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Bald jedoch sollte sich sein Tätigkeitsbereich einschneidend verändern: Zu einer Zeit, da seine Karriere als hoher Verwaltungsbeamter der preußischen Regierung gesichert schien, wählte ihn die Berliner Stadtverordnetenversammlung am 26. Mai 1834 mit deutlicher Mehrheit zum Oberbürgermeister. In den Jahren 1840 und 1846 wurde er dann mit jeweils noch deutlicherem Stimmenanteil in das Amt wiedergewählt. Dann jedoch am 20. März 1848 von der Stadtverordnetenversammlung zum Rücktritt gezwungen, ist er ein Vierteljahr später offiziell pensioniert worden.
     Die ihm solcherart auferlegte Zwangspause währte jedoch nicht lange. Mit dem Sieg der Konservativen wurde Krausnick im Oktober 1849 erneut in den Staatsdienst berufen. Am 5. November von den Berlinern wieder zum Stadtoberhaupt gewählt, bekleidete er dieses Amt noch einmal über eine Dauer von zwölf Jahren. Zudem wurde er 1854 Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit, und 1860 verlieh man ihm die Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der Berliner Universität.
     Nach Ablauf der Amtszeit war er noch in verschiedenen Ehrenämtern tätig, so in den Direktorien des Bürger-Rettungsinstituts und der Armen-Speisungs-Anstalt. Zugleich fungierte er als Vorstandsmitglied des Vereins zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder. In seinem letzten Lebensjahrzehnt wohnte er, von seiner Tochter betreut,
Kurt Wernicke
26jähriges Wirken als Oberbürgermeister

Ehrenbürger Heinrich Wilhelm Krausnick
(1797-1882)

Der Sohn eines Schneidermeisters absolvierte das Potsdamer Gymnasium. Nach dem Tod des Vaters konnte er hier seine Schulausbildung offenbar nur durch Unterstützung von Hohenzollern-Seite abschließen, woraus sich auch seine lebenslange Dankbarkeit gegenüber der preußischen Monarchenfamilie erklärt. Von April bis Dezember 1815 hat er als Freiwilliger im Garde-Schützen-Bataillon an den Freiheitskriegen teilgenommen. Nach Ablegen des Abiturs studierte er ab 1816 an der Berliner Universität Jura und arbeitete danach - erst als Assessor und dann als Justizrat - am Berliner Stadtgericht. Im Jahre 1826 wechselte er zum Oberlandesgericht Breslau, kehrte 1830 nach Berlin zurück, wo er zunächst kurzzeitig am Kammergericht tätig war. Ein Jahr darauf erhielt er eine Berufung ins Justizministerium zur Mitarbeit an der Überarbeitung von Gesetzen und wurde 1832 Geheimer Justizrat und Vortragender Rat bei dem berüchtigten Demagogenjäger Justizminister Kamptz.


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im vornehmen Tiergartenviertel, wo er in der Königin-Augusta-Straße 25 (heute: Reichpietschufer, Bezirk Tiergarten) auch des Oberbürgermeisters gegenüber den Magistratsmitgliedern. Dennoch kam Krausnick in den vierziger Jahren wegen seines
verstarb. Heinrich Wilhelm Krausnick ist im Roten Rathaus aufgebahrt und am 17. Dezember 1882 in einem Trauerkondukt von dort zur Grabstätte auf dem Jerusalemer Friedhof übergeführt worden.
     Krausnicks Wahl zum Oberbürgermeister im Jahre 1834 war ein Ausdruck der Servilität der Kommunalbehörden gewesen: Auf dem Höhepunkt erneuter Demagogenverfolgung fiel der Blick gerade auf den engen Vertrauten des allmächtigen Herrschers über die preußische Polizei. Der Erwählte sorgte dann durch ein entsprechendes Regulativ von Regierungsseite erst einmal für eine gestärkte Position

Heinrich Wilhelm Krausnick


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Auftretens gegen die königliche Bevorzugung orthodoxer Kirchenkreise unverdient in den Ruf eines Liberalen, den er aber 1847 mit seinem Widerstand gegen die Öffentlichkeit der Stadtverordnetensitzungen lädierte und dann im März 1848 abschüttelte, als er alle Möglichkeiten blockierte, über den offiziellen Weg des Magistrats Meinungen an den Thron heranzutragen. Wegen seiner hochmütigen Feindschaft gegenüber der Revolution wurde er am 19. März 1848 auf der Straße mißhandelt und tags darauf von seinen Stadträten zum Rücktritt veranlaßt. 1849 gestand der Magistrat Krausnick den ihm gemäß Städteordnung zukommenden Titel »Stadtältester« zu, machte die Ehrung aber in beleidigend nüchternen Worten bekannt.
     Der nach der neuen Gemeindeordnung 1850 gewählte Gemeinderat der Reaktionsära setzte hingegen ein Zeichen für seinen Abscheu vor der Revolution, indem er ausgerechnet Krausnick wieder in das Spitzenamt der Stadt wählte. Angesichts der absoluten Vorherrschaft des von städtischer Seite nicht kontrollierbaren Polizeipräsidenten hatte das Oberbürgermeisteramt in der Reaktionsära jedoch nur wenig Bedeutung. So blieben Krausnick als erinnerungswerte Handlungen im wesentlichen symbolische Akte, beispielsweise die Grundsteinlegungen für ein Schiller-Denkmal (1859) und für das neue Berliner Rathaus (1861).
Obwohl sich die politischen Gewichte längst total verschoben hatten - Berlin war inzwischen Hochburg der Fortschrittspartei! -, hielt Krausnick an seiner Absicht fest, nach Ablauf der Wahlperiode ein weiteres Mal zu kandidieren. Die Stadtverordneten verhinderten dies jedoch. Zum Trost wurde ihm dann bei seiner feierlichen Verabschiedung die Ehrenbürgerwürde - als erstem Berliner Oberbürgermeister übrigens - verliehen. 1861 ist eine neu angelegte Verbindungsstraße im Spandauer Viertel (Bezirk Mitte) nach ihm benannt worden.

Bildquelle:
Landesbildstelle Berlin


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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 12/1996
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