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brochen bis zu seinem Tode gewohnt. Der junge Haack besuchte das Friedrichwerdersche Gymnasium, legte 1852 die Reifeprüfung ab und studierte danach in Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaften. Seine juristische Laufbahn begann er am 18. April 1855 als Auskultator, was nach heutigem Sprachgebrauch eine Art Volontär ist. Am 3. Juni 1857 wurde er Referendar. Noch bevor er die Große Staatsprüfung ablegen konnte, schied Albert Haack 1859 aus dem Justizdienst aus, um zusammen mit seinem Bruder das Holzhandels- Kontor seines verstorbenen Vaters am Schiffbauerdamm zu übernehmen. Neben seiner geschäftlichen Tätigkeit widmete er sich aber der ehrenamtlichen Arbeit zum Wohle seiner Mitbürger. 1862 wurde er Schiedsmann. 1867 wählten die Einwohner seines Wahlkreises Haack zum Stadtverordneten. Zwei Jahre später, am 1. Januar 1869, wurde er unbesoldeter, d. h. ehrenamtlicher Stadtrat. Er gehörte zunächst der Gewerbedeputation an, dann der Deputation der Wasserwerke, deren Vorsitz er übernahm.
     Trink- und Nutzwasser bekamen für die bevölkerungs- und industriemäßig aufstrebende Stadt eine wachsende Bedeutung. Verbrauchten die Berliner 1860 noch drei Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, wurden es 1872 bereits 14 Millionen Kubikmeter. Als Haack den Vorsitz übernahm, besaß die Stadt Berlin noch gar kein eigenes Wasserwerk. Das 1856 in Betrieb gegangene
Horst Wagner
Verdient um Wasser und Wohlfahrt der Berliner

Ehrenbürger Albert Friedrich Wilhelm Haack (1832–1906)

»Mit ihm ist einer der liebenswürdigsten und beliebtesten Männer Berlins dahingegangen, auf den das Wort paßte: >Die Berliner sind besser als ihr Ruf<.« So schrieb am 15. März 1906 die »Vossische Zeitung« in einem Nachruf über den in der Nacht zuvor verstorbenen 48. Ehrenbürger Berlins, den Stadtrat Albert Friedrich Wilhelm Haack. »42 Jahre«, so die »Vossische« weiter, »hat er unermüdlich seine Kräfte unter fünf Oberbürgermeistern dem Gemeinwohl Berlins gewidmet, stets bedacht, das Wohl der Stadt und seiner Bürger zu fördern.«
     Haacks Name ist eng verbunden mit der Entwicklung der Berliner Wasserwirtschaft. Und direkt am Berliner Spreewasser, genauer gesagt, in einer Parterrewohnung des Hauses Schiffbauerdamm 26, ist er vor 165 Jahren, am 20. September 1832, als Sohn eines Holzkaufmanns geboren worden. In seinem Geburtshaus hat er fast ununter-

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Werk vor dem Stralauer Tor gehörte dem englischen Unternehmen von Charles Fox und Thomas Russel Crampton. Unter Haacks Ägide erwarb die Stadt 1873 das Wasserwerk für 25 Millionen Mark; allerdings wurde es 20 Jahre später bereits stillgelegt. Inzwischen waren mit seiner Initiative nach Plänen des Ingenieurs Veitmeyer das Wasserwerk am Tegeler See mit der ersten Baustufe 1877 und der zweiten Baustufe 1888 fertiggestellt worden. Da der Wasserbedarf Berlins weiter schnell anstieg, projektierte der Direktor des Stralauer Wasserwerks Gill 1888 ein drittes Werk am Müggelsee in Friedrichshagen, das 1893 den Betrieb aufnahm.
     Als Haack 1894 sein 25jähriges Jubiläum als unbesoldeter Stadtrat feierte, konnte ihm der Magistrat bescheinigen, daß dies ein Rekord in der bisherigen Geschichte Berlins ist. Aber erst zehn Jahre später schied Haack wegen seines angegriffenen Gesundheitszustandes aus seinen Ehrenämtern aus. »Um seine Verdienste um unsere Stadt zu ehren«, hieß es in einem aus diesem Anlaß gefaßten Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vom 22. Dezember 1904, »haben wir beschlossen, ihm gemäß Paragraph 6 der Stadtordnung das Ehrenbürgerrecht unserer Stadt zu verleihen.« In der Begründung wurde die Tätigkeit Haacks als unbesoldeter Stadtrat hervorgehoben, bei der er sich »in jeder Beziehung bewährt und eine überaus segensreiche Amtstätigkeit, insbesondere als Vorsitzender der
Deputation der Städtischen Wasserwerke und des Kuratoriums der Hospitäler zum Heiligen Geist und St. Georg entwickelt« habe. Die Ehrenbürger- Urkunde für den per 31. Dezember 1904 aus seiner Amtstätigkeit scheidenden Stadtrat wurde unter dem Datum des 22. Januar 1905 ausgestellt. Haack war der 48. Ehrenbürger Berlins.
     Offenbar war es auch dem sich verschlechternden Gesundheitszustand Haacks geschuldet, daß ihm der von Professor Skarbina entworfene Ehrenbürgerbrief erst am 15. Oktober 1905 durch eine Deputation des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung überreicht werden konnte. Jedenfalls hat sich Haack der neuen Würde nicht lange erfreuen können. Am 14. März 1906 ist er in seinem Geburts- und Wohnhaus am Schiffbauerdamm gestorben. Vier Tage später wurde er auf dem Friedhof der Evangelischen Sophiengemeinde, Bergstraße 29, beerdigt.
     Als am 27. Mai 1963 die zwölf neuen Straßen der Siedlung am Falkenhagener Feld in der Nähe der Spandauer Wasserwerke von der Bezirksverordnetenversammlung Spandau benannt wurden, erhielt eine den Namen Haack-Zeile. Auf der Gedenktafel am Straßenschild steht:
     A. Haack
     Stadtrat in Berlin
     und Dezernent für Wasserwerke
     * 1832 † 1906
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© Edition Luisenstadt, 1997
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