50   Berlin im Detail   
Haus« Nr. 1 an der Eisernen Brücke hatte mit der Einführung der Städteordnung 1809 sein Privileg, von kommunalen Lasten befreit zu sein, verloren. 1834 gehörte es dem dort wohnenden Rentier Gumpertz. Das südlich anschließende Haus Nr. 2 bezog 1840 der berühmte Chirurg Dieffenbach – der Begründer der plastischen Chirurgie.
     Rechter Hand präsentiert sich der seit Friedrich Wilhelm II. wieder begrünte Lustgarten, ihn abschließend das 1798 angeregte, 1823 bis 1828 von Schinkel erbaute und 1830 für das Publikum eröffnete Museum in seinem fast schon provokanten klassizistischen Stil. Die damalige Berliner Sensation, die 1831 provisorisch, dann 1834 endgültig aufgestellte Granitschale vor der Freitreppe des Museums, hat der Maler nicht mit ins Bild genommen. Hinter dem Museum überspannt die Eiserne Brücke den Kupfergraben, Berlins erste Brücke mit gußeisernem Geländer (1797), aber schon 1825 bei Beibehaltung des liebgewordenen Namens ganz in Stein erneuert. Hinter der Eisernen Brücke erstrecken sich auf der östlichen Seite des Kupfergrabens die Gebäude des gerade erst (1829–1832) dorthin verlegten Neuen Packhofes: Vorn das Salzsteueramt (von 1892 bis zu seinem Abriß 1938 Direktionsgebäude der Königlichen bzw. Staatlichen Museen), ganz hinten der Packhofspeicher, der von Carl Ludwig Schmidt errichtet worden war und erst 1879 der Stadtbahn weichen mußte.
Kurt Wernicke
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Blick auf den Kupfergraben 1834

Der Maler Carl Georg Enslen hat den Kupfergraben zwischen Schloßbrücke und Eiserner Brücke zur Mitte des Bildes bestimmt. Die Einfassung des einstigen Köllnischen Stadtgrabens, der seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Schleusengraben und Kupfergraben unterteilt wurde, ist wesentlich idealer dargestellt, als die Realität sie anbot: Der einfassende Sandstein war bei weitem nicht so gut erhalten, wie das Gemälde suggeriert. Dafür wird die neue, von Schinkel konzipierte Schloßbrücke mit sichtbarem Stolz als neue Berliner Errungenschaft gefeiert. Daß sie im November 1823, noch gar nicht fertiggestellt, vorfristig in Betrieb genommen worden war und prompt Todesopfer gefordert hatte, sieht man ihr ein Jahrzehnt später nicht mehr an. Das nach den Verwüstungen durch Napoleons Truppen restaurierungsbedürftige und unter Schinkels Leitung nach 1815 wiederhergestellte Zeughaus präsentiert sich würdig im Schmuck seiner vollständigen barocken Dachbekrönung. Dahinter liegen die beiden Wohnhäuser Am Zeughaus 1 und 2. Das 1753 auf der einstigen Bastion 1 der Berliner Festungsanlagen entstandene »Frei-

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