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Von der »Schrippe mit Klops« zum »Hamburger«.
50 Jahre Schülerzeitung Eine Wanderausstellung der Jungen Presse Berlin e. V. In dieser Ausstellung, die demnächst in der neugestalteten Hauptbibliothek Dr. Philipp Schaeffer in Berlin-Mitte, Brunnenstraße 181, Station
macht, werden die letzten fünf Jahrzehnte aus der
Sicht von Schülern dargestellt. Es handelt sich um
eine Zusammenstellung von Schülerzeitungsartikeln, in denen Geschehnisse jener Zeit dokumentiert und kommentiert worden sind - satirisch oder ernsthaft, auch durch provozierende Titel oder
besinnliche Gedanken. Die Junge Presse Berlin
(JPB), die diese kleine, hochinteressante Schau
initiiert hat, zeigt, was Schüler über 50 Jahre hinweg zu politischen, kulturellen und gesellschaftlichen
Ereignissen gedacht und geschrieben haben.
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schöner als jede Geschichtsstunde«, erzählt
Corinna Budras. »Da waren alte vergilbte und völlig
provisorisch zusammengehaltene Schülerzeitungen
aus den ersten Jahren, zunächst oft nur aus ein
paar Blättern bestehend, ohne auflockernde
Graphiken, im DIN-A 4-Format, die Artikel gewiß oft auf
alten, klapprigen Schreibmaschinen geschrieben, jede Anzeige handgemacht. Im Kontrast dazu gab es
professionell layoutete Hefte aus den 90ern, oftmals aus 32 Seiten bestehend, im handlichen DIN-A
5-Format, das sich bereits in den 60er und 70er
Jahren durchgesetzt hatte. Beim Durchsehen der vielen Aktenordner haben wir vor allem darauf
geachtet, was für die einzelnen Jahrzehnte
charakteristisch gewesen ist, und wir haben knappe Begleittexte
für jedes Jahrzehnt geschrieben.«
Auf den Stellwänden werden folgende Themen dargestellt: 1. 1946-1955: Kriegsende - Der 17. Juni 1953 - Erste Auslandsaufenthalte - Schminke in der Schule - Koedukation 2. 1956-1965: Sollen (Dürfen) Mädchen in der Schule Hosen tragen? - Was junge Männer über junge Mädchen denken! - Kalter Krieg - Mauerbau - Ermordung J. F. Kennedys - Vietnamkrieg 3. 1966-1975: Prager Frühling - Studentenrevolte der 68er, Interview mit Rudi Dutschke - Mondlandung - Aufklärung 4. 1976-1985: Aids - Umwelt - Die Grünen im Bundestag - Kohl wird Bundeskanzler 5. 1986-1995: Ende des Kalten Krieges - Fall der Berliner Mauer - Deutsche Wiedervereinigung - Europa - Ausländerfeindlichkeit. Eine sechste Stellwand konfrontiert mit aktuellen Zensurfällen. So birgt jede Stellwand Überraschungen für den Betrachter. Beispielsweise kann man den Beiträgen aus der Zeit von 1946 bis 1955 und teilweise auch noch danach entnehmen, daß jetzt unabhängig von der politischen Brisanz jener Zeit Themen von Interesse sind, die die Schüler selbst | ||||||
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betreffen, wie »Schminke in der Schule« oder
die Einführung der Koedukation, die übrigens, wie
es im Begleittext für dieses Jahrzehnt heißt, nicht unbedingt reibungslos verläuft; einige Jungen
wehren sich besonders gegen die »Intrigen der
Mädchen, die Mißverständnisse hervorrufen«.
Das Thema Gleichberechtigung ist für den Zeitraum 1956 bis 1965 in fast amüsanter Weise dokumentiert, mußten sich doch Mädchen erst einmal das Recht erkämpfen, Hosen auch in der Schule tragen zu dürfen. Im Begleittext für 1966 bis 1975 wird dann unter anderem konstatiert: »Im Gegensatz zu den schnellen 60ern erscheint der Anfang der 70er fast schon langweilig. Es hat beinahe Methode, daß sich nach aufregenden Zeiten grundsätzlich Perioden von politischem Desinteresse in den Schülerzeitungen breitmachen. Das war nach dem Krieg genauso.« Aus diesem Grund findet der Besucher an dieser Stellwand die erste und einzige Lücke in der Ausstellung für die Jahre 1970 bis 1975. Die Ausstellung bietet auch Gelegenheit, herauszufinden, ob die heutigen Erwachsenen damals wirklich so anders waren als die Jugendlichen von heute. Entwicklungen der Jahre zwischen Kriegsende und heute werden deutlich - wie die Emanzipation voranschritt, das politische Interesse oder das Selbstbewußtsein der Schüler gegenüber ihren Lehrern. Die Junge Presse Berlin e. V., die im November 1997 ihr 50. Jubiläum begeht, möchte mit der Ausstellung nicht zuletzt Schüler und Jugendliche ermutigen, ebenfalls aktiv in Schülerzeitungen mitzuwirken oder sogar selbst eine zu gründen. »Wir wollen zeigen, daß dies gar nicht so schwer ist. Haben doch Jugendliche auch unter ganz anderen Bedingungen, ohne Computer, Graphiken und Cartoons, vernünftige Schülerzeitungen auf die Beine gestellt«, erklärt Corinna Budras dieses Anliegen. Seit die Ausstellung Anfang November 1995 in | der »Ehm-Welk-Bibliothek« im Stadtbezirk
Hellersdorf eingeweiht worden ist, tourt sie nun schon
im monatlichen Rhythmus durch verschiedene Berliner Stadtbezirke. In Mitte soll sie nach jetzigen Vorstellungen letztmalig gezeigt werden. Eigentlich ist das schade, wobei ihre Initiatoren gegen
weitere Stationen bestimmt nichts einzuwenden hätten.
Wer im übrigen wissen will, was es mit der Berliner »Schrippe mit Klops« und dem »Hamburger« auf sich hat, findet die Antwort natürlich in der Ausstellung selbst. Hans Aschenbrenner | |||||
Elisabeth Heitzer
Das Bild des Kometen in der Kunst Untersuchungen zur ikonographischen und ikonologischen Tradition des Kometenmotivs in der Kunst vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, Berlin (Gebr. Mann) 1995, (Studien zur profanen Ikonographie, Bd. 4), 68 Tafeln Heute kann man sich nicht mehr vorstellen,
welche Bedeutung Kometen für die
Wahrnehmungswelten und für die Weltbilder vergangener Epochen
hatten. In einer Zeit medialer Kommunikation und ständig wechselnder Reize sind uns die Faszination wie auch die Bedrohung, die einstmals von
solchen himmlischen Körpern ausgingen,
weitgehend fremd.
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herigen buchgeschichtlichen,
volkskundlichen, mentalitätsgeschichtlichen oder
astronomiegeschichtlichen Untersuchungen über Kometen
haben die visuellbildliche Dimension weitgehend
vernachlässigt. Bisher hat man sich vor allem
textlichen Überlieferungen zugewandt. Zwei Gründe mag es dafür gegeben haben: Einerseits zeugt
dies davon, wie stark unsere eigene Kultur
mittlerweile auf Texte zentriert ist. Andererseits ist es eine
Anregung, in Archiven, Bibliotheken, Museen oder Kirchen bildliche Darstellungen von Kometen zu erschließen.
Der Autorin kommt das Verdienst zu, diese aufwendigen Recherchen auf sich genommen zu haben. Es liegt, sowohl was das erschlossene Material als auch was die Interpretation betrifft, eine wertvolle Studie vor. Dabei wird die Zentralthese des Buches - daß die Synthese des Sterns von Bethlehem mit einem Kometen anfangs in der frühchristlichen Zeit ausgeschlossen und noch in der Renaissance sehr selten war - in einem umfassenden Argumentationsgang plausibel belegt. Erst recht spät, im Barockzeitalter, konnte sich diese Ineinanderspiegelung des biblischen Sterns und einer Kometenerscheinung durchsetzen. Die Frage nach dem Verhältnis dieses Sterns von Bethlehem zu einer denkbaren Kometenerscheinung führt also auf einen Gang in die Geschichte. Anhand bildlicher bzw. künstlerischer Darstellungen werden die verschiedenen Kometenauffassungen in der Antike, im frühen Christentum, in der Renaissance, in der Reformationszeit sowie im Barock dargelegt. Dabei wird neben Bildzeugnissen natürlich auch auf Textzeugnisse zurückgegriffen. Insgesamt entsteht damit ein eindrucksvolles Spektrum der sich historisch wandelnden Kometenvorstellungen. Bemerkenswert ist die deutliche Feststellung der Autorin, daß sich im Neuen Testament keine Erwähnung von Kometen findet (obwohl Motive von Feuerregen und Sternenfall bisher immer wieder | im Sinne von Kometenerscheinungen
interpretiert worden sind). Diese bewußte Leerstelle in den biblischen Schriften rührt, wie sie es begründet, von der antiken Kometenverehrung her. Denn in Griechenland wie auch in Rom waren Kometen Anzeichen kommenden Glücks oder drohenden Unglücks. Mit der Ablehnung dieses
sogenannten heidnischen Glaubens durch die ersten Kirchenväter verloren Kometen vorerst ihren
Symbolcharakter. Erst mit dem erneuten Aufleben antiker Vorstellungen in der Renaissance wurden Kometen für die christliche Kunst relevant. Wegen der
nach wie vor bestimmenden Vorbehalte gegen
heidnische Ansichten blieb aber die Verklammerung von Komet und christlichem Stern von Bethlehem, wie zum Beispiel bei Giotto, noch weitgehend eine Ausnahme.
Eher kam es zu dem heidnisch-astrologischen Deutungsmuster, Kometen und melancholische Zustände miteinander in Beziehung zu setzen. Das zeigt sich in Dürers »Melencolia I« und in angrenzenden Zeugnissen. Bald darauf wuchsen, vor allem veranlaßt durch die Wirren der Reformation, Gegenreformation und die Katastrophe des 30jährigen Krieges, Vorstellungen, welche Kometen fast ausschließlich als Vorboten kommenden Unglücks deuteten. Sie zeigten schlimme Ereignisse an: Hungersnöte, Pest und Krieg zum Beispiel. Die Vielzahl von Kometenflugblättern aus dieser Zeit spiegelt die kulturellen Umbrüche in Europa sehr eindringlich wieder. Entweder waren diese bedrückenden Ereignisse noch heidnisch-astrologisch auf ungünstige Planeten- und Kometenkonstellationen zurückzuführen, oder, ein Deutungsmuster, das immer mehr an Verbreitung gewann, sie galten als Symbol des Antichrist bzw. als Zuchtrute Gottes. Mit dieser zunehmenden Integration in christliche Dogmen war aber auch die Basis für die Umdeutung zu heilsbringenden Kometen gegeben. War der Komet erst einmal Bestandteil christlicher Welt- | |||||
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auslegung, so war es nicht schwer, auch seine segnenden Qualitäten herauszustellen.
Die Gründe für diese entscheidende Wendung zu einem harmonischen Kometenverständnis hin scheinen allerdings, und das bleibt als Kritik an dieser ansonsten vortrefflichen Studie festzuhalten, nicht deutlich genug herausgearbeitet zu sein. Der Hinweis der Autorin auf die Leistungen der Naturwissenschaften allein erweist sich als nicht stichhaltig. Zwar wurde in naturwissenschaftlichen Studien jener Zeit, beispielsweise von Newton oder Halley, endgültig der materielle Charakter und der regelmäßige Bahnverlauf von Kometen nachgewiesen. Aber diese Erfolge der Naturwissenschaften allein dürften nicht dazu geführt haben, daß von theologischer Seite gleichsam in einer Ausweich- oder Abwehrstrategie Kometen zu Zeichen göttlicher Barmherzigkeit stilisiert werden sollten. Warum auch? Dieses naturwissenschaftliche Kometenverständnis ließ sich, wie Newton es ausdrücklich vorhatte, recht problemlos mit christlichen Dogmen vereinbaren. Kometen waren Teil des göttlichen Weltplanes, in dem der Schöpfer jedem Staubkorn seinen vorherbestimmten Platz zuwies. Diese Vorherbestimmung aber hätte, wie sowohl Newton als auch Halley ausdrücklich annahmen, zur Folge, daß die nunmehr naturhaften Kometen früher oder später mit der Erde kollidieren müßten. Die neuen Naturwissenschaften, und anhand der Kometendeutungen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hätte das unschwer nachgezeichnet werden können, schürten also zwangsläufig Ängste! Deshalb, in dieser Atmosphäre gewachsener Befürchtungen, gewann die harmonisierende Koppelung von Stern von Bethlehem und Komet an Einfluß. Diese harmonisierende Deutung ist also nicht nur ein Ergebnis des Entmystifizierens der einstmals unglücksschwangeren Kometen durch die Astronomie, sondern zumindest ebensosehr | eine Reaktion auf die neuen bedrohlichen
wissenschaftlichen Kometenbilder. Kunst trug in
Bindung an christliche Dogmen gewollt zur kulturellen Stabilität bei. Sie installierte ein positives
Gegengewicht gegen die katastrophalen Aussichten von einer Kometenvernichtung der Erde.
Ungeachtet dieser Einwände - es liegt eine kunstgeschichtlich, religionsgeschichtlich und mentalitätsgeschichtlich sehr wichtige Studie vor, die beispielhaft historischen Wandlungen nachgeht. Sie weckt weitere Neugierde: Welche Kometenvorstellungen waren zum Beispiel im 19. Jahrhundert vorherrschend? Olaf Briese | |||||
© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 10/1996
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