96   Geschichte und Geschichten Erster Rektor  Nächste Seite
Hans-Joachim Milditz
Theodor Anton Heinrich Schmalz

Erster Rektor der Berliner Universität

Seit den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts wurde die Frage einer Universitätsgründung in Berlin erörtert und Pro und Contra diskutiert. Zu den Befürwortern gehörte u. a. Wilhelm von Humboldt (1767–1835), der zu Recht als »geistiger Stifter« der Berliner Universität bezeichnet wird. Er verfaßte im Sommer 1809 eine Denkschrift für König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840, König seit 1797), in der er dafür votierte, die Akademie der Wissenschaften und der Künste, die wissenschaftlichen und medizinischen Einrichtungen, die Königliche Bibliothek und das Observatorium zu einem organischen Ganzen unter dem Namen einer Universität zu verbinden. Aufgrund dieser Denkschrift genehmigte der König am 16. August 1809 die Errichtung der Berliner Universität und ihr wurde das Palais des Prinzen Heinrich am Platz vor der Oper zugewiesen.
     Am 28. September 1810 erhielt der Theologe und promovierte Jurist Theodor Anton Heinrich Schmalz, der bereits ein sehr bewegtes Gelehrtenleben hinter sich hatte, die Berufung zum (1.) Rektor der Universität.

Theodor Anton Heinrich Schmalz
Die Wiege von Schmalz stand in Hannover, wo er am 17. Februar 1760 geboren wurde. Hier besuchte er zunächst das Gymnasium, später in Stade. Von 1777 bis 1780 studierte Schmalz Theologie und anschließend Jura an der Universität zu Rinteln. Diese Universität berief ihn 1787 zum außerordentlichen und ein Jahr später zum ordentlichen Professor der Rechte. Ostern
SeitenanfangNächste Seite


   97   Geschichte und Geschichten Erster Rektor  Vorige SeiteAnfang
1788 folgte Schmalz einem Ruf an die Königsberger Universität. Im Laufe seines langen Gelehrtenlebens – er starb 1831 in Berlin – verfaßte Schmalz zahlreiche Lehrbücher über römisches, Natur-, Kirchen-, Völker- und Staatsrecht. Er gehörte nicht von vornherein zu den Befürwortern einer Berliner Universitätsgründung. Mit anderen war er ursprünglich der Meinung gewesen, die Hallenser Universität nach Berlin zu verlegen. Dagegen hatte der preußische König starke Bedenken. Staatsräson und Untertanengeist veranlaßten Schmalz zur Meinungsänderung.
     Mit der Berufung von Theodor Anton Heinrich Schmalz zum (1.) Rektor der Berliner Universität wurden auch die Dekane der Fakultäten gewählt: Friedrich August Biener (1787–1861) wurde 1. Dekan der Juristischen Fakultät, Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher (1768–1834) 1. Dekan der Theologischen Fakultät, Christoph Wilhelm Hufeland (1762–1836) 1. Dekan der Medizinischen Fakultät und Johann Gottlieb Fichte (1768–1814) 1. Dekan der Philosophischen Fakultät.
     Am 6. Oktober 1810 fanden die ersten Immatrikulationen statt, und am 10. Oktober versammelten sich die Professoren im Palais des Prinzen Heinrich, um den akademischen Senat zu wählen. Der Lehrkörper bestand damals aus 24 Ordinarien und neun Extraordinarien. Als Aufgabe der Universität verkündete Rektor Schmalz: »Nicht was die Be-
schränktheit nützlich nennen mag, sondern was es in Geist und Wahrheit ist, nicht gewerbsmäßige Tendenz nach dem, was im Leben unmittelbar brauchbar sei, sondern die höhere nach der edelsten Geistesbildung, das ist, wozu der König uns berufen hat.«
     Das sind Worte, die bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren haben. Wenn die Wirklichkeit nicht so ist, deshalb müssen die Ideale nicht unbedingt schlecht sein.

Bildquelle: Archiv Autor

SeitenanfangAnfang

© Edition Luisenstadt, 1997
www.luise-berlin.de