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gen, London und Petersburg erlangte er großes Ansehen. 1749 ernannte ihn Friedrich II. (1712–1786) zum Nachfolger des verstorbenen Kabinettsministers von Mardefeld. In einer Geheimen Instruktion vom 11. Januar 1757 überantwortete Friedrich II. für den Fall seines Todes oder einer Gefangennahme dem Minister die Staatsgeschäfte. F. diente auch den folgenden Monarchen und konnte sein 50jähriges Ministerjubiläum begehen.

Fischer, Emil
* 31. Dezember 1865 in Pöllnitz/ Westpreußen
† 8. September 1932 in Berlin
Lehrer

Der Rixdorfer Pädagoge F. gründete 1897 das Naturhistorische Schulmuseum. Aus dieser Volksbildungseinrichtung entwickelte sich später das Neuköllner Heimatmuseum, das neben dem Märkischen das älteste regionalgeschichtliche Museum in Berlin ist. Seit 1936 trägt es den Namen seines Gründers und ehemaligen Leiters. Das Emil-Fischer-Heimatmuseum in der Ganghoferstraße beschritt in den 1980er Jahren neue Wege in der Präsentation historischer Ereignisse und wurde 1987 mit dem Museumspreis des Europarates ausgezeichnet. Der Heimatforscher fand seine letzte Ruhe auf dem Alten Kirchhof der St.-Jacobi-Gemeinde in Neukölln.

Fischer, Margarete
* 11. Oktober 1887 in Memel
† 16. Februar 1972 in Berlin
Schriftstellerin

In einer Kaufmannsfamilie aufgewachsen, absolvierte sie eine Ausbildung zur Volksschullehrerin. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit begann sie Dra-

Berliner Biographien (F)

Fabian, Max
* 3. März 1873 in Berlin
† 27. März 1926 in Berlin
Maler und Graphiker

F. studierte an der Kunstakademie und erhielt mehrere Auszeichnungen und Stipendien. Seit 1898 beteiligte er sich an Kunstausstellungen in München, Dresden, Berlin und Düsseldorf. Seine Bilder sind geprägt vom Berliner Milieu und der Arbeit der Spreeschiffer (»Hafenplatz«, »Spreeufer«, und »Bauarbeiter beim Verladen von Steinen«). Bei der Darstellung von Porträts, stimmungsvollen Interieurs und Blumengebinden verwandte er gelegentlich Biedermeiermotive. F. beschäftigte sich auch mit dekorativer Graphik, u. a. mit Buchschmuck und Plakaten. Ein farbiges Original seiner Lithographie »Tränen« (1904) ist im Besitz des Kupferstichkabinetts.

Finck von Finckenstein, Karl Wilhelm
* 11. Februar 1714 in Berlin
† 3. Januar 1800 in Berlin
Diplomat, preußischer Staatsmann

Der Sohn des Generalfeldmarschalls Albrecht Konrad F. (1660–1735) gehörte zu den Jugendfreunden des Kronprinzen Friedrich und stand diesem als Ratgeber lebenslang zur Seite. Nach seinem Eintritt in den preußischen Staatsdienst und der Ernennung zum Legationsrat trat F. in den diplomatischen Dienst ein. Als Gesandter in Stockholm, Kopenha-

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   96   Lexikon   Vorige SeiteNächste Seite
men und Novellen zu schreiben, von denen allerdings nur die Novelle »Eine Brautschau« 1917 in Berlin veröffentlicht wurde. Von 1923 bis 1928 unterrichtete sie an einer Privatschule in Friedenau. Infolge der Teilauflösung der Schule wurde sie arbeitslos. 1934 erschien der Roman »Junglehrer Sturm«, der wegen seines Titels von den Nationalsozialisten fälschlicherweise vereinnahmt wurde.
F. war Mitglied der SPD und gehörte von 1917 bis 1929 dem Deutschen Schriftstellerverband an. In den Jahren 1936/1937 arbeitete sie als Chefredakteurin der illustrierten Romanzeitschrift »Unterm Lindenbaum«.

Fischer-Dieskau, Klaus
* 2. Januar 1921 in Berlin
† 19. Dezember 1994 in Berlin
Musiker und Komponist

Der ältere Bruder des Kammersängers Dietrich F.-D. studierte an der Musikhochschule die Fächer Dirigieren und Kirchenmusik. In den fünfziger Jahren begann seine Karriere als Aufnahmeleiter und Dramaturg bei der Deutschen Grammophon. 1953 gründete F.-D. den Hugo-Distler-Chor, der sowohl durch die Interpretation zeitgenössischer Musik als auch von Vokal-Werken Heinrich Schütz' (1585–1672) im In- und Ausland bekannt wurde. Seit 1963 wirkte er darüber hinaus als Kirchenmusiker und Organist an der Dreifaltigkeitskirche in Lankwitz. Sein kompositorisches Schaffen umfaßt mehr als 100 Kantaten, Symphonien, Solo-Konzerte und Kammermusiken. Am 1. Oktober 1989 wurde F.-D. für sein Lebenswerk mit dem Landesorden der Stadt Berlin geehrt.

Fraenkel, Ernst
* 26. Dezember 1898 in Köln
† 28. März 1975 in Berlin
Rechtsanwalt und Politologe

F. studierte Rechts- und Geschichtswissenschaften und ließ sich 1926 in Berlin als Rechtsanwalt nieder. Außerdem übernahm er die Rechtsberatung des SPD-Parteivorstandes. F. emigrierte 1938 in die USA, nahm deren Staatsbürgerschaft an und wirkte von 1944 bis 1951 als juristischer und militärischer Berater der Vereinigten Staaten in Korea. Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses Otto Suhr (1894–1957) holte ihn 1951 nach Berlin. Von 1953 bis 1967 lehrte F. Politologie an der Freien Universität. Er vertrat konsequent den politischen Pluralismus und beschäftigte sich mit dem Vergleich von Regierungssystemen. 1964 gründete er an der FU das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien.
     F. wurde auf dem Landeseigenen Friedhof Dahlem bestattet (Ehrengrab).

Francke, Arthur
* 24. Juli 1867 in Berlin
† 6. Mai 1941 in Berlin
Unternehmer, Kommunalpolitiker

Nach dem Besuch des Köllnischen Gymnasiums bis zur Obersekunda absolvierte der Sohn des Geheimen Kommerzienrates Ernst Karl F. eine Banklehre. 1888 trat er in das väterliche Nutzholzgeschäft ein und entwickelte es gemeinsam mit seinem Bruder zu einem der bedeutendsten Unternehmen seiner Art. Der Betrieb war auch mit mehreren Niederlassungen im Ausland vertreten. Der 1912 zum Kommerzienrat ernannte F. wurde 1914 zum unbesoldeten Stadtrat gewählt und gehörte der Gewerbedeputation und dem Hypothekenamt an. Bei seinem

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Ausscheiden aus dem Magistrat erhielt er im November 1919 die Würde eines Stadtältesten. Der Vorsitzende des Vereins Ostdeutscher Holzhändler und Sägewerke und stellvertretende Vorsitzende der Industrie- und Handelskammer war auch Mitglied des Aufsichtsrates der Commerz- und Privatbank AG.

Frankenthal, Käte
* 30. Januar 1889 in Kiel
† 21. April 1976 in New York (USA)
Ärztin, Kommunalpolitikerin

Sie arbeitete nach dem medizinischen Staatsexamen von 1914 bis 1915 als Assistenzärztin am Rudolf-Virchow-Krankenhaus. Im Ersten Weltkrieg behandelte sie Militärs der österreichisch-ungarischen Armee. Danach wirkte F. von 1918 bis 1924 am Charité-Klinikum und avancierte 1928 zur Fürsorgeärztin in Neukölln und Magistrats-Medizinalrätin. Als Kommunalpolitikerin vertrat sie die SPD im Bezirksparlament von Tiergarten (1920–1925) und von 1925 bis 1931 in der Stadtverordnetenversammlung. Sie emigrierte in die Schweiz und fand 1937 in den USA ihre neue Wirkungsstätte. Ab 1947 führte sie in New York eine eigene psychiatrische Praxis. Eine Straße in Neukölln (Rudow) trägt seit 1996 ihren Namen.

Fritsch, Ernst Paul Max
* 23. August 1892 in Berlin
† 8. Dezember 1962 in Berlin
Maler

Er besuchte das Realgymnasium und studierte von 1913 bis 1914 an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg gehörte er seit 1919 der Berliner Sezession an. Durch Aufenthalte in Paris und Rom beein-

flußt, wandte er sich dem Expressionismus zu. Aus dem Jahr 1923 stammt das bekannte Bild der Tiergartenbrücke. Der 1927 mit dem Großen Staatspreis der Akademie ausgezeichnete Künstler wurde von den Nationalsozialisten verfemt und als entartet abgelehnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete der zum Professor berufene F. die Abteilung Pädagogik an der Hochschule für bildende Künste in Charlottenburg. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Landeseigenen Waldfriedhof Zehlendorf (Ehrengrab).

Fritsch, Ekkehard
* 8. Februar 1921 in Berlin
† 4. November 1987 in Berlin
Schauspieler und Kabarettist

Der gelernte Bankkaufmann erlangte als Schauspieler und Kabarettist große Popularität: besonders seine Figur »Berliner Type« wie auch sein philosophierender »Hugo Knallmeyer« in der RIAS-Kaffeetafel sind unvergessen. Als Partner von Hans Rosenthal (1925–1987) in dessen Fernsehsendung »Dalli Dalli« bewies er sein Talent landesweit. F. wirkte in Hunderten von Rundfunksendungen, in über 200 Fernsehsendungen und in ca. 40 Theaterstücken mit.
     Zuletzt verkörperte er im Hansa-Theater den »wilhelminisch-superpreußischen Staatsanwalt« von Treskow im »Maulkorb« von Heinrich Spoerl (1887–1975). Der Komiker war eng mit seiner Heimatstadt verbunden. Sein Wahlspruch lautete: »Man kriegt mich wohl aus Berlin raus, aber Berlin nicht aus mir.«

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Fritz, Johann Julius Ferdinand Joseph Gottlieb
* 16. November 1873 in Harlingerode/ Harz
† 22. Juli 1934 in Berlin
Bibliothekar

F. war einer der bedeutendsten Bibliothekare Berlins. Er studierte in Zürich, Leipzig und Berlin Germanistik und Geschichte. Nach erfolgreicher Promotion legte er 1898 das Staatsexamen ab. Von 1900 bis 1923 wirkte F. als Organisator und Leiter der städtischen Büchereien in Charlottenburg. Auf seine Initiative wurde 1901 eine Bücherei mit großem Lesesaal in der Wilmersdorfer Straße eröffnet. 1920 berief ihn die Stadt Berlin zum Leiter aller Volksbibliotheken. Im Jahre 1924 übernahm Professor F. auch das Direktorat der Stadtbibliothek, die er bis zu seinem Tode leitete. Der Vorsitzende des »Verbandes deutscher Volksbibliothekare« gab das »Jahrbuch der deutschen Volksbüchereien« heraus und erwarb sich Verdienste bei der Ausbildung des Nachwuchses.
     
Fuchs, Immanuel Lazarus
* 5. Mai 1833 in Moschin/ Posen
† 26. April 1902 in Berlin
Mathematiker

F. begann seine Lehrtätigkeit an verschiedenen höheren Schulen in Berlin und wurde 1866 zum Professor für Mathematik an die Berliner Universität berufen. Gleichzeitig unterrichtete er an der Artillerie- und Ingenieurschule. Seine Hauptarbeiten galten der Funktionentheorie und der linearen Differentialgleichung. Er gab Crelles »Journal für reine und angewandte Mathematik« heraus und war von 1899 bis 1900 Rektor der Universität. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in der Großgörschenstraße (Ehrengrab).

Fuess, Rudolf
* 28. September 1838 in Moringen
† 21. November 1917 in Berlin
Mechaniker, Unternehmer

Er lebte seit 1860 in Berlin und gründete vier Jahre später eine Firma, die wissenschaftlich-technische Präzisionsinstrumente herstellte. F. produzierte vor allem optische, gewässerkundliche und meteorologische Geräte. Er war Mitbegründer der »Zeitschrift für Instrumentenkunde«, gehörte dem Kuratorium der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt an und war Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Feinmechanik und Optik. Der erfolgreiche Unternehmer wurde auf dem Alten St.-Jacobi-Kirchhof in Neukölln beigesetzt (Ehrengrab).

Fulda, Ludwig
* 15. Juli 1862 in Frankfurt/ Main
† 30. März 1939 in Berlin
Schriftsteller

F. studierte Germanistik und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Leipzig. Er war im wilhelminischen Deutschland und auch in der Weimarer Republik ein populärer Stückeschreiber. Sein Märchen »Der Talisman« hatte am 4. Februar 1893 im Deutschen Theater Premiere. Außerdem verfaßte er das Lustspiel »Jugendfreunde« und die Komödie »Die verlorene Tochter«. Er übersetzte Molières Meisterwerke und Ibsens »Peer Gynt«. Von 1923 bis 1928 war er erster Präsident des deutschen PEN-Zentrums und ab 1926 zweiter Vorsitzender der Sektion für Dichtkunst an der Preußischen Akademie der Künste. Von den Nationalsozialisten 1933 relegiert und geächtet, schied er 1939 durch Selbsttötung aus dem Leben.

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