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Es geschah gestern in Berlin
September 1997

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. September
Europas modernstes Unfallkrankenhaus
nimmt am Brebacher Weg (Marzahn) seinen Betrieb auf. Zum Rettungsteam gehören 160 Ärzte, 550 Pfleger und 70 Verwaltungsangestellte.

2. September
38 Grabstätten namhafter Persönlichkeiten
werden – laut Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – als Ehrengrabstätten in Berlin anerkannt. Darunter die von Bertolt Brecht, Helene Weigel, Heiner Müller, Isang Yun und Rudolf Mosse.

3. September
Als Verwalter eines illegalen Zigarettenlagers
im Prenzlauer Berg entlarvt der Zoll einen ungarischen Staatsbürger. Zur gleichen Zeit wird in Pankow ein Transporter mit 500 000 unversteuerten Zigaretten aus Ungarn sichergestellt.

4. September
Bei einer Polizeirazzia
auf der Baustelle des künftigen Stadtteilzentrums Hellersdorf werden über 70 Schwarzarbeiter festgenommen. 14 Betroffene sollen sofort abgeschoben werden.
     Das Landgericht Tiergarten verurteilt den 36jährigen Ulrich L., der bei der diesjährigen »Revolutionären 1. Mai Demonstration« u. a. »Deutschland verrecke« gerufen hat, wegen »Verunglimpfung des Staates« zu neun Monaten Gefängnis bei vier Jahren Bewährung.

5. September
Der Palazzo Farnese im »Quartier Schützenstraße«
(Mitte) wird einen Tag nach dem Tod des italienischen Architekten Aldo Rossi enthüllt. Die Fassade des Hauses kopiert den Innenhof des römischen Palazzo Farnese von Michelangelo.

6. September
Christa Wolf und Pankows Baustadtrat
Andreas Bossmann eröffnen die Feier zum 100jährigen Bestehen der Siedlung Amalienpark in Pankow. Die von Otto March entworfene Siedlung gilt als Musterbeispiel für großzügigen Mietwohnungsbau.
     Die 47. Berliner Festwochen werden mit einem Konzert der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado eröffnet.

7. September
Über 1 500 Kinder verschwinden jedes Jahr
durchschnittlich in Berlin, teilt »Der Tagesspiegel« in einer ganzseitigen Untersuchung mit. Einige von ihnen tauchen niemals wieder auf.

8. September
An der Friedrichswerderschen Kirche
(Mitte) beginnen Schönheitsreparaturen.

9. September
Bis zu 1 200 DM Strafe
müssen zukünftig Personen zahlen, die beim Beschmieren von Bahnen, Bahnhöfen, Bussen etc. erwischt werden. Das bestimmt ein neuer »Schadenersatzkatalog«, dem der Senat zugestimmt hat.
     Unverändert bei 15,9 Prozent liegt die August-Arbeitslosenquote in Berlin, so der Präsident des Landesarbeitsamtes. In Kreuzberg beträgt sie 29,4 Prozent. Es folgen Neukölln (21,3 Prozent), Wedding (21,3 Prozent) und Tiergarten (20,8 Prozent).

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10. September
Der Berliner Eric Zabel gewinnt
die 12. City Night auf dem Boulevard Unter den Linden vor 95 000 Zuschauern. An dem Straßenradrennen nahm auch der Sieger der Tour de France 1997, Jan Ullrich, teil. Er belegte den vierten Platz.

11. September
Straftaten mit rechtsextremer Motivation
geschehen vornehmlich im Ostteil Berlins, teilt die Senatsinnenverwaltung mit. In den ersten fünf Monaten gab es 222 solcher Übergriffe.
     Seinen 100. Geburtstag feiert der BFV, der Berliner Fußball-Verband, dem 376 Klubs mit 95 000 Mitgliedern angehören. Gegründet wurde er einst in der Kreuzberger Kneipe »Zum dusteren Keller«.

12. September
Bundespräsident Roman Herzog lädt 5 000 Gäste
zum »Fest der Ideen« in den Park des Schlosses Bellevue (Tiergarten) ein. In einem Zelt werden u. a. 50 innovative Exponate ausgestellt.

13. September
Hunderte von Interessenten besichtigen
beim Tag der offenen Tür das Heizkraftwerk Mitte der Bewag. Das rund 600 Millionen DM teure Werk war am Vortag von Bundespräsident Roman Herzog in Betrieb gesetzt worden.

14. September
Der Film- und Theaterschauspieler Arno Wyszniewski
stirbt mit 58 Jahren. Er gehörte seit 1977 zum Berliner Ensemble, spielte aber auch in vielen DEFA-Filmen und im DDR-Fernsehen.
     Im Alter von 62 Jahren stirbt der Schauspieler Dietmar Richter-Reinick in Berlin. Der gebürtige Berliner spielte in DEFA-Filmen und Produktionen des DDR-Fernsehens, u. a. in der Kriminalserie »Polizeiruf 110«.

15. September
Bei drei Geschwindigkeitskontrollen
mit Laser-Meßgeräten ertappt die Berliner Polizei insgesamt 272 Raser. 37 von ihnen fuhren mindestens 30 Kilometer pro Stunde über dem Tempolimit.
     Mit dem Motorschiff »Sachsen«, das zu DDR-Zeiten »Heinrich Mann« hieß, fahren zahlreiche ausländische, in Bonn residierende Diplomaten durch das Berliner Zentrum. Sie sind einer Einladung von Bundesaußenminister Klaus Kinkel gefolgt.

16. September
Der 35millionste Besucher
wird im Berliner Fernsehturm (Mitte) registriert. Das höchste Bauwerk der Stadt war im Oktober 1969 eröffnet worden.
     Mit dem Diplom »Berliner Meisterkoch 1997« ehrt eine Jury sechs Berliner Köche. Die Auszeichnung wird erstmals vergeben. Unter den »Superköchen« befinden sich Herbert Beltle (»Altes Zollhaus«, Kreuzberg) und Manfred Heissig (»Borchardt«, Mitte).
     Die letzte totale Mondfinsternis dieses Jahrhunderts beginnt in Berlin bei klarem Nachthimmel gegen 20.15 Uhr.
     Der elektronisch überwachte Hausarrest soll 1998 in Berlin eingeführt werden, beschließt der Senat. Diese Alternative zum offenen Strafvollzug soll Gefangenen mit Haftbzw. Reststrafen bis zu sechs Monaten u. a. aus Kostengründen angeboten werden.

17. September
28 Grabsteine und -säulen
werden auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg) umgestoßen und teilweise zerstört. Die Grabmäler liegen zum Teil direkt gegenüber dem Eingang bzw. neben der angrenzenden Polizeiwache.

18. September
Für den Umbau des Reichstagsgebäudes
(Tiergarten) wird Richtfest begangen. Mit der Hausherrin, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, feierten 1 500 Ehrengäste.

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19. September
Ein Stromausfall legt weite Teile Berlins lahm.
In den Bezirken Wedding, Reinickendorf und Charlottenburg sowie in Teilen von Weißensee sind insgesamt 190 000 Haushalte stundenlang ohne Strom.

20. September In einem rund 90jährigen Wohn- und Geschäftshaus in der Lychener Straße 13 (Prenzlauer Berg) bricht ein Balkon ab und stürzt auf den darunterliegenden Balkon. Beide mußten von der Feuerwehr demontiert werden.

21. September
Über 41 000 Berliner und Touristen
besichtigen die Baustelle des Reichstagsgebäudes am Tag der offenen Tür. Es ist die vermutlich letzte Möglichkeit für die Öffentlichkeit, sich einen Eindruck von den Umbauarbeiten zu machen.

22. September
»Fortgesetzte Judenverfolgung«
wirft Wolfgang Schnur einem Richter vor. Das Amtsgericht Tiergarten verurteilt den früheren DDR-Kirchenanwalt und Vorsitzenden des Demokratischen Aufbruchs deshalb wegen Beleidigung zu einer Strafe von 1 320 DM.

23. September
Das Berliner Landgericht
beendet den Streit zwischen den beiden Privatsendern Hundert,6 und NewsTalk. Der Sender Hundert,6 darf den Slogan »Das Berlin Radio« weiter verwenden, jedoch »Das« nicht mehr in Versalien schreiben.

24. September
Eine Geiselnahme in der Justizvollzugsanstalt
Tegel wird nach stundenlangem Nervenkrieg unblutig beendet. Ein 49jähriger Häftling hatte eine Beamtin in seine Gewalt gebracht.

25. September
Ein einmotoriges Wasserflugzeug
landet im Treptower Hafen. Es soll nach Renovierung ab 11. Oktober zu täglichen Rundflügen über Berlin eingesetzt werden.

26. September
Grundsteinlegung für das neue Kanzleramt
im Spreebogen (Tiergarten). Der Gebäudekomplex wurde von den Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank entworfen.

27. September
Vor dem geplanten Scientology-Kongreß
in Berlin warnt Innensenator Jörg Schönbohm (CDU). Er erklärt, daß die Organisation Berlin als »Resonanzboden für eine Kampagne gegen Deutschland« nutzen wolle.

28. September
Hertha BSC landet den ersten Sieg
am sechsten Spieltag der Fußball- Bundesliga. 44 917 Zuschauer erleben im Olympiastadion das 1:0 (1:0) gegen den 1. FC Köln.

29. September
Die in Berlin geborene Ehefrau
des Bundeskanzlers, Hannelore Kohl, tauft die vier künftigen Röhren des Fernbahn- Tunnelabschnitts unter dem Regierungsviertel »Hannelore I bis IV«.

30. September
Nach zweijähriger Bauzeit öffnet
das Gesundbrunnen- Center in der Badstraße (Wedding) seine Pforten. Auf 25 000 Quadratmetern Geschäftsfläche auf drei Ebenen sind 100 Fachgeschäfte und SB-Läden zu finden.
     Das Jägerbataillon 581 wird mit einem Appell dem Bundeswehr- Standortkommando Berlin unterstellt. Bisher gehörte es zur Panzerbrigade 42 Brandenburg. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen verlieh ihm den Beinamen »Berlin«.

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© Edition Luisenstadt, 1997
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