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PATENTSCHRIFT Nr. 104825

Carl Bahro in Berlin

Luftventil für Fahrradgummireifen

Patentirt im Deutschen Reiche vom 15. April 1898 ab

Nachdem im Februar 1896 endlich auch Fahrräder in Berlins Straßen zugelassen waren, stellten sich die ersten Pannen ein. Nichts ist belastender beim Radfahren, als wenn die Reifen Luft lassen. Um dem vorzubeugen, wurde die folgende Erfindung zum Patent angemeldet:
Undichtheiten des Luftventils, welche dem Radfahrer auf seiner Tour äusserts unbequem werden können, entstehen hauptsächlich dadurch, dass die Gummimanschetten, welche meistens zur Abdichtung benutzt werden, zwischen Metallflächen eingeklemmt werden. Mit der Zeit nutzt sich der Gummi ab, zumal wenn er noch mit Me

tallecken und -kanten in Berührung kommt.
     Eine derartig leichte Beschädigung der Dichtung ist an dem nachstehend beschriebenen Ventil vollständig ausgeschlossen. Das Ventil wird in der üblichen Weise vermittelst der Gegenscheibe d und der Mutter b an dem Gummireifen g befestigt, und zur Befestigung desselben an der Radfelge dient die Mutter a.
     Das Ventil besteht im Ganzen nur aus vier Theilen:
1. dem Ventilgehäuse r in Gestalt eines mit Flantsch f versehenen Rohres,
2. dem Metallcylinder s, der mit seitlichen Rillen o und Bohrung n versehen ist,

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3. der Gummimuffe m, die aus einem an beiden Enden offenen Gummiröhrchen besteht,
4. dem Deckel p, der beim Nichtgebrauch des Ventils in r hineingeschraubt wird, um dasselbe vor Staub u. s. w. zu schützen.

Das Ventilgehäuse r ist in seiner Längsrichtung durchbohrt, und zwar nimmt die erweiterte Bohrung e , die mit Gewinde versehen ist, den Cylinder s auf, während sich in der glatten Bohrung g die Gummimuffe m befindet, deren oberes Ende in n, eine gleich grosse Bohrung des Cylinders s, hineinragt.
     Die Wirkungsweise des Ventils ist folgende:
Nach Entfernung des Schutzdeckels p wird die Luftpumpe in r hineingeschraubt. Aus der Pumpe tritt die Luft in die Bohrung e und durch seitliche Einschnitte o des in e eingeschraubten Cylinders s hindurch, um zwischen Gummimuffe und der inneren Wand von r oder s nach g bezw. n und von da durch Bohrung i nach dem Inneren des Gummischlauches g zu gelangen. Die Pressluft im Schlauch drückt die Gummimuffe m fest gegen die inneren glatten Wandungen von r und s, ohne irgend welche schädlichen Deformationen an der Muffe hervorzubringen, und stellt somit eine absolut sichere Dichtung des Ventils her.


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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 12/1996
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