97   Lexikon   Nächste Seite
Berliner Biographien (O)

Ochs, Siegfried
* 19. April 1858 in Frankfurt am Main
† 5. Februar 1929 in Berlin
Musiker

O. studierte ab 1878 an der Berliner Musikhochschule. 1882 gründete er den »S. Otto'schen Gesangsverein«. Dieser wurde später als »Philharmonischer Chor« bekannt und schließlich als »Hochschulchor« weitergeführt. Am 27. Januar 1900 wurde er Vorstandsmitglied der »Neuen Bachgesellschaft«. Die von ihm mitorganisierten »Deutschen Bachfeste« von 1901 und 1926 in Berlin gehörten zu den repräsentativsten Musikveranstaltungen. Er veröffentlichte im Zeitraum von 1923 bis 1926 sein dreibändiges Werk »Der deutsche Gesangsverein«.

Odemar, Erich
* 6. November 1910 in Berlin
† 19. Juli 1983 in Weißbach am Tegernsee
Schauspieler und Regisseur

Der als Erik Ode bekannte Schauspieler gründete 1928 mit Max Colpet das Kabarett »Anti«. Im Theater am Schiffbauerdamm und am Residenztheater gestaltete er vorwiegend komische Rollen. In der »Katakombe« sang er 1931 u. a. das »Lied von den drei Frauen«. Nach dem Zweiten Weltkrieg war O. Hörspielregisseur beim RIAS, inszenierte 1950 den satirischen Film von Günter Neumann »Herrliche Zeiten« und im RIAS- Hörfunk dessen »Schwarzen Jahrmarkt«. Als Filmregisseur war er besonders

dem Musikfilm verpflichtet. Seit 1968 wurde er als Kommissar Keller in der TV- Kriminalserie »Der Kommissar« populär.

Oelßner, Fred
* 27. Februar 1903 in Leipzig
† 7. November 1977 in Berlin
Ökonom und Politiker

Der Sohn eines sozialdemokratischen Buchbinders wurde 1918 Bezirksleiter der Sozialistischen Proletarierjugend in Halle und arbeitete ab 1921 redaktionell für kommunistische Zeitungen. Von 1926 bis 1932 studierte er in Moskau Gesellschaftswissenschaften und lehrte ab 1935 an der Internationalen Leninschule. Während des Zweiten Weltkrieges war er Leiter der Deutschland- Abteilung des Moskauer Rundfunks. Zurückgekehrt nach Berlin übernahm er Aufgaben im ZK der SED. O. wurde »wegen wiederholter Verletzung der Disziplin« 1958 aus dem Politbüro ausgeschlossen. Danach leitete er bis 1969 das Institut für Wirtschaftswissenschaften an der Deutschen Akademie der Wissenschaften.

Oeser, Rudolf
* 13. Juni 1858 in Coswig/ Anhalt
† 3. Juni 1926 in Berlin
Volkswirt und Politiker

Nach dem Studium der Philosophie und Volkswirtschaft an der Berliner Universität wurde O. Redakteur der »Frankfurter Zeitung« und avancierte zum Direktor der »Ostsee- Zeitung« in Stettin. Er gehörte als Abgeordneter dem Preußischen Landtag von 1902 bis 1924 und dem Deutschen Reichstag von 1907 bis 1912 an. Von 1919 bis 1921 war er preußischer Minister für öffentliche Arbeiten, 1922 Reichsinnenminister im Kabinett Cuno und 1923 Reichs-

SeitenanfangNächste Seite


   98   Lexikon   Vorige SeiteNächste Seite
verkehrsminister in beiden Kabinetten Stresemann. Ab 1924 wirkte O. als Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn. Er verfaßte wirtschaftstheoretische und sozialpolitische Abhandlungen und wohnte in der Wilhelmstraße 79.

Ohlhoff, Elisabeth
* 15. September 1884 in Burg bei Magdeburg
† 28. Mai 1954 in Berlin
Sängerin

Die Konzertsopranistin erhielt ihre Gesangsausbildung bei den Berliner Musikpädagoginnen Valerie von Facius und Edelka Gerster. Nach ersten Erfolgen in Berlin unternahm die in Charlottenburg wohnende Künstlerin Konzertreisen durch ganz Deutschland, nach Holland, England, Belgien und Rußland. Ihre vortreffliche Interpretation von Liedern sowie die Gestaltung von Sopranpartien in Oratorien und religiösen Musikwerken fanden beim begeisterte Publikum große Anerkennung.

Ohser, Erich
* 18. März 1903 in Untergettengrün/ Vogtland
† 5. April 1944 in Berlin
Zeichner und Karikaturist

O. erlernte in Plauen den Beruf eines Schlossers und studierte von 1920 bis 1927 an der Leipziger Akademie für graphische Künste. Er zeichnete für verschiedene Zeitschriften politische Karikaturen. 1929 trat er als Schnellzeichner im Berliner Kabarett »Katakombe« auf. Fünf Jahre später erhielt O. Berufsverbot, veröffentlichte jedoch unter dem Pseudonym e. o. plauen seine Zeichnungen weiter. Besonders bekannt wurde er durch die in der »Berliner Illustrirten Zeitung« erschienenen humoristischen Bildergeschichten »Vater und Sohn«. 1943 we-

gen Äußerungen gegen die NS- Herrschaft verhaftet, wählte er im April 1944 in Moabit den Freitod. Eine Schule in Kreuzberg und eine Straße in Hellersdorf (Ohserring) tragen seinen Namen.

Olbricht, Friedrich
* 4. Oktober 1888 in Leisnig/ Sachsen
† 20. Juni 1944 in Berlin; erschossen
Militär

O. diente im Ersten Weltkrieg als Generalstabsoffizier und von 1926 bis 1931 in der Abteilung »Fremde Heere« im Reichswehrministerium. Im Krieg gegen Polen 1939 führte er die 24. Infanteriedivision und erhielt das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz. Ab 1938 wurde General Olbricht ein bedeutender Mann des militärischen Widerstandes um Generaloberst Beck gegen Hitler. Er war der technische Organisator des Umsturzplanes »Walküre« zur Entmachtung der NSDAP und der nationalsozialistischen Staatsführung. Im Ergebnis des gescheiterten Attentats vom 20. Juli 1944 wurde O. mit drei weiteren Mitverschwörern ohne standrechtliches Urteil im Hof des Bendlerblocks erschossen. Das Land Berlin errichtete ihm ein Ehrengrab auf dem Alten St. Matthäi- Kirchhof im Bezirk Schöneberg.

Olden, Rudolf
* 14. Januar 1885 in Stettin
† 17. September 1940 im Atlantik
Jurist und Journalist

Der Sohn aus einer Schauspielerehe wurde 1924 politischer Redakteur am »Berliner Tageblatt«. Als linksbürgerlicher Journalist entwickelte er sich zum Pazifisten und Gegner des NS- Staates. Der Verfasser einer Stresemann- Biographie war zugelassener Anwalt beim Berliner Kammergericht. Im Straf-

SeitenanfangNächste Seite


   99   Lexikon   Vorige SeiteNächste Seite
prozeß von 1931 verteidigte er Carl von Ossietzky gegen den Vorwurf des angeblichen Verrats militärischer Geheimnisse. Seit 1933 im Exil, wirkte er ab 1936 in England als Sekretär des PEN- Zentrums. O. fand bei der Überfahrt nach Amerika den Tod, als das Schiff infolge eines deutschen Torpedotreffers sank.

Olfers, Marie von
* 27. Dezember 1826 in Berlin
† 8. Januar 1924 in Berlin
Salonière

Die Tochter des Generaldirektors der Königlichen Museen Ignaz von Olfers zählte zu den führenden Mitgliedern des literarischen »Kaffeter«- Ordens und nahm am Leben der Hofgesellschaft teil. In der Märzrevolution 1848 war sie eine entschiedene Royalistin. Seit 1860 veröffentlichte sie selbstillustrierte Kinderbücher und Novellen. In ihrem Salon verkehrten ab 1891/92 jeweils Donnerstags, später zum »Sonntagstee« u. a. die Maler- und Bildhauerfamilie Begas sowie die Dichter Ernst von Wildenbruch, Hugo von Hoffmannsthal und Rainer Maria Rilke. Anläßlich ihres 80. Geburtstages wurde eine »Marie von Olfers Stiftung« zur Förderung und Prämierung von Kinderbüchern ins Leben gerufen.

Oliven, Fritz
* 10. Mai 1874 in Breslau
† 30. Juni 1956 in Porto Alegre (Brasilien)
Jurist und Schriftsteller

Unter dem Pseudonym Rideamus wurde der in Berlin lebende jüdische Rechtsanwalt zu einem Erfolgsschriftsteller. Seine humoristischen Bücher erreichten Höchstauflagen. Als Lyriker, Librettist und Revuedichter arbeitete er mit Oscar Straus, Walter

Kollo und Eduard Künneke zusammen und textete für die großen Haller- Revuen. Aus seiner Feder stammen u. a. die Operette »Der Vetter aus Dingsda« und die Revue »Noch und noch«. Im Jahre 1939 emigrierte er nach Brasilien. 1951 erschien die Autobiographie »Rideamus. Von ihm selber. Die Geschichte eines heiteren Lebens«.

Opitz, Hans-Georg
* 1. Juni 1905 in Johannisthal bei Berlin
† 9. Juli 1941 in Lemberg
Theologe

Nach dem Abitur am Askanischen Gymnasium studierte Opitz Theologie und orientalische Sprachen. Er absolvierte die theologischen Examina und wurde 1931 von Professor Hans Lietzmann als Hilfskraft im kirchengeschichtlichen Seminar der Berliner Theologischen Fakultät eingesetzt. Daneben war er Mitarbeiter in der Kirchenväterkommission der Preußischen Akademie und Herausgeber der Werke des Athanasius. Der habilitierte Privatdozent lehrte im Wintersemester 1933/34 an der Berliner Universität. 1940 zum Professor in Wien ernannt, wurde er kurz danach zum Kriegsdienst einberufen und kehrte von der Ostfront nicht mehr zurück.

Oppenheim, Hermann
* 1. Januar 1858 in Warburg/ Westphalen
† 22. Mai 1919 in Berlin
Arzt

O. studierte in Göttingen, Bonn und Berlin. Nach der Promotion und einer kurzen Assistentenzeit am Maison de Santé wirkte er von 1883 bis 1891 in der Nervenklinik der Charité. 1891 gründete er eine Privatpoliklinik, die bald einen besonderen Ruf als Lehrstätte erlangte und von Ärzten aus der ganzen

SeitenanfangNächste Seite


   100   Lexikon   Vorige SeiteAnfang
Welt besucht wurde. In seinen Forschungen befaßte er sich mit den Neubildungen des Zentralnervensystems. Ferner widmete er sich der multiplen Sklerose. Sein 1894 erschienenes »Lehrbuch der Nervenkrankheiten« galt als Klassiker für das Medizinstudium.

Oppenheim, Meret
* 6. Oktober 1913 in Berlin
† 15. November 1985 in Basel
Malerin und Bildhauerin

Schon in jungen Jahren machte die Künstlerin durch bizarre Zeichnungen auf sich aufmerksam. Sie fühlte sich hingezogen zur Hauptstadt der Avantgarde – Paris, wo sie ab 1932 lebte. Hier entwickelte sie sich zur Surrealistin. In ihren Objekten verfremdete sie Alltagsgegenstände durch Veränderungen des Materials. Berühmt wurde sie durch »Das Frühstück im Pelz«, eine Tasse samt Löffel und Untertasse – mit feinem Pelz überzogen. Für Picasso entwarf sie Kostüme und Masken und arbeitete mit dem Surrealisten Max Ernst zusammen. 1982 erhielt O. den Kunstpreis der Stadt Berlin. Sie wurde 1985 Mitglied der Akademie der Künste und galt als ein Idol der jungen Künstlergeneration.

Ostwald, Otto August Hans
* 31. Juli 1873 in Berlin
† 8. Februar 1940 in Berlin
Schriftsteller

Der gelernte Goldschmied ging drei Jahre auf Wanderschaft. Von diesen Erlebnissen geprägt, schilderte er in seinen Büchern »Vagabunden«, »Rinnsteinsprache«, »Lieder aus dem Rinnstein« das Leben von Landstreichern, Dirnen und Gaunern. Neben Randgruppen und kulturgeschichtlichen Themen be-

schäftigte ihn die Geschichte Berlins. Im Jahre 1911 erschien seine Sammlung »Urberliner Humor. Lustiges aus Alt-Berlin«, die er 1927/28 durch die beiden Bände »Der Urberliner in Witz, Humor und Anekdote« ergänzte. Der »Urberliner« wurde ein Klassiker des Berliner Humors. Bücher über Zille und Liebermann, die von ihm herausgegebene »Kultur und Sittengeschichte Berlins« und »Das galante Berlin« sind heute Zeitdokumente.

Otto, Berthold
* 6. August 1859 in Bienowitz
† 29. Juni 1933 in Berlin
Pädagoge

Nach den Studium der Pädagogik in Kiel und Berlin war er zunächst Hauslehrer und später auch als Redakteur beim Brockhaus- Verlag tätig. 1906 gründete er in Lichterfelde die »Hauslehrerschule«. In dieser Reformschule, die er bis zu seinem Tode leitete, galten die Prinzipien des gemeinsamen Unterrichts von Schülern aller Altersklassen und des Verzichts auf direkte Lehrerführung. Seine Theorie beruhte auf dem natürlichen Bildungstrieb und dem Fragedrang des Kindes. In einer Reihe sozialpädagogischer Schriften hat er seine Vorstellungen von der »Zukunftsschule« erläutert.

SeitenanfangAnfang

© Edition Luisenstadt, 1997
www.luise-berlin.de