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Es geschah gestern in Berlin
Januar 1997

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. Januar
Die AOK Berlin hebt den Beitragssatz auf 14,9 Prozent an
. Vorstandschef Rolf Müller teilt mit, daß darin bereits die vorgesehene Absenkung von 0,4 Prozent enthalten ist.
     In der Neujahrsnacht werden 320 Personen durch unsachgemäßen Umgang mit Pyrotechnik verletzt. 287 von ihnen müssen ambulant und 32 stationär behandelt werden.

2. Januar
Berlin erlebt den kältesten 2. Januar seit 1908.
Das Thermometer zeigt in Tegel minus 21 Grad Celsius und in der City minus 14 Grad Celsius.
     Die Polizei rettet zehn auf dem Eis angefrorene Schwäne in der Lieper Bucht an der Havel (Zehlendorf).

3. Januar
Gottfried Forck, Altbischof der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg
, wird auf dem Auferstehungsfriedhof in Berlin- Weißensee beigesetzt. An dem Trauergottesdienst in der St. Marienkirche (Mitte) nahmen rund 1 000 Gläubige teil.

4. Januar
Wohnungslose werden nachts in den Berliner Bahnhöfen Lichtenberg
und Hauptbahnhof aufgrund des eisigen Winterwetters geduldet. Diese Entscheidung des Vorstandes teilt die Sprecherin der Deutschen Bahn AG mit.

Klaus Goldammer vom Olympischen Sportclub gewinnt den 16. Pankower Pfannkuchenlauf über 6,5 Kilometer aus einem Feld von 76 Teilnehmern.

5. Januar
Die Berliner Feuerwehr wurde am Wochenende mehr als 2 500mal
zu kleinen Bränden gerufen, teilt Pressesprecher Andreas Ohlwein mit. Die Zahl der täglichen Kleinfeuer habe sich im Vergleich zu den vergangenen Monaten verdoppelt.
     Die Internationale Rassekatzenausstellung im Ausstellungszentrum am Berliner Fernsehturm geht zu Ende.

6. Januar
Die Berliner Börse gibt bekannt
, daß sie 1996 ihren Umsatz deutlich erhöhen konnte. Der Wertpapiermarkt habe die größte prozentuale Steigerung von allen deutschen Börsen erzielt.

7. Januar
Ein 39jähriger Bosnier kapert
auf dem Flughafen Tegel eine Maschine der österreichischen Fluggesellschaft Austrian Airlines kurz nach ihrem Start.
     Der »Tagesspiegel« zitiert aus einem Untersuchungsbericht des Berliner Ingenieurbüros Tepasse, wonach der Erhalt des Palastes der Republik billiger wäre als der Abriß.

8. Januar
Nach zähen Verhandlungen unterzeichnen
die Arbeitgebervertreter der Metall- und Elektroindustrie und die IG Metall den Tarifabschluß für den Westteil Berlins. Besonderer Streitpunkt war der Erhalt der 100prozentigen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

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9. Januar
Der Leiter des Landesarbeitsamtes Berlin/Brandenburg
, Klaus Clausnitzer, registriert für die Hauptstadt den höchsten Stand an Arbeitslosen seit 1990. Im Westen stieg im Januar 1996 die Rate von 14,3 auf 14,7 und im Osten von 12,9 auf 13,4 Prozent.

10. Januar
Für die Muslime in Berlin
beginnt der Fastenmonat Ramadan. Bis zum 9. Februar ist den 150 000 Anhängern des Islam in Berlin Ländern tagsüber das Essen, Trinken und Rauchen nicht erlaubt.
     Geschäftsleitung und Betriebsrat der eingestellten Berliner Wochenzeitung »Wochenpost« geben bekannt, daß für die gekündigten Mitarbeiter ein Sozialplan vorliegt. Die »Wochenpost« erscheint fortan als Beiblatt der Hamburger Wochenzeitung »Die Woche«.

11. Januar
In der 1. Gewichtheber- Bundesliga Nord
unterliegt der Berliner TSC in heimischer Halle dem Aufsteiger TSV 1860 Stralsund mit 745,5:799,7 Punkten.
     Am Morgen zerstört ein Feuer die traditionsreiche Ausflugsgaststätte »Marienlust« am Langen See (Köpenick) bis auf die Grundmauern.

12. Januar
In Berlin wird ein Vertrag unterzeichnet
, der die Übernahme des Walter- Felsenstein- Archivs in die Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin- Brandenburg regelt.
     Seit den frühen Morgenstunden gehen tausende Berliner nach Friedrichsfelde, um Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs zu gedenken.
     Anläßlich des 70. Geburtstages des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, geben Bundesregierung und Bundespräsident im Schloß Bellevue einen Empfang.

13. Januar
Mit ganztägigem Tauwetter geht die längste Frostperiode
, die Berlin in diesem Jahrhundert erlebt hat, zu Ende. Die Temperatur sank während der 23 Frosttage teilweise bis auf minus 20 Grad Celsius.
     Anläßlich des 200. Todestages der Königin Elisabeth Christine von Preußen findet in der Pankower Kirche »Zu den Vier Evangelisten« eine Festveranstaltung statt. Die »ungeliebte« Gemahlin Friedrichs II. wohnte im Schloß Niederschönhausen.

14. Januar
Die »Berliner Zeitung« informiert
, daß der Treuhandanstalt mit der Privatisierung der Ostberliner Wärmeanlagenbau Berlin GmbH ein Schaden bis zu 240 Millionen DM entstanden ist.
     Die Mehrheit der Delegierten des Berliner SPD- Landesparteitages stimmt dem geplanten Verkauf der vom Land gehalteten 50,8 Prozent Anteile am Energieversorgungsunternehmen Bewag zu.

15. Januar
Die Wahl eines neuen Präsidenten der Technischen Universität
Berlin scheitert an einer ungültigen Stimme. Beim ersten Wahlgang im 61köpfigen Konzil entfielen auf beide Bewerber je 30 Stimmen. 31 Stimmen wären für die Wahl nötig.

16. Januar
Der amerikanisch- chinesische Stararchitekt Ieoh Ming Pei
präsentiert dem Bundeskanzler seinen Entwurf für den Erweiterungsbau des Zeughauses.
     Die neue Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin- Brandenburg konstituiert sich. Präses Helmut Reihlen schied nach 18jähriger Amtszeit aus. Nachfolgerin wurde die 60jährige Anneliese Kaminski.

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17. Januar
Die Unterhaltungsunternehmen Ufa und CLT schließen
einen Fusionsvertrag, wobei der neue Konzern die Bezeichnung CLT-Ufa erhält. Ziel ist es, mit 19 Fernseh- und 23 Radiostationen in Europa das größte »Entertainment- Unternehmen« des Kontinents zu werden.
     Die Berlin Capitals gewinnen das Lokalderby in der Deutschen Eishockey- Liga gegen die Berliner Eisbären mit 4:3.

18. Januar
Der 52jährige Verwaltungsrichter Volker Seipp
wird in seinem Auto auf dem zugefrorenen Hermsdorfer See (Reinickendorf) ermordet aufgefunden. Nach Streit mit seiner Adoptivtocher war er vermutlich von deren Freund niedergeschlagen und erdrosselt worden.
     Michael Hönemann fährt auf der Trabrennbahn Karlshorst den achtjährigen Hengst Gigolo Sund überraschend zum Sieg vor dem von Ulrich Schnieder gesteuerten Favoriten Leaf Olympic.

19. Januar
Thyssen- Chef Eckhard Rohkamm
, dessen Unternehmen das Milliardenprojekt Transrapid zwischen Berlin und Hamburg koordiniert, äußert Bedenken an der Realisierung des Vorhabens.
     Unbekannte legen in den Morgenstunden vor dem Büro des PDS- Bundestagsabgeordneten Hanns-Peter Hartmann in Treptow Feuer. Vor dem ebenerdigen Fenster der Büroräume wurden Zeitungen und Müll »in geringen Mengen« in Brand gesetzt, sagte ein Polizeisprecher.

20. Januar
Die FDP-nahe Friedrich- Naumann- Stiftung eröffnet
zusammen mit der Cartoonfabrik Köpenick eine Ausstellung mit 110 Blättern zum Thema »Verregelt- verwaltet- vernormt- versteuert- verachtet«, die sich gegen sinkende Freiheit richtet.

Der Berliner Senat vereinbart mit dem Energieversorger Bewag, daß dieser bis zum Jahr 2 000 die Entwicklung und Markteinführung neuer Energietechnologien, vor allem der Photovoltaik, mit insgesamt 40 Millionen Mark fördern soll.

21. Januar
Im Edinburgh House am Theodor- Heuss- Platz 5 (Charlottenburg)
wird das internationale Studienzentrum Berlin eröffnet. Wo früher die britischen Streitkräfte ihre Offiziere unterbrachten, residieren nun Studenten aus den Ländern der ehemaligen Alliierten.

22. Januar
Das Londoner Kammerorchester
»Academy of St. Martininthe- Fields«, das in Europa einen Spitzenplatz einnimmt, gibt im Schauspielhaus ein Gastspiel.
     Die »Preußische Gesellschaft Berlin- Brandenburg« plädiert dafür, das Reiterstandbild von Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, wieder an seinen ursprünglichen Standort auf der Rathausbrücke (Mitte) umzusetzen.

23. Januar
Bei der Vorstellung des archäologischen Jahrbuches beklagt
der Berliner Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte Wilfried Mengheim die mangelnde Bereitschaft zur Sicherung der Hinterlassenschaften unserer Vorfahren.
     Mit dem Start zum 86. Berliner Sechstage- Rennen feiern 10 000 Zuschauer zugleich die Premiere des nach dreieinhalb Jahren fertiggestellten Velodroms an der Landsberger Allee. 18 Paare aus neun Ländern nahmen auf dem 250-m- Holzoval das Rennen auf.

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24. Januar
Der Sprecher der CDU- Mittelstandsvereinigung,
Hartmut Büttner, fordert in Berlin, die neuen Bundesländer (einschließlich Ost-Berlin) weiter zu fördern. Steuerrechtlich motivierte, aber strukturell unsinnige Abschreibungsprojekte sollten verhindert werden.

25. Januar
Die BVG stellt am Pariser Platz
die neue Generation von Mercedes- Gelenkbussen vor und lädt die Interessierten zu einer Probefahrt ein. 60 der mit Klimaanlagen ausgestatteten Busse werden in Dienst gestellt.

26. Januar
Die Berliner Schauspielerin Corinna Harfouch
erhält den Gertrud- Eysoldt- Ring 1996. Die Auszeichnung wurde ihr in Bensheim (Odenwald) vom Präsidenten der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, Dr. Günther Rühle, überreicht.

27. Januar
Die 45jährige Flußpferdoma »Bulette«,
Tochter des bekanntesten Berliner Flußpferdes »Knautschke«, nimmt nach längerer Krankheit (Gelenkschmerzen) und nach Entfernung eines Abszesses wieder Nahrung zu sich.
     In den drei InterConti Hotels »Schweizerhof«, »Forum- Hotel« und »InterConti Berlin« wird das Brandenburg- Gourmet- Jahr offiziell eröffnet. Für diese Hotels sollen künftig Gemüse und Fleisch direkt von brandenburgischen Produzenten bezogen werden.

28. Januar
Am Gleisdreieck (Kreuzberg)
beginnen die Unterspülungs- und Absaugarbeiten, um den oberirdisch gebauten, fertig betonierten Abschnitt des künftigen Tiergartentunnels, einen 25 000 Tonnen schweren Betonkasten, abzusenken.
     Der Geraer Olaf Ludwig und der Däne Jens Veggerby gewinnen im Velodrom an der Landsberger Allee das 86. Berliner Sechstage- Rennen vor Adriano Baffi und Marco Villa (Italien). Der 36jährige Ludwig fuhr sein letztes Rennen in Deutschland.

29. Januar
Ein Taxifahrer fährt kurz vor 1.00 Uhr
auf ein in der Busspur stehendes Polizeifahrzeug in der Karl- Liebknecht- Straße (Mitte). Drei Polizeibeamte wurden verletzt.

30. Januar
Das Orchester der Komischen Oper
bringt unter der Leitung von Yakov Kreizberg die 6. Sinfonie von Schostakowitsch, das Klarinettenkonzert von Berthold Goldschmidt und Mussorgskis »Bilder einer Ausstellung« an der Komischen Oper zur Aufführung.

31. Januar
Der »Aktionspolitologe« Dieter Kunzelmann
wird zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Er hatte im Gerichtssaal ein Ei auf dem Kopf des Regierenden Bürgermeisters zerschlagen. Bereits vor einem Jahr hatte er ein Ei auf Diepgens Wagen geworfen.
     Die Hamburgische Landesbank stundet dem Berliner Senat das abgelaufene Wuhlepark- Darlehen um weitere drei Monate. Der Dortmunder Bauunternehmer Albrecht hatte das Grundstück mit 12 Millionen Mark Kredit belastet, das Geld jedoch nicht in das Parkprojekt investiert.

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