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Berliner Biographien (P)

Paalzow, Henriette
* 22. Februar 1792 in Berlin
† 30. Oktober 1847 in Berlin
Schriftstellerin, Salonière

Die Tochter des Kriegsrates Wach wurde von ihrem älteren Bruder, dem preußischen Hofmaler Wilhelm Wach (1787-1845), ausgebildet. Auf Wunsch der Eltern heiratete Henriette W. 1816 den späteren Major Carl Philipp Paalzow, mit dem sie bis 1822 in Köln und Münster lebte. Nach ihrer Scheidung wohnte sie bei ihrem Bruder in Berlin und begann heimlich zu schreiben. Unter dem Titel »Godwie Castle« erschien 1834 ihr erster Roman, der in den Salons und in der Hofgesellschaft begeistert aufgenommen wurde. In ihrem Salon am Weidendamm Nr. 5 (Bezirk Mitte), später in der Cantianstraße 4-5 (Bezirk Prenzlauer Berg) empfing sie zahlreiche Künstler, Gelehrte und Schriftsteller, wie den Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777-1857), die Familie Humboldt, Karl Gutzkow (1811-1878) und Ludwig Tieck (1773-1853).

Panofsky, Eugen
* 30. Mai 1855 in Tarnowitz
† 19. April 1922 in Berlin
Bankkaufmann

Nach dem Besuch des Friedrichsgymnasiums in Breslau absolvierte er eine Lehre in einem Berliner Bankhaus und trat dann 1875 als Kassierer in die neu gegründete Firma Jaquier und Securius ein. Er avancierte dort 1888 zum Prokuristen und war von 1901 bis zu seinem Lebensende Mitinhaber. Am 3. November 1912 wurde B. zum unbesoldeten Stadtrat in den Magistrat gewählt. Er führte den Vorsitz der Hochbaudeputation, war Magistratskommissar beim Pfandbriefamt und Dezernent für Elektrizitätsfragen. Für seine Verdienste wurde P. 1919 zum Stadtältesten ernannt.


Paulus, Katharina
* 22. Dezember 1868 in Zellhausen bei Seligenstadt
† 26.Juli l935 in Berlin-Reinickendorf
Ballonfahrerin und Fallschirmspringerin

Inspiriert durch den Luftschiffer Hermann Lattemann unternahm sie im Sommer 1893 ihre erste Ballonfahrt. Nach dem Unfalltod von L. befaßte sich »Käthchen« Paulus mit der Weiterentwicklung eines vollkommenen Rettungsgerätes. Sie galt als Erfinderin des Kompaktfallschirmes. Während des Ersten Weltkrieges fertigte P. in Eigenproduktion ca. 7 000 Fallschirme und Ballonhüllen für das Preußische Kriegsministerium an. Die beiden letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbrachte sie in Berlin-Reinickendorf. Der Senat hat das Grab der ersten deutschen Ballonfahrerin 1971 in die Liste der Ehrengräber aufgenommen (Kirchhof der Dankesgemeinde, Blankestraße).

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Peltzer, Otto
genannt »Otto, der Seltsame«

* 8. März 1900 in Ellernbrook-Drage
† 11. August 1970 in Eutin
Journalist und Sportlehrer

Wegen seiner verschlossenen Art nannte man ihn: »Otto, der Seltsame«. Als Leichtathlet war er in den Laufdisziplinen von 400 bis 1500 Meter erfolgreich. Seit 1922 nahm er regelmäßig an Hallensportfesten im Sportpalast teil. Zwischen 1922 und 1934 errang er 15mal den Titel Deutscher Meister, stellte vier Weltrekorde auf und verbesserte elfmal einen Deutschen Rekord. Am 11. September 1926 besiegte P. im Charlottenburger Stadion den finnischen WunderIäufer Paavo Nurmi (1897-1973) über 1500 Meter in der Weltrekordzeit von 3:51,0 Minuten. Dr. Peltzer startete bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam und 1932 in Los Angeles, ohne jedoch eine Medaille zu gewinnen. 1955 erschien sein biographischer Roman »Umkämpftes Leben«.

Penck, Albrecht
* 25. September 1858 in Reuditz/ Sachsen
† 9. März 1945 in Prag
Geograph

P. studierte in Leipzig und München und wurde 1885 Professor in Wien. Als Nachfolger von Ferdinand Freiherr von Richthofen (1833-1905) lehrte er von 1906 bis 1926 an der Berliner Universität als Ordinarius für Geographie und war zugleich Direktor des Museums für Meereskunde. Er bereiste fast alle Kontinente, untersuchte die Formen der Erdoberfläche und erlangte Bedeutung als Eiszeit- und Gletscherforscher. P. gehörte zu den Anregern einer Weltkarte im Maßstab von 1:1 Million und gab seit 1886 die »Geographischen Abhandlungen« heraus.

Peroni, Adele
* 17. Januar 1813 in Brünn
† 31. Juli 1895 in Berlin
Schauspielerin

Seit 1837 am Königstädtischen Theater im Fach der »ersten Liebhaberin« engagiert, wurde sie von Direktor Friedrich Cerf (1771-1845) im März 1838 aus ihrem Vertrag entlassen, weil sie die Braut des ihm verhaßten Literaten Adolf Glaßbrenner (1810-1876) war. Am Hoftheater in Neustrelitz wurde sie zu einer gefeierten Schauspielerin. Als das Ehepaar Glaßbrenner nach längerer Abwesenheit 1858 nach Berlin zurückkehrte, wirkte sie hier als Schauspiellehrerin. Im Jahre 1875 feierte P. ihr 25jähriges Berufsjubiläum. Aus ihrer Theaterschule gingen bekannte Darstellerinnen hervor, allen voran Marie Seebach (1830-1897), Zerline Würzburg (1835-1892) und Charlotte Wolter (1834-1897).

Perras, Margherita
* 15. Januar 1908 in Saloniki
† 2. Februar 1984 in Zürich
Opernsängerin

Im Berlin der 20er Jahre erhielt die Griechin ihre musikalische und gesangliche Ausbildung und wurde im Alter von 19 Jahren an die Städtische Oper Berlin verpflichtet. 1931 wechselte die junge hoffnungsvolle Sopranistin an die Staatsoper, der sie bis 1935 angehörte. In den Opernpartien als Violetta (La Traviata), Gilda (Rigoletto), Konstanze (Entführung) und Susanna (Figaro) begeisterte sie ihr Publikum. Zur Künstlerin von internationalem Rang erwuchs sie während ihres Engagement an der Wiener Staatsoper (1935-1940) und durch Auftritte in Paris und London. Häufige Gastspiele in Südamerika machten sie auch über Europa hinaus bekannt.

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Perring, Wilhelm
* 2. September 1838 in Amphurth/ Regierungsbezirk Magdeburg
† 24. August 1906 in Berlin
Gärtner

Im Alter von 27 Jahren kam P. nach Berlin und arbeitete zunächst im Botanischen Garten und in einer Orchideengärtnerei. Von 1868 bis 1878 wirkte der zum Obergärtner aufgestiegene P. in Pankow. Dem anschließenden Intermezzo als Inhaber einer Gärtnerei folgte eine vierjährige praktische Tätigkeit an der Universität. 1881 fand er schließlich die Aufgabe, die ihn bis zu seinem Tod ausfüllte. Als Inspektor und technischer Gartenleiter am Botanischen Garten leitete er die Vorbereitungen zur Verlegung der Einrichtung von Schöneberg nach Dahlem. Der Mitherausgeber der »Deutschen Gartenzeitung« (1885) war von 1892 bis 1904 Vorstandsmitglied des »Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den Königlich-preußischen Staaten«.

Pintsch, Richard
* 19. Februar 1840 in Berlin
† 6. September 1919 in Berlin
Fabrikant

Sein Vater Julius Pintsch begründete 1843 in Fürstenwalde bei Berlin eine Werkstatt für Gegenstände des Beleuchtungswesens. Ab 1848 wurden dort Apparate zur Herstellung von Leuchtgas und Gasmesser produziert. P. war seit 1907 Mitinhaber der »Julius Pintsch AG«, in denen u. a. Gasbeleuchtungen (Pintschglas) für Eisenbahnwagen gefertigt wurden. Zum Dr.-Ing. e.h. ernannt, wandte er sich später der Wasserstofftechnik und der Ballonfahrt zu. P. war Ehrenmitglied des »Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes«.

Planck, Erwin
* 12. März 1893 in Berlin
† 23. Januar 1945 in der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee
Militär und Staatsbeamter

Der Sohn des Physikers und Nobelpreisträgers Max Planck (1858-1947) wurde 1914 an der Westfront schwer verwundet und geriet in französische Gefangenschaft. Ab 1923 war P. Verbindungsoffizier zur Reichskanzlei. Später erhielt er dort eine Verwendung als Regierungsrat im zivilen Dienst und avancierte 1932 zum Staatssekretär. Nach der Machtübernahme Hitlers legte er 1933 sein Amt nieder. P. vertrat die Überzeugung: »Die Anwendung unmoralischer Mittel in der Politik rächt sich immer.« Gemeinsam mit seiner Frau gehörte er zu den Aktivisten des 20. Juli. Am 23. Juli 1944 wurde P. verhaftet, im Oktober 1944 zum Tode verurteilt und im Januar 1945 hingerichtet.

Poelchau, Harald Gunther
* 5. Oktober 1903 in Potsdam
† 29. April 1972 in Berlin
Theologe

Der Sohn eines Pfarrers gehörte in seiner Studienzeit zum Kreis der Religiösen Sozialisten um Paul Tillich (1886-1965). Nach dem ersten theologischen Examen legte P. 1928 die Fürsorgeprüfung an der Hochschule für Politik ab. 1931 zum Dr. phil. promoviert und 1932 ordiniert, übernahm er ein Jahr später die Pfarrstelle an der Strafanstalt Berlin-Tegel. Dieses schwere Amt des Miterlebens von Gefangenschaft und Hinrichtungen seiner Freunde aus dem Kreisauer Kreis hat den Gefängnispfarrer über 12 Jahre geprägt. Als Seelsorger hat er vielen deutschen und ausländischen Strafgefangenen Trost und Beistand gegeben. Von 1951 bis 1972 wirkte P. als Sozial- und Industriepfarrer. 1972 wurde ihm die Yad Vashem-Medaille verliehen.

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Pomplun, Kurt
* 29. Juli 1910 in Berlin
† 5. August 1977 in Berlin
Heimatforscher

Sein Lebenswerk war der Erforschung und Verbreitung berlinischer und brandenburgischer Landesgeschichte gewidmet. Als Kenner von Land und Leuten, Sitten und Gebräuchen wurde er 1965 in das Amt für Denkmalpflege berufen. Die Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg und der Verein für die Geschichte Berlins ehrten ihn mit der Fontane-Plakette bzw. der Fidicin-Medaille. Durch Veröffentlichungen (z. B. »Berlins alte Dorfkirchen«), Rundfunksendungen (»Kutte kennt sich aus«) und Beiträge in der »Berliner Morgenpost« wurde P. zu einer festen Institution. 1974 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof in Wilmersdorf.

Pruckmann, Friedrich
* 4. Februar 1562 in Frankfurt an der Oder
† 25. Januar 1630 in Berlin
Jurist

P. besuchte bereits mit acht Jahren die Universität seiner Heimatstadt und promovierte 1584 in Basel zum Dr.jur. Der Befürworter der absoluten Fürstenmacht siedelte 1588 nach Berlin, wo er 1592 zum Hof- und Kammergerichtsrat ernannt wurde. 1604 berief ihn Kurfürst Joachim Friedrich (1598-1608) in das neugeschaffene Geheimratskollegium. Als Vizekanzler (1606-1616) und Kanzler der Kurmark (1616-1630) führte er den Vorsitz im Kammergericht. Er galt als Haupt der reformierten Partei am Hofe und war politischer Berater des Kurfürsten Johann Sigismund (1608-1619).

Pschyrembel, Willibald
* 1. Januar 1901 in Berlin
† 26. November 1987 in Berlin
Arzt

Der Arzt und Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe wurde durch sein Standardwerk »Klinisches Wörterbuch« bekannt. P. promovierte 1924 auf dem Gebiet der Physik und erwarb 1935 unter Ferdinand Sauerbruch (1875-1951) als Doktorvater extern seinen zweiten akademischen Titel. Ab 1937 war er Oberarzt im Städtischen Krankenhaus Neukölln und wurde nach Kriegsende Direktor der Frauenklinik Friedrichshain. 1952 habilitierte er sich bei Walter Stoeckel (1871-1961), einem der größten Geburtshelfer und Gynäkologen seiner Zeit. Er lehrte und forschte an der Humboldt-Universität und war zeitweilig Vorsitzender der Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie. 1947 veröffentlichte P. das Lehrbuch »Praktische Geburtshilfe«.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 5/1997
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