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Berliner Biographien (L)
Lange, Georg
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in München und Breslau trat L. 1912 in die Dienste des Berliner Magistrats und wurde 1919 zum Stadtrat in Schöneberg gewählt. Von 1920 bis 1926 war er Generalsteuerdirektor und danach Stadtkämmerer in Berlin. 1930 ließ sich der promovierte Jurist als Rechtsanwalt nieder. L. übernahm 1946 wieder eine Aufgabe in der Kommunalpolitik und wirkte bis 1955 als Bezirksstadtrat in Wilmersdorf. In Würdigung seiner Leistungen wurde er 1958 zum Stadtältesten von Berlin ernannt. Lange, Oskar
L. arbeitete nach Beendigung der Lehre zunächst im Bankwesen und avancierte zum Direktor der »Berlinischen Verlags- und Druckerei AG« sowie zum Chefredakteur der »Bank- und Handelszeitung«. | ||||||
wurde er Gemeindevertreter, 1888 Schöffe und Mitglied des Gemeindevorstandes. 1903 wählte man ihn zum besoldeten Mitglied der Lichterfelder Gemeinde. Verdienste erwarb sich L. bei der Schaffung der Kanalisation und beim Bau des Teltowkanals. Von 1923 bis 1933 wirkte er als Stadtrat in Steglitz. Für seine Verdienste erhielt er den Roten Adler-Orden und die Ehrenplakette der Stadt Berlin.
Lasch, Agathe
L. war die erste deutsche Linguistikprofessorin und widmete ihr Lebenswerk der Geschichte der deutschen Sprache. Die jüdische Soziolinguistin erwarb sich auch Verdienste in der Erforschung der Stadtsprachen, besonders des Berlinischen. Mit ihrer Dissertation »Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts« (Dortmund 1910) und der Monographie »Berlinisch, eine berlinische Sprachgeschichte« (1928) leistete sie Pionierarbeit. Ihr Werk war und ist eine wichtige Grundlage für Forschungen zum Berlinischen in Vergangenheit und Gegenwart. Lattre, Oswald Richard Arthur von
L. besuchte das Französische Gymnasium und trat 1847 als Kadett in den preußischen Militärdienst. Nach dem Studium an der Allgemeinen Kriegsschu- | ||||||
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le diente er von 1860 bis 1866 im Großen Generalstab und erhielt 1878 das Kommando über das Berliner Garde-Füselier- Regiment. Seit 1881 Kommandeur des Kadettenkorps, wurde er 1886 zum Kommandeur der Kriegsakademie befördert. Die Ehe mit Sarah Maria Kiderlen-Wächter blieb kinderlos. Der geachtete und hoch dekorierte General der Infanterie wurde auf dem Französischen Friedhof beigesetzt.
Laukant, Gustav
In Tilsit erlernte L. den Tapeziererberuf und ließ sich nach der Wanderschaft 1895 als selbständiger Meister in Spandau nieder. Im Ersten Weltkrieg war er einer der revolutionären Obleute unter den Berliner Metallarbeitern. 1917 trat er den Unabhängigen Sozialdemokraten bei und wurde Mitglied ihres Vorstandes sowie des Reichstages für den Wahlkreis Stadt Berlin. L. war für die Parteizeitungen »Freiheit« und »Klassenkampf« tätig. Levin, David Leib
Um sich eine eigene Existenz aufzubauen, kam L. 1835 nach Berlin. Hier gründete er im Jahre 1840 eine Fabrik für Damenmäntel in der Gertraudenstraße 11 und war einer der ersten, der mit festgelegten Preisen und Preislisten arbeitete. Nach dem Umzug der Firma zum Hausvogteiplatz 13 gehörte das Unternehmen zu den führenden Konfektions- |
häusern. Als Vertreter der ersten Gründergeneration stand er mit solchen bedeutenden
Fabrikanten wie Hermann Gerson, den Gebrüdern Manheimer und Nathan Israel in enger Verbindung. In Anerkennung seiner Leistungen wurde ihm der Titel Kommerzienrat verliehen.
Levy-Rathenau, Josephine
L. gehörte zu den prominenten jüdischen Frauen, die sich in der deutschen Frauenbewegung engagierten. Sie gründete 1900 den Berliner Frauenklub und leitete zwei Jahre später die Auskunftsstelle für Frauenberufe. 1914 zählte sie zu den Initiatorinnen des Nationalen Frauendienstes. Im Zeitraum von 1910 bis 1920 gab sie die Zeitschrift »Frauenberufe und Erwerb« heraus. 1920 wurde sie Stadträtin im Magistrat von Berlin. | |||||
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Levy, Sara
* 19. Juni 1761 in Berlin 11. Mai 1854 in Berlin Musikerin, Salonière S. Levy war die Tochter des Bankiers Daniel Itzig (17231799). Die hervorragend ausgebildete Cembalospielerin, eine Schülerin Friedemann Bachs, wirkte auch selbst bei Konzerten der Singakademie mit. Um 1800 hatte sie ihr gastfreundliches Haus »Hinter den Neuen Packhof 3« zu einem Salon entwickelt, der ein halbes Jahrhundert bestand. Lezinsky, Erich
Nach der Schriftsetzerlehre begann L. 1904 in Berlin in einer Kreuzberger Druckerei zu arbeiten. Gleichzeitig besuchte er eine Arbeiterbildungsschule und fand Kontakt zur Sozialdemokratie. Der Heirat 1914 folgte die freiwillige Teilnahme am Krieg. Später übernahm er eine Redakteurstelle in Landsberg an der Warthe. Von 1923 bis 1933 wirkte er als Lokalredakteur beim SPD-eigenen Volksblatt Spandau. Haft, Dienstverpflichtungen und Repressalien füllten die folgenden zwölf Lebensjahre. Im März 1946 gründete L. das »Spandauer Volksblatt«, war Herausgeber, Verleger und anfänglich auch Chefredakteur des sozialliberalen Lokalblattes. |
Lietzmann, Hans
* 2. März 1875 in Düsseldorf 25. Juni 1942 in Berlin Theologe L. studierte Philologie und Theologie in Jena und Bonn. Seit 1918 ordentlicher Professor in Jena, trat er 1924 an der Theologischen Fakultät in Berlin die Nachfolge von Adolf von Harnack (18511930) an. Der Professor für Kirchengeschichte leitete als Mitglied der Akademie deren Kirchenväterkommission. Er war ein Vertreter der historisch- philologischen Methode und bezog die Disziplinen Archäologie und Liturgiegeschichte in die Erforschung der alten Kirchengeschichte mit ein. Lietzmann gab seit 1906 ein »Handbuch zum Neuen Testament« heraus und schrieb eine nicht vollendete Darstellung der Kirchengeschichte. Linde, Julius
L. besaß nicht nur einen urwüchsigen Humor, sondern war auch äußerst schlagfertig. Seine Gedanken waren nicht selten durch satirische Schärfe gekennzeichnet. In unzähligen Vorstellungen begeisterte er die Zuschauer, die in ihm den Typus des richtigen Berliners sahen und ihn liebevoll »Vater Linde« nannten. Er spielte mit seinem Puppentheater in Kneipen, in Gartenlokalen und dann bei Kroll, wo er »so« populär wurde. Seine mit Mutterwitz persiflierten meist klassischen Stücke gefielen jung und alt. Um 1850 wurde er Direktor des Liebhabertheaters Amicitia im Restaurant Königsbank in der Großen Frankfurter Straße. | |||||
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Lisco, Gustav Amandus Hermann
* 30. Januar 1850 in Berlin 7. November 1923 in Berlin Jurist Von 1859 bis 1868 besuchte L. das Friedrich-Werdersche Gymnasium und trat nach dem Studium 1872 in den preußischen Justizdienst. Er wurde zunächst Amtsrichter in Rixdorf und wirkte dann ab 1883 als Landrichter in Berlin. 1903 wurde er Wirklicher Geheimer Oberjustizrat und übernahm 1904 die Personalabteilung im Justizministerium. Zwei Jahre, von 1907 bis 1909, leitete L. als Präsident das Kammergericht. 1909 erhielt er seine Berufung zum Staatssekretär in das Reichsjustizamt . Die anstehende Reform des Straf- und Strafprozeßrechts konnte L. infolge des Krieges nicht zu Ende führen. Im August 1917 wurde er im Zuge der Regierungsumbildung entlassen. Als Dr. jur., Dr. h. c. theol. übernahm er 1922 das Präsidium des Evangelischen Bundes. L. war der Sohn von Gustav Lisco, Pfarrer an der Marienkirche. Lobeck, Heinrich Ludwig
L. wurde durch die Gründung der Berlinischen Lebensversicherung am 11. Juni 1836 weithin bekannt. Diese war die erste derartige Gesellschaft auf kaufmännischer Basis in Preußen. Die Kenntnisse und Erfahrungen dafür hatte er sich während seines Aufenthaltes in England von 1809 bis 1833 durch intensives Studium der fortgeschrittenen Organisation der englischen Versicherung erworben. Zu den ersten Aktionären der Gesellschaft gehörten der Rechtswissenschaftler von Savigny, der Dichter |
Willibald Alexis und der Generalpostmeister von Nagler. Lobeck wurde auf dem Berliner Parochialfriedhof in der Friedenstraße beigesetzt.
Loewe, Ludwig
In Berlin gründete L. im Jahre 1870 eine Nähmaschinenfabrik, in der später
Werkzeugmaschinen und Waffen hergestellt wurden. Durch die erstmalige Anwendung fortgeschrittener Verfahren konnte er Massengüter produzieren und hohe Gewinnspannen erzielen. Als liberaler Politiker vertrat er seinen Wahlkreis in der Stadtverordnetenversammlung von Berlin und beschäftigte sich dabei vorwiegend mit Fragen der Finanzen und des Schulwesens. | |||
© Edition Luisenstadt, 1997
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