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Es geschah gestern in Berlin
Januar 1999

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. Januar
Schwimmen wird teurer:
Die Berliner Bäder- Betriebe (BBB) teilen mit, daß die Einzelkarte ab sofort nicht mehr fünf, sondern sechs Mark kostet und der Preis für die Wochenend- Familienkarte (drei Personen) von neun auf zehn Mark erhöht wird.

2. Januar
Sebastian Haffner
stirbt kurz nach seinem 91. Geburtstag in Berlin. Der Historiker und Publizist wurde nicht nur durch seine Bücher zur preußisch- deutschen Geschichte bekannt, sondern v. a. durch seine politischen Kommentare und Artikel. 1907 in Berlin geboren, emigrierte Haffner während der Nazizeit nach London.

3. Januar
Für die Umbenennung
des Pariser Platzes in „Platz des 18. März 1848" setzen sich Mitglieder der „Aktion 18. März" am Brandenburger Tor mit einer Plakataktion ein. Während der Bezirk Mitte bereits 1997 einen entsprechenden Beschluß faßte, lehnt der Senat dies ab. Im Gegenzug beschloß er 1998, das Kastanienwäldchen in „Platz der Märzrevolution" zu benennen. Die neuen Straßenschilder sollen im März aufgestellt werden.

4. Januar
Der neue Euro- Führerschein
wird von den Führerscheinstellen und den Meldestellen ausgegeben. Die alten Dokumente behalten ihre Gültigkeit, eine Pflicht oder Fristen für den Umtausch gibt es nicht.

5. Januar
Den 20. Jahrestag seiner Gründung
feiert der Bezirk Marzahn. Mit zahlreichen Veranstaltungen wird das Jubiläum das ganze Jahr über gefeiert. Schließlich ist es zugleich der letzte runde Geburtstag des Bezirkes. Im Rahmen der Bezirksreform wird Marzahn im Jahr 2001 mit dem Bezirk Hellersdorf fusionieren.
     Ex-Stasi- Chef Erich Mielke erhält nach einer Entscheidung des Berliner Kammergerichts für seine drei Monate währende Untersuchungshaft in Moabit rund 2000 Mark Haftentschädigung. Mielke war 1992 wegen seines Gesundheitszustandes vom Totschlag- Prozeß zurückgestellt worden.
     Am Palast der Republik werden die letzten Maßnahmen für die Asbestsanierung getroffen. Bis zum Mai 2001 soll das Gebäude vollständig vom Asbest befreit sein. Was mit dem übrigbleibenden Rohbau und der Fassade geschehen wird, bleibt ungeklärt, solange über die Gestaltung des Schloßplatzes nicht entschieden wurde.

6. Januar
144 Einbahnstraßen
der Stadt werden für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben. Zuvor sind alle 850 Einbahnstraßen, in denen maximal Tempo30 erlaubt ist, durch die Senatsverkehrsverwaltung auf eine entsprechende Eignung geprüft worden.
     Der Kunstsammler Heinz Berggruen feiert seinen 85. Geburtstag. Ein Großteil seiner Sammlung stellt der gebürtige Berliner den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz als Leihgabe zur Verfügung. Die Bilder sind im westlichen Stüler- Bau in Charlottenburg zu sehen.

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7. Januar
Zum letzten Neujahrsempfang des Landes Berlin
werden im Roten Rathaus 141 Leiter ausländischer Vertretungen empfangen. Nach dem Umzug der Bundesregierung werden die Diplomaten von der Stadt vor allem kulturell betreut.
     Das 88. Berliner Sechstagerennen wird im Velodrom eröffnet. Rund 10 000 Zuschauer sind in die neue Radsporthalle an der Landsberger Allee (Prenzlauer Berg) gekommen, um die Wettbewerbe des ersten Tages, zu denen 18 Mannschaften an den Start gingen, zu verfolgen.

8. Januar
1 000 Lastwagenladungen Silvestermüll
sind bis zu diesem Tag von Mitarbeitern der Berliner Stadtreinigungsbetriebe BSR von Straßen und Plätzen entfernt worden. Täglich waren 2320 Reinigungskräfte in zwei Schichten im Einsatz.
     Das CDU-Wahlplakat „Diepgen rennt" darf nach einer Entscheidung des Berliner Landgerichts nicht weiter verbreitet werden. Erwirkt hat diese einstweilige Verfügung der Regisseur des Films „Lola rennt", Tom Tykwer. Verleihfirma und Filmregisseur wehren sich gegen jedwede politische Vereinnahmung durch diese Wahlkampagne.

9. Januar
Zweitägige Dreharbeiten
beginnen am Brandenburger Tor für die Schlußszene des Films „Journey of Man". Mit der kanadisch- amerikanischen Produktion im 3-D- Großformat soll im Jahr 2000 das Imax-Kino auf dem Sony- Gelände am Potsdamer Platz eröffnet werden.

10. Januar
Zum Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht,
die vor 80 Jahren ermordet wurden, kommen rund 100000 Menschen zur Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde. Während einer Demonstration verschiedener linker Gruppen kommt es zu kleinen Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern des Marsches und der Polizei.
     Den Kortner- Preis der Zeitschrift „Theater heute" erhält Ivan Nagel. Der in Berlin lebende Essayist, Theaterkritiker und Theaterintendant war bis 1996 Professor für Theatergeschichte und Ästhetik an der Hochschule der Künste Berlin.

11. Januar
Park- Entwürfe
für Areale am Potsdamer Platz stellt das holländische Landschaftsarchitekturbüro DS vor. Die Landschaftsarchitekten, die Preisträger des 1995 ausgelobten Wettbewerbs sind, gestalten für den Tilla-Durieux- und den Henriette-Herz- Park eine Fläche von insgesamt 33000 Quadratmetern.
     Blitzeis sorgt am Nachmittag und Abend für ein Verkehrschaos, die Polizei registriert einen Anstieg der Unfälle um mehr als 50 Prozent. Statt des erwarteten Schnees brachte das Tief „Angela" Regen. Unfälle auf dem östlichen Berliner Autobahn- Ring führten zu einer dreistündigen Totalsperrung.

12. Januar
Der erste Spatenstich
für den Erweiterungsbau des Bildungsministeriums leitet den letzten Neubau der Regierung in Berlin ein. Der Anbau entsteht auf dem Gelände der früheren Ständigen Vertretung der BRD bei der DDR in der Hannoverschen Straße (Mitte).
     Der japanische Ministerpräsident Keizo Obuchi besichtigt während seines Berlin- Besuchs die Baustelle des zukünftigen Sony Centers am Potsdamer Platz.

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13. Januar
Eingeweiht
wird die neue Hauptverwaltung des größten ostdeutschen Energieunternehmens Veag in der Chausseestraße 23 (Mitte). Die Fassade des von Michael Kley erbauten Gebäudes ist eine Weltneuheit: Auf 18 Fenstern werden 18 Filme projiziert.

14. Januar
Im künftigen Domizil des ZDF- Hauptstadtstudios
wird Richtfest gefeiert. Der „Zollernhof" Unter den Linden, der zu DDR-Zeiten den FDJ- Zentralrat beherbergte, wird zusammen mit dem Veba-Konzern für 300 Millionen Mark umgebaut.

15. Januar
In den Bahnhöfen Lichtenberg und Ostbahnhof
beginnen Bauarbeiten. Damit setzt die Deutsche Bahn AG ihr umfangreiches Verschönerungsprogramm fort. Rund 97 Millionen Mark sind bislang eingeplant.
     Der erste in Berlin geborene afrikanische Elefant erblickt im Tierpark Friedrichsfelde das Licht der Welt.

16. Januar
Der DEFA- Regisseur Frank Vogel
stirbt im Alter von 69 Jahren in Berlin. Zu seinen Filmen gehörten „Das siebente Jahr" (1969) und der 1964/65 entstandene und in der DDR verbotene Film „Denk bloß nicht, ich heule".

17. Januar
Walter Momper
wird Spitzenkandidat der SPD. Bei der Urwahl des SPD- Landesverbandes Berlin setzt er sich klar gegen den Mitbewerber, SPD- Fraktionschef Klaus Böger, durch und erhält 57,2 Prozent der Stimmen. Im Ostteil Berlins erreichte er einen Stimmenanteil von bis zu 85 Prozent.

18. Januar
440 Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund
sind in Berlin für 1998 erfaßt worden, teilt Innensenator Eckart Werthebach auf Anfrage mit. Die meisten Übergriffe werden in Lichtenberg, Treptow und Pankow, die wenigsten in Weißensee und Zehlendorf registriert.

19. Januar
Im Berliner Pharmawerk der Firma B. Braun Melsungen AG
in Rudow wird die Produktion von Injektionslösungen gestoppt. Das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit leitet diese Maßnahme ein, nachdem in Belgien zwei mit dem Medikament behandelte Frühgeborene verstarben.
     Die Silvesterfeier zum Jahrtausendwechsel soll zwischen Alexanderplatz und Siegessäule stattfinden. Darauf einigen sich die Bezirksbürgermeister und Stadträte von Mitte und Tiergarten mit dem Senatsbeauftragten sowie dem Organisator Willy Kausch.

20. Januar
Für den „gläsernen" Panorama- Zug
wird in der S-Bahn- Hauptwerkstatt Schöneweide der dritte und letzte Wagen auf die Drehgestelle montiert. Mit dem Zug, der aus alten S-Bahnen gebaut und mit großzügigen bruchsicheren Glasflächen versehen wurde, sollen regelmäßig Stadtrundfahrten und Ausflüge ins Umland durchgeführt werden.

21. Januar
Die 64. Grüne Woche
wird in den Messehallen am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet. 1512 Aussteller aus 57 Ländern sind bei dem weltweit größten Treffpunkt der Land- und Ernährungswirtschaft vertreten.

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22. Januar
Auf die „Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus"
in der Rosenthaler Straße (Mitte) wird ein Anschlag verübt. Bücher und Dokumente wurden durch laufendes Wasser aus der über den Räumen liegenden Etage beschädigt.

23. Januar
Alkohol- Kontrollen bei U-Bahn- Fahrern
kündigt die BVG an. Anlaß war ein Vorfall am Tag zuvor. Auf der U-Bahn- Linie 6 war eine Triebwagenführerin nach Alkoholkonsum während der Fahrt im Führerstand bewußtlos zusammengebrochen. Der Blutalkoholtest ergab einen Wert von 3,6 Promille.
     Das Jüdische Museum in der Kreuzberger Lindenstraße wird eröffnet. Damit hat Berlin nach 66 Jahren wieder ein Museum, das die Geschichte des Judentums in Deutschland darstellt.

24. Januar
Die Paul-Gauguin- Ausstellung
„Das verlorene Paradies" schließt in der Nationalgalerie in Tiergarten ihre Pforten. Mit 270000 Besuchern war sie die bestbesuchte Ausstellung der Galerie seit Jahren. Allein am letzten Tag kamen 13000 Besucher.

25. Januar
In der Staatsbibliothek
Unter den Linden (Mitte) wird der alte Kartenlesesaal wieder zur Benutzung freigegeben. Er wurde sechs Monate lang nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert und die Abteilung gleichzeitig um 300 Quadratmeter vergrößert.

26. Januar
Für das Gebäude der Bundes- Pressekonferenz
erfolgt am Schiffbauerdamm Ecke Reinhardtstraße (Mitte) die Grundsteinlegung. In dem 90 Millionen teuren Vereinshaus sollen nach Fertigstellung gut ein Jahr später rund 100 Redaktionen vertreten sein.

27. Januar
Günter Jonitz
wird neuer Präsident der Berliner Ärztekammer. Das Parlament der Berliner Ärtzekammer wählte ihn mit 30 von 47. Der 40jährige Jonitz, Chirurg im Krankenhaus Moabit, löst den als linksalternativ geltenden 49jährigen Ellis Huber ab.

28. Januar
Auf eine Entschädigung für das „Tempodrom"
in Höhe von sechs Millionen Mark einigen sich das Land Berlin und „Tempodrom"- Chefin Irene Moessinger vor dem Landgericht. Bedingung ist, daß die Zelte nahe dem künftigen Kanzleramt bis zum 30. April abgebrochen werden müssen.

29. Januar
Einsparungen bei den Krankenhäusern
in Höhe von 750 Millionen Mark beschließt der Berliner Senat. 20 Krankenhäuser und Klinik- Zweigstellen müssen demzufolge geschlossen werden. Die ursprünglich vorgesehenen St. Hedwig- und St.Gertraudenkliniken sind davon nicht betroffen.

30. Januar
Die „Lange Nacht der Museen"
lockt trotz eisiger Temperaturen 16000 Besucher in die 44 hauptstädtischen Museen und Kultureinrichtungen. Das sind doppelt soviel wie im Vergleich zur Winterveranstaltung des Vorjahres. Publikumsmagnet war u.a. das vor wenigen Tagen neu eröffnete Jüdische Museum.

31. Januar
Einen „TXL-Shuttle"
kündigen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) an. Diese vierte Buslinie zum Flughafen Tegel stellt eine direkte Verbindung zwischen Flughafen und Parlaments- und Regierungsviertel sowie zur Friedrichstraße und zum Potsdamer Platz her. Bereits vor dem Fahrplanwechsel Ende Mai soll die erste Fahrt vom östlichen Stadtzentrum zum Flughafen Tegel stattfinden.

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