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Es geschah gestern in Berlin
Februar 1999

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. Februar
Einen Tauschring
gründen Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde im Tempelhofer Ortsteil Lichtenrade. Verschiedene Dienstleistungen wie Babysitten, Hausaufgabenhilfe, Arzt- oder Behördenbegleitung können je nach Zeitaufwand »getauscht« werden.
Privatisiert werden soll die Siegessäule im Tiergarten. Die Firma Monument Tales will 1,2 Millionen Mark investieren und im Sommer das Café Viktoria in einem der vier Torhäuschen eröffnen. Vorgesehen ist auch, die Plattform um die Säule herum in das Nutzungskonzept einzubeziehen.

2. Februar
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels
eröffnet sein Berliner Büro am Schiffbauerdamm. Damit ist das Bonner Büro nach 20 Jahren geschlossen worden; Hauptsitz des Börsenvereins bleibt weiterhin Frankfurt am Main.

3. Februar
Den Ernst-Lubitsch-Preis
erhält der Regisseur Tom Tykwer für seinen Film »Lola rennt«. Der Film ist mit zwei Millionen Besuchern der Erfolgsfilm des Jahres 1998.
Bundespräsident Roman Herzog wird zum Ehrenbürger der Stadt Berlin ernannt. Bei dem Festakt im Roten Rathaus (Mitte) wurde auf Herzogs besondere Verdienste als Förderer der Stadt und des Hauptstadtumzugs verwiesen.

4. Februar
Wie das Statistische Landesamt Berlin
mitteilt, hat die Bevölkerung der Stadt innerhalb der ersten acht Monate des Jahres 1998 weiter abgenommen. Ende August 1998 lebten mit 3,41 Millionen Einwohnern 0,5 Prozent weniger in Berlin als zu Beginn des Jahres.

5. Februar
Die Gründung der DEFA-Stiftung
gibt der Staatsminister für Kultur Michael Naumann im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung bekannt. 950 Spiel-, 820 Animations- und 5 200 Dokumentarfilme werden damit nationales Kulturerbe.
Die GASAG kündigt den Abbau von 1 000 Arbeitsplätzen in den kommenden vier Jahren an. Damit wird die Belegschaft um die Hälfte reduziert. Gewerkschaften und Betriebsrat stimmten den Umstrukturierungsplänen im Grundsatz zu.

6. Februar
In der Charité
gelingt ein entscheidender Erfolg bei der Behandlung von Leberversagen, teilt eine Kliniksprecherin mit. Einem 38jährigen Patienten war über 60 Stunden mit einem neu entwickelten Leber-»Perfusionssystem« und zwei Schweinelebern der Körper entgiftet worden.

7. Februar
Die »Brecht-Tage '99«
werden im Brecht-Haus (Mitte) eröffnet. U. a. treffen sich Autoren, die sich mit Schaffen und Werk Brechts kritisch auseinandersetzen.
Mit insgesamt 65 Überstunden jährlich liegen die Berliner Arbeitnehmer etwa im Bundesdurchschnitt. Wie Dieter Pienky, Sprecher des Deutschen Gewerkschaftsbundes, mitteilt, leisten 45 Prozent der Berliner Arbeitnehmer regelmäßig Überstunden.

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8. Februar
Mangelndes Traditionsbewußtsein
konstatiert die Gesellschaft Historisches Berlin am Beispiel der seit 1990 zwischen Forum Fridericianum und Schloßplatz (Mitte) begangenen Bausünden. Zugleich fordert sie ein Statut zum Schutz der Bausubstanz.
Gefunden ist der Name für das Elefantenbaby, das am 15. Januar im Tierpark Friedrichsfelde zur Welt kam. Tierparkdirektor Bernhard Blaszkiewitz teilt mit, daß der Vorschlag der Tierpfleger, es Matibi zu nennen, aufgenommen wurde.

9. Februar
Steven Spielberg
wird als »erfolgreichster Regisseur aller Zeiten« im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) mit der »Goldenen Kamera« der TV-Illustrierten »Hör zu« ausgezeichnet. Damit wird auch sein Engagement für die Überlebenden des Holocaust geehrt.

10. Februar
Die 49. Internationalen Filmfestspiele
werden mit der Premiere des deutschen Wettbewerbsbeitrags »Aimée und Jaguar« von Max Färberböck im Zoo-Palast (Charlottenburg) eröffnet. Bis zum 21. Februar sind 300 Filme aus aller Welt zu sehen.
Die Schauspielerin Lotte Loebinger stirbt 93jährig in Berlin. Sie spielte von 1927 bis 1931 unter Erwin Piscator. 1927 heiratete sie Herbert Wehner. Nach Flucht und Emigration in Moskau spielte sie nach Kriegsende wieder in Ost-Berlin.
Der Bildhauer Günter Anlauf feiert in Berlin seinen 75. Geburtstag. Anlauf war u. a. am Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses beteiligt. Von ihm ist auch die Rousseau-Säule auf der gleichnamigen Insel im Tiergarten.

11. Februar
Das erste Hunde-Auslaufgebiet im Osten Berlins
wird in Pankow-Buchholz von Umweltsenator Peter Strieder übergeben. Es liegt zwei Kilometer abseits der Autobahnabfahrt Schönerlinder Straße.
Den Drehbuchpreis des Bundesinnenministeriums, der mit 50 000 DM dotiert ist, erhalten Leander Haußmann und Thomas Brussig für ihr Drehbuch zum Kinofilm »Sonnenallee«.

12. Februar
Mit einer »Lehrerfeuerwehr«
will Schulsenatorin Ingrid Stahmer künftig den Unterrichtsausfall in den Bezirken reduzieren. Lehrer, die nicht fest in den Stundenplan eingeplant sind, sollen kurzfristig für erkrankte Kollegen einspringen.

13. Februar
Am 150. Geburtstag des Hauptmanns von Köpenick
(Schuster Wilhelm Voigt), der im Jahre 1906 die Stadtkasse im Rathaus von Köpenick »beschlagnahmte«, legen Kommunalpolitiker am »Hauptmann«-Denkmal in Köpenick Blumengebinde nieder.

15. Februar
Mit einem »Dienst nach Vorschrift«
beginnen die Berliner Haus- und Allgemeinärzte ihren einwöchigen Bummelstreik, mit dem sie auf ihre Honorarsituation aufmerksam machen wollen.
Ohne Karnevalsumzug bleibt auch in diesem Jahr der Rosenmontag in Berlin. Der letzte Umzug fand im Jahre 1954 statt. Heute fehle in Berlin »die innere Fröhlichkeit, und es mangelt an Geld«.

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16. Februar
Richtfest
wird am Gebäude der Landesvertretung Sachsens in der Brüderstraße 11/12 (Mitte) gefeiert. Das 1905 erbaute Haus, das für fünf Millionen Mark neugestaltet wurde, erhielt u. a. einen überdachten Innenhof.
Das griechische Konsulat am Wittenbergplatz (Schöneberg), das nach der Festsetzung des Kurden-Separatistenführers Abdullah Öcalan von kurdischen Demonstranten besetzt und verwüstet worden war, wird nach 15 Stunden ohne Zwischenfälle geräumt.

17. Februar
Am Ostbahnhof
(Friedrichshain) wird mit Abrißarbeiten der Empfangshalle begonnen. Sie muß dem geplanten Neubau weichen, dessen Fassade aus einer 3 200 Quadratmeter großen Glaskonstruktion bestehen und mit einem Oberlicht versehen sein soll.

18. Februar
Shirley MacLaine
erhält auf der Berlinale '99 den Goldenen Bären für ihr Lebenswerk. Die 64jährige amerikanische Schauspielerin war bereits 1959 und 1971 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet worden.
Erstmals läuft der Film »Odyssee 3 D – Aufbruch in die dritte Dimension« im Imax-Theater nahe dem Potsdamer Platz. Für dieses Filmerlebnis erhält jeder Besucher eine Spezialbrille.

19. Februar
Ergebnisse einer Umfrage
unter 600 deutschen Jugendlichen stellt Berlins Ausländerbeauftragte Barbara John vor: Kritischer als noch vor einigen Jahren äußern sie sich über Ausländer. Zudem zeigen sich deutliche Ost-West-Unterschiede.

20. Februar
Rund 200 Hundefreunde
protestieren auf der Schloßstraße in Charlottenburg »gegen die Diskriminierung« von Hunden und Hundehaltern. Besonders fehlende Auslaufmöglichkeiten für die Tiere schränkten das Halten von Hunden ein bzw. machten es unmöglich.

21. Februar
Prognosen zur Wahl 1999
in Berlin läßt »Der Tagesspiegel« von drei Wahrsagern abgeben. Zwei von ihnen sagen voraus, daß die CDU die Mehrheit erreiche und Diepgen wiedergewählt werde, der dritte »sieht« Momper als Wahlsieger.
Am »Welttag der Fremdenführer« veranstalten die 202 Mitglieder im Verband der Berliner Stadtführer »Berlin Guide« kostenlose Führungen durch die Hauptstadt. Insgesamt gibt es derzeit in Berlin 300 professionelle Stadtführer.
Günter Archenhold, von 1931 bis 1936 Leiter der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow, stirbt im Alter von 94 Jahren im englischen Bolton. 1998 hatte der Astronom der Treptower Sternwarte seinen wissenschaftlichen Nachlaß übergeben.

22. Februar
437 936 Ausländer aus 184 Staaten mit Hauptwohnsitz in Berlin
registriert das Landesamt Berlin am Ende des Jahres 1998. Somit lebten – im Vergleich zu 1997 – 2 311 Ausländer weniger in der Stadt. 31 Prozent (135 159) der Ausländer hatten die türkische Staatsangehörigkeit.
Die Zahl der Insolvenzen ist im vergangenen Jahr leicht angestiegen. Nach Informationen des Statistischen Landesamtes Berlin sind 2 119 Konkurs und Gesamtvollstreckungsverfahren angemeldet worden, 649 davon im Baugewerbe.

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23. Februar
Eine Jubiläumsausstellung »Die Zeit fährt Auto«
eröffnet am 100. Geburtstag Erich Kästners im Kronprinzenpalais Unter den Linden (Mitte). Es ist die erste Ausstellung im Ausweichquartier des Deutschen Historischen Museums während dessen Sanierung.
Im neugestalteten Andachtsraum des Reichstagsgebäudes vermißt die CSU-Landesgruppe das christliche Kreuz. Der Raum steht allen Religionen offen und ist dementsprechend gestaltet.

24. Februar
Im Vestibül der Universitätsbibliothek (Mitte)
wird anläßlich seines 200. Todestages eine Bronzebüste des Physikers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg, geschaffen vom Künstler Christian Bahr, eingeweiht.
Der Antrag der Volksinitiative gegen den Bau des Transrapids zwischen Berlin und Hamburg wird vom Umweltausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses mit einer Mehrheit von 14 zu acht Stimmen abgelehnt.
Der Stiftungsrat der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin beschließt, 48 Millionen Mark an verschiedene Projekte zu verteilen. Darunter befinden sich die Stephanus-Stiftung, der Landessportbund und die Berliner Festspiele GmbH.

25. Februar
Das Lautsprechersystem des Reichstagsgebäudes
wird überprüft, um mögliche Havarien bei der Eröffnung im April auszuschließen. Dazu sind 1 100 Bundeswehrsoldaten in den Plenarsaal des künftigen Deutschen Bundestages befohlen worden.
In der Info-Box am Leipziger Platz (Mitte) wird der sechsmillionste Besucher begrüßt. Info-Box-Leiterin und Jubilar seilten sich aus Anlaß des Jubiläums vom 23 Meter hohen Turm ab.

26. Februar
An der dreitägigen Jahreshauptversammlung
des Bundesverbandes der Gästeführer nehmen mehr als 100 Stadtführer aus rund 30 deutschen Städten und Regionen teil. Die Tagung, die zum fünftenmal stattfindet, ist als Beitrag zur Förderung eines kulturell anspruchsvollen Tourismus gedacht.

27. Februar
Ein neuer »Automobil-Ball«
wird im Festzentrum der Trabrennbahn Mariendorf (Tempelhof) von rund 800 Autofreunden Berlins aus der Taufe gehoben. Er soll die Tradition des ehemaligen ACE-Balls fortsetzen.
Mit der Science-Fiction-Revue »Elements«, die im Friedrichstadtpalast ihre Uraufführung hat, will Intendant Sascha Iljinskij mehr Jugendliche für das Haus interessieren.

28. Februar
Der »Fabrikaktion« 1943
gedenken die Jüdische Gemeinde zu Berlin und die Synagogengemeinde Adass Jisroel vor den Mahnmalen in der Großen Hamburger und der Rosenstraße. Nichtjüdische Ehefrauen hatten die Freilassung ihrer verhafteten jüdischen Männer erwirkt.

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© Edition Luisenstadt, 1999
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