89   Berlin im Detail Ein Grabstein erzählt  
Zitta Übel
»Effi Briest« -
Ein Grabstein erzählt

Die Grabstätte der Elisabeth Baronin von Ardenne, deren Schicksal sich in Fontanes großem Effi-Briest-Roman wiederfindet, ist Teil der Friedhofsführungen auf dem Südwestfriedhof des Berliner Stadtsynodalverbandes in Stahnsdorf (Bl. Trin., Gbl. V, EB 112 a).
     Der Friedhof wurde am 28. März 1909 seiner Bestimmung übergeben. Ursprünglich stand hier ein Kiefernwald, er wurde aufgelockert und bereichert durch verschiedene Douglasienarten, Fichten, Birken, Buchen sowie einen bemerkenswerten Rhododendrenbestand von 15 verschiedenen Arten. Der Friedhof steht unter Denkmalschutz. Er ist nicht nur einer der größten deutschen Friedhöfe, sondern auch einer der bedeutendsten in Berlin. Und zwar in dreifacher Hinsicht: als interessante Waldfriedhofsanlage, als letzte Ruhestätte zahlreicher Berliner Persönlichkeiten und als Standort sehenswerter Beispiele der Grabmalkunst der vergangenen 90 Jahre.
     Ende 1996 wurde die Grabplatte der Elisabeth Baronin von Ardenne von der Familie Ardenne nach Dresden geholt, um einen Platz am Familiengrab auf dem Weißen Hirsch zu finden.

Wenig später jedoch kam sie auf Beschluß des Familienrates wieder zurück, da das Fehlen derselben bei vielen Fontane-Freunden Nachfragen auslöste.
     Einst diente das Schicksal der Baronin und Großmutter des heute 90-jährigen Forschers Manfred von Ardenne dem märkischen Wanderer Fontane (1819-1898) als Vorlage zum Roman »Effi Briest«. Als 1886 der preußische Offizier Armand Leon von Ardenne den Düsseldorfer Amtsrichter Emil Hartwich aus Eifersucht im Duell tödlich verletzte, war dies Ereignis Gesprächsthema des Jahres. In einem Brief vom 21. Februar 1896 schrieb Fontane aus Berlin an seinen Freund Friedrich Spielhagen: »Mir wurde die Geschichte vor etwa 7 Jahren durch meine Freundin und Gönnerin Lessing bei Tisch erzählt. >Wo ist denn jetzt Baron A.?< fragte ich ganz von ungefähr. >Wissen Sie nicht?< Und nun hörte ich, was ich in meinem Roman erzählt.«
     Das reale Leben der Baronin verlief allerdings anders, als das der Effi Briest. 1873 heiratete sie Armand Leon von Ardenne und wurde 1887 geschieden. Lange Zeit wirkte sie als Pflegerin und später Oberin in einer Zehlendorfer Heilanstalt. Die folgenden Worte stehen auf ihrer Grabplatte geschrieben:
     Ardenne, Elisabeth Baronin von, geb. Freiin und Edle von Plotho * 26. 10. 1853 Berlin, † 5. 2. 1952 Lindau am Bodensee.
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 5/1997
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