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Herbert Mayer
Sie nannten ihn »Marschall Vorwärts«

Ehrenbürger Gebhard Leberecht von Blücher,
Fürst von Wahlstatt (1742–1819)

»Marschall Vorwärts«, wie Blücher von seinen Verehrern liebevoll und respektvoll genannt wurde, ist unter den Trägern der Ehrenbürgerschaft wohl derjenige, der zum Zeitpunkt der Auszeichnung unter den Berlinern den höchsten Beliebtheitsgrad besaß. Sein derber und oft treffender Witz, seine Urwüchsigkeit, seine Geselligkeit und seine, wie man heute sagen würde, Bürgernähe trugen ebenso zu seiner Popularität bei wie seine militärischen Erfolge. Nach dem Feldzug von 1815 war seine Beliebtheit in Berlin, aber auch in Preußen, nicht mehr zu überbieten. Folgerichtig verliehen ihm im Dezember 1815 Magistrat und Stadtverordnete das Ehrenbürgerrecht. Am 31. Januar 1816 nahm Marschall Blücher die Ehrenbürgerurkunde für seine militärischen Siege und seine Verdienste um Berlin entgegen. Es war die dritte Ehrenbürgerwürde, die die Stadt verlieh.
     Doch mit dieser Würdigung nicht genug, ließen die Berliner Behörden dem Marschall zu Ehren eine goldene Medaille prägen, die sie ihm überreichten. 1815 bekam er vom Berliner Magistrat ein Haus am Pariser Platz geschenkt.

Blücher wurde am 16. Dezember 1742 in Rostock geboren. Seine militärische Karriere begann mit 15 Jahren. Der spätere Marschall trat damit in die Fußstapfen seines Vaters, der als Rittmeister in hessischen Diensten gestanden hatte. Der Sohn versuchte es als Husar ab 1757 im Siebenjährigen Krieg zunächst im schwedischen Dienst, nach seiner Gefangenschaft im August 1760 wechselte er dann in preußische Dienste über. 1772 nahm er als Rittmeister an der preußischen Inbesitznahme Westpreußens auf der Basis der 1.Teilung Polens teil. 1773 quittierte er den Militärdienst, da er bei der Beförderung übergangen worden war. Er heiratete die siebzehnjährige Caroline von Mehling und widmete sich vornehmlich seinem Gut in Pommern. In dieser Zeit wurde er Freimaurer. Tief verschuldet, verkaufte er seine Güter. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete er 1795 Amalie von Colomb. Im Jahre 1787 wurde der inzwischen 45jährige als Major reaktiviert und kehrte in sein altes Regiment zurück. In einer Denkschrift »Gedanken über die Formierung einer preußischen Nationalarmee« setzte er sich 1805 für Reformen und allgemeine Wehrpflicht ein. Bis zum Jahre 1806 nahm er an nahezu allen militärischen Auseinandersetzungen Preußens teil und diente sich als erfolgreicher Kavallerieführer bis zum militärischen Befehlshaber und Generalleutnant hoch. Nach dem Frieden von Tilsit, 1807, fand Blücher zunächst eine Anstellung im Kriegsdepartement, danach wurde er Generalgouverneur für Pommern und die Neumark. 1809 erfolgte seine
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Ernennung zum General der Kavallerie.
Blücher bekannte sich zu den Reformen von Stein und Scharnhorst. Da er am Widerstand gegen die napoleonische Fremdherrschaft teilnahm, ließ ihn Napoleon 1812 seiner Posten entheben. In Berlin für seine aggressiven Worte gegen Napoleon bekannt, wurde er vom König nach Schlesien verwiesen.
     Als Siebzigjähriger ließ er sich 1813 ein zweites Mal reaktivieren und übernahm zu Beginn der Befreiungskriege den Oberbefehl eines preußisch-russischen Korps. Seit Spätsommer befehligte er die aus Russen und Preußen zusammengesetzte Schlesische Armee und erfocht mit ihr Siege in der Schlacht an der Katzbach am 26. August 1813, bei Wartenburg am 3. Oktober 1813 und in der Völkerschlacht bei Leipzig (am 19. Oktober gelangte Blücher als erster in die Stadt), wo er zum Generalfeldmarschall ernannt wurde. Im Frühjahr 1814 stieß er bis Paris vor. Dort erhob ihn am 3.Juni 1814 der preußische König in den Fürstenstand (Fürst von Wahlstatt). Im gleichen Jahr ernannte ihn die Universität Oxford zum Ehrendoktor. Der in den Befreiungskriegen immer wieder die militärische Initiative ergreifende Blücher wurde dafür (zuerst von den Russen) »Marschall Vorwärts« genannt.

     Nach der Rückkehr Napoleons von Elba brachte ihm die preußische Armee unter Blücher gemeinsam mit den englischen Truppen unter Wellington bei Waterloo am 18. Juni 1815 die entscheidende Niederlage bei. Dazu hatte entschieden Blüchers Einsatz beigetragen, der die bei Ligny am 15.Juni geschlagenen Preußen Wellingtons Armee entgegenführte. Friedrich Wilhelm III. zeichnete Blücher für seine militärischen Erfolge als einzigen mit dem Eisernen Kreuz (welches von ihm extra für die Befreiungskriege gestiftet worden war) im goldenen Strahlenstern aus. Im Jahre 1817 berief der König den 75jährigen in den neugeschaffenen Staatsrat. Blücher starb am 12. September 1819 in Krieblowitz. Blücher galt als beispielgebend tapfer und furchtlos, von rascher Entschlußfähigkeit und hervorragender Kenntnis der leichten Waffen. In Berlin wurden mehrere Straßen nach ihm benannt – in Kreuzberg, Steglitz, Zehlendorf, früher auch in Lichtenberg, Pankow, Schöneberg und Tempelhof. In Kreuzberg trägt auch ein Platz seinen Namen. 1826 ist ein von Christian Daniel Rauch geschaffenes Denkmal auf dem Opernplatz aufgestellt worden.

Bildquelle: Archiv LBV

Fürst Blücher von Wahlstatt
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