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endlich aufs »Graue Kloster« kam, das berühmteste aller Berliner Gymnasien,
stand sein Berufswunsch fest: Kunst machen.
Wem gelingt es schon im beruflichen Leben, zielgenau auf dem Punkt zu landen? Manfred Bofinger jedenfalls gehörte nicht zu ihnen, er überlegte nach dem Abitur hin und erwog so manches her. Bis ihm schließlich ein guter Bekannter des Vaters riet, Schriftsetzer zu werden. Das war in der computerlosen Zeit noch ein rein handwerklicher
Beruf mit künstlerischen Ansätzen.
Nachdem er die zwei Lehrjahre mit viel Spaß und der Berufsbezeichnung Typograph absolviert hatte, griff wieder jener uns unbekannte Bekannte seines Vaters schicksalhaft ein. Und brachte Manfred Bofinger beim Zentralorgan für Humor und Satire der DDR, dem »Eulenspiegel«, unter. Im Jahre 1961 begann er dort sein Volontariat.
Ein Volontär zu sein klingt gut. Ist aber leider nichts weiter als das Synonym für einen Menschen, der von ganz unten nach oben will, um alles kennenzulernen. Auch die berühmten Kollegen. Und davon gab es im »Eulenspiegel« genug: Carl Andrießen, Hansgeorg Stengel, Renate Holland-Moritz, Johnny Stave, Heinz Behling, Karl Schrader, Rudi Strahl ... Die Namensliste liest sich wie das Who's who des DDR-Humors. Unter diesen vielen berühmten Kollegen war Karl Schrader ein besonders netter. Er machte dem typographischen Talent Mut, unterstützte es, redete ihm gut zu und auf ihn ein,
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Manfred Bofingers Berlin-Ansichten
In den Abendstunden des 5. Oktober 1941 wurde der Hamburger Boxer Richard Vogt Deutscher Meister im Halbschwergewicht. In der achten von zehn Runden schickte er seinen Gegner Heinz Seidler aus Berlin mit einem klassischen Knockout auf die Bretter. Die Deutschlandhalle tobte, wie wir dem Berlin-Kalender unserer Zeitschrift entnehmen können. Was in ihm leider nicht
steht, ist folgende Tatsache: In den Box-Jubel hinein wurde einige Kilometer von der Deutschlandhalle entfernt ein Mensch geboren, der einmal einer der gefragtesten Cartoonisten, Plakatkünstler und Buchgestalter unseres Landes werden sollte: Manfred Bofinger.
Von der ersten Lebensstunde an gedieh das Kind prächtig. Trotz Krieg, Hunger und Not. Dafür sorgte ein Elternhaus, in dem nach Kriegsende nicht nur Vater, Mutter und Kind lebten, sondern auch eine Muse, die alle Familienmitglieder liebte. Vor allem aber den kleinen Manfred und den Vater. Denn der war von Beruf aus Plakatmaler. Und ein lyrischer Freizeit-Tenor obendrein. In diesem musischen Reizklima entwickelte sich die Liebe Manfred Bofingers zum Film und zum Theater, zu den Büchern und den Bildern. Und er lernte Blockflöte zu spielen. Obwohl er nie eine werden sollte. Als er 1955
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