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Berliner
Biographien (U)

Udet, Ernst
* 26. April 1896 in Frankfurt am Main
† 18. November 1941 in Berlin
Militär und Generaloberst

U. führte im Ersten Weltkrieg eine Fliegerstaffel und erzielte 62 Abschüsse. Er gründete 1922 in München eine Flugzeugbaufirma und glänzte in den 20er Jahren als Kunstflieger und Testpilot. 1935 trat Oberst U. in das Reichsluftfahrtministerium ein und avancierte 1936 zum Leiter des Technischen Amtes. Sein Rüstungskonzept zum Einsatz von Jägern, Sturzkampfjägern (Stukas) und leichten Bombern ging aber nur in der ersten Phase des Zweiten Weltkrieges auf. Für das Scheitern der Luftschlacht um England von Hitler und Hermann Göring (1893–1946) verantwortlich gemacht, wählte er im November 1941 den Freitod. U. diente Carl Zuckmayer (1896–1977) als Vorlage für das Drama »Des Teufels General«, 1946.

Ulbrich, Else
* 8. März 1891 in Berlin
† 26. März 1954 in Berlin
Schneiderin und Kommunalpolitikerin

Sie absolvierte eine Lehre in der Damenkonfektion und besuchte danach die Zuschneiderakademie.
     Die christliche Gewerkschafterin wurde 1921 in die Bezirksverordnetenversammlung von Kreuzberg gewählt, der sie bis 1928 angehörte. Damit begann ihr kommunalpolitisches Wirken sowohl für den Bezirk als auch die Stadt Berlin. Von 1929 bis 1932 war sie Mitglied des Preußischen Landtages. Im Oktober 1946 wurde sie in die frei gewählte Bezirksversammlung von Kreuzberg gewählt. 1951 folgte der Einzug in das Berliner Abgeordnetenhaus. U. vertrat die CDU im Ausschuß für Sozialwesen und war ehrenamtlich am Oberverwaltungsgericht tätig.

Ulitzka, Karl
* 24. September 1873 in Jernau/Schlesien
† 12. Oktober 1953 in Berlin
Theologe und Politiker

Der katholische Theologe wurde 1897 zum Priester geweiht. Er vertrat die Zentrumspartei 1919/20 in der Weimarer Nationalversammlung und von 1920 bis 1933 im Reichstag. Zur Reichstagswahl 1930 unterschrieb er zusammen mit Thomas Mann (1875–1955) und dem Reichsinnenminister Carl Severing (1875–1952) einen Aufruf »Gegen die Kulturschande des Antisemitismus«. Von den Nationalsozialisten 1933 verhaftet und zeitweise in Schutzhaft genommen, verbrachte er die Kriegsjahre 1944/45 im Konzentrationslager. An seinem Lebensende wirkte er als Hausgeistlicher und Seelsorger im St.-Antonius-Krankenhaus in Köpenick.

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Ullrich, Luise
* 31. Oktober 1911 in Wien
† 21. Januar 1985 in München
Schauspielerin

Schon mit 14 Jahren begann ihre Ausbildung zur Schauspielerin. Nach einem Engagement am Volkstheater wurde sie bald Mitglied des Wiener Burgtheaters. Ihren Durchbruch hatte sie 1931 am Preußischen Staatstheater in Berlin, als sie neben Werner Krauß (1884–1959) die weibliche Hauptrolle in Billingers Drama »Gigant« spielen durfte. Zeitgleich begann ihre erfolgreiche Kinokarriere. In zahlreichen Ufa-Filmen überzeugte sie anfangs durch die Darstellung selbstbewußter Mädchen. Später verkörperte sie den Typ der warmherzigen Idealfrau in der bürgerlichen Gesellschaft. Mit dem »Bambi« und dem »Filmband in Gold« ausgezeichnet, gab »die Ullrich« 1973 ihre Memoiren unter dem Titel »Komm auf die Schaukel, Luise« heraus.

Ullstein, Leopold
* 6. September 1826 in Fürth
† 4. Dezember 1899 in Berlin
Papiergroßhändler und Zeitungsverleger

Im väterlichen Geschäft ausgebildet, wählte der Kaufmann 1848 Berlin zu seinem beruflichen Tätigkeitsfeld. Er gründete in der Friedrichsgracht ein Papierhandels-Kontor, das er fast 30 Jahre betrieb. Mit dem Erwerb von Stahl & Assmann, Verlag und Druckerei in der Zimmerstraße, schuf er 1877 die Grundlagen für sein Zeitungsunternehmen.
Der Herausgabe der »Deutschen Union« folgte 1878 die »Berliner Zeitung« und 1887 die tolerante und erfolgreiche »Berliner Abendpost«. Mit der 1894 zugekauften, bald vorbildlich gestalteten und vom

Abonnementzwang befreiten »Berliner Illustrirten Zeitung« und der 1898 neugeschaffenen »Berliner Morgenpost« bestimmte er neben Rudolf Mosse (1843–1920) und August Scherl (1849–1921) die Zeitungslandschaft.

Ulrich, Werner
* 7. Februar 1900 in Berlin
† 19. Januar 1977 in Berlin
Naturwissenschaftler

In den Fächern Biologie, Geographie und Zoologie an der Berliner Universität ausgebildet, promovierte er 1922 zum Dr. phil. mit einem Beitrag zu den Mundwerkzeugen der Insekten. 1929 folgte die Habilitation an der Landwirtschaftlichen Hochschule. Dort leitete er ab 1934 das Institut für Bienenkunde. U. erhielt 1937 einen Lehrauftrag für spezielle Zoologie und wurde zwei Jahre später zum außerordentlichen Universitätsprofessor berufen. Ab 1946 lehrte er an der Universität Unter den Linden. 1949 wechselte U. an die Freie Universität und wirkte dort als Ordinarius und Direktor des Zoologischen Institutes.

Umrath, Oskar
* 9. Juni 1913 in Chemnitz
† 6. März 1943 in Berlin
Jurist und Widerstandskämpfer

Von seiner Herkunft Halbjude und »überzeugt von der Unwichtigkeit der eigenen Existenz«, kehrte er nach Studien der Volkswirtschaft in London, Wien und Bern nach Deutschland zurück. Der Sozialdemokrat arbeitete als Bankangestellter und engagierte sich in der Widerstandsgruppe »Neu Beginnen«.

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U. war Verfasser der wirtschaftspolitischen Analyse »Fünf Jahre Nationalsozialismus«, in der er dem Regime Räuberei, kalte Inflation und Pfründenwirtschaft vorwarf. 1938 verhaftet und mit einer mehrjährigen Zuchthausstrafe belegt, erlag er fünf Jahre später den schweren Haftbedingungen.

Unger, Friederike Helene
* 1751 in Berlin
† 21. September 1813 in Berlin
Schriftstellerin

Friederike von Rothenburg heiratete den Buchdrucker und Verleger Johann Friedrich Gottlieb Unger (1750–1804). Er war der Erfinder der gleichnamigen Frakturschrift und seit 1800 Professor für Holzschneidekunst an der Akademie der Künste. Berühmt wurde sie durch ihren Roman »Julchen Grünthal, eine Pensionsgeschichte«, Berlin 1784.
Ein Jahr später folgte ihr »Neuestes berlinisches Kochbuch, oder Anweisung, alle Speisen, Saucen und gebackenes zuzurichten« in zwei Bänden.
In dem Haus des kinderlosen Ehepaars verkehrten Literaten und Verleger. Mit Goethe wechselte sie einige Briefe; der Musikpädagoge Carl Friedrich Zelter (1758–1832) zählte zu ihrem Bekanntenkreis. Nach dem Tode des Ehemannes führte sie den Verlag weiter, konnte allerdings den Niedergang des Unternehmens nicht verhindern.

Unger, Johann Georg
* 26. Oktober 1715 in Goes (Pirna)
† 15. August 1788 in Berlin
Holzschneider und Buchdrucker

Der aus Sachsen stammende U. wurde 1740 in Berlin ansässig. Seit 1751 war er ausschließlich Formschneider. Er fertigte Tabak-Etiketten für die königliche Tabak-Administration und Vignetten für den Buchhandel. Seine vorzüglichen Holzschnitte, die auch satirischen Inhaltes waren, beeinflußten Adolph Menzel (1815–1905) und dessen Holzschneider. Er arbeitete auch für den Illustrator Johann Wilhelm Meil (1733–1805). Durch U. und seinen Sohn Johann Friedrich Gottlieb (1753 –1804), der später die väterliche Druckerei übernahm und erweiterte, wurde die Holzschnittkunst wiederbelebt. Letzterer ehrte 1789 seinen Vater mit dem Buch »J. G. U. Denkmal eines Berlinischen Künstlers und braven Mannes, von seinem Sohne«.

Unruh, Hans Viktor von
* 28. März 1806 in Tilsit
† 4. Februar 1886 in Dessau
Techniker und Parlamentarier

U. erlernte das Baufach und trat als Ingenieur in den Dienst der schlesischen Regierung. 1843 folgte er einem Ruf nach Potsdam und übernahm die technische Oberleitung der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn. Nach der Märzrevolution 1848 wurde er Mitglied der Preußischen Nationalversammlung und am 28. Oktober 1848 zu deren Präsident gewählt. U. führte im Parlament den sogenannten »Hammelsprung« ein. Bei der anstehenden Wiederwahl scheiterte er und zog sich vorübergehend aus der aktiven Politik zurück. Der Mitbe-

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gründer der Fortschrittspartei war von 1863 bis 1867 Vizepräsident des Preußischen Abgeordnetenhauses, danach Reichstagsmitglied. Als Generaldirektor leitete U. von 1857 bis 1874 eine Fabrik für Eisenbahnbedarf in Berlin.

Unzelmann, Friedrich Ludwig
* Dezember 1797 in Berlin
† 29. August 1854 in Wien
Holzschneider

Der Sohn des nachfolgend skizzierten Komikers Karl Wilhelm Ferdinand U. wurde vom Zeichner und Formschneider Friedrich Wilhelm Gubitz (1786–1870) unterrichtet. U. war maßgebend an der Wiederbelebung des modernen Holzschnittes in Deutschland beteiligt. Bedeutend sind seine Faksimileholzschnitte nach Zeichnungen von Adolph Menzel (1815–1905) und Alfred Rethel (1816–1859). Professor U., seit 1843 Mitglied der Akademie, schnitt auch die Illustrationen zur »Prachtausgabe der Werke Friedrich des Großen«, die seit 1844 in Abständen erschienen. Seine letzte Ruhestätte auf dem Kirchhof II der Evangelischen Jerusalems und Neue Kirchengemeinde ist seit 1980 Ehrengrab.

Unzelmann, Karl Wilhelm Ferdinand
* 1. Juli 1753 in Braunschweig
† 21. April 1832 in Berlin
Schauspieler und Sänger

U. überzeugte in tragischen und komischen Rollen. Bevor er in Berlin seßhaft wurde, bevorzugte er Wanderbühnen. 1781 und 1783 hat er im Doebbelinschen Theater jugendliche Liebhaber gespielt und war von 1789 bis 1823 Heldendarsteller am Königli-

chen Nationaltheater bzw. am Schauspielhaus. U. konnte während seiner langen Bühnentätigkeit die ganze Breite seines künstlerischen Talentes ausprägen. Als Franz Moor, Hamlet, Posa sowie als Leporello in Mozarts »Don Giovanni« fiel er besonders auf. Seine Ehefrau, die in zweiter Ehe unter dem Namen Bethmann-Unzelmann (1768–1815) bekannt wurde, gehörte zu den überragenden Darstellerinnen um die Jahrhundertwende.

Ury, Lesser
* 7. November 1861 in Birnbaum (Prov. Posen)
† 18. Oktober 1931 in Berlin
Maler und Graphiker

Als 12jähriger Schüler kam U. 1874 mit seiner Mutter nach Berlin und ging in die Schneiderlehre. Ab 1878 studierte er zunächst an der Düsseldorfer Akademie, später in Brüssel und Paris. Seine ersten Landschaftsbilder in impressionistischer Malweise entstanden in den Jahren 1882 bis 1884. Nachdem er Kontakte zu Max Liebermann (1847–1935) und Fritz von Uhde (1848–1911) aufgenommen hatte, übersiedelte er 1887 endgültig nach Berlin. Um die Jahrhundertwende gestaltete er monumentale Bilder mit religiöser und philosophischer Themenstellung. Der 1921 zum Ehrenmitglied der Sezession ernannte U. hat markante Orte der Stadt Berlin festgehalten (u. a.»Nollendorfplatz«, 1925). Ein großer Teil seines Werkes wurde vom NS-Regime auf den Index gesetzt und vernichtet.

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