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Es geschah gestern in Berlin
Dezember 1998

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. Dezember
Für die Sanierung des Olympiastadions
nach einem Entwurf der Architekten Gerkan, Marg und Partner entscheidet sich der Senat. Geplant ist eine überdachte Mehrzweck- Arena mit 77 000 Sitzplätzen. Für die Maßnahmen sind Kosten in Höhe von 537 Millionen Mark veranschlagt.

2. Dezember
Den Preis der Heinz- Galinski- Stiftung
erhält Hans-Jochen Vogel, früherer SPD- Vorsitzender und ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin.

3. Dezember
Der Akademische Senat der FU
(Freie Universität) beschließt, einen Privatweg auf dem FU- Gelände nach Rudi Dutschke zu benennen, nachdem der Bezirk Zehlendorf abgelehnt hat, einer Straße den Namen des ermordeten Studentenführers zu verleihen.
     »Europa – Wunschtraum oder Alptraum?« ist Thema eines internationalen Schriftstellertreffens, das im Haus der Kulturen der Welt stattfindet. Am Eröffnungstag halten György Konrád, Claudio Magris und Peter Schneider ihre Vorträge.

4. Dezember
»Schreckliche Bilder – Meisterwerke des schwarzen Humors«
ist Motto einer Karikaturenausstellung, die die Cartoonfabrik Köpenick im Ausstellungszentrum am Fernsehturm (Mitte) eröffnet.

5. Dezember
Berlins wichtigster Fernbahnhof
, der Bahnhof Zoologischer Garten, wird für einen Tag geschlossen. Signaltechnik und Weichen müssen den neuen Anforderungen und Belastungen durch Regional- und Fernverkehr angepaßt werden.

6. Dezember
Eine Kulturstiftung für Berlin
kündigt der Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Michael Naumann, in »radio kultur« an. Sie soll eigenständig über die Bundeszuschüsse für Kultur entscheiden.
     Unterschriften für ein Volksbegehren »Mehr Demokratie in Berlin« sammelt der Berliner Landesverband des Vereins »Mehr Demokratie«. Wie der Verein mitteilt, haben bereits 15 000 Berliner den Antrag unterschrieben. Bis zum 31. Januar 1999 sind mindestens 25 000 Unterschriften nötig.

7. Dezember
Elektrisch vereint
ist die Stadt, seit die Bewag eine 380-Kilovolt- Leitung zwischen der Lützowstraße in Tiergarten und dem neuen Umspannwerk Friedrichshain in der Eldenaer Straße in Betrieb genommen hat. Damit ist die Stadt erstmals seit 1952 nicht mehr in zwei »Stromhälften« geteilt.

8. Dezember
Den »Zukunftspreis«
erhält der Physiker Prof. Peter Grünberg aus den Händen von Bundespräsident Roman Herzog. Auf der Basis des Magnetoresistance- Effektes hatte Grünberg hochempfindliche Magnetfeldsensoren entwickelt.

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     Die »Goldene Brezel« wird von der Innung der Berliner Bäckereien an 65 Backstuben verliehen. Von den 228 Bäckereien, die Mitglied der Innung sind, hatten sich 80 für das Gütesiegel beworben.
     »www.berlin.de«, das neue Stadtinformationssystem, wird im Roten Rathaus (Mitte) gestartet. Als erste Stadt Deutschlands ist Berlin in seinem Internet- Auftritt mit privaten Partnern liiert: debis, Metro- Konzern und Volksbank.

9. Dezember
Johann Reinhold Forster
, dem vor 200 Jahren verstorbenen Berliner Universalgelehrten, ist eine Ausstellung gewidmet, die in der Staatsbibliothek Berlin (Mitte) eröffnet wird.
     Sprachtests unter Weddings Erstkläßlern offenbaren alarmierende Ergebnisse. Das Landesschulamt teilt mit, daß bei 46 Prozent – unter ihnen viele deutsche Kinder – ein erheblicher Förderbedarf besteht.

10. Dezember
Bayern
eröffnet als erstes Bundesland seine Berliner Vertretung. Das Gebäude in der Behrenstraße 21–22 (Mitte) wurde 1992 von der Treuhand erworben und für 41 Millionen Mark als Landesvertretung ausgebaut.
     Erstmals ohne Baugerüst zeigt sich das Berliner Reichstagsgebäude. Die Einweihung ist in der Sitzungswoche vom 19. bis zum 23. April 1999 geplant. Am 23. Mai soll in dem Gebäude der nächste Bundespräsident gewählt werden.
     Im Deutschen Technikmuseum an der Trebbiner Straße (Kreuzberg) wird eine Sonderausstellung über die deutsche Luftfahrt bis 1945 eröffnet. Die Exposition ist eine »Vorschau« auf die neue Wasser- und Luftfahrtabteilung des Museums, die im Sommer 2000 eröffnet werden soll.

11. Dezember
Mit mäßigem Applaus
wird die »Weltpremiere« des Musicals »Der Herr der Ringe« bedacht, die in dem eigens dafür errichteten Fantasy- Zelt an der Oranienburger Straße (Mitte) stattfindet.

12. Dezember
Die Reinbeckhallen
werden auf dem Gelände des ehemaligen Transformatorenwerkes Oberschöneweide mit Konzerten und einer Filmvorführung eröffnet. Sie sind der erste Teil des neu entstehenden Kulturstandortes in der Industriebrache.
     Luciano Benetton, italienischer Modekonzernchef, eröffnet am Kurfürstendamm in Charlottenburg eine neue Filiale. Das neue Geschäft mit 1 800 Quadratmetern Verkaufsfläche befindet sich im ehemaligen Kino »Gloria Palast«.

13. Dezember
Anläßlich Inge Kellers
75. Geburtstages am 15. Dezember findet im Deutschen Theater eine Matinee statt. Anschließend signierte die Schauspielerin das Buch »Inge Keller – Alles aufs Spiel gesetzt«.
     Akademiepräsident György Konrád eröffnet in der Akademie der Künste eine Ausstellung, die dem Dramatiker und Regisseur Heiner Müller (1929–1995) gewidmet ist.
     Nach dreijähriger Bauzeit nimmt die Deutsche Bahn den Regionalverkehr im Bahnhof Friedrichstraße wieder auf. Reisende können von den Bahnsteigen A und B in fünf Regional- Expreßlinien einsteigen, die Berlin mit dem Brandenburger Umland verbinden.

14. Dezember
70 Jahre alt wird Robert Kiepert jun.
, geschäftsführender Gesellschafter der Buchhandlung Kiepert und mit 200 Angestellten größter Arbeitgeber im Berliner Buchhandel.

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   109   Dokumentiert Dezember 1998  Vorige SeiteNächste Seite
     Der neue Bundesadler für den Plenarsaal des Reichstagsgebäudes trifft in Berlin ein.
     Der Prozeß gegen den 67jährigen Rudolf M. wegen Mordes an dem 20jährigen DDR- Gefreiten Reinhold Huhn beginnt vor dem Berliner Landgericht.

15. Dezember
Nach 37 Jahren Unterbrechung
nimmt die S-Bahn den Verkehr ins brandenburgische Hennigsdorf wieder auf. Damit wird neun Jahre nach der Maueröffnung eine weitere Lücke im S-Bahn- Netz zwischen Berlin und dem Umland geschlossen.

16. Dezember
Das Büro Genscher
teilt mit, daß der frühere Außenminister wieder als Anwalt in Berlin tätig werden wird.
     Das Berliner Statistische Jahrbuch 1998 wird veröffentlicht. So erhöhte sich die Zahl der (angemeldeten) Hunde um 1 200 auf 98 793. Die Zahl der Einwohner nahm dagegen um 33 004 auf 3 425 759 ab. Die meisten Vierbeiner gab es in Reinickendorf.

17. Dezember
Das Vorhaben, ein »Zentrum für Fotografie«
in Berlin einzurichten, begrüßt der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

18. Dezember
Über den Alexanderplatz
fahren nach fast 32 Jahren wieder Straßenbahnen. Nach der Einweihung verkehren auf der 2,9 km langen Strecke zwischen Mollstraße Ecke Otto-Braun- Straße und dem Hackeschen Markt Züge der Linien 5, 6, 15 und N 92.
     An einer Protestaktion der Kassenärztlichen Vereinigung von Berlin im Audimax der Technischen Universität beteiligen sich rund 1 000 Berliner Ärzte. Mit ihrer Demonstration wenden sie sich gegen Honorarbeschränkungen und Medikamentenvorgaben.

19. Dezember
Auf das Grab von Heinz Galinski
, früherer Vorsitzender des Zentralrats der Juden, auf dem Jüdischen Friedhof in Charlottenburg wird zum zweitenmal in diesem Jahr ein Sprengstoffanschlag verübt. Die Grabplatte ist völlig zerstört.

20. Dezember
Im Kino »Forum«
in der Parrisiusstraße (Köpenick) findet am Abend die letzte Filmvorführung statt. Der seit 1993 bestehende und bis zum Jahr 2002 geltende Vertrag zwischen der »Yorck- Kino GmbH« und der Treuhand ist vorzeitig gelöst worden. Nach knapp 60 Jahren soll das traditionsreiche Kino abgerissen werden, ein Neubau ist nicht geplant.

21. Dezember
In das provisorische Kanzleramt
am Schloßplatz (Mitte) werden gemeinsam mit dem Bundeskanzler nicht wie ursprünglich angenommen 70, sondern 200 Beamte einziehen, teilt Bundesbauminister Franz Müntefering in Berlin mit. Das neue Kanzleramt soll im Oktober 2000 bezugsfertig sein.

22. Dezember
Höhere Abschleppgebühren
beschließt der Senat. Wochentags müssen statt 234 Mark zukünftig 255 Mark bezahlt werden, abends und nachts sowie am Wochenende sind nicht mehr 274 Mark, sondern 298 Mark fällig.

23. Dezember
Das diesjährige Weihnachtsgeschäft
verläuft für die Berliner Händler zufriedenstellend, teilt der Einzelhandelsverband mit. Verkaufsrenner sind Handys.

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24. Dezember
Von den Organisatoren der Benefizaktion

»Ein Berliner Herz für Waisenkinder« sind rund 1 600 Waisenkinder zur Generalprobe der Zirkusgala »Menschen- Tiere- Sensationen« eingeladen.

25. Dezember
Das Tierheim Lankwitz
muß trotz Überfüllung am 1. Weihnachtstag zahlreiche Tiere aufnehmen, die zu Weihnachten verschenkt wurden. Dazu gehörten elf Hunde, vier Katzen und zwei Kleintiere.

26. Dezember
Für die Restaurierung der Orgel
überreicht der Förderverein Stralauer Dorfkirche e. V. (Friedrichshain) der Evangelischen Kirchengemeinde einen Scheck in Höhe von 14 000 Mark. Der Verein hat seit seiner Gründung vor sechs Jahren 65 000 Mark gesammelt.

27. Dezember
Die Meierei auf der Pfaueninsel
wird nach längerer Zeit erstmals wieder zur Besichtigung freigegeben. Das Gebäude mit der gotischen Fassade, die einer alten Klosterruine ähnelt, war 1794/95 von Johann Gottlieb Brendel erbaut worden.

28. Dezember
Schlußlicht beim Wirtschaftswachstum
in Deutschland ist erneut Berlin, wie der Jahresbericht der Wirtschaftsverwaltung mitteilt. Für 1999 wird erwartet, daß Berlin vom Regierungsumzug profitiert.

29. Dezember
Ihr 280jähriges Jubiläum
begeht die Berliner Feuersozietät Öffentliche Leben. Sie war am 29. Dezember 1718 vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. gegründet worden.

     Der »Chaos Computer Club« beendet sein erstes Treffen. Die rund 1 500 Teilnehmer beschäftigten sich mit technologischen Entwicklungen und diskutierten die gesellschaftlichen Folgen.

30. Dezember
Per S-Bahn nach Spandau
können die Reisenden nach 18 Jahren wieder fahren. Mit dem Wiederaufbau der 4,9 km langen Strecke von Pichelsdorf nach Spandau, der 136 Millionen Mark kostete, sind nun alle Berliner Stadtbezirke mit der S-Bahn erreichbar.
     Das Zeughaus Unter den Linden schließt um 21 Uhr für drei Jahre seine Pforten. Das historische Gebäude, in dem das Deutsche Historische Museum untergebracht war, wird saniert und erweitert. Die 700 000 Ausstellungsstücke wurden ausgelagert.

31. Dezember
Die größte Freiluft- Silvesterparty
Deutschlands vereint annähernd 400 000 Menschen, die rund um das Brandenburger Tor gemeinsam den Wechsel in das letzte Jahr vor der Jahrtausendwende feiern.

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