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Berliner Biographien (T)

Taglioni, Paolo
* 12. Januar 1808 in Wien
† 6. Januar 1884 in Berlin
Tänzer und Ballettmeister

T. stammte aus einer italienischen Tänzerfamilie und lebte seit 1829 in Berlin. Hier trat er zuerst gemeinsam mit seiner Schwester Marie auf. Nach 20jähriger Mitgliedschaft im Ensemble des Hoftheaters erhielt T. 1849 einen Ruf als Ballettmeister an der Königlichen Oper. Er kehrte 1869 an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück und wirkte bis 1883 als Ballettdirektor. Sowohl seine Ehefrau, Amalie Galster, als auch die in Berlin geborene Tochter Marie (1833–1891), waren begabte Tänzerinnen. Er wurde auf dem Kirchhof I der Jerusalems- und der Neuen Kirchgemeinde in Kreuzberg bestattet.

Taut, Max
* 15. Mai 1884 in Königsberg
† 26. Februar 1967 in Berlin
Architekt

Der an der Baugewerbeschule in Königsberg ausgebildete T. ließ sich nach ersten Bauten in Rixdorf (1905/06) 1911 als freier Architekt in Berlin nieder. Avantgardistisch orientiert, schuf er eine Vielzahl von Verwaltungs-, Schul- und Wohnbauten inner- und außerhalb Berlins. Zu seinen Bauten gehören: das Bürogebäude des Allgemeinen Deut-

schen Gewerkschaftsbundes (1922/23), das Wohn- und Geschäftshaus der Deutschen Buchdrucker (1925/26) und das Reichsknappschaftshaus (1929/30). T. wurde von den Nationalsozialisten diffamiert und ausgegrenzt. Er lehrte von 1945 bis 1953 als Professor an der Hochschule für bildende Künste und war der Bruder des Architekten Bruno Taut (1880–1938).

Tettenborn, Richard
* 12. Dezember 1857 in Quedlinburg/ Harz
† 14. Februar 1923 in Berlin
Maschinenbauingenieur

T. studierte an der Technischen Hochschule und übernahm am 1. September 1890 als Oberingenieur die Maschinenanlagen der sieben Pumpstationen der Berliner Kanalisation. Gestützt auf reiche Kenntnisse und Erfahrungen, entwickelte er in den von ihm erweiterten Pumpwerken neue Maschinentypen. Er schuf die Voraussetzungen, daß sämtlicher mit dem Kanalwasser anfallender Unrat und Schlamm nicht mehr unwirtschaftlich beseitigt werden mußte, sondern fortgepumpt werden konnte. Auf Grund seiner Verdienste wurde er 1920 vom Magistrat zum Oberbaurat ernannt. T. genoß großes Ansehen und hatte Anteil an der Errichtung von Wasserpumpwerken in den Berliner Vorortgemeinden.

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Thein, Ulrich
* 27. April 1930 in Braunschweig
† 21. Juni 1995 in Berlin
Schauspieler und Regisseur

Seine Karriere begann am Staatstheater in Braunschweig. 1951 siedelte er in die DDR über. Nach Engagements am Deutschen Theater und am Theater der Freundschaft wechselte er als Darsteller und Regisseur an das Theater der Bergarbeiter in Senftenberg. Er wirkte in zahlreichen DEFA-Filmen mit, u. a. »Alarm im Zirkus«, »Eine Berliner Romanze«, »Thomas Müntzer«, »Professor Mamlock«, »Königskinder« und »Anton der Zauberer«. Zu den Glanzstücken seiner Darstellung gehörten die Rollen in den mehrteiligen Fernseh-Filmen »Martin Luther« und »Johann Sebastian Bach«. Das Mitglied der Akademie der Künste (1986) lehrte ab 1989 an der Schauspielschule »Ernst Busch«.

Theremin, Franz
* 19. März 1780 Gramzow/ Uckermark
† 26. September 1846 in Berlin
Theologe

Der Sohn eines französisch- reformierten Predigers setzte die Familientradition fort und studierte Theologie. 1810 wurde er als Nachfolger von Johann Peter Friedrich Ancillon (1767–1837) Prediger an der Friedrichswerderschen Kirche. Vier Jahre später erhielt er eine Berufung zum Hof und Domprediger. Der bedeutende Redner war in seinen Predigten auf eine exakte Textauslegung der Bibel bedacht. 1824 avancierte T. zum Oberkonsistorialrat und vortragenden Rat im Kultusministerium. An der Friedrich- Wilhelms- Universität lehrte er ab 1840 als Honorarprofessor.

Thielmann, Max Freiherr von
* 4. April 1846 in Berlin
† 2. Mai 1929 in Berlin
Diplomat

Der Nachfahre eines Generals aus der Zeit der Befreiungskriege trat nach Studien in Heidelberg und Berlin in den auswärtigen Dienst ein. Er war an den deutschen Botschaften in Petersburg, Kopenhagen, Bern, Washington, Brüssel, Paris und Konstantinopel tätig und vertrat Preußen als Gesandter in Darmstadt, Hamburg und München. Zwischendurch unternahm er ausgedehnte Reisen in den Kaukasus, nach Persien und Amerika. Ab 1895 fand er Verwendung als Botschafter in den USA. Zum Abschluß seiner Laufbahn versah er von 1897 bis 1903 das Amt eines Staatssekretärs im Reichsschatzamt. Der Rechtsritter des Johanniter- Ordens wohnte in der Rauchstraße 9 im Bezirk Tiergarten.
     
Tietjen, Heinz
* 24. Juni 1881 in Tanger (Marokko)
† 30. November 1967 in Baden-Baden
Dirigent, Regisseur und Intendant

T. war ein Schüler des bekannten Dirigenten Arthur Nikisch (1855–1922) und ein Regietalent.
     Zunächst Opernintendant und Regisseur in Trier, Saarbrücken und Breslau, übernahm er 1925 die Intendanz der Städtischen Oper, später die der Staatsoper in Berlin. Als Generalintendant der preußischen Staatstheater von 1930 bis 1945 beeinflußte er spürbar das kulturelle Leben in Deutschland. Seit 1930 war er auch künstlerischer Leiter der Bayreuther Festspiele und setzte neue Maßstäbe mit seinen Wagner- Inszenierungen. Von 1948 bis 1954 wieder Intendant der Städtischen Oper Berlin, erneuerte er die Zusammensetzung

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des Ensembles und aktualisierte den Spielplan.
Als Intendant der Hamburger Staatsoper von 1956 bis 1959 wurde er besonders für seine »Ring«- Inszenierung gefeiert.

Tigges, Eduard
* 13. Januar 1874 in Sachsenberg bei Schwerin/ Mecklenburg
† 27. Juni 1945 in Wuppertal
Jurist

T. wurde 1911 für zehn Jahre aus seiner Düsseldorfer Heimat als vortragender Rat an das Justizministerium nach Berlin versetzt und 1915 zum Geheimen Oberjustizrat ernannt. Nur kurze Zeit als Präsident des Oberlandesgerichts von Düsseldorf wirkend, avancierte er 1922 zum Präsidenten des Berliner Kammergerichts. Unter seiner elfjährigen Amtsführung bestätigte das Kammergericht eindrucksvoll seinen alten, unantastbaren Ruf als unabhängiger Gerichtshof. Als Mensch war T. hochgeachtet, als Visitator der ihm unterstellten Gerichte gefürchtet. Die Nationalsozialisten versetzten ihn 1933 zwangsweise in den Ruhestand.

Tillmanns, Robert
* 5. April 1896 in Barmen
† 12. November 1955 in Berlin
Jurist und Politiker

Der promovierte Rechts- und Staatswissenschaftler war von 1921 bis 1929 Hauptgeschäftsführer des Deutschen Studentenwerks. Danach wirkte er bis 1933 als Regierungsrat im preußischen Unterrichtsministerium. Von den Nationalsozialisten entlassen, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt in der Braunkohlenindustrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er das Zentralbüro Ost des Hilfswerks der evangelischen Kirche. 1949 kam T. als Berliner Abgeordneter der CDU in den Deutschen Bundestag und übernahm 1952 den Vorsitz seiner Partei in Berlin. 1953 wurde er Bundesminister für besondere Aufgaben.

Tippelskirch, Ernst Ludwig von
* 26. Juli 1774 in Görken/Königsberg
† 23. Januar 1840 in Berlin
Militär, Generalleutnant

T. besuchte die Berliner Kadettenanstalt und trat 1794 als Gefreiterkorporal in das Infanterieregiment von Knobelsdorff ein. 1804 kam der Schüler von Scharnhorst (1755–1813) in den Generalstab und wurde Mitglied der Militärischen Gesellschaft in Berlin. Während der französischen Besatzung 1812 war er Kommandant von Spandau. 1813 verdiente er sich in den Schlachten von Groß-Görschen und Dresden die Eisernen Kreuze beider Klassen. Als Kommandant von Berlin und Chef der Land- und Grenzgendarmerie von 1827 bis 1839 erwarb er sich große Anerkennung. Die Gendarmen errichteten ihrem Kommandeur auf dem Garnisonfriedhof an der Linienstraße ein Denkmal.

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Töpelmann, Johannes
* 8. Juni 1902 in Roßwein
† 20. Dezember 1981 in Wildau
Ingenieur

Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Dresden begann T. seine Laufbahn bei der Reichsbahngesellschaft. Er war hier in allen fachlichen Ebenen verschiedener Ausbesserungswerke tätig und machte sich verdient als Konstrukteur und Werkleiter. 1952 hat er in Berlin das Institut für Schienenfahrzeuge gegründet und stand dieser Einrichtung bis 1954 als Direktor vor. Unter seiner Leitung entstanden nach modernen Konstruktions- und Fertigungsprinzipien verschiedene Prototypen zu Baureihen von Dampflokomotiven, die mit Braunkohle gefeuert werden konnten.

Trautschold, Ilse
* 27. Februar 1906 in Berlin
† 17. Mai 1991 in Berlin
Schauspielerin

T. wurde 1929 durch den Stummfilm »Mutter Krausens Fahrt ins Glück« bekannt, der im Berliner Norden gedreht und Heinrich Zille (1858–1929) gewidmet wurde. Sie spielte darin eine Göre im Hinterhof des Glücks. Popularität genoß sie am Hansa-Theater, an der Schaubühne und der Freien Volksbühne. Zum Bühnenerfolg wurde ihre Titelrolle in »Hanneles Himmelfahrt«. Als Kabarettistin trat sie in der »Katakombe« auf und wirkte in den »Insulaner«- Sendungen mit. Durch ihre charakteristische Stimme wurde sie zum Synonym für die Schlagfertigkeit, die Robustheit und den kecken Zungenschlag der Nachkriegsberlinerin. Im Juni 1987 erhielt sie den Bundesfilmpreis in Gold.

Tschechowa, Olga
* 26. April 1897 in Alexandropol/ Kaukasus
† 9. März 1980 in München
Schauspielerin

Mit dem russischen Schriftsteller Anton Tschechow (1860–1904) war sie in doppelter Weise verwandt. Sie heiratete im Alter von 16 Jahren ihren Vetter Michail Tschechow. Olgas Tante war die Frau des Poeten. Nach Studien der Bildhauerei und der Schauspielkunst floh sie vor der Oktoberrevolution nach Berlin. Anfangs verdiente sie ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter Ada als Pressezeichnerin und Plakatmalerin. 1921 kam sie zum Film und war sofort erfolgreich. Nebenbei spielte sie am Renaissance- Theater. Im Laufe ihres Lebens hat T. in 250 Tonfilmen mitgewirkt, spielte schöne verführerische Frauen und galt als »femme fatale«. Sie fuhr den ersten »Bugatti« Sportwagen in Berlin und war Stammgast in der »Adlon-Bar«. In den 50er Jahren eröffnete sie Kosmetiksalons in München, Berlin und Mailand. Die bekannte Schauspielerin Vera Tschechowa ist ihre Enkelin.

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