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ende erneut ins Leben rief. Mit treffendem Witz begeisterte er sein Publikum. 1958 gründete S. das Kabarett Tingel Tangel am Kurfürstendamm. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse fand seine letzte Ruhe auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße in Charlottenburg (Ehrengrab).

Scharwenka, Franz Xaver
* 6. Januar 1850 in Samter bei Posen
† 8. Dezember 1924 in Berlin
Musiker

Als Pianist, Komponist und Musiklehrer gehörte er zu den bedeutenden Musikerpersönlichkeiten der Wilhelminischen Ära. Er gründete 1881 in Berlin das Scharwenka-Konservatorium, das 1893 mit dem Klindworthschen Konservatorium vereinigt wurde. Von 1891 bis 1898 leitete S. eine nach ihm benannte Musikschule in New York. Bekannt wurde er durch Chopin-Interpretationen und als Komponist von Haus- und Salonmusik. Seine »Polnischen Tänze« wurden zu einem Welterfolg. 1907 gab er die »Methodik des Klavierspiels« heraus. S. wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg bestattet (Ehrengrab).

Schleicher, Kurt von
* 7. April 1882 in Brandenburg/ Havel
† 30. Juni 1934 in Neubabelsberg
Militär, Politiker

Er entstammte einer preußischen Offiziersfamilie und bekleidete ab 1931 den militärischen Rang eines Generalleutnants. Seit 1919 im Reichswehrministerium tätig, befaßte er sich mit dem Aus- und Umbau der Reichswehr. Auf Grund seines Einflusses auf die Generalität und seiner Kontakte zur Staatsführung,

Berliner Biographien (S)

Sander, Sophie
* 26. Oktober 1768 in Bad Pyrmont
† 21. März 1828 in Berlin
Saloniere

Die Tochter des Brunnen-Kommissarius Diederich heiratete im Alter von siebzehn Jahren den Realschullehrer und Schriftsteller Johann Daniel Sander (1759–1825). Ab 1799 empfing das Ehepaar in ihrem Haus (Breite Straße 23, ab 1803 in der Kurstraße 51) Gelehrte und Literaten. Sophie S. wurde bald zum Mittelpunkt des Salons. Als gewandte Gesprächspartnerin und charmante Gastgeberin empfing sie u. a. Wilhelm von Humboldt (1767–1835), die Schriftsteller Jean Paul Friedrich Richter (1763–1835), Heinrich von Kleist (1777–1811) und Clemens Brentano (1768–1842). Verleumdungen trugen ihr den wohl unberechtigten Ruf der Leichtfertigkeit ein.

Schaeffers, Willi
* 2. September 1884 in Landsberg/ Warthe
† 10. August 1962 in München
Kabarettist

S. wurde 1910 von Rudolf Nelson (1878–1960) im Berliner »Chat noir« für das Kabarett gewonnen. In den 20er Jahren conferierte er im »Kabarett der Komiker«, trat in Revuen, Bühnenstücken und Operetten auf und spielte in Filmen mit. Er entdeckte Talente wie Grethe Weiser (1903–1970), Lale Andersen (1902–1972) und Georg Thomalla. Ab 1938 leitete S. das »Kabarett der Komiker«, das er nach Kriegs-

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zu Parteien und zur Industrie stellte er Verbindungen zur Reichswehr her. Der parteilose S. wurde 1932 im Kabinett Franz von Papen (1879–1969) Reichswehrminister. Am 3. Dezember 1932 ernannte ihn der Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847–1934) zum Reichskanzler. S. trat am 28. Januar 1933 vom Amt zurück. Bei Gelegenheit des sogenannten Röhm-Putsches beglich Hitler mit S. alte Rechnungen und ließ ihn von einem SS-Kommando ermorden.

Schlözer, Kurd von
* 5. Januar 1822 in Lübeck
† 13. Mai 1894 in Berlin
Diplomat

S. studierte orientalische Sprachen in Göttingen und Bonn; 1845 promovierte er in Berlin. Ab 1850 war er im auswärtigen Dienst Preußens tätig, so in den Gesandtschaften in St. Petersburg, Kopenhagen, Rom, Mexiko und Washington. Von 1882 bis 1892 war er preußischer Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom. Hier führte er auch Verhandlungen über die Beilegung des Kulturkampfes. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Briefe, die später von seinem Neffen Leopold S. bearbeitet und herausgegeben wurden. Diese Briefe sind nicht nur zeitgenössische Dokumente, sondern auch literarische Meisterwerke.

Schmieden, Heino
* 15. Mai 1835 in Soldin
† 7. September 1913 in Berlin
Architekt

Bereits während seiner Ausbildung begann er beim befreundeten Martin Philipp Gropius (1824–1880) zu arbeiten. Er legte 1866 an der Bauakademie die Baumeisterprüfung ab und gründete mit G. die Archi-

tekturfirma »Gropius & Schmieden«, die nach dem Tod von Gropius mit den neuen Partnern v. Weltzin, Speer und Boethke weiterbestand. Nach Plänen von S. und seiner Mitarbeiter entstanden das Schloß Biesdorf (1868), das Krankenhaus Friedrichshain (1868–1874), die Chirurgische und Augen-Universitätsklinik in der Ziegelstraße (1878–1883), das Bankhaus Mendelssohn & Co. in der Jägerstraße (1891–1893), das Krankenhaus Westend (1900–1903) und die Beelitzer Heilstätten. Der zum Geheimen Baurat ernannte S. war Mitglied der Akademie des Bauwesens und der Akademie der Künste.

Scholtis, August
* 7. August 1901 in Bolatitz/ Oberschlesien
† 26. April 1969 in Berlin
Maurer, Schriftsteller

Der Sohn eines schlesischen Landarbeiters ist heute ein weitgehend vergessener Autor. 1932 veröffentlichte S. in Berlin den Roman »Ostwind«, den er in wenigen Wochen niedergeschrieben hatte. Ihm folgten die Romane »Baba und ihre Kinder« sowie »Jas der Flieger«, die beide 1935 im Verlag von Bruno Cassirer (1872–1941) erschienen. Gegen den Autor wurde von den Nationalsozialisten ein Publikationsverbot verhängt. Nach 1945 schrieb er Erzählungen und Novellen. Sein Nachlaß befindet sich im Archiv der Akademie der Künste. Er wurde auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße bestattet (Ehrengrab).

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Schreker, Franz
* 23. März 1878 in Monaco
† 21. März 1934 in Berlin
Musiker, Komponist

Er studierte am Wiener Konservatorium und gehörte zu den führenden Komponisten seiner Zeit. 1920 wurde er zum Direktor der Hochschule für Musik in Berlin berufen. In seiner Amtszeit verpflichtete S. so bedeutende Lehrer wie Carl Flesch (1873–1944), Artur Schnabel (1882–1951) und Paul Hindemith (1895–1963). S. übernahm auch die musikalische Leitung seiner Opern »Irrelohe« und der »Schmied von Gent«. Seine Oper »Christophorus« wurde auf politischen Druck 1931 in Freiburg/ Breisgau noch vor der Uraufführung vom Spielplan abgesetzt. 1932 übernahm Professor S. eine Meisterklasse für Komposition an der preußischen Akademie der Künste. Ein Jahr später wurde ihm von den Nationalsozialisten jegliche Tätigkeit untersagt.

Schröder, Werner
* 19. Dezember 1907 in Bochum
† 2. Juli 1985 in Berlin
Zoologe, Direktor des Aquariums

Er studierte an der Berliner Universität Zoologie, Botanik und Paläontologie. Danach unternahm er Studien- und Forschungsreisen. 1945 wurde er Mitglied des Vorstandes der Zoo AG Berlin, dem er bis 1976 angehörte. Von 1945 bis 1952 trug er als kaufmännischer Direktor wesentlich zum Wiederaufbau des Zoologischen Gartens bei. Bis 1977 leitete er als wissenschaftlicher Direktor das Berliner Aquarium und war gleichzeitig Mitglied des Deutschen und Internationalen- Zoodirektoren- Verbandes. Er veröffentlichte Reiseberichte und Dokumentationen über Fische und Reptilien.

Schuhmann, Carl
* 12. Juni 1869 in Münster
† 24. März 1946 in Berlin
Sportler, Olympiasieger

Der zum Präzisionsmechaniker ausgebildete S. lebte seit 1889 in Berlin und gehörte der »Berliner Turnerschaft« an. Er gewann am 9. April 1896 bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen die Goldmedaille im Pferdsprung. Weitere Olympiasiege errang er mit der Mannschaft am Barren und Reck sowie als Ringer im griechisch-römischen Stil. Im beidhändigen Gewichtheben aller Klassen erhielt S. die Bronzemedaille. 1942 setzte er sich für den Turner Alfred Flatow (1869–1942) ein, dem die Deportation nach Theresienstadt drohte. S. wurde auf dem Landeseigenen Friedhof in der Trakehner Allee (Charlottenburg) bestattet (Ehrengrab).

Schulz, Lothar
* 8. März 1904 in Lauchhammer
† 5. November 1976 in Berlin
Kaufmann

S. erlernte den Beruf eines Kaufmanns, den er in den folgenden Jahren bei verschiedenen Firmen ausübte. S. engagierte sich im Wohlfahrts- und Sozialwesen in Neukölln und war von 1932 bis 1937 Beisitzer an einem Arbeitsgericht. 1946 wurde S. Mitglied der CDU Neukölln, deren Kreisvorsitzender er später war. Im März 1963 wurde er in das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. 1971 eröffnete S. als Alterspräsident die Legislaturperiode. Er leitete über zwei Jahrzehnte den heimatkundlichen Bürgerverein Britz. S. starb wenige Stunden vor seiner Ehrung zum Stadtältesten.

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Schultze, Johannes
* 13. Mai 1881 in Groß- Krausnigk
† 2. Oktober 1976 in Berlin
Historiker, Archivar

S. trat nach Studium und Promotion 1905 in den Dienst der preußischen Archivverwaltung. Der Herausgeber der »Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte« war auch Mitbegründer der Historischen Kommission Brandenburg. Aus politischen Gründen wurde S. 1944 frühzeitig pensioniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich am Wiederaufbau des Geheimen Staatsarchivs in Dahlem und beförderte die Wiederbelebung des Vereins für die Geschichte Berlins. Als 68jähriger kam er an die neugegründete Freie Universität und lehrte dort Historische Hilfswissenschaften und Geschichte der Mark Brandenburg. Zu seinem 75. Geburtstag erhielt er die Würde eines Honorarprofessors. Seine »Geschichte der Mark Brandenburg« in fünf Bänden ist die umfassendste Darstellung der märkischen Geschichte.

Schwerin von Schwanenfeld, Ulrich Wilhelm Graf
* 21. Dezember 1902 in Kopenhagen
† 8. September 1944 in Berlin- Plötzensee hingerichtet
Landwirt, Militär

Nach dem Studium der Landwirtschaft bewirtschaftete er seine Güter in der Grenzmark Posen – Westpreußen und Mecklenburg. Bereits in der Studienzeit stand er in Verbindung mit Yorck von Wartenburg (1904–1944) und Adam von Trott zu Solz (1909–1944), die später zum Kreisauer Kreis gehörten. S. lehnte von Anfang an den Nationalsozialis-

mus ab und befürwortete bereits 1935 ein Attentat auf Hitler. Als Offizier der Wehrmacht diente er u. a. bis 1942 bei Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben (1881–1944), danach als Hauptmann beim Oberkommando des Heeres. Er war eine wichtige Verbindungsperson zwischen den militärischen und zivilen Widerstandsgruppen. S. wurde am Tag des Attentats vom 20. Juli 1944 verhaftet und am 8. September 1944 hingerichtet.

Spira, Charlotte
* 1. März 1906 in Berlin
† 25. August 1997 in Berlin
Schauspielerin

Die Tochter eines Schauspielerehepaares wuchs in Berlin auf und kam im Alter von dreizehn Jahren an die Reinhardt-Schauspielschule. Sie debütierte in Lessings »Emilia Galotti« und spielte u. a. am Deutschen Theater und in den Kammerspielen. Zum bejubelten Star wurde sie 1930 bei der Uraufführung der Operette »Im weißen Rößl« im Großen Schauspielhaus. 1933 erhielt sie Auftrittsverbot. Sie entging der Deportation nach Auschwitz, weil ihre Mutter den Meineid schwor, der Jude Fritz Spira sei nicht der leibliche Vater ihrer Kinder, und überlebte im holländischen Exil. 1947 begann ihre zweite Karriere. In Kleists »Der zerbrochene Krug« und in den Filmen »Des Teufels General« und »Rosen für den Staatsanwalt« überzeugte sie ihr Publikum. 1990 trat sie erstmals mit ihrer 1995 verstorbenen Schwester Steffie Spira auf, die in der DDR Theaterkarriere gemacht hatte.

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