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Berliner Biographien (R)

Radecke, Albert Martin Robert
* 31. Oktober 1830 in Dittmannsdorf
† 21. Juni 1911 in Wernigerode/ Harz
Musiker

Seine musikalische und kompositorische Ausbildung erhielt er am Leipziger Konservatorium. Er musizierte zunächst als Violinist im Gewandhausorchester, wurde 2. Dirigent an der Singakademie und 1853 Musikdirektor am Stadttheater in Leipzig. 1855 kam R. nach Berlin, trat als Pianist und Organist auf und veranstaltete Chor-, Orchester- und Kammerkonzerte. 1863 wurde er zum Musikdirektor der Hofoper, 1871 zum Hofkapellmeister ernannt. Von 1883 bis 1888 war R. Direktor des Sternschen Konservatoriums. Ab 1892 leitete er das Königliche Institut für Kirchenmusik. Sein kompositorisches Schaffen umfaßt Klavierstücke, Kammermusik, Orchester- und Chorwerke, Duette und Terzette sowie zahlreiche Lieder.

Ranke, Karl Ferdinand
* 26. Mai 1802 in Wiehe/ Unstrut
† 29. März 1876 in Berlin
Pädagoge und Philologe

R. studierte Theologie und Philologie in Halle und legte 1824 die Lehramtsprüfung ab. Danach arbeitete er als Lehrer in Halle und in Quedlinburg. 1842 übertrug ihm der preußische Kultusminister Johann Albrecht Friedrich Eichhorn (1779–1856) das Rektorat des Königlichen Friedrich- Wilhelm- Gymnasi-

ums in Berlin. Außerdem leitete er die Königliche Realschule und die Elisabeth- Töchterschule. R. legte großen Wert auf die Weiterentwicklung der Unterrichtsmethodik und erwarb sich besondere Verdienste bei der Förderung des Turnens (Turnplätze in der Hasenheide). Er schrieb wissenschaftliche Abhandlungen zu philologischen Themen und verfaßte die Begrüßungsschrift zur Berliner Philologenversammlung von 1850.

Redslob, Gustav Edwin
* 22. September 1884 in Weimar
† 24. Januar 1973 in Berlin
Kunsthistoriker

Nach dem Studium der Kunstgeschichte in Heidelberg promovierte er 1906 zum Dr. phil. und war danach Museumsdirektor in Bremen, Erfurt und Stuttgart. 1920 wurde er zum Reichskunstwart im Reichsministerium des Innern ernannt. Dieses Amt übte er bis 1933 aus. Ab 1945 lehrte R. als Honorarprofessor an der Humboldt- Universität zu Berlin. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Freien Universität und wurde zum ordentlichen Professor für Kunst- und Kulturgeschichte und in der Amtsperiode 1949/50 zum Rektor berufen. Beim Neuaufbau der »Freien Volksbühne« stand R. in vorderster Reihe. Eines seiner wichtigsten Forschungsthemen bildete die Geschichte und die Entwicklung der Kunst und Kultur in Berlin. So veröffentlichte er das Standardwerk »Barock und Rokoko in Schlössern von Berlin und Potsdam«. R. legte eine bedeutende Goethe- Sammlung an, die er 1969 der Stadt Düsseldorf überließ. Der mit der Ernst-Reuter- Plakette in Silber und dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnete R. fand seine letzte Ruhestätte auf dem Dahlemer St.-Annen- Kirchhof (Ehrengrab).

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Reger, Erik
* 8. September 1893 in Bendorf/ Rhein
† 10. Mai 1954 in Wien
Schriftsteller und Publizist

R. studierte Kunst- und Literaturgeschichte in Bonn, München und Heidelberg und arbeitete von 1919 bis 1927 als Pressereferent bei der Firma Krupp. Seine publizistische Laufbahn setzte er 1928 als Herausgeber der Wochenschrift »Westdeutscher Beobachter« sowie 1936 als Redakteur und Lektor beim »Deutschen Verlag« in Berlin fort. 1931 erschien sein erster Roman »Union der festen Hand«, wofür er den Kleist-Preis erhielt. Später schrieb er u. a. die Romane und Erzählungen »Heimweh nach der Hölle« (1936), »Kinder des Zwielichts« (1941), »Urbans Erzählbuch« (1943) sowie die Essays »Zwei Jahre nach Hitler« (1947) und »Vom künftigen Deutschland« (1947). Er war Mitbegründer und langjähriger Chefredakteur der Berliner Zeitung »Der Tagesspiegel«. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Waldfriedhof in Zehlendorf.

Reimer, Georg Andreas
* 27. August 1776 in Greifswald
† 26. April 1842 in Berlin
Buchhändler und Verleger

Er absolvierte eine Buchhändlerlehre in der Stralsunder Filiale der Langschen Buchhandlung. Um 1800 kam er nach Berlin und übernahm die Leitung der Realschulbuchhandlung, die er zu einer der angesehensten Verlagsbuchhandlungen Deutschlands entwickelte. 1815 erwarb er das Sackensche Palais in der Wilhelmstraße 73, richtete dort seine Buchhandlung ein und gründete den Verlag »Georg Reimer«. Hier wurden die Werke berühmter Autoren, wie z. B. von Friedrich Schleiermacher

(1768–1834), Johann Gottlieb Fichte (1762–1814), Heinrich von Kleist (1777–1811), Ernst Moritz Arndt (1769–1860) und Jean Paul (1763–1825) herausgegeben. R. war Vorsteher der Korporation der Berliner Buchhändler und setzte sich auch auf kommunalem Gebiet als Stadtverordneter (1825–1828) sowie als unbesoldeter Stadtrat (1831–1842) für die Belange der Stadt ein.

Renz, Ernst Jacob
* 18. Mai 1815 in Böckingen bei Heilbronn
† 3. April 1892 in Berlin
Artist und Zirkusdirektor

Der Gründer des deutschen Großzirkus trat zu Beginn seiner Laufbahn als Seiltänzer auf, widmete sich der Schulreiterei und betrieb zunächst einen kleinen Wanderzirkus. 1846 ließ er sich als selbständiger Zirkusdirektor in Berlin nieder und präsentierte ab 1850 sein Unternehmen »Olympischer Zirkus« in der Charlottenstraße 90 und als »Cirque Equestre« auf dem Dönhoffplatz. Ab 1879 begeisterte der »Zirkus Renz« sein Publikum in der ehemaligen Markthalle am Schiffbauerdamm. Seine Pferdedressuren und Pantomimen machten den Zirkus weltberühmt.

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Reznicek, Emil Nikolaus Joseph Freiherr von
* 4. Mai 1860 in Wien
† 2. August 1945 in Berlin
Komponist

Der Sohn eines Feldmarschalls erhielt seine musikalische Ausbildung in Graz und am Leipziger Konservatorium. Nach erfolgreichen Jahren als Theaterkapellmeister in Zürich, Berlin, Graz und Weimar wirkte er von 1909 bis 1911 an der Komischen Oper in Berlin. Ab 1920 war er einige Jahre Lehrer für Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik und gleichzeitig Mitglied und Senator der Preußischen Akademie der Künste. Er komponierte neben Orchesterwerken (Sinfonien, Suiten) die Opern »Donna Diana« (1894), »Ritter Blaubart« (1920), »Holofernes« (1923), »Satuala« (1928) und die Volksoper »Till Eulenspiegel«.

Richter, Herbert
* 5. August 1901 in Halle/ Saale
† 8. Mai 1944 in Brandenburg (hingerichtet)
Architekt

Während des Zweiten Weltkrieges kämpfte er gegen den Nationalsozialismus und gehörte der Widerstandsgruppe »Europäische Union« an. In seiner Wohnung in Charlottenburg, Rankestraße 19, konstituierte sich am 15. Juli 1943 das »Zentralkomitee« dieser Organisation. Theoretischer Kopf der Gruppe war der Chemiker Robert Havemann (1910–1982). Bevor die »Europäische Union« größere Aktivitäten entfalten konnte, wurden die Mitglieder von einem Spitzel verraten und zum Verhör durch die Gestapo in die Prinz- Albrecht- Straße verschleppt. Die Hauptverhandlung fand am 15./16. 12. 1943 vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz Freislers statt. R. wurde

zum Tode verurteilt, im Zuchthaus Brandenburg eingekerkert und dort hingerichtet. Während seiner Haft entwickelte er in kürzester Zeit ein Baukastensystem für den Wohnungs- und Möbelbau und fertigte dafür über 90 Pläne an. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Kreuzkirchhof in der Malteserstraße.

Roellig, Ruth Margarete
* 14. Dezember 1878 in Schwiebus
† 31. Juli 1969 in Berlin
Schriftstellerin

Die Tochter eines Hoteliers kam mit ihren Eltern 1887 nach Berlin und besuchte dort die höhere Schule. 1911/12 erhielt sie in einem Verlagshaus eine Ausbildung zur Redakteurin. Sie schrieb Gedichte, literarische Skizzen und Fortsetzungsromane in Zeitungen und Zeitschriften, u. a. im »Lokal-Anzeiger«. 1928 erschien ihr Führer »Berlins lesbische Frauen«, in dem sie 14 Clubs und Tanzlokale der Lesbenszene vorstellte. In der Erzählung »Ich klage an« (1930) und in dem Roman »Die Kette im Schoß« (1931) trat sie Vorurteilen entgegen. Ihre Wohnung in Schöneberg wurde zu einem Treffpunkt von Lesben, Transvestiten und Transsexuellen. Die NS-Zeit überstand sie auf ihrem Landsitz in Schlesien. Ab 1945 lebte und wirkte sie wieder in Berlin.

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Romberg, Moritz Heinrich
* 11. November 1795 in Meiningen
† 16. Juni 1873 Berlin
Mediziner

Er studierte in Berlin Medizin und promovierte hier 1817 mit der Dissertation »De rhachitide Congenita«. Nach Aufenthalten in Wien ließ er sich 1820 in Berlin als Armenarzt nieder. 1831 und 1837 leitete R. ein Choleralazarett. 1840 wurde er mit der Leitung der Universitätsklinik betraut. Seit 1833 war R. Mitherausgeber von Casper's Wochenschrift. Außerdem schrieb er Aufsätze für Rusts »Handbuch der Chirurgie« und veröffentlichte von 1840 bis 1846 ein Lehrbuch der Nervenkrankheiten. Seine wissenschaftliche Bedeutung liegt vor allem auf dem Gebiet der Neuropathologie. Er gilt als der Begründer der Lehre von der »Neuralgia aliaris« und war nach Berichten von Zeitzeugen ein hervorragender und beliebter akademischer Lehrer.

Rubens, Heinrich
* 30. März 1865 in Wiesbaden
† 17. Juli 1922 in Berlin
Physiker

Er studierte in Darmstadt, Berlin und Straßburg und begann seine wissenschaftliche Laufbahn 1889 in Berlin. Im Jahre 1900 wurde R. Professor für Physik an der Technischen Hochschule Charlottenburg. 1906 folgte er einer Berufung an die Berliner Universität und wurde zwei Jahre später Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Mit seinen spektroskopischen und Strahlungsuntersuchungen stand er in der vordersten Reihe der experimentellen Forschung seiner Zeit. Er arbeitete über elektrische Resonanz, über Emission, Reflexion und elektrisches Leitvermögen von Metallen und

die Anwendung der Methode der Reststrahlen zur Prüfung des Strahlungsgesetzes. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Alten St. Matthäuskirchhof in der Großgörschenstraße.

Rubner, Max
* 2. Juni 1854 in München
† 27. April 1932 in Berlin
Physiologe

R. habilitierte sich 1883 in München und übernahm 1885 den Lehrstuhl für Hygiene in Marburg. 1888 veröffentlichte er sein grundlegendes Werk »Lehrbuch der Hygiene«. Als Nachfolger von Robert Koch (1843–1910) wurde er Lehrstuhlinhaber am Hygiene-Institut. Er war Direktor des von ihm geschaffenen Kaiser- Wilhelm- Institutes für Arbeitsphysiologie und leitete ab 1909 das Physiologische Institut der Medizinischen Fakultät. Durch seine grundlegenden Arbeiten über Ernährungs- und Arbeitsphysiologie und mit seinem 1902 erschienenen Werk »Die Gesetze des Energieverbrauchs bei der Ernährung« erreichte R. eine herausragende und bleibende Bedeutung. Er wurde auf dem Landeseigenen Parkfriedhof Lichterfelde bestattet (Ehrengrab).

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