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Berliner Biographien (A)

Abegg, Philipp Friedrich Wilhelm
* 29. August 1876 in Berlin
† 18. Januar 1951 in Baden-Baden
Jurist und Politiker

A. studierte in Berlin und Göttingen und trat 1907 in den preußischen Staatsdienst. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde der Major der Reserve 1917 in das preußische Innenministerium abkommandiert. Als Leiter der Polizeiabteilung (1923) und späterer Staatssekretär (1926) erwarb er sich Verdienste bei der Umgestaltung der preußischen Polizei zu einer Schutztruppe der Republik. Im Juli 1932 mußte er die widerstandslose Kapitulation der preußischen Führung vor Papens Staatsstreich hinnehmen und wurde entlassen. Seine Bemühungen um einen Zusammenschluß aller politischen Kräfte gegen den Nationalsozialismus scheiterten. Er emigrierte 1933 nach Zürich und organisierte in seinem Anwaltsbüro Hilfsaktionen für Flüchtlinge.

Adalbert, Max
* 19. Dezember 1874 in Danzig
† 7. September 1933 in Berlin
Bühnen- und Filmschauspieler

Er gehörte zu den erfolgreichsten Komikern der 20er Jahre. Mit Trude Hesterberg (1892–1967) hat er 1920 in dem Schwank »Die Scheidungsreise« das Couplet, »Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht«, kreiert. Dieses Lied wurde dann sehr schnell in Berlin zu einem Gassenhauer. 1930 spielte A. am Deutschen Theater die Titelrolle in »Der Hauptmann von Köpenick«, die er ein Jahr später in dem gleichnamigen Film ebenfalls pointiert gestaltete. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Südwest-Kirchhof in Stahnsdorf.

Adam, Curt Otto Christoph
* 11. Mai 1875 in Berlin
† 9. Januar 1941 in Berlin
Arzt

A. besuchte das Luisenstädtische Gymnasium und studierte in Marburg und Berlin. 1902 legte er in Freiburg i. Br. das medizinische Staatsexamen ab. Nach Promotion (1903) und Habilitation (1910) an der Berliner Universitäts-Augenklinik eröffnete A. in seiner Wohnung in der Händelallee im Bezirk Tiergarten eine Augenarztpraxis. Am 1. Januar 1914 übernahm er zusätzlich das Direktorat im »Kaiserin-Friedrich-Haus« und leitete in diesem Amt das gesamte ärztliche Fortbildungswesen in Deutschland. Der hervorragende Augenarzt und Professor mit internationalem Ruf praktizierte bis kurz vor seinem Tode und wurde auf dem Dreifaltigkeitskirchhof begraben.

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auf eine Liste der Anwälte, denen die Zulassung entzogen werden sollte. Er floh über Baden-Baden in die Schweiz und wählte resigniert in einem Sanatorium den Freitod.

Albs, Wilhelm
* 27. Januar 1907 in Berlin
† 19. Oktober 1993 in Berlin
Theologe

A. besuchte das Gymnasium in Schöneberg und studierte katholische Theologie in Breslau. 1931 wurde er zum Priester geweiht und wirkte bis 1936 als Kaplan in seiner Heimatstadt. Nach der Promotion trat er 1940 das Amt eines Direktors der Caritas an, das ihn bis 1965 ausfüllen sollte. Dieser Verband der freien Wohlfahrtspflege war auch während der Zeit des Nationalsozialismus arbeitsfähig und nicht gleichgeschaltet. Von 1969 bis 1975 vertrat er als Generalvikar den Bischof von Berlin in Verwaltungsaufgaben. Der mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Malteserorden Ausgezeichnete wurde auf dem Domfriedhof St. Hedwig in Reinickendorf beigesetzt.

Altenstein, Karl Siegmund Franz Freiherr vom Stein
* 1. Oktober 1770 in Schalkhausen bei Ansbach
† 14. Mai 1840 in Berlin
Politiker und preußischer Staatsminister

Aus altem fränkischen Reichsadel stammend, studierte der Sohn eines Rittmeisters in Erlangen und Göttingen Jura, Naturwissenschaften und Philosopie. Auf Vermittlung von Karl August Fürst von Hardenberg (1750–1822) erhielt er 1799 einen Ruf nach Berlin und wurde 1803 Oberfinanzrat. Nach

Adler, Johann Heinrich Friedrich
* 15. Oktober 1827 in Berlin
† 15. September 1908 in Berlin
Architekt und Archäologe

Der Erbauer der Christus- und der Thomaskirche war Schüler des Archäologen Karl Boetticher (1806–1889) sowie der Baumeister Friedrich August Stüler (1800–1865) und Johann Heinrich Strack (1805–1880). Als Architekt verband er klassisch-griechische mit mittelalterlichen Stilelementen.
Zunächst Lehrer und Dozent an der Bauakademie, wurde er 1863 zum Professor für Baugeschichte berufen. Gemeinsam mit dem Archäologen Ernst Curtius (1814–1896) leitete A. von 1874 bis 1881 die deutschen Ausgrabungen in Olympia. Im Ministerium für öffentliche Arbeiten beaufsichtigte er von 1877 bis 1900 das Dezernat für den Kirchenbau und hatte erheblichen Anteil an der Restaurierung der Schloßkirche zu Wittenberg (1892). Er gehörte der »Mittwochsgesellschaft« an und veröffentlichte Aufsätze über die Ergebnisse seiner Ausgrabungen.

Ahlsberg, Max
* 16. Oktober 1877 in Bonn
† 11. September 1933 in Samaden/Schweiz
Jurist und Rechtsanwalt

Der an den Universitäten München, Berlin, Leipzig und Bonn ausgebildete Jurist eröffnete im November 1916 eine Kanzlei am Nollendorfplatz. Er gehörte zu den bekanntesten deutschen Strafverteidigern und hatte einen Lehrauftrag an der Berliner Universität. Im »Weltbühnenprozeß« (1931) vertrat er den wegen »Verrats militärischer Geheimnisse« angeklagten und zu 18 Monaten Gefängnis verurteilten Publizisten Carl von Ossietzky (1889–1938). Die Rechtsanwaltkammer setzte A. deshalb im Mai 1933

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dem Sturz des Reformers Stein (1757–1831) leitete er von 1808 bis 1810 das Finanzministerium. 1817 bis 1837 stand er an der Spitze des neuerrichteten Kultusministeriums und setzte die allgemeine Schulpflicht durch. Er bestimmte nachhaltig die preußische Kulturpolitik und berief Hegel, Ranke, Savigny und Liebig an die Berliner Universität. Eine Straße in Zehlendorf/Steglitz trägt seit 1915 seinen Namen. Die letze Ruhestätte befindet sich auf dem Dreifaltigkeitskirchhof (Ehrengrab).

Antoine, Herbert
* 5. Februar 1902 in Berlin
† 6. Juni 1992 in Berlin
Rundfunkpionier

Der promovierte Betriebswirtschaftler gehörte zu den ersten Männern des deutschen Rundfunkwesens. Bereits 1926 trat er in den Dienst der neugegründeten Reichsrundfunkgesellschaft und war als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Darüber hinaus gab er seit 1929 die Rundfunkjahrbücher heraus, bis er Ende 1933 aus politischen Gründen von den Nationalsozialisten aus dem Dienst entfernt wurde. Von 1935–1945 ging er einer Beschäftigung in der Luftfahrtindustrie nach und schloß sich der Widerstandsgruppe um Julius Leber (1891–1945) an. 1945 wurde A. Bezirksverordneter und Fraktionsvorsitzender der SPD in Zehlendorf. A. erwarb sich Verdienste als Rundfunkbeauftragter des Senats und war Initiator und Direktor des Deutschen Rundfunkmuseums (1965–1968).

Antoine, Otto
* 22. Oktober 1865 in Coblenz
† 14. Juli 1951 in Unterruhlingen/Bodensee
Kunstmaler

Der impressionistische Maler und Graphiker beschäftigte sich in seinen Werken mit einer Vielzahl von Berlin-Themen. Ab 1890 war er in Berlin ansässig, hospitierte an der Kunstakademie Berlin und im Atelier von Franz Skarbina (1849–1910). Das Mitglied des Vereins Berliner Künstler schuf u. a. »Der Leipziger Platz« (um 1925) und »Der Potsdamer Platz« (um 1930). Seine Gemälde befinden sich im Besitz der Stadt Berlin bzw. des Postmuseums (»Personenpost auf den Kanarischen Inseln«, 1905) und errangen Beachtung auf den Großen Berliner Kunstausstellungen 1904 und 1906.

Ardenne, Elisabeth Baronin von
* 26. Oktober 1853 in Berlin
† 5. Februar 1952 in Lindau/Bodensee
Krankenpflegerin

Sie war die Großmutter des Physikers Manfred von Ardenne (1907–1997). Das Schicksal der Baronin und ihre tragische Liebe zu dem Amtsgerichtsrat E. Hartwich hatte Theodor Fontane (1819–1898) in seinem Roman »Effi Briest« geschildert. Ab 1886 arbeitete sie als Pflegerin, später als Oberin in einer Heilanstalt in Zehlendorf. Als erste Frau der Welt bestieg sie den 2 970 Meter hohen Berg »Scesaplana« in den Alpen, mit 60 lernte sie Skilaufen und mit 80 das Radfahren. Die Grabplatte von Elisabeth A., geb. Freiin Edle von Plotho, ist im Februar 1997 wieder auf dem Südwestfriedhof in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) aufgestellt worden. Die Familie Ardenne ließ den Stein 1996 nach Dresden bringen und löste damit heftige Proteste von Fontane-Anhängern aus.

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Arndt, Klaus Dieter
* 9. März 1927 in Berlin
† 29. Januar 1974 in Berlin
Wirtschaftswissenschaftler

Seit 1946 studierte das SPD-Mitglied zunächst an der Humboldt-Universität und von 1948 bis 1949 an der Freien Universität. 1950 nahm er eine Tätigkeit beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) auf, war dort ab 1959 jüngster Abteilungsleiter und wurde 1968 deren Präsident. Der promovierte Dr. rer. pol. begann 1963 seine Laufbahn als Mitglied des Abgeordnetenhauses, wurde 1965 Bundestagsabgeordneter und beförderte als Parlamentarischer Staatssekretär (1967–1970) im Bundeswirtschaftsministerium die 1970 verabschiedete Gesetzesnovelle, die das bisherige Berlinhilfegesetz in ein Berlinförderungsgesetz umwandelte.

Arnhold, Eduard
* 10. Juni 1849 in Dessau
† 10. August 1925 in Berlin
Kohlengroßhändler

Im Herbst 1863 begann der Sohn eines Arztes eine Lehre in der Kohlengroßhandlung Caesar Wollheim. Nach dem Tod des Eigners 1882 übernahm er dessen Firma. A. avancierte zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Großen Berliner Straßenbahn und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Dresdner Bank. Der Geheime Kommerzienrat (1901) und Mitglied des Preußischen Herrenhauses war ein bedeutender Kunstsammler und als solcher von Kaiser Wilhelm II. geschätzt. Gleichzeitig trat er als Förderer und Schriftführer der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und als Mäzen der Nationalgalerie hervor. Geehrt mit dem Roten Adlerorden II. Klasse, wurde A. auf dem Neuen Friedhof Wannsee begraben.

Aronson, Hans
* 28. November 1865 in Königsberg
† 8. März 1919 in Dresden
Mediziner und Bakteriologe

Nach Studium und Promotion am Tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule arbeitete A. zunächst als Assistenzarzt am Kaiser- und Kaiserin Friedrich Krankenhaus. 1894 begann seine wissenschaftliche Forschungsarbeit als Leiter der bakteriologischen Abteilung der Schering-Werke. Dort führte er das Lebenswerk von Emil von Behring (1854–1917) weiter und entwickelte das Diphtherie-Heilserum und 1902 das Antistreptokokkenserum. A. stiftete einen nach ihm benannten Preis, der noch heute vom Senat an Forscher der experimentellen Therapie und Mikrobiologie vergeben wird. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee.

August, Ernst Ferdinand
* 18. Februar 1795 in Prenzlau
† 23. März 1870 in Berlin
Lehrer und Meteorologe

Nach dem Studium der Theologie und Philologie arbeitete er seit 1821 als Gymnasiallehrer und promovierte 1823 mit einer Dissertation über Kegelschnitte. 1827 wurde er Direktor des Köllnischen Gymnasiums. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit befaßte er sich mit der Hygrometrie (Luftfeuchtigkeit), entwickelte das Psychrometer (Meßgerät für die Luftfeuchtigkeit), baute Differentialbarometer und stellte andere meteorologische Geräte her. Darüber hinaus stellte er die Dampfdruckformel des Wasserdampfs auf.

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