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Es geschah gestern in Berlin

Mai 1998


Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. Mai
Zum »Tag der Arbeit«
findet ein Sternmarsch der Gewerkschaften statt, an dem 8 000 Menschen teilnehmen. Eine weitere Demonstration in Kreuzberg verlief ruhig, in Mitte und Prenzlauer Berg kam es am Abend zu Straßenschlachten.

2. Mai
Das Märkische Museum
in Mitte ist wieder über die »Virchow-Pforte« zu erreichen. Der ebenerdige Zugang vom Köllnischen Park aus war für Rudolf Virchow eingerichtet worden, um dem betagten Mediziner das Treppensteigen zu ersparen.

3. Mai
Auf der Avus
finden die letzten offiziellen Rennen statt. Mit der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft endete die Ära der traditionsreichen Rennstrecke, die 1921 in Betrieb genommen worden war.
     In den drei Museen für Islamische, Indische und Ostasiatische Kunst in Dahlem wird ein Abschiedsfest veranstaltet. Die Sammlungen können zukünftig auf der Museumsinsel (Mitte) besichtigt werden. In Dahlem verbleibt das Museum für Völkerkunde.

4. Mai
Das Statistische Landesamt
Berlin teilt mit, daß am Jahresende 1997 insgesamt 266 825 Personen sogenannte laufende Hilfe zum Lebensunterhalt bezogen. Das waren 15,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt waren 7,8 Prozent der Berliner auf Sozialhilfe angewiesen.

5. Mai
Am europäischen Protesttag
der Behinderten gegen Diskriminierung läßt sich ein Mitglied der Basisgruppe des Berliner Behindertenverbandes am Rathaus Lichtenberg, das für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich ist, mit einem Kran vor ein Fenster hieven.
     Ein Sammeltaxi, das stündlich zwischen der Amerika-Gedenkbibliothek (Kreuzberg) und der Stadtbibliothek (Mitte) verkehrt, wird in Betrieb genommen. Dies war nach der Vereinigung beider Häuser und der Umlagerung einzelner Bestände notwendig geworden.

6. Mai
Die erste Probesprengung
zum Abriß der alten Spandauer Schleuse wird durchgeführt. Wegen der unmittelbaren Nähe der Zitadelle Spandau und neuer Wohnbauten im Altstadt-Kolk war äußerste Vorsicht geboten.

7. Mai
Aus Anlaß des 50. Jahrestages
der Staatsgründung Israels gibt der israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, einen Empfang im Berliner Schauspielhaus.

8. Mai
Hunderte Arbeitslose
folgen dem Aufruf des »Aktionsbündnisses Erwerbslosenproteste« und fahren schwarz zur monatlichen Protestdemonstration Erwerbsloser. Sie wollten damit auf die Notwendigkeit eines Sozial- oder Arbeitslosentickets in Berlin hinweisen.
     Das deutsch-russische Museum Berlin-Karlshorst erinnert mit vielfältigen Veranstaltungen, darunter Filmvorführungen und Lesungen in deutscher und russischer Sprache, an das Kriegsende 1945.

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9. Mai
Das Gesundheitszentrum
für Naturheilverfahren in der Prenzlauer Allee eröffnet die Woche der traditionellen chinesischen Medizin. Ärzte und Fachpersonal der Einrichtung und Gastprofessoren aus Shanghai stellten naturheilkundliche Behandlungsmethoden vor.

10. Mai
Der jüdische Kulturverein
Berlin bezieht seine neuen Räumlichkeiten im Jewish Communication Center in der Oranienburger Straße 26 (Mitte). Das erste jüdische Kommunikationszentrum in Deutschland hat zur Zeit 300 Mitglieder.

11. Mai
Der Aufsichtsrat
der Königlichen Porzellan Manufaktur (KPM) ernennt den Nürnberger Unternehmensberater Reiner Linhard zum neuen Geschäftsführer. Gleichzeitig wurde ein unter Linhards Mitarbeit entstandener Sanierungsplan für die KPM beschlossen.
     Die Unabhängige Kommission zur Überprüfung des SED-Parteivermögens entscheidet, daß das »Haus der Demokratie« (Mitte) an den Deutschen Beamtenbund (DBB) verkauft wird. Der Kaufpreis beträgt 14,7 Millionen Mark.

13. Mai
Der amerikanische Präsident
Bill Clinton trifft zur Teilnahme an den Feiern zum 50jährigen Luftbrückenjubiläum in Berlin ein. Am Abend fand ein Festakt im Berliner Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) statt.

14. Mai
Die Pressesprecherin
des Deutschen Theaters (Mitte) teilt mit, daß in diesem Jahr endende Solo-Verträge mit 16 Altstars im Rentenalter 1999 nicht mehr verlängert werden. Dazu gehören auch Inge Keller, Käthe Reichel und Walter Schmidinger.

16. Mai
Das Berliner Missionswerk
lädt in Johannisthal (Treptow) zu einer Begegnung mit kubanischer Kultur ein. Neben Musik-, Tanz- und Theaterdarbietungen wurden Dia-Vorträge über die Zuckerinsel gezeigt.

17. Mai
Die bisher umfangreichste Retrospektive
mit Fotografien von Ellen Auerbach wird in der Akademie der Künste eröffnet. Die 92jährige in New York lebende Fotografin, die Deutschland 1933 wegen ihrer jüdischen Herkunft verlassen hatte, nahm an der Ausstellungseröffnung teil.

18. Mai
Mit der Enthüllung
einer Gedenktafel an seinem langjährigen Wohnhaus am Viktoria-Luise-Platz 1 ehrt der Bezirk Schöneberg den Theaterleiter, Regisseur und Bühnenautor Rudolf Bernauer (1880–1953). Bernauer begann seine Karriere am Deutschen Theater.

19. Mai
Das Grips Theater
und die Kölner Fundus-Gruppe unterzeichnen einen Mietvertrag für das Haus am Hansaplatz in Tiergarten. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 20 Jahren.
     Der Senat beschließt die Richtlinien einer »Eigenheiminitiative«. Die Förderung soll vor allem jungen Familien zugute kommen, um die zunehmende Abwanderung von Steuerbürgern zu bremsen.

20. Mai
Edzard Reuter
(70), ehemaliger Chef von Daimler Benz, wird Ehrenbürger Berlins (der 106. seit 1813). Die Stadt verdankt ihm vor allem die Ansiedlung der Debis-Zentrale am Potsdamer Platz.

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21. Mai
Ex-Bundespräsident
Richard von Weizsäcker nimmt an einer Schwimmstaffel des 6. Berliner Trimmfestivals im Freizeit- und Erholungszentrum Wuhlheide (Köpenick) teil. Der 77jährige war einer der Ältesten der Staffel, an der 50 Schwimmer über 50 Jahre teilnahmen.

22. Mai
Eine Informationsstelle
der Senatsschulverwaltung wird im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude eingerichtet. Hier können sich vor allem Bundesbedienstete, die mit dem Regierungsumzug in die Stadt kommen, über Berliner Schulen informieren.

23. Mai
Der ADFC
(Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) führt seine Bundeshauptversammlung durch. Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann kündigte an, daß rund um Berlin in den nächsten 12 Jahren 150 Kilometer Radweg ausgebaut werden.

24. Mai
Die ILA'98
(Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung) schließt nach sieben Tagen mit einem Rekordbesuch von 226 000 Besuchern. Allein am letzten Tag kamen 36 000 Flugbegeisterte.
     Die Deutsche Bahn AG eröffnet mit dem Fahrplanwechsel die erneuerte Stadtbahnstrecke zwischen Ostbahnhof (von 1987 bis zum 24. Mai 1998 Hauptbahnhof) und dem Bahnhof Zoo. Damit begann das größte Verspätungs-Chaos der vergangenen Jahre.

26. Mai
Das Olympiastadion
(Charlottenburg) soll – auf Beschluß des Senats – saniert und zu einer multifunktionalen Arena ausgebaut werden. Der Vorschlag, das Stadion zu überdachen und eine neue Fußballarena auf dem ehemaligen Reichssportfeld zu errichten, wurde abgelehnt.

27. Mai
Für ein höheres Honorarbudget
der Krankenkassen demonstrieren rund 2000 niedergelassene Ärzte und Praxishelferinnen in der westlichen Innenstadt.
     Ernst Ruska stirbt in Berlin. Ruska hatte 1986 den Nobelpreis für Physik erhalten. Gemeinsam mit M.Knoll baute er 1931 das erste Elektronenmikroskop mit magnetischen Linsen.

28. Mai
Im Theater des Westens
an der Kantstraße (Charlottenburg) bricht kurz vor Beginn der Vorstellung ein Feuer aus. Rund 600 Zuschauer mußten aus dem Saal geleitet werden. Menschen kamen nicht zu Schaden.

29. Mai
Das Waldstück
westlich der Treskowallee (Köpenick) ist für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Auf dem 2,6 ha großen Gelände des ehemaligen russischen Munitionsdepots waren während der einjährigen Räumungsarbeiten 70 Tonnen Munition geborgen worden.

30. Mai
Kräftige Gewitter
unterbrechen das freundliche Pfingstwetter. In Berlin stürzten zehn Bäume um. Rund 80 Keller wurden überflutet. Der U-Bahn-Verkehr zwischen Frankfurter Allee und Tierpark mußte wegen Wassereinbruchs unterbrochen werden.
     Strahlenalarm löst der Bundesgrenzschutz auf dem Flughafen Tegel aus. In der Fracht einer Lufthansamaschine aus Frankfurt am Main war ein Paket mit überhöhten Strahlungswerten festgestellt worden.

31. Mai
Lotti Huber
, Tänzerin, Schauspielerin und Autorin, stirbt im Alter von 85 Jahren in Berlin. Sie war vor allem durch Filme Rosa von Praunheims Anfang der 80er Jahre berühmt geworden.

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