das Lamahaus brannte 1842 ab. Die Voliere wird noch immer zur Vogelhaltung genutzt, die Bärengrube wurde überdacht und ist nicht zugänglich. Sie bildet ein wichtiges Winterquartier für Fledermäuse.

Der Tierbestand

In den dreißiger und vierziger Jahren lebten hier mehr Tiere, war die Menagerie artenreicher als im Berliner Zoologischen Garten bei seiner Eröffnung. Noch sind nicht alle Quellen erschlossen, die Aufschluß über den Tierbestand geben können. Landsberg weist darauf hin, daß im Museum für Naturkunde ein Tagebuch entdeckt wurde, aus dem hervorgeht, welche Tiere von der Pfaueninsel ins Museum gelangten.7) Andere Quellen sind die Tierbestandslisten, von denen bisher drei veröffentlicht sind, vom 1. Januar


1832, vom August 1833 und vom 31. Mai 1842. Einblick gibt auch ein Bericht vom Pfarrer und Ornithologen Christian Ludwig Brehm (1787–1864) aus dem Jahr 1832.8) Die Liste vom 1. Januar 1832 verzeichnete unter anderem elf Arten von Affen, darunter drei Mandrills, westafrikanische Waldpaviane, die mit ihrer auffallenden Gesichtsfärbung und dem ebenso bunten Hinterteil zu den attraktivsten Affen gehören. Außerdem lebten vier Graue Riesenkänguruhs auf der Insel. Neben drei Bären konnten die Besucher einen Löwen und drei Nasenbären sehen. Fünf Büffel und ein Zebu sind bemerkenswert. Unter den Vögeln fallen 63 Pfauen auf. Insgesamt 96 Arten mit 846 Tieren konnten bewundert werden. Nur 18 Monate später hat sich das Bild gewandelt. Nur noch sechs Affenarten
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   33   Probleme/Projekte/Prozesse Menagerie auf der Pfaueninsel  Vorige SeiteNächste Seite
waren am Leben. Auch viele andere Tiere waren zwischenzeitlich gestorben, so daß die Liste nur noch 630 Exemplare aufführt.
     Kourist veröffentlicht dazu zwei Briefe August Siebers (1796–?), der seit dem 1. August 1832 die Aufsicht über die Menagerie hatte, an Martin Carl Hinrich Lichtenstein (1780–1857). Im Brief vom 7. Dezember 1832 heißt es: »... ich lasse es an nichts fehlen, ... wenn es Ihn Herr Geheimrath möglich ist, durch Se. Exillenz oder Herr Geheimkämmerer Kynast Se. Majestät den König es wißen zu laßen dass so viele Affen ... gestorben sind und das ich nicht Schuld daran bin ...« Und drei Monate später, am 3. März 1833: »Ich weiß vor Angst und Sorge nicht mehr, was ich anfangen soll ... meine ärgsten Feinde hier auf der Insel können nichts anderes sagen als das ich alles mit vieler Sorgfalt und Mühe meine mir anvertraute Menagerie beobachte ...«9)
     Es waren also anderthalb sehr verlustreiche Jahre für die Menagerie auf der Pfaueninsel. Über die Ursachen für die vielen Todesfälle können keine genauen Angaben gemacht werden. Erst 1834 wurde mit Sicherheit eine Obduktion bei einem auf der Pfaueninsel verendeten Tier vorgenommen, einem Löwen. Noch später, 1837, veranlaßte Lichtenstein, daß von allen verendeten Tieren Obduktionen vorgenommen werden.
     Immer wieder müssen durch Neuankäufe die Lücken im Tierbestand ergänzt werden. Unter diesen Ankäufen gab es auch
Besonderheiten, wie 1836, als mit dem Dampfschiff »von Hamburg 6 Enten und 3 Schweine aus Columbien, 1 Reh vom Mississippi und Schildkröten mit dem nöthigen Seewasser« ankamen.10) Leider ist keine Angabe vorhanden, um wie viele Schildkröten es sich handelte. Aber daß sie in einem Seewassertank auf die Pfaueninsel gebracht wurden, ist ein für damalige Zeiten bemerkenswertes Ereignis. Wie lange sie überlebten, ist nicht bekannt.
     Nach dem Tod Friedrich Wilhelms III. am 7. Juni 1840 kam das Ende der Menagerie auf der Pfaueninsel. Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861, König 1840–1858) verfügte am 31. Mai 1842 in einer Liste, welche der noch vorhandenen Tiere von der Pfaueninsel in den Zoo gebracht werden und welche auf der Pfaueninsel bleiben sollten. Die Hirsche waren inzwischen in das Hirschgatter in der Pirschheide bei Potsdam verbracht worden. Die Liste enthält etwa 65 verschiedene Arten sowie einige Haustierrassen. 536 Tiere lebten noch auf der Pfaueninsel.

Die Geschichte der Känguruhs

Zu den 1819 gekauften Grauen Riesenkänguruhs kamen 1821 fünf Tiere aus der Menagerie der Herzogin von Scetland, ein Geschenk des Herzogs von York. Graue Riesenkänguruhs waren damals zwar wertvolle, aber keineswegs seltene Tiere in den Menagerien. Ihre Zucht gelang gelegentlich, die Lebens-

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   34   Probleme/Projekte/Prozesse Menagerie auf der Pfaueninsel  Vorige SeiteNächste Seite
dauer aber war nicht sehr hoch. Welche Wertschätzung die Känguruhs genossen, geht daraus hervor, daß für sie ein eigenes Haus geplant und 1828 gebaut wurde. Das Haus enthielt drei Ställe für die Känguruhs, einen Pflegergang, die Küche und unter dem Dachboden einen Lagerraum. Das Außengehege war mit einem Bretterzaun begrenzt, in dessen oberem Drittel Maschendraht den Blick auf die Tiere ermöglichte.
     Zeitweise wurden die Känguruhs zusammen mit Hasen und Schneehasen gehalten. So konnte Christian Ludwig Brehm humorvoll über die vegetarisch lebenden Känguruhs berichten: »... interessant waren mir mehrere Känguruhs, welche auf einem freyen Grasplatz herumspringen und bey übler Witterung in einem Gebäude Zuflucht finden ... Auf demselben freyen Platze befanden sich mehrere veränderliche und gemeine Hasen ... Ein berliner Handwerksmann hatte vor einiger Zeit seine Freude darüber zu erkennen gegeben, dass die Känguruhs an den Hasen gleich ihre Nahrung hatten.«11)
     Es hat mehrfach Geburten bei den Känguruhs auf der Pfaueninsel gegeben. Leisering (1820–1892), der von 1846 bis 1852 Tierinspektor am Zoologischen Garten Berlin war, berichtete: »Die Känguruh gehören mit zu den Thieren, welche man in Europa selten zu Gesicht bekommt; in herumziehenden Menagerien findet man sie äußerst selten und nur in größeren zoologischen Gärten werden sie hier und da angetroffen. Es ist
noch nicht so lange her, als auf der Pfaueninsel, dem bekannten Lieblingsaufenthalt des Hochsel. Königs Friedrich Wilhelm III., von der größten Art dieser Thiere, dem Riesenkänguruh (Halmaturus giganteus; Macropus gigant. M. major) fast eine kleine Heerde zu finden war, welche indessen schon zur Zeit der Uebersiedlung der Thiere nach dem hiesigen zoologischen Garten bis auf eine geringe Zahl zusammengeschmolzen war.«12)
     Eine ungeklärte Frage war im vorigen Jahrhundert die Fortpflanzung der Känguruhs. Dazu fanden auf der Pfaueninsel Untersuchungen statt, die dann durch Leisering im Zoo fortgesetzt wurden: »Der Herr Geheimrath Lichtenstein, Generalsecretär des Vereins für den zoologischen Garten und technischer Director desselben, machte es mir schon beim Eintritt in meinen Wirkungskreis zur besonderen Pflicht, die Känguruhs und ihr Geschlechtsleben sorgfältig zu überwachen; ich kam um so lieber dem Verlangen dieses, um die Wissenschaft so hoch verdienten Mannes nach, als es gerade seit einer Reihe von Jahren sein lebhaftester Wunsch gewesen war, über das Geschlechtsleben der früher auf der Pfaueninsel befindlichen Känguruh von den dortigen Beamten nähere Aufschlüsse zu bekommen; er hatte sogar für die Zeit, in welcher der Uebergang der Jungen in den Beutel zu erwarten stand, eigene Leute unausgesetzt Tag und Nacht zur Beobachtung angestellt, aber alles ohne
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   35   Probleme/Projekte/Prozesse Menagerie auf der Pfaueninsel  Vorige SeiteNächste Seite
Erfolg.«13) Leisering gelang in der Folge einmal beinahe die Beobachtung der Geburt eines Känguruhs. Genährt durch andere Berichte, kam er aber zu der falschen Schlußfolgerung, daß die Känguruhmutter ihr Junges mit dem Maul in den Beutel befördert.

Die Betreuung der Menagerie

In den ersten Jahren ihres Bestehens wurde die Menagerie einfach als Teil der Gärten vom damaligen Hofgärtner J. A. F. Fintelmann mit betreut. Als er 1834 nach Charlottenburg versetzt wurde, hatte bereits seit dem 1. August 1832 August Sieber die Verantwortung für die Menagerie übernommen. Der am 13. Dezember 1796 in Sondershausen geborene August Sieber hatte vor seinem Dienstantritt auf der Pfaueninsel bereits als Geschäftsführer der Wilhelm van Akenschen Wandermenagerie Erfahrungen in der Haltung von Tieren gesammelt.
     Sieber zur Seite standen ein Fasaneriejäger, ein Schäfer und zwei Tierwärter. Sieber wohnte im Hintergebäude des Palmenhauses und erhielt ein Jahresgehalt von 600 Talern. Als die Menagerie aufgelöst und ein Teil dem Zoo überlassen wurde, trat auch Sieber in den Dienst des Zoos. Allerdings schied er dort bereits 1847 wieder aus. Seine Stelle übernahm der Tierarzt Leisering.
     Die Tiere auf der Pfaueninsel wurden auch veterinärmedizinisch betreut. Der

Tierarzt Pfeil aus Potsdam erhielt dafür monatlich neun Taler. Nach seinem Tod am 3. November 1839 wurde der Tierarzt Rahmschüssel sein Nachfolger. Eine besonders wichtige Rolle spielte Martin Carl Hinrich Lichtenstein, Professor an der Berliner Universität und Direktor des Zoologischen Museums. Er war der direkte Berater Friedrich Wilhelms III. Er führte auch die Oberaufsicht über die Menagerie und gab Anweisungen. Seine Einflußnahme war sicher entscheidend für die Ausgestaltung und den Besatz der Menagerie. Lichtenstein war es auch, der ab 1833 den Plan verfolgte, in Berlin einen privaten zoologischen Garten zu gründen, ein Plan, der erst 1844 mit der Eröffnung des Zoologischen Gartens erfüllt wurde. Bis zu seinem Tod hatte er dort als Direktor die entscheidende wissenschaftliche Position im Aufsichtsrat.
     Die Bilder, die verschiedene Künstler von den Tieren der Pfaueninsel gemalt haben, sind wohl alle verschollen. Von einigen gibt es Reproduktionen. Ein Teil der Bauten ist auf einem Stich abgebildet, und auch auf Vasen wurden einzelne Bauten festgehalten.
     Auch in der Literatur hat die Pfaueninsel ihren Niederschlag gefunden: »Eine Fahrt nach der Pfaueninsel galt den Berlinern als das schönste Familienfest des Jahres, und die Jugend fühlte sich überaus glücklich, die munteren Sprünge der Affen, die drollige Plumpheit der Bären, das seltsame Hüpfen der Känguruhs hier zu sehen. Die tropi-
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   36   Probleme/Projekte/Prozesse Menagerie auf der Pfaueninsel  Vorige SeiteAnfang
schen Gewächse wurden mit manchem Ach! des Entzückens bewundert. Man träumte in Indien zu sein ...«14)

Quellen:
1     Theodor Fontane, Havelland, Aufbau-Verlag, Berlin 1977
2     Ebenda
3     Caesar von der Ahé, Die Menagerie auf der »Königlichen Pfaueninsel«, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Jg. 47, 1930, S. 1 ff.
4     Wolfgang Stichel, Die Pfaueninsel, Verlag naturwissenschaftlicher Publikationen, Berlin 1927, S. 44
5     Caesar von der Ahé, a. a. O.
6     Ebenda
7     Hannelore Landsberg, Das erste Zootier des Museums – ein Mandrill? Die Gründung des Zoologischen Gartens und dessen Bedeutung für die Sammlungen des Zoologischen Museums der Berliner Universität, in: Bongo, Jg. 24, 1994, S. 85 ff.

8     Harro Strehlow, »Das Merkwürdigste auf der Insel waren mir die lebendigen Thiere«. Ein Besuch Christian Ludwig Brehms in der Menagerie auf der Pfaueninsel im Oktober 1832, in: Bongo, Jg. 24, 1994, S. 31 ff.
9     Wolfgang Kourist, 400 Jahre Zoo, Rheinisches Landesmuseum, Bonn 1976, S. 88
10     Caesar von der Ahé, a. a. O.
11     Christian Ludwig Brehm, Zoologische, vorzüglich ornitholog. Bemerkungen auf einer Reise von Renthendorf nach Berlin im Herbste 1832, in: ISIS, Jg. 19, 1834, S. 38 ff.
12     Theodor Leisering, Beobachtungen aus dem berliner zoologischen Garten. 4. Beobachtungen über Känguruhs, in: Magazin für die gesammte Thierheilkunde, Jg. 19, S. 350 ff.
13     Ebenda
14     August Kopisch, Die Königlichen Schlösser und Gärten zu Potsdam, Ernst und Korn-Gropiussche Buch und Kunsthandlung, Berlin 1854

Bildquellen:
Zeichnungen Susanne Salinger, Archiv Autoren

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