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Peter Süssmilch (1707–1767), später als einer der beiden Pröpste von Berlin an der St.-Petri- Kirche 2) in Cölln tätig, veröffentlichte 1741 als Feldprediger das erste grundlegende Werk der angewandten Statistik in Deutschland, die »Göttliche Ordnung«. 3) Der in Deutschland geschaffene Begriff »Statistik« war damals noch weitgehend unbekannt, man zählte dieses Gebiet nach dem Vorbild der Engländer zur »politischen Arithmetik«. Es wurde anfangs hauptsächlich von den Klerikern gepflegt.
     Während der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm I. (der Soldatenkönig) und Friedrich II. (der Große) sich auch als Kirchenoberhaupt sehr intensiv um Statistiken gekümmert hatten, wurde in der Folgezeit manches nicht mehr so ernst genommen. Die Ausarbeitungen eines Theologen namens Leopold Krug regten schließlich den Freiherrn vom Stein (1757–1831) an, eine eigenständige statistische Institution zu schaffen mit dem Auftrag, verläßliche Ergebnisse aus allem, was an Verwaltungsvorgängen statistisch zu bearbeiten war, dem Staat und der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Freiherr vom Stein schrieb allerdings am 7. Mai 1805, daß diese noch zu schaffende Statistik- Institution den Staat nichts kosten solle, man brauche nur überflüssige Beamte von anderer Stelle dafür zu verwenden. »Es existiert bereits bei dem Akzisedepartement eine Buchhalterei von sieben gesunden Kalkulatoren und zwei
Eckart Elsner
Statistiken über Berlin

Kurzer Abriß der Geschichte einer Berliner Institution

Berlin ist die erste deutsche Stadt, in der ein Statistisches Amt für Zwecke der Stadt eingerichtet wurde. Das war vor 145 Jahren, 1852. Die Geschichte der Statistik in Berlin ist weit älter als die der entsprechenden amtlichen Institutionen für Berlin. Es geht hier um die Statistik für Berlin, nicht die der Mark, Preußens, des Deutschen Reiches, der DDR oder der Bundesrepublik Deutschland1), die ebenfalls in Berlin ihre Spuren hinterlassen haben. Ein rein städtestatistisches Amt gibt es in Berlin allerdings erst seit 135 Jahren. Wie es dazu kam und wie es dann weiterging, soll im folgenden ganz knapp geschildert werden.
     In Berlin und der Mark Brandenburg war Statistik zunächst Angelegenheit einzelner Mitarbeiter der Kirche. Mit der Visitations- und Konsistorialordnung des Großen Kurfürsten von 1673 war den Märkern erstmals vorgeschrieben worden, Kirchenbücher zu führen. Damit war die wichtigste Grundlage geschaffen, um Statistiken erstellen zu können. Ein Berliner Pfarrer, Johann

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Invaliden, davon der eine 73 Jahre alt und vom Schlag gerührt, der andere an den Folgen des Branntweintrinkens bald sterben wird; diese beiden Subjekte haben ein Gehalt von 1 750 Talern.« 4) Am 28. Mai 1805 war dann das erste statistische Amt eines deutschen Staates, das neunköpfige Königlich Preußische Statistische Bureau, durch Kabinettsbeschluß als selbständige Verwaltungseinheit in Berlin geschaffen worden.
     Ein angesichts der personellen Ausstattung zugegebenermaßen zunächst nicht sehr festes Fundament für eine staatliche Statistikbehörde war damit geschaffen.
     Ab 1810 gab es regelmäßige Auszählungen der Register (1822 bis 1867 alle drei Jahre) der Berliner Zivilbevölkerung (Bevölkerungsbestand), und ab 1838 führte das Polizeipräsidium auch eine regelmäßige Erfassung der Veränderungen der von den Polizeirevieren ermittelten Bevölkerungszahlen (Bevölkerungsbewegung) ein. 5) Wegen der Fortschreibungsprobleme wurde 1843 eine Zählung notwendig, bei der versuchsweise – und entgegen der Auffassung maßgebender Leute im Polizeipräsidium – im Streben nach Bürgerbeteiligung und Mitbestimmung im Vorfeld von 1848 schon erste ehrenamtlich tätige Zähler durchgesetzt wurden. Die Gegner dieses Vorgehens meinten, es sei »in allen Ständen des Publikums die größte Unwillfährigkeit« zu erwarten, außerdem sei eine wirkliche Zählung von Haus zu Haus und von Person
zu Person völlig unausführbar. 6) Damals ergab sich eine Zahl von 350 000 Einwohnern für Berlin, das zunächst noch kein eigenes Amt hatte.
     1852 wurde dieses dann eingerichtet, aber nicht beim Magistrat, sondern beim »Königlichen Polizei- Präsidio zu Berlin«. Zwar hatte damit erstmals eine deutsche Stadt ein »Statistisches Bureau« für ihre Zwecke, das erste Berliner Jahrbuch ist aber folgerichtig dem Berliner Polizeipräsidenten von Hinckeldey gewidmet, der nicht dem Bürgermeister unterstand und sich 1848 im Sinne des Königs besonders hervorgetan hatte. Zehn Jahre später, am 8. Februar 1862, gelang es schließlich doch, eine im Interesse der Wahrheitsfindung von der Polizei unabhängige selbständige statistische Behörde für Berlin einzurichten 7), der viele ähnliche Gründungen in anderen Städten folgten und auf die das Statistische Landesamt Berlin seine Tradition zurückführt. Zusammen mit den Ämtern von Wien und Rom (beide 1862 gegründet) ist die Dienststelle in Berlin das älteste städtestatistische Amt überhaupt.
     Viele Berliner von Rang und Namen wirkten seither zugunsten einer leistungsfähigen Statistik: Der Sanitätsrat Salomon Neumann (1819–1908) hatte als Stadtverordneter viel zur Gründung des Amtes beigetragen. Er und andere setzten mit der »Berliner Reform« 1861 neue Maßstäbe im Volkszählungswesen, es gab eine neue Berliner Regionalgliederung für die Statistik, und das
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Zählgeschäft wurde neu organisiert (Selbstausfüllen der Bogen, Zähler nicht aus den Reihen des Militärs oder der Polizei).
     Das veranlaßte den ebenfalls 1863 in Berlin tagenden 5. Internationalen Statistischen Congress, durch Beschluß zu empfehlen, dem Berliner Beispiel andernorts zu folgen. Im Grunde beruht die Organisation aller modernen Großzählungen heute noch auf der damals durchgesetzten Reform. 8)
     Die Liste wichtiger statistischer Beiträge aus Berlin ist auch ansonsten recht lang: Das 1868 vom Leiter des Städtischen Statistischen Bureaus Hermann Schwabe (1830–1874) aufgestellte Schwabesche Gesetz 9) über den mit steigendem Einkommen zurückgehenden Anteil der Ausgaben für die Miete gilt heute noch, ebenso das von Engel in Analogie dazu aufgestellte Engelsche Gesetz, wonach mit wachsendem Einkommen der Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel zurückgeht. Ernst Engel (1821–1896), von 1860 bis 1882 als preußischer Statistiker in Berlin tätig, berechnete wie Le Play in Frankreich Indizes zur Untersuchung der Auswirkungen von Preissteigerungen auf die Lebenshaltungskosten armer Familien in den Städten. Heute spricht man vom Schwabe- Engelschen Gesetz. Der Schöpfer der 1864 aufgestellten und heute am meisten verbreiteten Indexberechnungsmethode, z. B. die der Preisindizes, der Deutsche hugenottischer Abstammung Etienne Laspeyres (1834–1913), veröffentlichte eben-
falls Artikel im Berliner Städtischen Jahrbuch. Hermann Paasche (1851–1925), der 1874 einen nach ihm benannten, nicht weniger bekannten Index schuf, war Professor an der Technischen Hochschule Charlottenburg, der heutigen TU Berlin, und Reichstagsvizepräsident. Das 1864 in Berlin erstmals von Carl Becker (1823–1896) 10) verwendete Beckersche Schema zur Darstellung von Bevölkerungsvorgängen ist neben dem von Lexis (Straßburg, 1875) noch heute gebräuchlich. Johannes Rahts (1854–1933), Mathematiker, Astronom und als Statistiker dann Direktor des 1897 gegründeten Statistischen Amtes der damals selbständigen Stadt Charlottenburg, lieferte das Rahtssche Verfahren, das neben dem von Zeuner und Farr auch jetzt noch bei der Berechnung von Sterbetafeln eingesetzt wird. Richard Böckh (1824–1907), Leiter des Städtischen Amtes für Statistik in Berlin sowie Ehrendoktor der Universität Tübingen und Professor der Berliner Universität, trug mit seinen vielen statistischen Betrachtungen nennenswert zur Entwicklung dieses Wissenschaftszweiges bei. Böckh hat mit seinen Sterblichkeitsberechnungen die Mortalitätstafeln des englischen Astronomen und Statistikers Halley überwunden und z. B. mit einer Untersuchung der Volkssprache nach dem Krieg 1870/71 an der Festlegung der Grenze Elsaß- Lothringens mitgewirkt. Außerdem war er – obwohl aus der staatlichen Statistik hervorgegangen
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   20   Probleme/Projekte/Prozesse Geschichte der Berliner Statistik  Vorige SeiteNächste Seite
– kämpferischer Städtestatistiker: Er trat für eine leistungsfähige Städtestatistik ein, förderte den organisatorischen Zusammenschluß der deutschen städtestatistischen Ämter und widersprach der Ansicht, daß eine staatliche Statistik die allein mögliche sei. Er führte am 6. Oktober 1879 auch den Vorsitz der ersten Tagung der Deutschen Städtestatistiker, aus der sich 1903 der Verband Deutscher Städtestatistiker entwickelte, dessen erster Vorsitzender er wurde.
     Alle bekannteren Berliner Statistiker hier aufzuzählen ist nicht möglich. Erwähnt seien noch der Vorsitzende des Verbandes deutscher Städtestatistiker von 1924 bis 1928, der Berliner Amtsleiter Oskar Büchner (1879–1943), Mitglied des Statistischen Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft und des Zentralamtes für gemeindliche Statistik des deutschen Gemeindetages, Vorstandsmitglied der Deutschen Statistischen Gesellschaft, Ehrenmitglied der Ungarischen Statistischen Gesellschaft und der Mexikanischen Gesellschaft für Geographie und Statistik, sowie Richard von Mises (1883–1953), 1920 bis 1933 Professor an der Berliner Universität, der als einer der bedeutenden Wahrscheinlichkeitstheoretiker unseres Jahrhunderts gilt und wesentliche Beiträge zur Stichprobendiskussion lieferte. Robert René Kuczynski (1876–1947) war der Leiter des Statistischen Amtes der Stadt Schöneberg und ein kämpferischer Befürworter Groß-Berlins, später als
Professor an der London School of Economics ein weltweit bekannter Demograph.
     In Berlin hat die Nutzung fortschrittlicher Techniken Tradition. 1910 wurde hier die Firma DEHOMAG gegründet (heute IBM- Deutschland) zum Erwerb der Patente und Vertrieb der Hollerithschen Zählmaschinen11) für die damalige Volkszählung, bei der sie erstmals in Deutschland eingesetzt wurden. Seitdem spielt die Technik in der Berliner Statistik eine große Rolle. 1920 wurde endlich Groß-Berlin geschaffen und die statistischen Ämter der Bezirke in ein Gesamt- Berliner Amt integriert. Die letzte, verhältnismäßig neutrale Großzählung vor dem Zweiten Weltkrieg war die von 1933, danach vollzog sich in allen Bereichen der Verwaltung die Gleichschaltung und der Niedergang statistischer Grundprinzipien unter den Nationalsozialisten. Auch die amtliche Statistik in Berlin spielte während des Dritten Reiches leider eine wenig rühmliche Rolle. Der Staat hatte sich bis 1945 selbst die Grundlage jeglicher statistischer Arbeit entzogen, das Vertrauen der Bevölkerung war weitgehend verspielt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm das Amt am 19. Mai 1945 mit 21 Mitarbeitern in der damaligen Kaiser- Wilhelm- Straße (spätere Liebknechtstraße) den Dienstbetrieb wieder auf. Seine erste Aufgabe war die Ermittlung der Einwohnerzahl anhand der ausgegebenen Brot- und Lebensmittelkarten. Es zeigte sich, daß Groß-Berlin, das 1942 noch 4,5 Mil-
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lionen Einwohner gehabt hatte, im Mai 1945 nur noch eine Zahl von 2 560 000 Personen aufweisen konnte. Am 12. August 1945 gab es in Berlin eine Volks-, Berufs- und Arbeitsstättenzählung (2 807 000 Einwohner) und am 13. April 1946 eine Wohnungszählung.
     In ganz Deutschland wurde am 29. Oktober 1946 eine Volkszählung durchgeführt, die für Berlin schon wieder 3 180 000 Einwohner ergab. Im Januar 1947 erschien das erste Heft der Monatsschrift »Berliner Statistik«. Darin wurden Fragen, wie die Anzahl der noch zurückerwarteten Evakuierten und Kriegsgefangenen, der Verlust an Wohnungen und Wohnräumen durch den Krieg, die Zahl der Hungertodesfälle, die der Erfrorenen im Winter 1946/47 und ähnliche Themen behandelt, die uns heute die Nöte der damaligen Zeit noch deutlich vor Augen führen.
     Nach den folgenschweren politischen Ereignissen am 30. November 1948, die zur Spaltung der Stadt führten, setzte sich der größte Teil der Angehörigen des Amtes in den Westteil Berlins ab, um hier die statistischen Arbeiten ohne politischen Druck fortzuführen. Erste Aufgabe war die Durchführung freier Berliner Wahlen. Aus dem Nebeneinander zweier Ämter gleichen Namens ergaben sich anfangs eine Reihe von Schwierigkeiten. Die seit dem 1. April 1951 im Westteil der Stadt tätige Behörde bekam den Namen »Statistisches Landesamt Berlin«. Sie führte die anfangs im Ostteil der
Stadt gefertigte Monatsschrift »Berliner Statistik« im Westen weiter, ebenso die Reihe der Statistischen Jahrbücher für Berlin. Das Ostberliner Amt wurde aufgelöst. Die Mitarbeiter, die anfangs noch einige Zeit in freundschaftlichem Briefkontakt mit den Kollegen im Westen standen, wurden in die zentralisierte Statistik überführt, die dann »Staatliche Zentralverwaltung für Statistik der DDR« (SZS) hieß und eine für die Plankontrolle wichtige Funktion bekam. Da es für die »Hauptstadt der DDR« kein Statistisches Jahrbuch gab, wurden Zahlen für Ost-Berlin, soweit sie überhaupt zu beschaffen waren, in einem farblich abgesetzten Teil des Westberliner Jahrbuchs veröffentlicht. Im SZS wurden wichtige Ergebnisse der statistischen Arbeit in schweren Tresoren aufbewahrt, die jeden Abend zusätzlich zu versiegeln waren und in Zimmern standen, deren Türen abends ebenfalls versiegelt werden mußten. Offizielle Kontakte zwischen den Statistikern im Ostteil und im Westteil der Stadt waren bis zur politischen Wende nicht mehr möglich.
     Widerstände gegen Volkszählungen hatte es im Prinzip zu allen Zeiten gegeben, nicht aber in der DDR. Der Widerstand in Westdeutschland und vor allem in West-Berlin gegen die für 1981 zunächst geplante Zählung hatte dagegen einen ganz besonderen Charakter. Eine demokratisch erzogene Generation war herangewachsen, sie stand staatlichen Maßnahmen sehr kritisch gegen-
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   22   Probleme/Projekte/Prozesse Geschichte der Berliner Statistik  Vorige SeiteNächste Seite
über. Die ersten Gegenreaktionen erwuchsen zunächst eher aus den finanziellen Problemen der Länder und Städte, das vom Bundestag mit großer Mehrheit verabschiedete Zählungsgesetz scheiterte vor allem deshalb zunächst im Bundesrat. Nach Verabschiedung des neuen Gesetzes für die dann für 1983 geplante Zählung gab es in West-Berlin besonders starke Widerstände. Die Westseite der Mauer auf dem Territorium der DDR wurde von den Zählungsgegnern unter den Augen der westlichen Polizei in aller Ruhe mit den Fragebogen tapeziert. Schließlich brachte ein aufsehenerregendes Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts auch diesen Zählungsansatz zu Fall. 1987 konnte nach 17 zählungslosen Jahren endlich wieder eine Volkszählung durchgeführt werden, wenn auch gegen größere Widerstände vor allem im Bezirk Kreuzberg. Doch schon 1989 kam die Wende und 1990 die deutsche Wiedervereinigung mit einem großen Gesamtberliner Datenbedarf.
     Nach der Wende hatte es schnell Kontakte zwischen der Statistik im Ostteil und der im Westteil gegeben. Es kam zu einer sehr engen Kooperation der Ämter, zunächst bei der Durchführung freier Wahlen. So wurde die erste DDR-Wahl nach der Wende rechentechnisch vollkommen im (damals noch westlichen) Statistischen Landesamt Berlin abgewickelt. Schon 1990 erschien ein in einer Kraftanstrengung erstelltes statistisches Taschenbuch mit Zahlen aller Berliner
Bezirke in Ost und West. Mit der deutschen Einigung wurden 114 Ostberliner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemäß Einigungsvertrag aus dem Ostberliner Amt in das nun für ganz Berlin zuständige Statistische Landesamt Berlin übernommen, das am Alexanderplatz eine Zweigstelle eröffnete. Später mußten sieben der damaligen Kollegen entlassen werden, weil sich herausstellte, daß sie für den Öffentlichen Dienst unter freiheitlich- demokratischer Grundordnung nicht geeignet waren.
     Das Dienstgebäude des Statistischen Landesamtes befand sich vor der Einigung am Fehrbelliner Platz, nach der Einigung kam die Zweigstelle am für Informationsnachfrager und Zahlenlieferanten günstig gelegenen angestammten Platz des städtischen statistischen Amtes (Alex) hinzu. Da man aber für die Gebäude der Bezirksstelle der Staatssicherheit in Berlin- Friedrichsfelde keine andere Verwendung fand, mußte das Statistische Landesamt in dessen Gebäude neben dem Tierpark umziehen, die Dienstgebäude am Alexanderplatz und am Fehrbelliner Platz wurden einer anderen Verwendung zugeführt.
     Das Statistische Landesamt Berlin ist das einzige Statistische Amt eines Bundeslandes mit einer aus Ost und West gemischten Mannschaft. Kein anderes Landesamt muß auf absehbare Zeit getrennte Aufbereitungen für einen Ostteil und einen Westteil liefern. 12) Mit einer einzigartigen Anstren-
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   23   Probleme/Projekte/Prozesse Geschichte der Berliner Statistik  Vorige SeiteAnfang
gung hat es Vereinigungsprobleme verschiedenster Art, Umzug, Volksabstimmung usw., gelöst. Mehr denn je ist es ein gefragter Dienstleistungsbetrieb, den jeder in Anspruch nehmen kann (Zentrale Information und Beratung in statistischen Fragen: Tel. 51 61 34 34). Bis heute ist es eine der Maximen geblieben, anwenderfreundlich den Zugriff auf die von so vielen benötigten Daten unter Wahrung des Datenschutzes mit moderner Technik möglich zu machen. Dies gilt sowohl für den privaten Anwender, für Bürgerinitiativen, Mitarbeiter der Verwaltungsdienststellen, Wissenschaftler, Geschäftsleute und Firmen.
     In einer Zeit atemberaubend raschen technischen Wandels auf dem Gebiet der Informationsversorgung bemüht sich das »StaLa«, seinen Kunden zusammen mit den Statistischen Ämtern des Bundes, der anderen Länder und der Gemeinden, den Berlinern eine moderne statistische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen und diese immer noch leistungsfähiger zu machen, denn: »Statistik informiert. Alle!«

Quellen und Anmerkungen:
1     Preußen errichtete 1805 das erste statistische Amt eines deutschen Flächenstaats in Berlin (von Hitler aufgelöst), mit der Reichsgründung kam das Statistische Reichsamt in die Stadt, die Staatliche Zentralverwaltung für Statistik der DDR hatte hier ihren Sitz und das Statistische Bundesamt hat hier eine Zweigstelle.

2     Ruine von der DDR 1967 gesprengt, heute Parkplatz an der Gertraudenbrücke vor dem ehemaligen Bauministerium der DDR.
3     J. P. Süßmilch: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben erwiesen; Berlin, 1741, Nachdruck Berlin 1977 (Faksimile- Ausgabe)
4     M. Lehmann: Freiherr vom Stein, Leipzig 1921, S. 104
5     Durch die Trennung von Kirche und Staat war Statistik also zunächst zu einer Aufgabe der Polizei geworden, die damals viele Verwaltungsaufgaben hatte.
6     Die Berliner Volks- Zählung vom 3. December 1861: Bericht der städtischen Central- Commission für die Volks- Zählung über die Mitwirkung der Commune an der Zähler- Ausführung und deren Resultate, 1. Teil, Berlin 1863, S. 9; Fußnote
7     100 Jahre Berliner Statistik, 1862 – 8. Februar 1962, Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Berliner Statistischen Amtes, Berlin 1962, S. 26
8     Ebenda, S. 24
9     Gemeinde- Kalender und städtisches Jahrbuch für 1868, Berlin 1869, S. 264 ff.
10     Kleine Chronik des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden 1956
11     C. J. Magnus: Aus einem Bericht über die Volkszählung 1910, In: »Berliner Statistik« – Monatsschrift, 1950, Heft 7, S. 161
12     Wunsch der Europäischen Union nach getrennten Ergebnissen für Ost- und Westdeutschland, um den Angleichungsprozeß verfolgen zu können
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