75   Berlin im Detail Baum des Jahres  Nächste Seite
oder weil sie besonders widerstandsfähig gegen die Auswirkungen der modernen Zivilisation sind.
     Mit ihren leuchtendroten Früchten – den Vogelbeeren – bildet die Eberesche gerade im Herbst einen besonders intensiven Tupfer im bunten Farbenspiel der Blätter. Überall in Berlin kann der aufmerksame Spaziergänger den Baum des Jahres 1997 erkennen. Besonders in den Bezirken mit viel Grün rund um den Stadtkern ziert die Eberesche Parks, Gärten, Plätze und Straßen. Über 16 000 Exemplare der Gattung Sorbus aucuparia (Eberesche, Vogelbeere) gibt es unter den 398 149 Berliner Straßenbäumen. Nach Linde, Ahorn, Eiche, Platane und Kastanie gehört die Eberesche damit zu den zehn häufigsten Baumarten unter Berlins Straßenbäumen.
     Zwei Straßen tragen den Namen Ebereschenallee – eine im Bezirk Hellersdorf und eine im Bezirk Charlottenburg. Letztere im Wohngebiet Westend erhielt ihren Namen 1867. Sie verläuft vom Steubenplatz bis zur Ahornallee, kreuzt die Kirschen-, Eschen-, Kastanien- und Lindenallee und macht ihrem Namen alle Ehre. Vor allem vom Steubenplatz bis zur Kastanienallee stehen noch relativ junge Exemplare. Wahrscheinlich hat man hier vor Jahren gefallene Altbäume ersetzt. Zwischen Kastanien und Ahornallee säumen größere und stärkere Bäume mit roten Früchten den Straßenrand. Genauer betrachtet sind dies aber keine
Hainer Weißpflug
Der »Vugelbeerbaam« war der Baum des Jahres

»Kann schönneren Baam gibt's wie ann Vugelbeerbaam, Vugelbeerbaam, Vugelbeerbaam, es kaa aah su lecht net ann schönnern Baam gaabn, schönnern Baam gaabn, eija ...« So, eine Volksweise aus dem Erzgebirge.
     Ob der Dichter August Max Schreyer, der um 1890 die Verse zu einer Ländlermelodie verfaßte, je daran gedacht haben mag, daß sein Vugelbeerbaam rund 100 Jahre später im ganzen Land Baum des Jahres würde? Wohl kaum, waren doch zu dieser Zeit die Ursachen für Baum- und Waldsterben noch kaum bekannt, geschweige denn Bedingungen vorhanden, dem entgegen zu wirken. Heute ist die Eberesche zwar keine vom Aussterben bedrohte Art, wie die meisten als Baum des Jahres ausgewählten Arten der letzten Jahre. Der Naturschutzbund Deutschland wählte sie aus, weil sie durch Umwelteinflüsse bedroht und ökologisch besonders wertvoll sind, weil sie zu ehemals bei uns heimischen Arten gehören

SeitenanfangNächste Seite


   76   Berlin im Detail Baum des Jahres  Vorige SeiteAnfang
Ebereschen, sondern nahe Verwandte, Exemplare von Sorbus intermedia – Schwedische Mehlbeere –, ein häufig anzutreffender Park- und Straßenbaum in unseren Breiten.
     Die andere Ebereschenallee liegt im Orts-
teil Mahlsdorf-Süd. Sie erhielt den Namen 1907 wie sicher auch die Akazien-, Kastanien-, Rotdorn-, oder Rüsternallee in unmittelbarer Nähe. Auch hier fällt auf, daß ein großer Teil der Bäume noch relativ jung ist, man also bemüht ist, den namensgebenden Baumbestand der Straße zu erhalten und zu erneuern.
     Das Volkslied vom »Vugelbeerbaam« aus dem Erzgebirge verweist darauf, daß der Baum in unseren Mittelgebirgen besonders weit verbreitet ist. Frosthärte, Windresistenz und Widerstandsfähigkeit gegen Schadstoffe zeichnen die Vogelbeere aus. Zugleich ist sie für Insekten und Vögel eine beliebte und wichtige Futterquelle. Bedauerlich ist, daß die Eberesche in den Wäldern Berlins und Brandenburgs kaum anzutreffen ist. Dabei hatte sie in den nacheiszeitlichen Urwäldern unserer Gegend ihren festen Platz. Sie verschwand im Zuge der auf Holzproduktion ausgerichteten Forstwirtschaft der vergangenen Jahrhunderte. Mit der angestrebten Rückkehr zu naturnahen Wäldern sollte der Vogelbeerbaum wieder seine Verbreitung finden.
     Bildquelle: Archiv Autor

 

Im Ländlertempo zu singen:
Der Vugelbeerbaum
SeitenanfangAnfang

© Edition Luisenstadt, 1997
www.luise-berlin.de