84 Novitäten | Charlottenburger Wehr |
Horst Wagner
2. Oktober 1802: Das Welpersche Badeschiff wird genehmigt Es war die erste öffentliche Flußbadeanstalt Berlins und zugleich seine nobelste: | ten. Auch deshalb erließ das Berliner
Polizeidirektorium wiederholt Verbote wie dieses, in öffentlichen Gewässern zu baden: » ... wird hiermit bey harter Ahndung untersagt und sollen die Übertreter dieses Verbots sofort arritirt werden«. Um 1790 veröffentlichte dann die Kunsthandlung Morino und Meltzer einen Aufruf, in dem für Berlin ein Badehaus gefordert wurde. Sie fragte bei allen Berliner Ärzten an, ob sie eine solche Einrichtung für notwendig und richtig hielten und bekam breite Zustimmung. Stadtphysikus Welper mußte sich zwar noch mit dem Gouverneur von Berlin, Generalfeldmarschall von Möllendorf, auseinandersetzen, der gegen das öffentliche Baden so nahe am Schloß war, was er offenbar für unschicklich oder sogar die Sicherheit der Majestäten beeinträchtigend hielt. Aber Welper hatte inzwischen schon den Zimmermeister Glatz mit dem Bau beauftragt, und auch der König persönlich gab schließlich seine Zustimmung für das Badeschiff und dessen Liegeplatz. So entstand bis Januar 1803 ein schwimmendes Badehaus im klassischen Stil. In seiner Mitte befanden sich Badezellen. Sie waren auf den Breit- und Schmalseiten des Schiffes durch einen Umgang verbunden, den zum Wasser hin dorisch-ionische Säulen schmückten. Die Baderäume waren in vier Klassen eingeteilt. Die der ersten Klasse erfreuten sich des Luxus von Papiertapeten und gemalten Decken, Lampen aus Alaba- | |||||
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Das Welpersche Badeschiff. Stich eines unbekannten Künstlers aus den L. L. Müllerschen Klebebänden, um 1820 | ||||||
ster und bis zum Boden reichenden
Spiegeln. Die Wandregale und Fußbänke
waren hier aus Mahagoni, die Kleiderhaken vergoldet, die hölzernen Badewannen innen
mit Porzellankacheln belegt. Um auch im Winter baden zu können, gab es Öfen in den
Baderäumen. In der ersten Klasse kostete das Warmbad einen Taler. In der schlichten
vierten Klasse zwei Silbergroschen. »Personen mit zweifelhaftem Ruf« wurde es
untersagt, das Schiff zu betreten und Bäder
zu nehmen.
Als 1827 dann das Welpersche Badehaus in der Neuen Packhofstraße öffnete, wurde der Badebetrieb auf dem Schiff an der Langen Brücke eingestellt. Inzwischen hatten | 1811 eine von Palm und Friesen erbaute
Flußbadeanstalt in Moabit, 1817 die Pfuel'sche
Militärunterrichts- und Schwimmanstalt an der Köpenicker Straße und 1825 die
Pochhammersche Badeanstalt an der Stralauer
Brücke ihren Betrieb aufgenommen.
Bildquelle:
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© Edition Luisenstadt, 1997
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