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Kataster für verschiedene preußische Provinzen leitete. Außerdem entwickelte G. Schätzmethoden für den Wert von Grundstücken, gab Logarithmentafeln heraus und publizierte über Feldmeßkunst. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Kirchhof I der Jerusalems- und der Neuen Kirchengemeinde am Blücherplatz in Kreuzberg (Ehrengrab).

Genée, Heinrich Rudolf
* 12. Dezember 1824 in Berlin
† 19. Januar 1914 in Berlin
Schriftsteller

Der Bruder des Komponisten Richard G. (1823–1895) besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster, das er jedoch ohne Abschluß verließ. Bei Friedrich Wilhelm Gubitz (1786–1870) erlernte er den Beruf des Holzschneiders. Die Begegnung mit Schriftstellern und Schauspielern im Hause Gubitz regte ihn ebenfalls zum Schreiben an.
     Er verfaßte Stücke für kleinere Bühnen, u. a. die Komödie »Das Wunder«, die am Berliner Hoftheater aufgeführt wurde. Als Deklamator und Rezitator von Shakespeare-Sequenzen errang er im In- und Ausland Aufmerksamkeit. Seit 1879 wieder in Berlin, gründete G. 1894 die Berliner Mozart-Gemeinde, deren Präsident er bis zu seinem Tod war. Für seine Verdienste wurde er 1895 mit dem Titel eines Professors geehrt. Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) gewährte ihm anläßlich seines 80. Geburtstages (1904) einen jährlichen Ehrensold.

Berliner Biographien (G)

Gaßmann, Uwe
* 29. Juni 1953 in Berlin
† 10. Januar 1991 in Berlin
Lehrer, Trainer

Bis zur Übernahme des Traineramtes bei den Wasserfreunden Spandau 04 arbeitete G. als Lehrer und Studienrat an einem Spandauer Gymnasium. Er war selbst Aktiver bei der erfolgreichsten Mannschaft des Berliner Wasserballs und Mitglied der Nationalmannschaft. Ende 1986 wurde G. Nachfolger des verstorbenen jugoslawischen Trainers Alfred Balen (1930–1986) und gewann mit seinem Verein 1987 bis 1989 die nationale Meisterschaft, 1987 und 1990 den DSV-Pokal und als Höhepunkt 1990 den Europapokal der Landesmeister. Auf das Amt eines Bundestrainers mußte er im Mai 1990 aus gesundheitlichen Gründen verzichten. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof »In den Kisseln« (Spandau).

Gauß, Friedrich Gustav
* 20. Juni 1829 in Bielefeld
† 26. Juni 1915 in Berlin
Geodät

G. gilt als Gründer und Organisator des preußischen Katasters. 1848 beendete er seine Ausbildung zum Feldmesser. Danach arbeitete er im westfälischen Grundsteuerkataster. 1858 folgte er einer Berufung in das preußische Finanzministerium, wo er das

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Studenten- und Friedensbewegung und engagierte sich für die Lösung ökumenischer Problemstellungen. Der mehrfache Ehrendoktor und Träger der Ernst-Reuter-Medaille wurde auf dem Dorffriedhof Dahlem begraben.

Graffunder, Heinz
* 23. Dezember 1926 in Berlin
† 9. Dezember 1994 in Berlin
Architekt

Nach einer Maurerlehre studierte G. von 1949 bis 1952 an den Vereinigten Ingenieurschulen in Neukölln. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn arbeitete er als Architekt in der Bauprojektierung. Zunächst entwarf er vor allem Wohnbauten in Steglitz, Friedrichshain, Lichtenberg und Mitte.
     Ab 1954 war er im Gesellschaftsbau tätig und schuf u. a. das Alfred-Brehm-Haus im Tierpark Friedrichsfelde sowie das Freibad Pankow.
     1973 übernahm er die Chefarchitektenfunktion für den Bau des Palastes der Republik und 1976 die Leitung der städtebaulichen Planung für die Bezirke Marzahn und Hellersdorf. Von 1984 bis 1990 lehrte G. als Gast- bzw. ordentlicher Professor für Entwurfslehre an der Bauhochschule Cottbus.


Glasenapp, Caspar Otto von
* 25. Juni 1664 in Wurchow/ Pommern
† 7. August 1747 in Berlin
Militär und Gouverneur

Der mit 15 Jahren in die Garde eingetretene G. wurde 1729 zum Kommandanten und 1735 zum Gouverneur von Berlin ernannt. Seine Maßnahmen zur Durchsetzung von Ordnung und Disziplin waren in der Stadt gefürchtet. Die detaillierten Anordnungen von König Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) zur Eindämmung der Bettelei und zur Sauberkeit auf den Straßen Berlins setzte er konsequent um. Der Ritter des Johanniterordens (1696) und des Ordens vom Schwarzen Adler (1735) demittierte 1742, blieb aber Gouverneur und behielt die »Honneurs bey der Armee als Generalfeldmarschall auf Lebenszeit«. Er wurde in seinem Geburtsort beigesetzt.

Gollwitzer, Helmut Hans
* 29. Dezember 1908 in Pappenheim/ Bayern
† 17. Oktober 1993 in Berlin Theologe, Hochschullehrer

G. studierte ab 1930 in München, Erlangen, Jena und Bonn. Als Pastor Martin Niemöller (1892–1984) von den Nationalsozialisten 1938 verhaftet wurde, trat er dessen Nachfolge in der St. Annen-Gemeinde (Dahlem) an. Er predigte gegen die Judenverfolgung, erhielt 1940 Redeverbot und wurde als Sanitäter an die Ostfront geschickt. Seit 1950 Ordinarius in Bonn, wurde er 1957 Professor an der Freien Universität und der Kirchlichen Hochschule. G. war nicht nur ein geschätzter Theoretiker, sondern versuchte seinen christlichen Glauben praktisch umzusetzen. Er wandte sich gegen den Vietnamkrieg, war eine Leitfigur der

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Gröben, Luise Gräfin von der
* 17. September 1847 in Kassel
† 17. November 1941 in Berlin
Saloniere

Die Tochter eines hessischen Oberstallmeisters heiratete in zweiter Ehe den preußischen Generalleutnant Günther von der Gröben (1832–1900) und zog mit ihm 1887 nach Berlin. In den 1890er Jahren zählte ihr Salon in der Bismarckstraße 3 zu den großen und bedeutenden der Hauptstadt. Sie organisierte Konzerte und Amateur-Theateraufführungen, entwickelte den Salon zu einem Treffpunkt der Berliner Hofgesellschaft und des Diplomatischen Korps. In der Weimarer Republik bemühte sich G., ihren Salon im alten Stil weiterzuführen.
     Zu ihren Gästen gehörten Konservative, viele Militärs und Angehörige des ehemaligen Hofadels.

Grolmann, Wilhelm Heinrich von
* 28. Februar 1781 in Berlin
† 1. Januar 1856 in Berlin
Jurist

Der in der Kochstraße 60 geborene Sohn eines Gerichtspräsidenten besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und studierte in Halle. Nach Abschluß seiner Examina arbeitete er u. a. als Referendar am Berliner Stadtgericht. 1808 wurde er zum Kammergerichtsrat berufen. Für seine Verdienste in den Befreiungskriegen erhielt Major G. das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse. 1827 wurde er zum Geheimen Oberjustizrat und Vizepräsidenten des Kammergerichts ernannt. Von 1840 bis 1845 war G. Chefpräsident des Kammergerichts und galt als dessen beherrschende Persönlichkeit. Er verstarb in der Linkstraße 44 (Tiergarten) und wurde auf dem Jerusalemer Friedhof am Halleschen Tor beigesetzt.

Groß, Emil
* 25. Juli 1866 in Mühlhausen/ Thüringen
† 30. August 1949 in Bettingerode/ Harz
Bezirksbürgermeister von Tempelhof (SPD)

G. erlernte den Beruf eines Buchdruckers. Nach Wanderjahren fand er 1887 seinen endgültigen Arbeits- und Wohnsitz im Berliner Umland. Sein kommunalpolitisches Engagement läßt sich bis in das Jahr 1913 zurückverfolgen. 1918 in den Gemeinderat gewählt, übernahm er im Dezember des gleichen Jahres das Amt eines stellvertretenden Gemeindevorstehers in Lichtenrade. Nach der Reform der preußischen Gemeindeverordnung wurde dieses Ehrenamt dann in eine hauptamtliche Stelle umgewandelt. G. war maßgeblich daran beteiligt, daß Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade bei der Bildung der Einheitsgemeinde Berlin im Jahre 1920 dorthin eingemeindet wurden und den 13. Verwaltungsbezirk (Tempelhof) konstituierten.

Großer (auch: Groszer), Lucie
* 23. November 1914 in Grünau/ Mark
† 12. März 1997 in Berlin
Verlegerin

Als engagierte Verlegerpersönlichkeit hat sie über Jahrzehnte die deutsche Kinder- und Jugendliteratur mitgeprägt. Nach dem Besuch des Lyzeums in Köpenick, legte sie die Prüfung einer Handelsgehilfin ab und führte danach eine Buchhandlung in Schöneberg. 1943 erwarb sie die Breitkreutzsche Buchhandlung und wandelte diese 1944 in die »Altberliner Bücherstube« um, die sich in der Neuen Schönhauser Straße 8 (Mitte) befand. Mit

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der Gründung des Altberliner Verlages 1945 schuf sie einen Kinder- und Jugendbuchverlag, der sich internationale Anerkennung erwarb. Ab 1951 erschienen in sechs Bänden »Die Söhne der großen Bärin« von Liselotte Welskopf-Henrich (1901–1979). G. war Leiterin der Berliner Buchhändler und Verlegervereinigung (Ost) und Mitglied im Verlegerausschuß des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig.

Grothe, Franz Johannes August
* 17. September 1908 in Berlin
† 12. September 1982 in Köln
Musiker und Komponist

Seine Schlager wie »In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine« und »So schön wie heut, so müßt es bleiben« sind Evergreens. In Berlin besuchte er die Musikhochschule und wurde u. a.
     von Leonid Kreutzer (1884–1953) ausgebildet. Als Pianist und Arrangeur stieg er zum Hauskomponisten der UFA auf. Von 1940 bis 1945 leitete G. das Deutsche Rundfunk-Tanz- und Unterhaltungsorchester in Berlin. Er komponierte Orchesterwerke, Operetten, Chansons und Tanzmusik sowie die Musik zu mehr als 170 Filmen, u. a. zu »Die Herren vom Maxim« (1932), »Ich denke oft an Piroschka« (1955), »Wir Wunderkinder« (1958), »Das Wirtshaus im Spessart« (1959) und »Effi Briest« (1960).

Grüneberg, Johann Heinrich
* 13. Mai 1819 in Berlin
† 9. Oktober 1872 in Berlin
Koch

Der Konservenfabrikant G. wurde mit allen militärischen Ehren begraben. Er entwickelte mit seiner Erbswurst, der »Grünebergerin«, im Jahre 1867 ein Nahrungsmittel, mit dem die damaligen Sorgen um eine dauerhafte Truppenversorgung während des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) gelöst werden konnten. Der preußische Staat kaufte ihm die Erfindung für 35 000 Taler ab, und G. produzierte mit 1 700 Arbeitern in seiner Konservenfabrik täglich 65 000 kg Erbswurst.
     Später wurde die »Grünebergerin« auch von den Hausfrauen entdeckt, die das mit Speck versetzte preiswerte Gericht bald sehr zu schätzen wußten.

Gsovsky, Tatjana
* 18. März 1901 in Moskau
† 29. September 1993 in Berlin
Tänzerin und Choreographin

Sie beeinflußte mit ihrer Kunst wesentlich das deutsche Ballett. In St. Petersburg ausgebildet, kam sie 1925 nach Berlin und gründete hier mit ihrem Mann 1928 eine Ballettschule. Ab 1945 wirkte G. als Ballettdirektorin an der Staatsoper, wechselte 1954 an die Städtische (ab 1961 Deutsche) Oper und war dort bis 1966 Chefchoreographin. Mit dem im Jahre 1955 gegründeten international bekannten »Berliner Ballett« entwickelte sie ein modernes Tanztheater auf klassischer Grundlage. Seit 1955 Mitglied der Akademie der Künste, verlieh die Stadt Berlin ihr 1976 den Professorentitel ehrenhalber und 1992 den Verdienstorden des Landes Berlin. Sie wurde auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof beigesetzt.

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