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tätigkeitssinn und die Opferwilligkeit, die ihn in dem selbstgewählten Berufe des Wohlthuns niemals müde werden ließ«.
     1820 trat er in »unser Collegium« (Magistrat) und war Mitglied desselben bis 1848. Zuvor hatte er ein Geschenk von 6 000 Reichsthalern an das Georgenhospital gemacht, damit »die Mittel für die Erweiterung der Anstalt und zur Verpflegung einer größeren Anzahl altersschwacher Personen weiblichen Geschlechts geboten und hierdurch eine Stiftung begründet«, die »Wilhelminen- Amalien- Stiftung«, so genannt zum Andenken an seine Gattin.
     »Mit großer Liebe und Eingebung« förderte er die »Entwicklung und das Gedeihen dieser von ihm gegründeten Anstalt«, deren Stiftungsfonds er in den folgenden Jahren Geschenke von 1 000 und 6 000 Reichsthalern zukommen ließ.
     Im Jahre 1836 erwarb er aus eigenen Mitteln für die Stiftung das Haus Luisenstraße 163/165 für 12 000 Reichsthaler und verlegte die Wilhelminen- Amalien- Stiftung dorthin; sie erhielt somit »ein größeres, den menschenfreundlichen Intentionen des Stifters mehr entsprechendes Local«. Diese »von Herrn Hollman wiederholt an den Tag gelegten Beweise wahrer Menschenliebe« fanden schon damals allgemein und »Allerhöchsten Orts« Beachtung und Anerkennung.
     1836 verlangte der König Vorschläge zur »weiteren Auszeichnung dieses Mannes«.
Otto Dittkist
Wie früher eine Straße umbenannt wurde

Viel Papier wurde bewegt, ehe die Stadt Karl Friedrich August Hollmann (1776–1858), den Berliner Kaufmann und Kommunalpolitiker, mit einer Straßenbenennung ehren konnte.
     Der Magistrat hiesiger Königlicher Haupt- und Residenzstadt (Berlin) richtete am 21. März 1857 einen Brief an das hiesige Königliche Polizeipräsidium folgenden Inhalts: Der Magistrat als Gremium, dem »die Förderung des Wohls dieser Stadt und ihrer Bewohner nach jeder Richtung hin obliegt« sieht sich veranlaßt, für den Stadtältesten Herrn Hollmann, einer von den Männern, »welche von innerem Drange geleitet, das Bestreben an den Tag legen, in gemeinnütziger Weise zur Linderung der Noth und zur Hebung des sittlichen Werthes ihrer Mitbürger unter Verleugnung ihrer eigenen Interessen hinzuwirken, eine ehrende Anerkennung bei Mit- und Nachwelt zu sichern«.
     Selbiges wird in die Wege gleitetet »in gerechter Würdigung seines verdienstvollen Strebens und in Rücksicht auf den von ihm unausgesetzt bewiesenen Wohl-

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Infolge dieser erhielt Karl Friedrich August Hollmann »durch eine sehr huldreich gefaßte Allerhöchste Cabinettsorder« den »rothen Adlerorden dritter Klasse mit der Schleife, dessen vierte Klasse er bereits früher erhalten hatte«.
     1838 machte er weitere beträchtliche Zuwendungen an die Wilhelminen- Amalien- Stiftung, deren Wirksamkeit bereits damals so segensreich geworden war, »daß 30 Beneficiatinnen in derselben eine gastliche Aufnahme und eine liebevolle Pflege erhalten konnten«, so daß »die Anstalt durch den mittelst eines Geschenkes des Herrn Hollmann von 10 000 Reichsthalern ermöglichten Erweiterungsbau bis zur Aufnahme von 60 Benficiatinnen vergrößert wurde«.
     Darüber hinaus »wendete derselbe auch anderen ... Wohltätigkeits Anstalten seine Teilnahme zu«, so »daß keine gemeinnützige Anstalt, kein wohltätiger Verein in hiesiger Stadt« bestand, »zu deren Hebung und Förderung, theils durch Darbietung der nöthigen Mittel, theils durch lebhaftes Einwirken auf ihre Thätigkeit, Herr Hollmann nicht freudig beigetragen hätte«.
     Ebenfalls im Jahre 1838 gab er dem Luisenstift, das bis dahin in einem »Mietlocale« untergebracht war, das von ihm angekaufte und »für die Aufnahme von 60 Kindern und einige Schulklassen vollständig eingerichtete Haus Husarenstr. Nr. 15« – ein Geschenk, das das Luisenstift zu einer
sehr segensreichen Anstalt machte, »die bestimmt ist für Kinder unvermögender Eltern als Asyl und Pflanzstätte guter Sitten zu dienen«.
     Er hatte auch dem Verein zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder Unterstützung gewährt und so »auf die Hebung und Besserung des sittlichen Zustandes der Anstalt anvertrauten Zöglinge zu ihrem und zum allgemeinen Wohle wesentlich« eingewirkt, so daß er gleichsam »als die Seele des Instituts« angesehen werden muß.
     Sein Vermögen hat er größtenteils für Wohltätigkeitszwecke verwendet, u. a. unterstützte er den evangelischen Gustav- Adolph- Verein zunächst mit einer Spende von 3 000 und später (kurz vor dem Brieftermin – März 1857) nochmals mit ca. 3 000 Reichsthalern. Der »Verein zur Fürsorge für erwachsene Blinde« – durch seine Mitwirkung entstanden – erhielt erst 2 000 und später noch einmal 5 000 Reichsthaler und konnte dadurch die Erwerbung des Grundstückes in der Wilhelms-Straße 4 betreiben.
     Im Jahre 1857 war Hollmann 81 Jahre alt und, wie Krausnick schreibt, »arbeitet er noch rüstig und unermüdlich für die verschiedensten Wohltätigkeitszwecke der Stadt«, das auch unter persönlichen Opfern (größte Sparsamkeit); er machte den Fonds der Stiftungen weitere finanzielle Zuwendungen und gewährte auch persönliche und ideelle Unterstützung für unterschiedlichste andere Anliegen.
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So werden von ihm u. a. der »Verein für Sonntagsschulen und die während des Winters bestehenden öffentlichen Armenspeisungsanstalten« unterstützt. »Dem Namen eines so hochverdienten und doch so anspruchslosen Mannes« ein bleibendes und dauerndes Andenken zu gewähren, das ist das Anliegen des Antrages des Magistrats.
     Zwar erfuhr Herr Hollmann noch weitere hohe, offizielle Ehrungen, wie Anfang 1848 die Verleihung des Rothen Adlerordens zweiter Klasse mit Eichenlaub, 1855 »bei Gelegenheit des Ordensfestes« die Verleihung des Adlers der Ritter vom Hohenzollernorden, jedoch »zur bleibenden offiziellen Erinnerung an den so trefflichen Mann und zur anregenden Nacheiferung auch für die späteren Zeiten« richtet der Magistrat an das Königliche Polizeipräsidium die Bitte, in die Wege zu leiten, »daß der Husarenstraße, in der Herr Hollmann seit sieben Jahren neben dem ... Louisenstift wohnt und wirkt, der Namen Hollmanns Straße verliehen werde«.
     Am 25. April 1857 befürwortet der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten das Vorhaben, auf diese Weise einen Mann zu ehren, von dem er sagt, »Im Verlaufe eines langen Lebens bis zu seinem jetzigen hohen Alter von 81 Jahren ist ihm verliehen gewesen, mit Hülfe eines bedeutenden Vermögens und frischen Geistes- und Körperkräften der Stifter und Neube-
gründer mehrerer Anstalten zu werden, die recht eigentlich bestimmt sind, den physischen und sittlichen Nothständen seiner Mitbürger Erleichterung zu verschaffen«. Er beantragt beim König die Umbenennung der Husarenstraße.
     Am 2. Mai 1857 erläßt König Friedrich Wilhelm in Potsdam die Kabinettsorder, nach der die Husarenstraße in Berlin »fortan den Namen Hollmann-Straße führen soll« und läßt diese Entscheidung seinem Staatsminister von der Heydt übermitteln.
     Am 16. Mai 1857 setzt das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten das Königliche Polizeipräsidium von allerhöchster Entscheidung in Kenntnis, gab gleichsam die Anweisung, die ehrenvolle Benennung der Straße zu vollziehen und alles Weitere in Gang zu setzen, was mit einer solchen Umbenennung ebenso verbunden war.

Quelle:
GStA PK, I. HA Rep. 93 B Akten der Sektion Handel, Gewerbe und Bauwesen, Nr. 2824 Benennung der Straßen, Plätze, Kanäle und sonstigen Bauwerke in Berlin (Band 6)

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