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Privatlehrer, anschließend besuchte er das Elisabeth- und das Jesuiten- Kollegium in Breslau. 1757 begann er sein Medizinstudium an der Universität in Frankfurt an der Oder und promovierte 1760 zum Doktor der Philosophie mit einer Abhandlung über das Mineral Granat in Schlesien und Böhmen. In Berlin setzte er seine akademische Entwicklung fort und erwarb 1763 den medizinischen Doktorgrad mit einer botanisch- pharmazeutischen Arbeit über die Bärentraube. Ab dem gleichen Jahr bot er als »ausübender Arzt« eine Sprechstunde an und behielt diese möglicherweise bis 1793 trotz seiner vielfältigen anderen Arbeiten bei, zumindest weist der Berliner Ärztewie auch der Adreßkalender ihn unter den Ärzten aus. Während dieser Tätigkeit entstanden auch einige medizinische Schriften, so ein Leitfaden über Therapie. Da er offensichtlich gut Lateinisch und Französisch beherrschte, übersetzte er die medizinischen Abhandlungen von Johann Theodor Eller (1689–1760) ins Deutsche und gab sie 1764 mit zum Teil langen und eigenständigen ergänzenden Anmerkungen als Buch heraus. Doch vor allem betrieb er weiter seine physikalischen und mineralogischen Studien.

Der Hochschullehrer

Nach dem Ende des dritten Schlesischen Krieges (1763) hatte der preußische König Friedrich II. (1712–1786; Kg. 1740) in seinem

Frank Eberhardt
Begründer der Berliner Bergakademie

Carl Abraham Gerhard (1738–1821)

In der Neuen Grünstraße 27 im Berliner Stadtbezirk Mitte erhebt sich ein dreigeschossiger Putzbau in spätbarocken Formen. Die schlichte Fassade ist vor allem durch den Mittelrisalit (geringer Gebäudevorsprung) belebt und im ersten Obergeschoß mit ovalen Medaillons geschmückt. Keine Gedenktafel an dem Gebäude erinnert daran, daß dieses unter Denkmalschutz stehende Haus bereits 1790 von Carl Abraham Gerhard errichtet wurde, der es bis zu seinem Tode bewohnte. Gerhard war der Gründer der Bergakademie Berlin, Mediziner, Hochschullehrer, Bergbeamter, Naturforscher und Mineraloge, Mitglied der Preußischen wie neun weiterer Akademien und gelehrter Gesellschaften.

Der Mediziner

Carl Abraham Gerhard wurde am 26. Februar 1738 in Lerchenborn bei Liegnitz (Schlesien) als Sohn eines Pfarrers geboren. Seinen ersten Schulunterricht erhielt er durch

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Land mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Durch die Förderung einheimischer Produkte wollte er einen Aufschwung erreichen. Dazu gehörte auch die Nutzbarmachung der einheimischen mineralischen Bodenschätze. Doch Preußen hatte damals großen Mangel an naturwissenschaftlich und technisch gut ausgebildeten Beamten. Insbesondere für das Berg und Hüttenwesen war die Ausbildung spezieller Fachleute erforderlich. Gerhard hielt zwar schon vor Offizieren Vorlesungen in Experimentalphysik und Mechanik, doch das war seiner Ansicht nach nicht ausreichend für die Ausbildung von Bergbeamten. Er schlug deshalb dem König vor, in Berlin eine Bergakademie zu gründen und in dieser die ganze Theorie des Berg- und Hüttenwesens zu lehren. Dafür gab es bereits ein Vorbild, denn wenige Jahre vorher (1766) war in Freiberg/Sachsen eine Bergakademie eröffnet worden, die die gleiche Aufgabe hatte. Die Gründung derartiger Bildungsstätten war ein Erfordernis der Zeit. An den Universitäten wurden damals Naturwissenschaften nur im Rahmen der Medizinerausbildung oder als Anhang der Philosophie behandelt.
     Der König ging auf den Vorschlag ein, der von den zuständigen Behörden unterstützt worden war. Anfang 1770 erhielt Gerhard den Auftrag, »den Plan zu einer vollständigen Berg- Information zu entwerfen und einen Kostenvoranschlag der einmaligen
und laufenden Ausgaben eines besonderen Berginstituts aufzustellen«. (siehe BM 9/92, S. 56) In Berlin sollten wissenschaftlich wie technisch gebildete Beamte zur Verwaltung des Bergwesens, insbesondere auch für die im Krieg erworbenen schlesischen Gebiete, herangezogen werden.
     Bereits am 15. Oktober 1770 begann die Ausbildung an der Bergakademie. Die ersten Vorlesungen waren Physik, Chemie, Mathematik, Mineralogie und Metallurgie. Die beiden letzteren übernahm Gerhard selbst. Ergänzend wurden Forst- und Bauwirtschaft gelesen. Betrachtet man die Komplexität dieser Fächer, so sind bereits die Vorläufer der heutigen Technischen Universität zu erkennen. Seine Vorlesungen gliederte Gerhard in folgende Teile: Struktur der Erde (heute: Geologie); die in der Erde vorkommenden Mineralien (heute: Mineralogie und Lagerstättenkunde); der Bergbau selbst; die Zugutemachung der Erze (heute: Aufbereitung) und die weitere Verarbeitung der zugute gemachten Mineralien (heute: Metallurgie). Dieses Programm umspannte den gesamten Komplex des Wissens über die geologischen, mineralogischen und lagerstättenbildenden Vorgänge in der Erde sowie die bergmännischen und Verhüttungsarbeiten.
     Die Vorlesungen hatten einen illustren Hörerkreis. Unter seinen ersten 22 Hörern befanden sich drei Kriegsräte, zwei Geheimsekretäre, fünf Studenten anderer Universitäten und ein Harzer Oberschmelzer. Es
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waren also im wesentlichen akademisch vorgebildete Hörer, die sich in die neue Einrichtung eintrugen.
     Ab 1774 hatte die Bergakademie ein eigenes Labor, das Gerhard ausgiebig nutzte, um das Verhalten der Erden und Steine im Feuer und ihre Wirkung beim Schmelzen der Erze zu untersuchen. Auf diesem Wege hoffte er, passende Zuschläge für bestimmte Erze zu finden, vielleicht aber auch neue Gläser für die Porzellan- und Glasindustrie zu entdecken. Es ist verständlich, daß bei der Einführung eines »technischen Collegiums in Hinsicht auf die Berg- und Hüttenprodukte« im Jahre 1780 wieder Gerhard als Dozent ausgewählt wurde.
     Da es immer wieder Klagen über den mangelhaften Besuch der Vorlesungen gab, erhielt Gerhard 1782 die Aufsicht über die »Berg- Cadetts und Eleven«. So wurden die älteren und jüngeren Studenten genannt, die sich dem Staatsdienst widmen wollten und deshalb Honorarermäßigung bekamen. Für ihre Ausbildung entwickelte Gerhard detaillierte Pläne. Er forderte vor allem ein Praktikum vor Beginn der theoretischen Ausbildung, wie es an Bergakademien auch heute noch üblich ist. Zur besseren Anschaulichkeit seiner Vorlesungen schlug er weiter die Einrichtung einer Mineraliensammlung vor und überließ seine eigene Sammlung der Bergakademie gegen eine Leibrente von jährlich 200 Talern. Bis 1789 hielt Gerhard an der Berliner Bergakademie
seine Vorlesungen. Diese übernahm dann der Bergassessor und spätere Geheime Oberbergrat Dietrich L. G. Karsten (1768–1810).

Leistungen der Bergakademie

Schon die ersten wissenschaftlichen Leistungen der Hochschullehrer der Berliner Bergakademie dürften für sich sprechen: Gerhards Veröffentlichungen stellten damals den höchsten Stand des technischen und naturwissenschaftlichen Wissens dar, er gab mit dem »Grundriß des Mineralsystems zu Vorlesungen« (1786) den Studenten auch ein Lehrbuch in die Hand. Professor Martin Heinrich Klaproth (1743–1817) entdeckte in den Jahren zwischen 1789 und 1798 die Elemente Uran, Zirkon, Titan und Tellur. Bereits 1770 hatten Gerhard und der ebenfalls an der Bergakademie tätige Oberbaurat Holsche einen Kostenanschlag für den Bau einer Dampfmaschine erarbeitet, obwohl erst seit 1768 die erste von James Watt (1736–1819) erbaute Dampfmaschine zur Wasserhaltung in Bergwerken im Einsatz war. 1783 wurde ein Modell der Dampfmaschine in der Akademie gebaut, Gerhard gab ein Gutachten dazu. Ein weiterer erwähnenswerter Baustein seiner Tätigkeit war die Projektierung des ersten Blitzableiters in Berlin gemeinsam mit dem Akademiemitglied Johann Georg Sulzer (1720–1779) im Jahre 1777.
     Es dürfen aber auch nicht die kritischen

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Stimmen zu der Berliner Bergakademie verschwiegen werden. Alexander von Humboldt (1769–1859) monierte als 23jähriger (er war 1792 in die preußische Bergwerksverwaltung berufen worden), daß es in Berlin eine große Schar »uralter Eleven und Cadets u.s.w. gibt« und daß »Berlin ebenso füglich der Sitz eines Admiralitätsals Bergkollegiums sein könnte«. Humboldt konnte diesen Vergleich zwischen der Berliner Bergakademie und der Freiberger gut ziehen, da er in letzterer studiert hatte und dort auch direkt mit dem Bergbau in Verbindung gekommen war.

Der Bergbeamte

Am 30. Mai 1768 wurde Gerhard zum Bergrat an Stelle des ein Jahr vorher verstorbenen Bergrats Johann Gottlob Lehmann (1719–1767) ernannt. Er erhielt den Auftrag, zur Untersuchung der Gesteinsfolgen nach Schlesien zu fahren, denn auf Grund seiner bisherigen Arbeiten in diesem Gebiet bot er die besten Voraussetzungen dafür. Durch Visitationen und den Entwurf einer neuen Bergordnung sollte er an der Belebung des schlesischen Bergbaus mitwirken. Bei dieser Tätigkeit war er offensichtlich erfolgreich, denn bereits 1771 wurde er mit der Leitung der damaligen Haupt- Bergwerks- und Hüttenkasse beauftragt und zwei Jahre später zum Oberberg- und Baurat ernannt, dem 1779 die Ernennung zum Geheimen

Bergrat folgte. Ab 1782 arbeitete er unter der unmittelbaren Leitung des preußischen Staatsministers und Leiters des Bergwerks- und Hüttendepartements, Friedrich A. Freiherr von Heinitz (1725–1802), und widmete sich ausschließlich der gesamtstaatlichen Bearbeitung dieses Bereiches (Heinitz hatte die Freiberger Bergakademie gegründet und war 1777 vom König nach Berlin gerufen worden).
     Gerhards Ernennung zum Geheimen Oberfinanzrat erfolgte 1786. Seit diesem Jahr war er zudem Mitglied der Finanzdeputation. Das gestattete ihm, sich auch mit übergreifenden Fragen zu beschäftigen (die Finanzdeputation erstattete im Rahmen der Gesetz- Kommission Gutachten über neue Gesetze). So empfahl Gerhard nach der Revolution in Frankreich die in Preußen überfällige Agrarreform, die Umwandlung von Domänen in Bauernhöfe. »Die Cultur der Acker und Wiesen« würde sehr zunehmen, »wenn ein fleißiger Bauer sein Eigentum ... allein besorgt ... der dienstpflichtige Unterthan arbeitet langsam, wenig und schlecht.« (»Abhandlung über die Verwandlung der Domainenämter in Bauerngüter«, 1790/91) Doch diese Vorschläge wurden erst nach dem Zusammenbruch Preußens mit den Stein- Hardenbergschen Reformen umgesetzt.
     In der schwersten Zeit Preußens während der französischen Besetzung wurde 1807 dem bereits 69 Jahre alten Gerhard die Leitung des Berg- und Hüttendepartements
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Carl Abraham Gerhard schlug dem König vor, in Berlin eine Bergakademie zu gründen.

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übertragen. Möglicherweise waren die sehr guten französischen Sprachkenntnisse Gerhards mit dafür ausschlaggebend. Doch schon 1809 wurde das Departement neu organisiert, zahlreiche Veränderungen traten ein. Gerhard wurde 1810 mit einer Pension von 2 000 Talern vom Staat und 600 von der Akademie der Wissenschaften verabschiedet. Der König dankte ihm für die langen treuen Dienste 1811 mit der Verleihung des Roten Adlerordens 3. Klasse, und aus Anlaß seines 50jährigen Amtsantritts wurde er 1818 mit dem Roten Adlerorden 2. Klasse ausgezeichnet.

Der Forscher

Gerhard war sein ganzes Leben in erster Linie Forscher, den aber immer die für die Praxis nützlichen Ergebnisse interessierten. Nach der endgültigen Abwendung von der Medizin publizierte er nur noch über mineralogische und geologische Fragen. Bereits 1773 und 1776 hatte er in zwei Bänden eine der ersten modernen Darstellungen der Mineralogie veröffentlicht, die »Beiträge zur Chymie und Geschichte des Mineralreichs«. Darüber hinaus verfolgte er als engagierter Aufklärer die neueste Literatur und übersetzte die vier Bücher des Franzosen Gabriel Jars (1732–1769), der große Teile Europas bereist hatte und über die Bergwerke, die Hütten- und Metallindustrie und die ersten Dampfma-

schinen in England berichtete. Diese Übersetzungen von Gerhard erschienen 1777 und 1785.
     Sein wichtigstes Werk, der zweibändige »Versuch einer Geschichte des Mineralreichs«, erschien 1781. Die bereits in seinen »Beiträgen ...« erfolgte systematische Einordnung der Mineralien nach der chemischen Zusammensetzung und den äußeren (physikalischen) Kennzeichen wurde hier durch genetische Betrachtungen vervollständigt. Mit dieser Darstellung hat er die Mineralogie für seine Zeit auf ein hohes Niveau gehoben, erreichte allerdings nicht die Konsequenz, mit der Abraham Gottlieb Werner (1749–1817), Lehrer an der Bergakademie Freiberg, etwa gleichzeitig sein System der Mineralien und Gesteine schuf und durch die Theorie des Neptunismus berühmt wurde. (Mit Neptunismus bezeichnete man die Lehre von der Entstehung aller Gesteine aus wässerigen Lösungen.) Gerhard vervollkommnete seine mineralogische Systematik 1797 nochmals mit dem »Grundriß eines neuen Mineralsystems«. Daneben veröffentlichte er eine Vielzahl kleinerer Beiträge.
     Auch nach der Pensionierung konnte Gerhard sein großes Wissen weitergeben. 1814/15 veröffentlichte die Berliner Akademie seine Beobachtungen über die Beteiligung von Gasen bei der Bildung von Mineralien, womit er seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war.
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Das Akademiemitglied

Schon wenige Jahre nach Beendigung seines Studiums richtete Gerhard an König Friedrich II. das Ersuchen, ihn zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu berufen. Er bestand die Prüfung, und am 1. September 1768 erfolgte seine Wahl zum Akademiemitglied. Gerhard trat an die Stelle des ein Jahr vorher verstorbenen Akademiemitgliedes Bergrat Johann Gottlob Lehmann. Die meisten Mitglieder waren damals französischer Herkunft. Gerhard war einer von fünf deutschen Gelehrten an dieser Akademie, und so war seine Ernennung eine beachtenswerte Ausnahme. Adolf von Harnack (1851–1930) sagt dazu in seiner »Geschichte der Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaft zu Berlin«: »Dagegen ist der einzige Deutsche, der gleichzeitig mit ihnen aufgenommen wurde, Carl Abraham Gerhard, einer der hervorragendsten Mineralogen und Geologen seiner Zeit gewesen.«
     Gerhard gehörte der Physikalischen Klasse an und leitete von 1807 bis 1812 deren Geschäfte. In diese schwierige Zeit fallen auch die Reformen an der Akademie. Neben seiner umfangreichen Tätigkeit als verantwortlicher Staatsbeamter mußte Gerhard gemeinsam mit dem damaligen Akademiepräsidenten Jean Castellon (1708–1791) die Geschäfte an der Akademie leiten. Dazu war er offenbar nicht mehr fähig. Adolf von Harnack schrieb dazu: »Gerhard war ... nicht mehr

elastisch genug, um den gespannten Anforderungen der Zeit zu genügen ... Während der Staat kräftiger Männer bedurfte und sie fand, ließ es sich die Akademie gefallen, sich von zwei Greisen der fridericianischen Zeit leiten zu lassen.«
     Die Leistungen Gerhards waren auch über Preußen hinausgedrungen. Die Akademie der Naturforscher »Leopoldina« berief ihn schon 1770, die Bayerische Akademie der Wissenschaften 1783 zum Mitglied. Bei der 1773 gegründeten Gesellschaft naturforschender Freunde war Gerhard Ehrenmitglied. Doch noch bei einer anderen Akademie in Berlin war Gerhard Mitglied, bei der Akademie der bildenden Künste und der mechanischen Wissenschaften, einer Stiftung des Kurfürsten Friedrich III. Seit 1788 gehörte Gerhard dieser Akademie als »Assessor des akademischen Senats« an. Das Reglement sagte dazu in Paragraph 27: »Sollen ordentliche Assessoren des akademischen Senats seyn, welche nicht nur als Künstler oder Dilettanten, sondern zugleich wegen der öffentlichen Aemter, die sie bekleiden, mit der Akademie in einer natürlichen Verbindung stehen, und an den Verhandlungen derselben einen nähern Anteil nehmen, um mit ihr gemeinschaftlich die Verbreitung des guten Geschmacks in Unsern Staaten zu befördern.« Und so wurde Gerhard angeführt »wegen der chinesischen Kunst- Bedürfnisse« (wie auch der Oberbergrat Rosenstiel wegen der Kunst- Bedürfnisse der Porzellan-
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manufaktur). Deutlich wird die Verbindung zu dieser Akademie durch Gerhards Arbeit »Versuch über die Kunst der Alten, zwei Arten von Glas zum Behuf der erhabenen Arbeit aufeinander zu setzen«. Und sicherlich hatte auch sein Vorgesetzter F. A. Heinitz bei der Berufung mitgesprochen, denn er war Kurator dieser Akademie.

Der Vater

Gerhard war zweimal verheiratet. Der ersten Ehe mit der Tochter eines Superintendenten in Drossen entstammten zwei Söhne und zwei Töchter. Die zweite Ehe mit der Witwe des Theologen und Geographen Anton Friedrich Büsching (1724–1793) blieb kinderlos.
     Sein Sohn Johann Carl Ludewig (1768–1835) trat in Vaters Fußstapfen. Er studierte Bergbau an der Berliner (1784) und Freiberger Bergakademie (1786), wurde 1789 als Assessor berufen und 1792 zum Bergrat befördert. Auf Grund seiner vorzüglichen Arbeit wurde er 1806 als Geheimer Oberbergrat mit der Leitung des Magdeburg- Halberstädter Oberbergamtes beauftragt, mußte anschließend die Bergverwaltung des neugegründeten Königreichs Westfalen einrichten, und wurde schließlich 1810 (als Nachfolger seines Vaters!) mit der Leitung des gesamten Preußischen Berg-, Hütten- und Salinenwesens betraut. Er organisierte in den Befreiungskriegen die Umstellung

des Hüttenwesens, so daß das benötigte Artilleriematerial und die dazu gehörige Munition den Truppen geliefert werden konnte. Nach dem Krieg widmete er sich dem Wiederaufbau und Fortschritt des Berg-, Hütten- und Salinenwesens in Preußen, dessen Leitung er bis zu seinem Tod innehatte. Im Gegensatz zum Vater trat er mit wissenschaftlichen Leistungen nicht hervor. Auch er wohnte in dem Haus in der Neuen Grünstraße (damals Haus 22).
     Der Ehe von Johann Carl Ludwig Gerhard entstammten zwei Töchter. Die eine Tochter verheiratete sich mit dem Geologen Heinrich von Dechen, die andere Tochter mit dem preußischen Berghauptmann Karl Freiherr von Oeynhausen. Somit wirkte das Vorbild (und sicherlich auch der Bekanntenkreis) Carl Abraham Gerhards bis zu den Enkelinnen.

Bildquelle:
Besitzer: Berlin, Stadtmuseum Berlin
Fotografie: Stadtmuseum Berlin

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