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Berliner Biographien

Abeking, Hermann
* 26. August 1882 in Berlin
† 4. Juli 1939 in Berlin
Graphiker

A. wirkte vor allem als Illustrator und Plakatkünstler. Von jungen Jahren an arbeitete er vorrangig auch als Karikaturist für so renommierte Zeitungen wie »Der wahre Jakob«, »Berliner Illustrierte« und »Lustige Blätter«.

Abusch, Alexander
* 14. Februar 1902 in Krakau
† 27. Januar 1982 in Berlin
Politiker, Journalist

Der aus einer jüdischen Familie stammende A. war nach seinem Eintritt in die KPD im Jahre 1919 bis 1933 in deren Presse tätig. 1933 emigrierte er nach Frankreich und 1941 nach Mexiko, wo er als Chefredakteur der Zeitschrift »Freies Deutschland« wirkte. 1946 wieder in Berlin, wurde er 1949 Vizepräsident des Kulturbundes der DDR. Seit 1957 Mitglied des Zentralkomitees der SED und seit 1958 Mitglied der Volkskammer, war er von Dezember 1958 bis Februar 1961 als Kulturminister der DDR tätig. Danach war er bis 1971 Stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates der DDR.

(A 2)

Adami, Friedrich Wilhelm
* 18. Oktober 1816 in Suhl
† 5. August 1893 in Berlin
Schriftsteller

Nach dem Studium war A. unter dem Pseudonym Paul Fronberg als Autor für verschiedene Zeitungsjournale tätig. 1839 gründete er den Novellenalmanach »Sonnenblume«, den er zehn Jahre leitete.
     Er schrieb Dramen und wurde einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit. Unter anderem verfaßte er eine Biographie über die preußische Königin Luise. Seit 1849 war er auch Autor von Theaterkritiken für die »Kreuzzeitung«.

Aegidi, Ludwig Karl James
* 10. April 1825 in Tilsit
† 20. November 1901 in Berlin
Politiker, Jurist, Publizist

Als Freikonservativer gehörte A. 1867 dem Norddeutschen Reichstag an, war zwischen 1873 und 1893 Mitglied des preußischen Landtages und arbeitete von 1871 bis 1877 im Auswärtigen Amt. Seit 1871 wirkte er auch als Professor für Staats-, Völker- und Kirchenrecht an der Berliner Universität. Als Publizist trat er meist unter dem Pseudonym Ludwig Helfenstein auf. Nach der Reichseinigung zählte er zu den Anhängern Bismarcks.

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Ahlers-Hestermann, Friedrich
* 17. Juli 1883 in Hamburg
† 11. Dezember 1973 in Berlin
Maler

Der in Hamburg und Paris ausgebildete Maler arbeitete auch als Lithograph und Entwurfszeichner für Textilien. 1916 heiratete er die russische Malerin Alexandra Povorina. In Berlin lebte er von 1938 bis 1945 und von 1951 bis zu seinem Tod. 1949 erschien seine autobiographische Arbeit »Pause vor dem dritten Akt«. Er wurde 1956 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und 1962 mit dem Berliner Kunstpreis geehrt.

Ahlfen, Hans von
* 20. Februar 1897 in Berlin
† 11. September 1966 in Oberndorf/Neckar
Generalmajor des Heeres

1918 Kommandant der Panzerzüge der Division Ostsee, wurde A. 1937 ins Reichskriegsministerium kommandiert. Er war im Februar 1945 Kommandant von Breslau.

Alexander, Georg
* 3. April 1888 in Hannover
† 30. Oktober 1945 in Berlin
Schauspieler, Regisseur

Der Sohn des Schauspielers Georg Lüddekens, Werner Louis Georg Lüddekens, der sich Georg Alexander nannte, kam nach seiner Schauspielausbildung 1914 nach Berlin. Hier war er am Kleinen Theater und anderen Bühnen sowie beim Film beschäftigt.

In Stumm- und Tonfilmen verkörperte er meist den eleganten Charmeur. 1930 gründete er in Berlin die Alexander-Film-GmbH und spezialisierte sich auf Sportfilme; er hatte selbst Erfahrungen als Rennfahrer und Reiter.

Alexis, Willibald
* 29. Juni 1798 in Breslau
† 16. Dezember 1871 in Arnstadt
Schriftsteller

Georg Wilhelm Heinrich Häring, der als Schriftsteller unter dem Namen Alexis schrieb, kam im frühen Kindesalter mit seiner Mutter nach Berlin. Hier besuchte er das Friedrichwerdersche Gymnasium und studierte in Berlin und Breslau Rechtswissenschaft. Bereits als Referendar am Berliner Kammergericht schrieb er Balladen, Gedichte und Märchen. Nach dem Epos »Die Treibjagd« (1820) erschienen die ersten Romane, in denen Alexis zumeist noch Themen und Stil von Walter Scott kopierte. Bald jedoch rückten auf Brandenburg-Preußen bezogene Themen in das Zentrum seines Schaffens, so in seinen bekanntesten Romanen »Der Roland von Berlin« (1840), »Die Hosen des Herrn von Bredow« (1846) und »Ruhe ist die erste Bürgerpflicht« (1852). Er war zeitweilig in verschiedenen Redaktionen tätig, so 1848 in der »Vossischen Zeitung«. Gesundheitlich stark angeschlagen, zog sich A. Anfang der 50er Jahre ins thüringische Arnstadt zurück.

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Alt, Robert
* 4. September 1905 in Breslau
† 13. Dezember 1978 in Berlin
Pädagoge

Nach dem Studium der Soziologie, Philosophie und Pädagogik war A. von 1929 bis 1941 als Lehrer an Berliner jüdischen Volksschulen tätig. Zwischen 1941 und 1945 in Konzentrationslagern inhaftiert, widmete er sich seit 1945 dem Aufbau des Schulwesens und der pädagogischen Wissenschaft in Ostberlin. Von 1952 bis 1963 wirkte er als Institutsdirektor an der Pädagogischen Fakultät der Humboldt-Universität, deren Dekan er zwischen 1958 und 1961 war. Er gehörte als ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften in Ostberlin an.

Anker, Alfons
* 1. Dezember 1872 in Berlin
† 14. Dezember 1958 in Stockholm
Architekt

Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Charlottenburg arbeitete A. von 1924 an im Architektenbüro Luckhardt. Seine Leistungen als Architekt vollbrachte er gemeinsam mit den Brüdern Wassili und Hans Luckhardt. Neben den Wohnhäusern Heerstraße 161 und Am Rupenhorn 24 entstammen auch die in Skelettbauweise errichteten Häuser in der Schorlemmer Allee dieser Gemeinschaftsarbeit. In der NS-Zeit wurden diese Bauten als »entartet« eingestuft. Das Architektenbüro mußte seine Arbeit einstellen. A. emigrierte 1937 nach Schweden.

Antoine, Otto
* 22. Oktober 1865 in Koblenz
† 14. Juli 1951 in Unterruhlingen am Bodensee
Kunstmaler

A. schuf als impressionistischer Maler und Graphiker eine Vielzahl von Berlin-Themen. Ab 1890 war er in Berlin ansässig, hospitierte an der Kunstakademie Berlin und im Atelier von Franz Skarbina. Bekannte Bilder von ihm sind »Der Leipziger Platz« (um 1925) und »Der Potsdamer Platz« (um 1930).
     A. war Mitglied des Vereins Berliner Künstler.
     Seine Gemälde befinden sich u. a. im Besitz der Stadt Berlin und des Postmuseums (»Personenpost auf den Kanarischen Inseln«, 1905). Seine Werke waren auf den Großen Berliner Kunstausstellungen 1904 und 1906 zu sehen.

Apitz, Bruno
* 28. April 1900 in Leipzig
† 7. April 1979 in Berlin
Schriftsteller

Wegen Antikriegspropaganda geriet der gelernte Stempelschneider bereits 1917 in Konflikt mit den Behörden. Mit Beginn seiner literarischen Arbeit trat er 1927 in die KPD ein. Von 1934 bis Kriegsende war er ununterbrochen in Haft. Nach 1945 wirkte er zuerst als Dramaturg bei der DEFA, bevor er seit 1955 freischaffend wurde. 1958 erschien sein Roman »Nackt unter Wölfen«, die Geschichte der Rettung eines Kindes im KZ Buchenwald. Das erfolgreiche Buch wurde in 28 Sprachen übersetzt und von der DEFA verfilmt. 1961 wurde er Mitglied der Akademie der Künste in Ostberlin.

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Arndt, Georg
* 2. September 1874 in Berlin
† 9. August 1929 in Berlin
Mediziner

A. war zunächst als Chirurg tätig und fuhr danach als Arzt zur See. Durch Hospitationen in Genf, Paris und Bern spezialisierte er sich auf das Gebiet der Hautkrankheiten. 1906 assistierte er beim Ordinarius der Hautklinik der Charité Lesser, dessen Nachfolger er 1919 wurde. Als erster Dermatologe beschrieb er 1909 die Sporotrichose, eine chronische Pilzerkrankung im Hautgewebe.

Arnstein, Fanny Freifrau von
* 29. November 1757 in Berlin
† 8. Juni 1818 in Wien

Fanny A. stammte aus einer berühmten jüdischen Familie - ihr Vater Daniel Itzig war Münzmeister Friedrichs II. und Ältester der Berliner Jüdischen Gemeinde. Nach ihrer Heirat mit dem Bankier und schwedischen Generalkonsul Nathan Adam von Arnstein wurde sie durch ihre Salons bekannt. So führte sie während des Wiener Kongresses 1815 in Wien einen Salon, der zum Treff- und Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt wurde.

Aschheim, Selmar
* 1. Oktober 1878 in Berlin
† 15. Februar 1965 in Paris
Mediziner

Gemeinsam mit B. Zondek entwickelte der Gynäkologe A. die Urinschwangerschaftsdiagnose. Von 1912 bis 1935 war er Laboratoriumsleiter der Universitäts-Frauenklinik an der Charité. Wegen seiner jüdischen Herkunft war er gezwungen, 1937 nach Frankreich zu emigrieren. In der Folgezeit arbeitete er vorrangig auf dem Gebiet der Hormonforschung.

Austerlitz, Rose
* 9. Oktober 1876 in Magdeburg
† 28. Mai 1939 in Berlin
Schriftstellerin und Redakteurin

Die Tochter des jüdischen Schriftstellers Ferdinand Simon verbrachte ihre Kindheit in Wien, Berlin und Genf. 1899 heiratete sie in Prag den Schriftsteller Robert Austerlitz . In Berlin-Grunewald wirkte sie als Redakteurin der Frauenzeitschrift »Maja«. Bekannt wurde sie unter dem Pseudonym A. Rose mit ihren Romanen über die Berliner Boheme: »Cabaret Sphinx« und »Café Größenwahn«.

Averdieck, Georg Friedrich
* 8. März 1774 in Hamburg
† 27. Juli 1839 in Hamburg
Kaufmann, Unternehmer

Seit 1799 im Hamburger Handelshaus »Benecke Gebr. & Moller« tätig, wurde er nach fünf Jahren dessen Teilhaber. Im Dezember 1812 schuf er mit der »Berlinischen Feuer-Versicherungs-Anstalt« die erste Versicherungs-Aktiengesellschaft in Deutschland. Nach zwei Jahren wurde ihm jedoch die alleinige Bevollmächtigung für diese Gesellschaft aufgekündigt. Daraufhin kehrte er nach Hamburg zurück, wo er das Handelshaus »Averdieck & Co.« gründete und eine Handelsakademie ins Leben rief.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 9/1996
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