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Berliner Biographien (T)

Taubert, Karl Gottfried Wilhelm
* 23. März 1811 in Berlin
† 7. Januar 1891 in Berlin
Komponist

Seine musikalische Ausbildung genoß er beim Pianisten Ludwig Berger (1777–1839). Im Alter von zwanzig Jahren leitete er bereits die »Berliner Hofkonzerte«. 1841 war er Dirigent und von 1845 bis 1869 Hofkapellmeister an der Königlichen Hofoper. T. begründete im Winter 1842/43 die beliebten »Symphoniekonzerte«. Er komponierte über 300 Lieder (u. a. »Vom listigen Grasmücklein«, »Sehnsucht«) sowie sechs Opern, darunter »Die Kirmes« (1832) und »Macbeth« (1857).

Thiébault, Dieudonné
* 26. Dezember 1733 in La Roche
† 5. Dezember 1807 in Versailles
französischer Schriftsteller

Er wurde 1765 als Professor für französische Grammatik nach Berlin berufen und beauftragt, die Schriften Friedrichs II. (1712–1786, König seit 1740) zu korrigieren. T. war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und trug u. a. 1782 dem Auditorium Reformvorschläge des Monarchen vor. 1814 erschien sein Buch: »Mes Souvenirs de vingt ans séjour á Berlin« (Erinnerungen an meinen 20jährigen Aufenthalt zu Berlin).

Thile, Karl Hermann von
* 19. Dezember 1812 in Berlin
† 26. Dezember 1889 in Berlin
Diplomat

Der Neffe des preußischen Generals und Staatsministers Ludwig Gustav von T. (1781–1852) trat 1837 in den diplomatischen Dienst ein. Ein Jahr später befand er sich auf seinem ersten Auslandsposten in Rom, es folgten Bern, Wien (1842) und London. Als Nachfolger von Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen (1791–1860) war er von 1854 bis 1859 Gesandter in Rom. Den Höhepunkt seiner Laufbahn bildete das Amt eines Unterstaatssekretärs (1862 bis 1872) im preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten (ab 1870 Auswärtiges Amt) in der Wilhelmstraße.

Thimig, Helene
* 5. Juni 1889 in Wien
† 7. November 1974 in Wien
Schauspielerin

Ihr Vater war der bedeutende Charakterkomiker und Direktor des Wiener Burgtheaters Hugo T. (1854–1944). Nach einem Engagement in Meiningen erhielt sie 1911 einen Ruf an das Königliche Schauspielhaus Berlin. Am Deutschen Theater unter Max Reinhardt (1873–1943), mit dem sie verheiratet war, feierte die vielseitige Künstlerin Triumphe. 1933 emigrierte sie zunächst nach Wien, 1938 in die USA. T. kehrte 1946 in ihre Heimatstadt zurück und lehrte von 1948 bis 1954 und ab 1960 als Professorin an der Wiener Akademie für darstellende Kunst.

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Thouret, Georg
* 25. August 1855 in Berlin
† 17. Januar 1924 in Berlin
Pädagoge

Nach dem Studium der Philologie und Geschichte in Tübingen, Leipzig und Berlin unterrichtete der zum Oberlehrer und Professor berufene T. an Gymnasien seiner Heimatstadt. 1902 wurde er Direktor des Helmholtz- Realgymnasiums in Schöneberg.
T. beschäftigte sich vorrangig mit der Geschichte der Militärmusik und sichtete die umfangreichen Musikalienbestände in den Schlössern von Berlin, Charlottenburg und Potsdam. Außerdem beschrieb er in zahlreichen Lebensbildern und Anekdoten König Friedrich II. als Musikliebhaber, Flötenspieler, Mäzen und Komponisten.

Thumann, Paul
* 5. Oktober 1834 in Tzschaksdorf bei Triebel
† 19. Februar 1908 in Berlin
Maler

In Berlin, Dresden und Weimar ausgebildet, wurde er 1866 Professor an der Kunstschule in Weimar. Dort illustrierte er zahlreiche Ausgaben deutscher Klassiker (u. a. Heines »Buch der Lieder«, Goethes »Dichtung und Wahrheit«). Für die Wartburg (1871) gestaltete er fünf Gemälde mit Szenen aus dem Leben Martin Luthers. Von 1875 bis 1887 und wieder seit 1892 hatte er einen Lehrauftrag an der Kunstakademie in Berlin. Illustrationen für die Zeitschriften »Die Gartenlaube« und »Deutsche Jugend« ergänzen sein Schaffen.

Tieck, Dorothea
* im März 1799 in Berlin
† 21. Februar 1841 in Dresden
Übersetzerin

Die ältere und unverheiratet gebliebene Tochter des Dichters Ludwig T. (1773–1853) unterstützte den Vater bei dessen Übersetzungen. Frühzeitig beherrschte sie die neueren Sprachen, wie Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch. Sie ergänzte die Shakespeare- Übersetzungen von August Wilhelm von Schlegel (1767–1845) um die Dramen »Coriolan«, »Die beiden Veroneser«, »Timon von Athen«, »Das Wintermärchen«, »Cymbelin« und »Macbeth«, die Ludwig T. unter seinem Namen von 1825 bis 1833 herausgab.

Titz, Oskar
* 24. August 1845 in Köpenick
† 20. Oktober 1887 in Neu- Babelsberg
Architekt

Sein Vater war der bedeutende Architekt Eduard T. (1819–1890), der u. a. das Deutsche Theater (früher Friedrich- Wilhelm- Städtisches Theater) in der Schumannstr. 13 a (Mitte) erbaut hat. Nach einer Ausbildung als Baumeister arbeitete T. im väterlichen Atelier und übernahm später das Unternehmen. Zu seinen Bauten gehören Villen, Klub-, Konzert- und Gesellschaftshäuser sowie das Mausoleum für die Familie Gohl auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof.

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Tobler, Adolf
* 24. Mai 1835 in Hirzel/ Schweiz
† 18. März 1910 in Berlin
Philologe

Der Pfarrerssohn unterrichtete zunächst an einer schweizerischen Kantonschule und einem Gymnasium in Bern, ehe er 1867 zum Professor für romanische Philologie nach Berlin berufen wurde. Im Zeitraum von 1886 bis 1908 veröffentlichte er in fünf Bänden sein Hauptwerk, die »Vermischten Beiträge zur französischen Grammatik«. Nach seinem Tode erschien ab 1915 ein »Altfranzösisches Wörterbuch«. Er gehörte der Mittwochsgesellschaft an, war ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und 1890/91 Rektor der Universität.

Tobei, Johannes
* 31. März 1930 in Guttstadt/ Ostpreußen
† 2. Mai 1997 in Berlin
katholischer Theologe

Er studierte Theologie und Philosophie und wurde 1956 zum Priester geweiht. Von 1957 bis 1962 arbeitete T. als Kaplan in der Gemeinde St. Ludwig in Wilmersdorf. 1964 übernahm er leitende Aufgaben im Caritasverband, dessen Geschäftsführer er bis 1972 blieb. Alfred Kardinal Bengsch ernannte ihn am 1. November 1975 zum Generalvikar für den Westteil des Bistums Berlin. Bei der Zusammenlegung der beiden Verwaltungen des Bistums am 1. November 1990 wurde Prälat T. im Amt bestätigt. Er war Vorsitzender des Vorstandes des St.-Hedwigs- Krankenhauses und stand dem Aufsichtsrat des Petruswerkes vor. Sein Grab befindet sich auf dem Domfriedhof in Reinickendorf.

Trendelenburg, Friedrich Adolf
* 30. November 1802 in Eutin
† 24. Januar 1872 in Berlin
Philosoph

Seit 1833 wirkte T. als Professor in Berlin und leitete von 1847 bis 1881 die Philosophisch- historische Klasse der Berliner Akademie der Wissenschaften. Philosophie ist nach T. »organische Weltauffassung«, die vom Zweckgedanken bestimmt ist. Er war entschiedener Gegner Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831) und des englischen Philosophen Johann Friedrich Herbart (1776–1841). T. gehörte der Mittwochsgesellschaft an. Seine Hauptwerke waren: »Elementa Logices Aristotelicae« (1836); »Die Logische Frage in Hegels System« (1843) und »Naturrecht auf dem Grad der Ethik« (1860). Eine Straße in Charlottenburg trägt seit 1905 seinen Namen. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Domkirchengemeinde in der Müllerstraße (Wedding).

Treptow, Günther
* 22. Oktober 1907 in Berlin
† 23. März 1981 in Berlin
Sänger

T. studierte Gesang in Berlin, wo er auch von 1936 bis 1939 am Deutschen Opernhaus in Charlottenburg seine Karriere begann. Danach ging er als klassischer Tenor an die Münchener Staatsoper. 1947 kehrte er in seine Geburtsstadt zurück und folgte einem Ruf an die Berliner Staatsoper (1925–1955 im Admiralspalast). Gastspiele gab er bei den Wagner- Festspielen in Bayreuth (»Siegmund«, 1951), an der Mailänder Scala und der Met in New York sowie am Bolschoi- Theater in Moskau.

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Von 1955 bis 1972 gehörte er der Deutschen Oper in West-Berlin an. Der Wagner- Interpret überzeugte in zahlreichen Neuinszenierungen und bei Schallplatten- Gesamtaufnahmen (»Meistersinger«, »Tannhäuser«, »Tristan und Isolde«, »Rheingold«, »Walküre«).

Turek, Ludwig
* 28. August 1898 in Stendal
† 9. November 1975 in Berlin
Schriftsteller

Der Sohn eines Schlossers arbeitete als Buchdrucker, Schriftsetzer und in vielen anderen Berufen.
T. desertierte im Ersten Weltkrieg und wurde zu einem Jahr Festungshaft verurteilt. Er war seit 1917 Mitglied der USPD, seit deren Gründung 1918 Mitglied der KPD. T. ist durch den Roman »Ein Prolet erzählt« (1930) bekannt geworden. Er lebte bis 1940 im Exil in Frankreich und danach in der Illegalität. 1945 ließ er sich in Berlin als Schriftsteller nieder und schrieb Drehbücher für Film, Funk und Fernsehen: »Unser Täglich Brot« (1949), »Die letzte Heuer« (1950), »Steinzeitballade« (1960). Darüber hinaus veröffentlichte er mehrere Autobiographien, Reportagen und Erzählungen. Er wurde auf dem Städtischen Zentralfriedhof Friedrichsfelde bestattet.

Tutzauer, Franz
* 10. März 1852 in Berlin
† 3. Oktober 1908 in Berlin
Tischler, Reichstagsabgeordneter

T. besuchte die Volksschule, absolvierte eine Lehre und arbeitete nach Wanderjahren bis 1885 als Tischlergeselle. Er war Mitbegründer des Tischler- Fachvereins und dessen Vorsitzender (1880 bis 1888) sowie Redakteur des »Berliner Volksblattes«. Danach führte er bis 1901 ein Möbelfachgeschäft.

T. vertrat die SPD in der Stadtverordnetenversammlung (1884 bis 1892) und gehörte von 1890 bis 1902 dem Reichstag an. Er beendete seine berufliche Laufbahn als hauptamtlicher Kassierer im Vorstand der Konsumgenossenschaften.

Twesten, August Detlef
* 11. April 1789 in Glückstadt/ Holstein
† 8. Januar 1876 in Berlin
evangelischer Theologe

T. war bereits Professor für Theologie und Philosophie in Kiel, ehe er 1834 zum Professor für Neues Testament und Dogmatik an die Berliner Universität berufen wurde. Seit 1841 gehörte er dem Evangelischen Konsistorium an. T. vertrat die Theologie seines Lehrers Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher (1768–1834) und bejahte die 1817 verordnete Union von Lutheranern und Reformisten als organisatorische, nicht als Bekenntnisgrundlage. Sein Grab befindet sich auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof an der Baruther Straße.

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