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Es geschah gestern in Berlin
Juli 1997

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute schon fast wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. Juli
In Marienfelde (Tempelhof) nimmt die Bahntrans GmbH
ein modernes Frachtzentrum in Betrieb. Rund 1,4 Millionen DM waren in die neue Anlage investiert worden. Die bisherige Anlage an der Buckower Chaussee war zu klein geworden.
     Die neugebaute Botschaft der Republik Makedonien wird in der Grunewalder Königsallee (Wilmersdorf) eröffnet.
     Der Berliner Senat verständigt sich darauf, in den kommenden zwei Jahren im Öffentlichen Dienst jeweils 5 200 Stellen wegfallen zu lassen. Besonders gespart werden soll bei Lehrern und Horterziehern im Ganztagsbetrieb.

2. Juli
Der Axel Springer Verlag (Berlin) erwartet für 1997
erneut ein Rekordergebnis, kündigt Springer-Chef Jürgen Richter auf der Hauptversammlung in Berlin an.
     Die 36. Große Strafkammer verurteilt einen 36jährigen vietnamesischen Zigarettenhändler zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. In dem Indizienprozeß war er für schuldig befunden worden, eine 66jährige Kundin in ihrer Wohnung ermordet zu haben.
     Ein Polizeisprecher kündigt im Gespräch mit der »Berliner Zeitung« an, die Zebrastreifen an den Fußgängerüberwegen allmählich durch Ampeln zu ersetzen.

3. Juli
Ein erneuter Bombenfund am Schloß Bellevue
innerhalb von vierzehn Tagen führt wiederum zu einem Verkehrschaos rund um den Großen Stern (Tiergarten). Bis zur Entschärfung der Fünf-Zentner- Bombe britischer Herkunft vor Ort vergingen zweieinhalb Stunden.
     Zwei Schleuser, die mehr als 90 Türken, Jugoslawen und Kroaten illegal nach Berlin gebracht haben, erhalten Haftbefehle.

4. Juli
Der Platz am Teterower Ring
(Hellersdorf) wird in Clara-Zetkin- Platz umbenannt. Die Frauenrechtlerin Clara Zetkin wäre am 5. Juli 140 Jahre alt geworden.
     Bundeskanzler Helmut Kohl und der russische Premierminister Viktor Tschernomyrdin sprechen sich auf einem Forum der Alfred- Herrhausen- Gesellschaft in Berlin unter dem Motto »Rußland – Was tun?« für den Ausbau der Wirtschaftskooperation aus.
     Eine Gedenktafel zur Erinnerung an den am 9. August 1943 wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichteten katholischen österreichischen Widerstandskämpfer Franz Jägerstätter wird am ehemaligen Reichskriegsgericht in der Witzlebenstraße (Charlottenburg) enthüllt.

5. Juli
Der Eisschnelläufer Daniel Kanthak
vom Berliner TSC, 1996 Deutscher Vizemeister über 10 000 Meter, kommt bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Rostock ums Leben.
     Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Volker Liepelt, fordert, daß Berliner Abgeordnete auch gegen ihren Willen »gegauckt« werden sollen.

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6. Juli
Sechs Greenpeace- Aktivisten seilen sich
von der 207 Meter hohen Aussichtsplattform des Fernsehturms am Alexanderplatz (Mitte) ab und versuchen vergeblich, ein 15 mal 35 Meter großes Transparent gegen die Ozonbelastung durch den Autoverkehr zu entrollen.
     Die Weltranglistenersten Ze Marco/ Emanuel bezwingen im Finale des Weltcup- Turniers im Beach- Volleyball am Alexanderplatz (Mitte) erwartungsgemäß ihre brasilianischen Landsleute Para/Guilherme in spannenden zwei Sätzen mit 12:6 und 12:5.

7. Juli
Das erste Teilstück der Antenne auf dem Fernsehturm
am Alexanderplatz (Mitte) wird abmontiert. Die Antenne mußte einer neuen Anlage weichen, mit der künftig zusätzlich drei Fernseh- und fünf Radioprogramme ausgestrahlt werden sollen.
     Die Westin- Hotelkette pachtet von der Interhotel- Gruppe das Grand Hotel an der Friedrichstraße (Mitte) für 20 Jahre.
     Die Deutsche Klassenlotterie teilt mit, daß ein Ehepaar aus Hohenschönhausen im Spiel 77 bei der Ziehung am 14. Juni 1 677 777 Mark gewonnen hat.
     Im denkmalgeschützten Ausflugslokal »Zenner« am Treptower Spreeufer beginnen die Umbauarbeiten für eine weitere Filiale der Fast-Food- Kette »Burger King«.

8. Juli
Der Präsident des Landesarbeitsamtes Berlin- Brandenburg,
Klaus Clausnitzer, teilt mit, daß im Juni in Berlin 265 800 Arbeitslose gemeldet waren, 0,2 Prozent mehr als im Vormonat. Im Westteil betrug die Quote 15,9 Prozent, im Ostteil 15,2 Prozent.
     Der Akademische Senat der Humboldt- Universität beschließt, daß das Institut für Anwaltsrecht der

Humboldt- Universität angegliedert wird. Die Einrichtung sollte der juristischen Forschung und Weiterbildung dienen.

9. Juli
Das Pharmaunternehmen Berlin-Chemie AG teilt mit,
daß es sein Engagement in Rußland verstärken werde. Die Zahl der Beschäftigten sei in den vergangenen zwei Jahren um 200 auf 1 150 gestiegen. Davon seien 130 in Rußland tätig.
     Aus der Berliner Karikaturenausstellung muß »nach massivem Druck durch das Bundeskanzleramt in Bonn« ein Porträt von Hannelore Kohl entfernt werden, das die Kanzlergattin als fast nackte »Galionsfigur« auf der Kühlerhaube der Kanzlerkarosse darstellt.
     In einem Senkkasten des Fernbahntunnels unter dem Tiergarten kommt es kurz vor Mitternacht zu einem Wassereinbruch, der Schäden in Millionenhöhe anrichtet. Die Bauarbeiten wurden unterbrochen.

10. Juli
Das »Freundschaftsspiel« zwischen dem 1. FC Union Berlin
und dem AS Cannes muß nach 70 Minuten abgebrochen werden. Wegen der rauhen Gangart einiger französischer Spieler hatten aufgebrachte Zuschauer eine Schlägerei auf dem Spielfeld angezettelt.
     Der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofes mit Sitz im Kammergerichtsgebäude an der Witzlebenstraße (Charlottenburg) beginnt mit dem Umzug nach Leipzig. Er ist die erste Bundesinstitution, die die Hauptstadt verläßt.

11. Juli
Die Kunsthochschule Weißensee
veranstaltet in der Parochialkirche in der Klosterstraße (Mitte) eine Modenschau, auf der u. a. elegante, aber auch sehr »freizügige« Kleidung aus den Mode-Ateliers den 600 Gästen vorgestellt wird.

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   116   Dokumentiert Juli 1997  Vorige SeiteNächste Seite
     Kultursenator Peter Radunski und Intendant René Kollo geben in Presseerklärungen die Liquidation der Metropol- Theater GmbH bekannt, deren einziger Gesellschafter René Kollo ist. Das Theater mit 379 Angestellten soll ab 1. August geschlossen werden.
     Die Potsdamer Designstudentin Kerstin Schult wird im diesjährigen Cartoon- Wettbewerb, der vom Schweizer Juwelier Franz Türler, Inhaber von Uhren-Türler (Ecke Unter den Linden/ Friedrichstraße, Mitte), initiiert wurde, mit dem 1. Preis ausgezeichnet.

12. Juli
Auf der Route Ernst-Reuter- Platz,
Straße des 17. Juni, Brandenburger Tor, Siegessäule beginnt um 14.00 Uhr der Umzug von 39 Trucks und ca. einer Million Raver der Love Parade, der größten Techno- Veranstaltung der Welt.
     Der Rektor der Hochschule für Musik »Hanns Eisler«, Prof. Christoph Poppen, stellt das neugegründete Kammerorchester mit einem Konzert im Atrium des Quartiers 206 in den Friedrichstadt- Passagen (Mitte) vor.

13. Juli
Der Russe Wladimir Kramnik,
der für Empor Berlin in der Bundesliga spielt, gewinnt bei den 25.
     internationalen Schachtagen in der Dortmunder Oper zum drittenmal in Folge das Turnier. Der 22jährige Großmeister blieb seit 1992 in 45 Partien ungeschlagen.
     Kurz nach Mitternacht beginnen 131 Mitarbeiter und 69 Fahrzeuge der BSR mit der Beseitigung des Mülls, der bei der Love Parade angefallen war.

14. Juli
Das 35. deutsch- französische Volksfest,
das unter dem Motto »Schlösser der Loire« stand, wird nach vierwöchigem Spektakel mit einem Feuerwerk beendet.

     An der Humboldt- Universität beginnt die diesjährige Christlich- Jüdische Sommeruniversität, an der 13 Dozentinnen und Dozenten aus den USA, Israel, England und 250 christliche und jüdische Theologen und Theologiestudenten teilnehmen.
     Für die Betriebsgesellschaft des Berliner Metropol- Theaters wird offiziell die Liquidation beschlossen. Der Rechtsanwalt Jan-Dirk Voet wurde zum Liquidator bestellt.

15. Juli
Der spanische König Juan Carlos I.
landet in Begleitung von Königin Sofia um 19.00 Uhr auf dem Flughafen Tegel, um der Bundesrepublik einen dreitägigen Besuch abzustatten.

16. Juli
Bei einer umfangreichen Fahrscheinkontrolle
im U-Bahnhof Kottbusser Tor, bei der mehr als 3 400 Fahrgäste kontrolliert wurden, haben 307 Reisende keinen gültigen Fahrausweis.

17. Juli
Nach 16monatiger Bauzeit,
vier Wochen früher als geplant, wird Richtfest für den Neubau des Bundespräsidialamtes im Tiergarten gefeiert. Das 91-Millionen- Mark- Projekt soll am 22. Juli 1998 fertig sein.
     Bundesliga- Aufsteiger Hertha BSC Berlin zieht durch einen 2:1-Sieg über Fortuna Köln ins Finale des Schwarzwald-Cups ein. Endspielgegner wird der 1. FC Kaiserslautern sein.

18. Juli
Lokalmatador Lutz Pyritz gelingt
am neunten Renntag auf der Galopprennbahn Hoppegarten mit dem Hengst Westfalenstürmer der erste Siegritt der Saison.
     

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19. Juli
Willy Borgsdorf erringt
auf der Trabrennbahn Karlshorst mit dem Hengst Ebonito Qinton den 100. Sieg in seiner Laufbahn. Der 64jährige Amateur ist Züchter und Mitbesitzer des Hengstes.

20. Juli
Zum 150. Geburtstag des Malers Max Liebermann
wird in der ehemaligen Sommerresidenz und Wirkungsstätte des Impressionisten in der Villa »Am Großen Wannsee 42«, in der Galerie »Mutter Fourage«, die Ausstellung »Max Liebermann in Wannsee« eröffnet.
     Aus Anlaß des 200. Todestages des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. am 16. November 1797 eröffnet die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg im Marmorpalais und in der Orangerie im Neuen Garten Potsdam eine Ausstellung.

21. Juli
Ein 34jähriger Berliner gesteht
vor dem Landgericht, zwei Prostituierte umgebracht zu haben. Ferner räumte der Vater von zwei Kindern den Mordversuch an einer dritten Frau ein. Der Agrotechniker war bereits 1987 wegen Mordversuchs verurteilt worden.
     Bundesbauminister Klaus Töpfer unterzeichnet die Verträge für den Bau der drei Abgeordnetengebäude im Spreebogen Alsen-, Dorotheen und Luisenblock.

22. Juli
Der Chef der Deutschen Bahn AG,
Heinz Dürr, wird auf einer Festveranstaltung im Hotel Adlon in Anwesenheit von Bundeskanzler Helmut Kohl verabschiedet.

     Die führenden Köpfe einer Einbrecherbande, die 1996 gefaßt wurde, stehen vor einer Moabiter Strafkammer. Innerhalb von fünf Jahren verübte die »hochprofessionelle« Bande 400 Taten und richtete einen Schaden von 20 Millionen Mark an.

23. Juli
Spitzenvertreter von sechs Verbänden
der deutschen Wirtschaft unterzeichnen den Vertrag für den Bau eines gemeinsamen Domizils in Mitte.
     Ein neuer Volkspark wird am Ahrensfelder Weg (Marzahn) eröffnet. Er wurde auf einem 10 Hektar großen Gelände mit einem Kostenaufwand von 15 Millionen Mark gestaltet.

24. Juli
Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz,
Werner Knopp, wird mit der 1. Klasse des hohen venezolanischen Ordens Francisco de Miranda ausgezeichnet. Der Orden wurde vom Botschafter Venezuelas im Amtssitz Knopps überreicht.
     Ein Passant ertappt an der Adlershofer Straße (Köpenick) zwei Graffiti- Sprayer im Alter von 16 und 17 Jahren und hält sie bis zum Eintreffen der Polizei fest. Sie hatten eine Friedhofsmauer, eine Telefonzelle, Hausfassaden und einen Bauwagen besprüht.
     Berlins berühmtester Technoclub »E-Werk« schließt seine Pforten. Er befand sich im ehemaligen Umspannwerk in der Wilhelmstraße (Mitte).

25. Juli
Auf dem Gelände am Hüttenweg
(Zehlendorf) öffnen sich um 14.00 Uhr die Tore für das 37. Deutsch- Amerikanische Volksfest. In diesem Jahr stellte sich der US-Bundesstaat Wisconsin vor.

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26. Juli
Die neue Inline- Skater- Halle
am Schichauweg in Lichtenrade öffnet am Morgen ihre Pforten. 5 000 Premierengäste amüsierten sich beim Unterhaltungsprogramm in dem künftigen Domizil der drei Berliner Skater- Hockey- Bundesliga- Vereine.

27. Juli
Zum Auftakt der deutschen Derby-Woche der Traber
auf der Rennbahn Mariendorf gewinnt Erik Adielson mit dem achtjährigen Rival Damkaer das Charlie-Mills- Memorial. Der Wallach schlug, obwohl er auf den letzten 800 Metern noch zwei Eisen verlor, alle Favoriten.

28. Juli
Die Friedrichstraße wird
zwischen Behrenstraße und Französischer Straße (Mitte) wieder für den Verkehr freigegeben. Für diesen Bauabschnitt, bei dem u. a. umfangreiche Kabel- und Leitungsverlegearbeiten erfolgten, wurden fast vier Millionen Mark investiert.
     Der Berliner Rundfunk 91,4 eröffnet als erster Hörfunksender Deutschlands seine eigene Kneipe. Sie wurde »91,4« benannt, befindet sich in der Leipziger Straße 61 (Mitte) und hat ein eigenes Radiostudio.
     Die BVG sperrt wegen Bauarbeiten für mindestens elf Monate die Straßenbahnlinie 62 südlich des Betriebshofs Köpenick. Die Stadtteile an der Dahme sollen mit einem Busersatzverkehr, der für 1,3 Millionen Mark eingerichtet wurde, erreichbar sein.

29. Juli
500 Polizisten räumen
drei besetzte Häuser in Friedrichshain und Lichtenberg. Die meisten der insgesamt 57 Hausbesetzer schliefen noch, als kurz vor 6.30 Uhr die Häuser gestürmt wurden. Am Abend protestierten 300 Sympathisanten gegen die Räumung.

     Am Adlergestell 573 wird der Grundstein für eine neue S-Bahn- Betriebswerkstatt gelegt. Die Entwürfe für den 50 Millionen Mark teuren Komplex stammen von der Baufirma Max Bögl aus Neumarkt (Bayern).

30. Juli
Der DRK-Suchdienst
feiert sein 50jähriges Bestehen. Der 1947 in Dahlem gegründete Dienst wies in seiner Bilanz aus, daß er 17 Millionen Menschen, die sich infolge der Kriegswirren aus den Augen verloren hatten, wieder zusammengebracht hat.

31. Juli
Ein Sprecher der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft
(TLG) teilt mit, daß Norwegen ein attraktiv gelegenes unbebautes Grundstück an der Winklerstraße 15 A (Steglitz) zum Bau der Residenz seines Botschafters erworben hat.
     Der Berliner Schauspieler Manfred Krug verläßt die Brandenburg Klinik in Wandlitz bei Berlin. Nach einer einwöchigen Behandlung in der Charité war er zur Nachbehandlung in die Reha-Klinik eingewiesen worden.

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