24   Probleme/Projekte/Prozesse   
Der neue Radsport-Tempel

Am Funkturm, dem bekannten Berliner Bauwerk, sind rund 400 Tonnen Stahl verarbeitet worden. Allein am Dach der neuen Radsporthalle, die mit einem Sechstage-Rennen im Januar 1997 ihre Feuertaufe erlebt, sind 4 000 Tonnen Stahl verbaut worden.
     Doch von diesem großzügigen Umgang mit dem Material, das freitragend ein filigranes technisches Wunderwerk mit einem Durchmesser von 120 Metern bildet, sieht der Spaziergänger nichts. Für ihn stellt sich der Hallenkomplex als eine begrünte, mit Apfelbäumen bepflanzte Fläche dar, die etwa in Sichthöhe von einer runden (Radsporthalle) und einer eckigen (Schwimmhalle) Metallebene unterbrochen wird. Das städtebauliche Konzept des Pariser Architekten
Dominique Perrault wird hier deutlich: Der ursprünglich für die Olympiabewerbung Berlins gedachte Sportkomplex wird tief in eine urbane Parklandschaft versenkt, aus der nur die Stahldächer wie Seen hervorblinken.
     Die Radsporthalle ist vielseitig nutzbar. Zunächst natürlich als Velodrom mit einer Piste aus sibirischer Fichte. Eine Laufbahn und entsprechende Innenrauminstallationen erlauben alle gängigen Hallen- Leichtathletik- Wettbewerbe, Spiel- oder Kampfsportarten und diverse Kulturveranstaltungen. Der Bühnenaufbau für Konzerte ist unkompliziert; LKW haben eine eigene Zufahrt in den Innenraum. Bis zu 9 500 Zuschauersitze – bei Radrennen finden allein auf den Tribünen 5 800 Besucher Platz – können je nach Bedarf eingebaut werden. Zu erreichen ist der Komplex mühelos mit der S-Bahn, mit Straßenbahnen oder Bussen.
Die neue Radsporthalle liegt 17 Meter tief unter der Erde.

© Edition Luisenstadt, 1997
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