58 Geschichte und Geschichten | Schloß Sacrow |
werden Gemälde, Porzellan, kostbare
Möbel. Da die ostpreußische Adelsfamilie
enge Beziehungen zu den Hohenzollern hatte, werde die Ausstellung auch der
Herrscher gedenken, die die Potsdamer Kulturlandschaft geprägt haben, sagt der
Generaldirektor der Preußischen Schlösserstiftung,
Hans-Joachim Giersberg. Das Schloß wurde
1773 für den Kommandeur der Festung Spandau, Graf Johann Ludwig von Hordt, erbaut.
Im späten 18. Jahrhundert wohnte hier der Dichter Heinrich Carl de la Motte
Fouqué. Nach einigen Besitzerwechseln kaufte
König Friedrich Wilhelm IV. das Anwesen
gleich nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1840.
1)
Leider ist es nicht möglich, das ursprüngliche Interieur wiederherzustellen. Als das Schloß in den 30er Jahren für den preußischen Generalforstmeister umgebaut wurde, veränderte man auch die Raumfolgen. »Wir können den alten Zustand nicht rekonstruieren und lassen es daher bei der heutigen Fassung. 1998 wird das Museum geöffnet. Sacrow wird dann einer der Glanzpunkte in der auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehenden Potsdamer Schlösser und Parklandschaft sein«, fügt Giersberg hinzu. Geld reicht nicht Generaldirektor Giersberg und Schlösserdirektor Burkhardt Göres sehen dem Ereignis mit einem lachenden und einem weinenden | ||||||
Helmut Caspar
Sacrow eine »Sinfonie der Ausblicke« Im sechsten Jahr der deutschen Einheit zeigt sich die wasserumspülte
märkische Idylle Sacrow endlich wieder frei, und
damit von ihrer schönsten Seite. Das im 18.
Jahrhundert erbaute, im 19. Jahrhundert durch Ludwig Persius umgebaute Landschloß
in dem von Peter Joseph Lenné gestalteten Landschaftsgarten war bis zur Wende
Schule der Zollverwaltung. Seit einiger Zeit
gehören Schloß und Park nun zur Stiftung
Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Sie verwirklicht seit 1995 im kleinen, was am 5. Mai 1996 bei der
Abstimmung über die Länderehe nicht gelang
die Konzentration aller Mittel und Kräfte auf
das gemeinsame bauliche und künstlerische Erbe.
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Auge entgegen. »Einerseits freuen wir
uns über jedes Haus, das wir zeigen können,
über jede zusätzliche Ausstellung«, sagt
Göres. Auf der anderen Seite aber wisse man
nicht, wie die sich dadurch erhöhenden
Personalkosten und die Aufwendungen etwa auch
für die Sicherheitstechnik bestritten werden sollen. Denn der Jahresetat der Stiftung erhöhe sich ungeachtet wachsender Kosten nicht. »Es wird uns nichts anderes
übrigbleiben, als bestimmte Häuser
beziehungsweise Raumfluchten zeitweise zu schließen
oder nur am Wochenende zu öffnen, weil wir
die nötigen Aufsichtskräfte nicht bezahlen
können. Uns entgehen bei diesem höchst
unbefriedigenden Verfahren erhebliche Eintrittsgelder.« Die Schere gehe noch
weiter auseinander, wenn andere Häuser der
Preußischen Schlösserstiftung geöffnet
werden, etwa die frisch restaurierte Bildergalerie
im Park von Sanssouci, das mit Millionenzuschüssen der Münchener
Messerschmitt-Stiftung wiederaufgebaute barocke
Belvedere auf dem Klausberg unweit des Neuen Palais oder das noch aus kurfürstlicher
Zeit stammende Schloß in Caputh.
»Wir hoffen, daß sich die Besucherströme nicht nur über Schloß Sanssouci ergießen, sondern auch anderen Bauten zugute kommen«, ergänzt Giersberg. »Die können noch einiges vertragen. Durch das Sommerschloß Friedrichs des Großen führen wir täglich nur 1 800 Besucher. Unser Bestreben ist es daher, auch andere Baudenkmäler in die | Touristik-Programme einzubeziehen.«
Giersberg denkt besonders an das Marmorpalais am Heiligen See in Potsdam. Die
klassizistische Lieblingsresidenz des 1797
verstorbenen Königs Friedrich Wilhelm II. war
in DDR-Zeiten Armeemuseum. 1997 kann das idyllisch gelegene Schloß nach
umfänglicher Restaurierung wieder besichtigt werden und wird den Besuchern eine neue Kunstdimension eröffnen. Die Termine im
Marmorpalais werden durch den bevorstehenden 200. Todestag des Monarchen am 16. November 1997 diktiert.
Vom Sacrower Park aus kann man das mit einem kleinen Turm geschmückte Marmorpalais, die Glienicker Brücke, und den Glienicker Park und das Panorama von Potsdam gut sehen, seit die Spuren des Grenzregimes und das dichte Unterholz entfernt wurden. Der Park hat sich vorteilhaft verändert. Uferwege wurden zurückgewonnen, Schlängelpfade mit Kies und Schotter belegt wie im vorigen Jahrhundert, Bäume werden gepflanzt. Gartendirektor Michael Seiler, der die Restaurierung dieses Gartens nach archäologischen Befunden leitet und mit seinem Team alle greifbaren Quellen auswertet, nennt die von Lenné angelegten Sichtachsen eine »Sinfonie der Ausblicke«. Mit Natur- und Umweltschützern sei man sich einig, daß die Veränderungen »mit der silbernen Axt« notwendig sind und dem Park letztlich zugute kommen. | |||||
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Demolierte Kirche
Die am Wasser stehende Heilandskirche wurde unter der Regentschaft Friedrich
Wilhelms IV. nach italienischem Vorbild durch Ludwig Persius erbaut.
2) Das mit einem freistehenden Glockenturm versehene
Gotteshaus war so etwas wie die
»Generalprobe« für die Friedenskirche am Rande des
Parks von Sanssouci, in der der kunstliebende, ewig zeichnende Monarch 1861
bestattet wurde. Beide Kirchen gehen auf
Entwürfe des »Romantikers auf dem Thron«
zurück. Nach dem Fall der Mauer bot sich die
Heilandskirche in schlimmem Zustand dar. »Unbekannte« hatte hier wie die
Vandalen gehaust, doch da niemand anderes als Angehörige der Grenztruppen der DDR an
dieser Stelle patrouillieren durften, bedarf es keiner großen Phantasie, um sich auszumalen, wer die Kirchenschänder waren.
Die DDR-Denkmalpflege mußte auf Rettungsmaßnahmen verzichten.
| an begann die allmähliche Wiedergeburt
des eindrucksvollen Baudenkmals nach den Vorgaben der Denkmalpflege.
Der wie die Kirche mit blau glasierten Ziegeln geschmückte Glockenturm hat eine besondere Geschichte, auf die eine von Hermann Hosaeus im Jahre 1928 geschaffene Gedenktafel mit einem stehenden Mann weist. Im Sommer 1897 richteten die Physiker Adolf Slaby und Georg Graf von Arco hier, an diesem abgelegenen Ort, eine Antenne ein und schickten von dem 24 Meter hohen Campanile der kaiserlichen Matrosenstation auf der anderen Seite des Jungfernsees Funksignale. Die Versuche zur drahtlosen Telegrafie hatten große Bedeutung für den militärischen und zivilen Funkverkehr, waren aber auch wichtig für den späteren Rundfunk. | |||||
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