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Blütezeit und nußartigen Samen in bis zu 15 cm langen Fruchtständen.
     Unter den einheimischen Baumarten ist ihr Holz am schwersten. Es ist äußerst elastisch und daher als Spezialholz für stark beanspruchte Gebrauchsgegenstände geeignet. Sie ist im Tief- und Hügelland anzutreffen und bildet häufig Hecken und Gebüsche. Die Hainbuche wurde als Heckenpflanze genutzt, worauf der Name Hagebuche zurückgeht. Das althochdeutsche »Hag« bezeichnet ein durch eine Hecke begrenztes Stück Land. Begünstigt wurde ihre Nutzung als Heckenpflanze dadurch, daß sie sehr gut aus dem Stock ausschlägt und daher nach Rückschnitten wieder problemlos austreibt.
     Für Berliner Verhältnisse würde der in der Erklärung des Kuratoriums »Baum des Jahres« empfohlene verstärkte Anbau von Hainbuchen eine Rückkehr zum ursprünglich vorhandenen Waldbild bedeuten.
     Das Berliner Gebiet war von 1000 vor bis 1000 nach Christi zu gleichen Teilen von kiefernreichen Wäldern und Eichen-Hainbuchen-Wäldern bedeckt, die Hainbuche trat dabei sowohl in grundwassernahen Standorten wie grundwasserfernen Standorten auf. Die grundwassernahen Eichen-Hainbuchen-Wälder der Uferbereiche wurden durch die Siedlungsplätze der Slawen zurückgedrängt, aber die Wälder
Hainer Weißpflug
Hainbuchen in Berlin

Die Hainbuche ist Deutschlands Baum des Jahres 1996. Sie ist ein ökologisch sehr wertvoller, relativ genügsamer und recht widerstandsfähiger Baum, der auch unter den heutigen Bedingungen zur Verbesserung unserer Lebensumwelt beitragen kann. Die Hainbuche, auch Hagebuche genannt, liefert außerdem recht hartes Holz, Eisenholz im Volksmund, mit hohem Brennwert. Der derbe, grobe und feste Charakter dieses Holzes stand wohl Pate bei der Wortbildung »hanebüchen«, die für groben Unfug, Unsinn, derben Spaß usw. steht.
     Der Ursprung dessen liegt in hagebüchen (ältere Form), mittelhochdeutsch hagebüechin - Hagebuche, aus Hagebuchenholz gemacht - grob, derb.
     Die Hainbuche gehört zu den Birkengewächsen, die auf feuchten und nährstoffreichen Böden wächst. Als tiefwurzelnde Halbschattenbaumart mit bis zu 20 Meter Höhe steht sie häufig in Gemeinschaft mit Eichen, aber auch mit Buchen und Kiefern. Typisch für Hainbuchen sind graue glattrindige Stämme mit deutlichen Längsfurchen, ovale bis breit lanzettliche, doppelt gesägte Blätter, Kätzchen in der


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der Hochflächen mit ihren Hainbuchen blieben unberührt. Erst die Besiedlung durch die Germanen führte seit dem 10. Jahrhundert zu großräumigen Rodungen zunächst auf den Hochflächen mit ihren lehmigen und mergeligen Böden als bevorzugtem Ackerland. Mit der immer stärker um sich greifenden Waldzerstörung durch Rodungen zur Ackerlandgewinnung, Deckung des Brennholzbedarfs, Waldweide, Streunutzung, aldbienenzucht, Holzkohle- und Teergewinnung verschwand auch die Hainbuche aus den Wäldern Berlins. Die Entwicklung im industriellen Zeitalter mit seinem hohen Holzbedarf führte schließlich zu einem der Feldwirtschaft gleichenden Anbau von schnell wachsenden Holzarten, zur Monokultur von Kiefer und Fichte, zu gleichaltrigen Waldgebieten und Kahlschlagswirtschaft mit all ihren heute bekannten negativen Folgen.

Nur an wenigen Stellen in und um Berlin blieben Reste der ehemaligen Baumbestände erhalten. Hier findet man auch noch die Hainbuche. Überreste des feuchten Eichen-Hainbuchen-Waldes gibt es heute noch in den Wäldern nordwestlich Spandaus, im Bredowschen Forst, im Brieselang, im Falkenhagener Forst und am Liepnitzsee, in dem seit dem Frühjahr 1995 wieder Berlin gehörenden Lanker Forst.
     Aber auch in Berliner Parkanlagen, die ehemals Naturwälder waren, ist die Hainbuche heute anzutreffen.
     So in den Parkanlagen des Städtischen Klinikums Buch, im Schloßpark Charlottenburg, im Tierpark Friedrichsfelde, im Schloßpark Tegel, im Treptower Park und im aus feuchtem Hainbuchenwald und aus Erlenbruchwald entstandenen Tiergarten.
     


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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 9/1996
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