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lung zuzuwenden, war vor allem in dem erhofften wirtschaftlichen Erfolg begründet, den ein solches Luxusunternehmen – Porzellan galt als »weißes Gold« – in Aussicht stellte.
     Am 10. Januar 1751 wandte sich W. K. Wegely mit der folgenden Petition an den preußischen König Friedrich II. (1712–1786; König seit 1840): »
     Ich habe es durch viele Mühe und Kosten dahin gebracht, daß ich nicht allein die Materie, woraus das Meißener Porcellain verfertigt wird, sondern auch die Art von dessen Bereitung glücklich entdecket, und unterstehe mich, E. K. M. (Eurer Königlichen Majestät; d. Verf.) zu versichern, daß, wenn ich diese nützliche Fabrique erstlich recht en train (in Gang; d. Verf.) gebracht und hinlängliche Arbeiter angestellt, ich der Meißener Fabrique an Schönheit der Waren wenigstens gleichkommen und, was den Preiß anlanget, es derselben weit zuvorthun und mein Porcellain viel wohlfeiler als selbige verkaufen will.
     Ich werde dadurch viele Menschen ins Land ziehen und solchen Nahrung und Brodt verschaffen ...«
     Bereits kurze Zeit später – am 27. Januar 1751 – entsprach der König dieser Petition, weil er in der Porzellanmanufaktur auch ein »nützliches Werck« – vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht – sah.
     Wegely errichtete seine Porzellanmanufaktur in der Neuen Friedrichstraße 22–23
Hans-Joachim Beeskow
Wilhelm Kaspar Wegely schuf in Berlin das erste »weiße Gold«

1751 gestattete Friedrich II. die Errichtung einer Porzellanmanufaktur

Im Jahre 1709 gelang es Johann Friedrich Böttger (1682–1719) in einem Laboratorium auf der Dresdner Jungfernbastei, das Geheimnis der in China seit dem 7. Jahrhundert bekannten Porzellanherstellung zu lüften. Ein Jahr später erfolgte die Gründung der ersten europäischen Porzellanmanufaktur auf der Albrechtsburg zu Meißen.
     In der Folgezeit entstanden in vielen europäischen Ländern gleiche Unternehmungen.
In Berlin, der Residenz der Hohenzollern, kam es im Jahre 1751 zur Gründung der ersten Porzellanmufaktur durch den Kaufmann Wilhelm Kaspar Wegely.
     1714 in Berlin geboren, war Wegely seit 1737 Mitinhaber der hier ansässigen Wollzeugmanufaktur seines Bruders Johann Georg Wegely und Söhne. Der Entschluß von W. K. Wegely, sich der Porzellanherstel-

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(heute Littenstraße). Für sein Unternehmen gewann er den Bildhauer und Porzellanmodelleur Ernst Heinrich Reichard (gest. in Berlin am 25. Juli 1764), und außerdem die Maler Isaak Jakob Clauce (geb. 1728 in Berlin) und Friedrich Roth (1723–um 1802).
Mit der Produktion der Porzellane für den Verkauf begann W. K. Wegely in der zweiten Hälfte des Jahres 1753.
     Gleich zu Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) besetzte König Friedrich II. Sachsen und beschlagnahmte die Meißener Porzellanmanufaktur. Für Wegely wurden die Meißener Porzellane zur tödlichen Konkurrenz, auch zeigte der König kein Interesse mehr an der Wegelyschen Porzellanmanufaktur.
     Im Herbst 1757 entschloß sich Wegely deshalb, seine Manufaktur aufzulösen. Er ließ das Warenlager und die Ausrüstung der Manufaktur versteigern und wandte sich wieder der Wollzeugherstellung zu.
Am 14. September 1764 verstarb Wilhelm Kaspar Wegely in Berlin.
     Mehr als sechs Jahre bestand diese erste Berliner Porzellanmanufaktur. Wegely war nicht nur der erste Berliner Porzellanhersteller, sondern er begründete auch eine Tradition, die 1761 bis 1763 durch den Berliner Unternehmer Johann Ernst Gotzkowsky (1710–1775) fortgesetzt wurde.
     Aus der Porzellanmanufaktur von J. E. Gotzkowsky ging 1763 die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM) hervor, die nach
1918 in Staatliche- Porzellan- Manufaktur Berlin umbenannt wurde. Ihr international bekannter Name »KPM« blieb jedoch erhalten. Seit 1988 nennt sich dieser überaus tradtionsreiche Berliner Betrieb »KPM – Königliche Porzellan- Manufaktur Berlin GmbH«. Viele der in den genannten Manufakturen entstandenen Porzellane sind heute beispielsweise in Häusern der Stiftung Stadtmuseum, im Kunstgewerbemuseum Berlin-Köpenick und im Porzellankabinett des Schlosses Charlottenburg zu sehen und zu bewundern.
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