90   Geschichte und Geschichten   
Landsberger Platz 5 durchaus noch, und die Wohnungstüren in der 4. Etage machen ganz den Eindruck, als seien sie noch die im wesentlichen originalen aus der Zeit um 1890. Daß Bölsche und Wille exakt im 4. Stockwerk des Hauses als Untermieter wohnten, hat Albert Burkhardt – wie auch die Hausadresse – aus den Absenderangaben auf den Briefen der beiden eruiert, die sie zwischen Oktober 1889 und Juni 1890 an Julius Hart richteten. Allerdings verraten die beiden der Nachwelt leider nicht durch den Zuatz »l.« oder »r.«, in welcher der beiden möglichen Wohnungen im 4. Stockwerk. Das Haus hat
bis August 1950 seine alte Adresse beibehalten und ist dann an die Landsberger Allee überwiesen worden und erhielt dort die Hausnummer 2.
     Im Gegensatz zu meiner eilfertigen Bemerkung in Heft 5/1997 ist also aller Grund gegeben, nun doch nach einem Text zu suchen, der auf einer der schönen, von der KPM gefertigten porzellanenen Gedenktafeln in blauer Schrift den historischen Ort würdigt, den das Haus in Berlin-Friedrichshain, Landsberger Allee 2, für die Berliner und deutsche Kulturgeschichte darstellt. Wie wäre es z. B. mit folgendem: »Von diesem Hause nahm am 20. März 1890 durch den Besuch der Arbeiter Schleupner, Wach und Wibker bei dem hier wohnenden Schriftsteller Bruno Wille die Volksbühnenbewegung ihren Ausgang«?
Kurt Wernicke
Wille und kein Ende?

Eine notwendige Ergänzung

Ein Autor soll sich doch vor Seitenhieben hüten, wenn er sie nicht mit einer gründlichen Recherche untermauern kann. Leider habe ich mich in meinem Beitrag »Bruno Willes Umzug nach Friedrichshagen« (BM 5/1997, S. 33 ff.) nicht an diese Weisheit gehalten – warum mußte ich mich auch im Zusammenhang mit der Erwähnung der Adresse, die ein Besucher Bruno Willes im März 1890 anzulaufen hatte, zu einer Bemerkung hinreißen lassen, ohne die der Artikel genauso aufklärend hinsichtlich jenes Details in der Ursprungsgeschichte der deutschen Volksbühnenbewegung gewesen wäre: »... so muß die Adresse Berlin O, Landsberger Platz 5, gewesen sein – so schade das auch für das Berliner Gedenktafelprogramm ist, denn dieses Haus steht nicht mehr!« (ebda., S. 36) Herr Albert Burkhardt, auf dessen subtile Forschungsarbeit ich schon in obengenanntem Beitrag angespielt habe, war nun so freundlich, mich mit aller Nachsicht darauf hinzuweisen, daß ich den Leser und die Verantwortlichen für das Gedenktafelprogramm des Berliner Senats mit meiner laxen Nebenbemerkung in die Irre geführt habe. Nach seinen Recherchen steht das Haus

© Edition Luisenstadt, 1997
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