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Berliner Biographien (M)
Mackeben, Theo
M. war ab 1925 als Dirigent und Kapellmeister an verschiedenen Berliner Bühnen tätig. Von seinen über 50 Operetten-, Film- und Unterhaltungsmusiken wurden viele zu Evergreens, z. B. »So oder so ist das Leben« und »Komm auf die Schaukel, Luise«. Im Jahre 1928 dirigierte er die Premiere der »Dreigroschenoper« von Brecht/Weill im Theater am Schiffbauerdamm. 1931 fand die Uraufführung seiner Bearbeitung der Millöcker Operette »Die Dubarry« im Admiralspalast statt. Nach 1945 entstanden weitere Filmmusiken, u. a. »Bei dir war es immer so schön«. M. wurde auf dem Städtischen Friedhof in Wilmersdorf beigesetzt. Mamlock, Isidor
M. studierte nach dem Besuch des Gymnasiums Pharmazie und Lebensmittelchemie. Als Zionist geriet er mit seinem Doktorvater Prof. Ernst Levi in Streit, worauf er seine Promotion abbrach.
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tete er die »Deutsche Priestley- Gesellschaft«,
eine kleine chemische Fabrik, die u. a.
Sauerstoffbäder und Knoblauchtabletten herstellte. M.
emigrierte und ließ sich nach der Bildung des Staates
Israel dort als erster deutsch- jüdischer Apotheker nieder.
Mankiewitz, Paul
M. entstammte einer jüdischen Arztfamilie und erwarb sich Ende des vorigen Jahrhunderts als Vertreter der Deutschen Bank an der Berliner Börse zunächst den Ruf eines Meisters der Arbitrage und Kenner des Handels mit russischen Wertpapieren und Devisen. 1898 zum ordentlichen Vorstandsmitglied der Deutschen Bank berufen, vertrat er erfolgreich ihre Position in der Auseinandersetzung um die nordamerikanische Eisenbahngesellschaft Northern- Pacific. Seit 1914 Vertreter im Beirat der Deutschen Reichsbank und von 1919 bis 1922 als Vorstandssprecher der Deutschen Bank, arbeitete er an der Bewältigung schwieriger finanzpolitischer Probleme der Kriegs- und Nachkriegsjahre in Deutschland mit. Marheineke, Philipp Konrad
M. wurde 1811 an die Berliner Universität berufen und galt dort als Vertreter der spekulativen Theologie. Seine »Dogmatik« dokumentierte in beiden Auf- | ||||||
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lagen (1819 und 1827) den Fortgang von Schelling zu Hegel. Er war der Ansicht, daß die von ihm
vertretene Philosophie mit der Identität des
christlichen Glaubens zu verbinden sei. Der Rektor der
Universität in den Jahren 1817/18 und 1831/32 strebte
Reformen innerhalb der Kirche an und forderte die
Freiheit und Unabhängigkeit der akademischen
Lehre. Seit 1819 predigte er an der
Dreifaltigkeitskirche. Nach seinem Tod wurden in Berlin die
Vorlesungen über christliche Dogmatik, Moral, Symbolik
und Dogmengeschichte veröffentlicht.
Massaryk, Friederike
Ab 1904 am Metropoltheater verpflichtet, wurde sie unter dem Namen Fritzi Massary in den 20er Jahren zum gefeierten Revue- und Operettenstar. M. trat in von Friedrich Holländer und Paul Lincke vertonten Metropol- Revuen wie »Die Herren vom Maxim« (1904), »Auf ins Metropol« (1905), »Donnerwetter, tadellos« (1908), »Hurra, wir leben noch« (1910) auf. Ab 1912 begann ihre große Operetten- Karriere. Sie spielte Hauptrollen an allen renommierten Berliner Bühnen in Operetten von Leo Fall, Emmrich Kálmán, Jacques Offenbach, Oskar Straus und Franz Lehár. »Die Massary«, die zartstimmige Soubrette mit viel Eleganz und Charme, wurde wegen ihres unnachahmbaren Vortrags von ihrem Publikum vergöttert. |
Mathis, Ludwig Emil
* 31. Mai 1797 in Berlin 17. November 1874 in Berlin Jurist und Politiker Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte M. von 1815 bis 1819 an der neugegründeten Berliner Universität. Er begann seine juristische Laufbahn 1820 als Referendar beim Kammergericht. 1837 wurde M. zum Geheimen Regierungsrat und Vortragenden Rat in das preußische Innenministerium berufen und avancierte dort zum Justitiar der Behörde. M., ein bedeutender Redner und umstrittener politischer Führer, stellte sich 1849 an die Spitze des »Patriotischen Vereins«. Seine Schrift »Preußens deutsche Politik« sorgte für Aufsehen. Von 1857 bis 1860 gehörte M. der Berliner Stadtverordnetenversammlung an. Matthias, Daniel
M. entstammte einer bedeutenden Berliner Familie. Sein Vater war Bürgermeister der Stadt und kurfürstlicher Ratgeber. M. besuchte das Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster und studierte danach an der Landesuniversität Frankfurt. 1598 wurde er Advokat beim Kammergericht. Ab 1606 diente er dem Domkapitel Magdeburg als Rat und Syndikus. Kurfürst Johann Sigismund berief ihn 1615 zum Geheimen Rat nach Berlin und ernannte ihn 1616 zum Vizekanzler der Kurmark. Seine Tätigkeit in Berlin wurde von Reisen durch Preußen und nach Prag unterbrochen. | |||
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Mayer, Johann Christoph Andreas
* 8. Dezember 1747 in Greifswald 5. November 1801 in Berlin Mediziner, Botaniker Nach dem Medizinstudium an der Universität Greifswald wurde M. 1775 zum Professor der
Anatomie an das »Collegium medicochirurgicum«
Berlin berufen. Von 1778 bis 1786 hatte er einen
Lehrauftrag an der Universität Frankfurt an der Oder.
Meerscheidt-Hüllesem, Oskar Gustav Adolf Wilhelm Freiherr von
Oberst M.-H. erhielt 1872 auf Grund hervorragender Beurteilungen das Kommando über das Königin-Elisabeth- Garde-Grenadierregiment. 1880 war M.-H. kurzzeitig Kommandant der Reichshauptstadt. Als Kommandierender General des Gardekorps ab 1888 wohnte er in der bislang für den Gouverneur von Berlin vorgesehenen Dienstwohnung am Leipziger Platz Nr. 10. 1890 wurde er zum Chef des Infanterieregiments Nr. 41 ernannt, das er bereits im Deutsch- Französischen Krieg von 1870 bis 1871 geführt hatte. Der Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit Kette fand seine letzte Ruhe auf dem Invalidenfriedhof. | Mensch, Ella
* 5. März 1859 in Lübben/ Niederlausitz 5. Mai 1935 in Berlin Lehrerin, Schriftstellerin M. absolvierte in Berlin das Lehrerinnenseminar und studierte in Zürich Philosophie, Theologie, Philologie und Germanistik. Nach ihrer Promotion (eine der ersten deutschen Frauen) und einer Lehramtstätigkeit übernahm sie 1904 eine Stelle als Redakteurin bei der »Frauenrundschau« in Berlin und engagierte sich in der Frauenbewegung. Auf dem Internationalen Frauenkongreß 1904 gehörte sie zu den Rednerinnen. Die vielbeschäftigte und geschätzte Kunst- und Kulturkritikerin lehrte ab 1905 am Lyzeum des Westens Literatur- und Kunstgeschichte und veröffentlichte auch eigene belletristische Arbeiten. Menzel, Elisabeth
Die Tochter eines Domänenpächters aus dem Oderbruch verbrachte ihre Schulzeit im Berliner Luisenstift. Sie war in erster Ehe mit dem Fotografen Richard Menzel verheiratet, ein jüngerer Bruder des berühmten Malers Adolph von Menzel. In ihrem Salon in der Friedrichstraße, den sie bei sonnigem Wetter in ihrem Dachgarten abhielt, verkehrten der Bildhauer Reinhold Begas, der Maler Gustav Richter, der Gründer des »Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins« Ferdinand Lassalle, der Novellist Theodor Storm und General Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel. | |||
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Meyer, Hermann
* 12. Januar 1846 in Posen 12. Juli 1913 in Berlin Kaufmann Am 29. Januar 1890 gründete der jüdische
Unternehmer in der Oranienburger Straße ein
»Spiritusund Produkten- Kommissions- Geschäft«, dessen
Sitz er schon wenige Jahre später in den Wedding
verlegte und in kurzer Zeit zu einem führenden
Unternehmen der Branche ausbaute. Sein Erfolgsrezept basierte auf der Idee, sich im gesamten Stadtgebiet durch Filialen Kunden zu sichern. Es
dürfte wohl keinen Berliner geben, dem der 1924
kreierte Slogan »Keine Feier ohne Meyer« nicht bestens
bekannt wäre. Nach fast 50 Jahren
Firmengeschichte wurde die Familientradition durch die Nazis
gewaltsam beendet. Der wirtschaftliche
Wiederaufstieg erfolgte in den 50er Jahren in West-Berlin.
Meyer-Christian, Wolf
Der »verdiente Kämpfer der Bewegung« (Mitbegründer des NS- Studentenbundes in Hamburg) wurde im November 1934 zum Leiter der Reichspresseschule in Berlin berufen. Sein Eifer bei der Heranbildung der künftigen Redakteure für die NS-Presse brachte ihn in die Nähe von Propagandaminister Josef Goebbels. Seit 1937 beim Nachrichtendienst, meldete er sich 1940 zum aktiven Kriegsdienst. In den Gründerjahren der Bundesrepublik ließ er sich in seiner Heimatstadt als Rechtsanwalt nieder. | Möbius, Karl August
* 7. Februar 1825 in Eilenburg 26. April 1908 in Berlin Universitätsprofessor, Museumsdirektor Mit der Erfahrung von 15 Jahren Lehrtätigkeit in Hamburg und den Erkenntnissen aus einer Forschungsexpedition zu den Korallenriffen im
Indischen Ozean begann er 1887 seine Tätigkeit als Direktor des Berliner Zoologischen Museums.
Münchhausen, Ernst Friedemann Freiherr von
Münchhausen trat 1750 aus kursächsischen in preußische Dienste. 1763 ernannte ihn Friedrich II. zum Etats- und Justizminister sowie als Nachfolger Fürsts zum ersten Präsidenten des Kammergerichts. Diesen Posten übergab er bereits 1764 an Dorville. Er übernahm das lutherische Oberkonsistorium, die Leitung der Königlichen Bibliothek, die Kunstkammer und das Medaillenkabinett. 1770 wurde er vom König zum Lehnsdirektor und Oberkurator der Universitäten berufen. Ein Jahr später erhielt M. die Justizverwaltung. | |||
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